VW kriegt die Kurve…

Die Stammmarke VW des Volkswagenkonzerns hat die Talsohle verlassen. Auf dem deutschen Markt ist VW auch bei Elektroautos inzwischen das Maß aller Dinge. Bedingt durch die unveränderten Schieflagen in China und bei Porsche findet der Anstieg des Konzerns zu alter Größe aber sehr verhalten statt.

Imago/ Chris Emil Janßen

Aller Vorurteile zum Trotz, ist die Automarke VW in Europa ungeachtet aller Managementfehler voll wettbewerbsfähig, bei Elektroautos ist die Marke inzwischen der Platzhirsch. Der VW-Konzern ist zwar angeschlagen, aber besser als sein Ruf. VW war und ist in Europa eine Festung, im Hauptmarkt China allerdings auf dem Weg zum Zwerg und in USA nach wie vor kaum wahrnehmbar.

Noch im Herbst 2024 herrschte in Wolfsburg Chaos, brannte im „Showroom des VW Konzerns“ nur noch eine Lampe hell und zwar die über der Marke Skoda. Alle übrigen Lichter – über der Stammmarke VW, über Audi , über Porsche – waren zum Teil fast auf dunkel heruntergedimmt, nur Seat gab noch etwas mehr Helligkeit ab.

Selbstverschuldete Krise
VW ist besser als sein Ruf
All das hat sich zum Sommer 2025 hin bei VW grundlegend geändert: die Stammmarke des Volkswagen-Konzerns ist ins Rampenlicht zurückgekehrt. Sogar die Medien registrieren: “VW ist Platzhirsch auf dem deutschen E-Markt. Tesla will fast keiner mehr.

Bei Audi und Porsche dagegen wird weiterhin fieberhaft gegen den Gewinn- und Absatzschwund gekämpft, ohne dass bereits „mehr Licht“ erkennbar wäre.

Was hat sich seit Herbst 2024 im Stammhaus geändert?

Nur zur Erinnerung: Im September 2024 brach im VW-Konzern mit einer Pressekonferenz von CEO Oliver Blume das Chaos aus. Im Hauptmarkt China und bei Porsche schrumpften Absatz und Gewinne rapide, in Deutschland wollten die Kunden – wenn überhaupt – billige Elektroautos, die VW aber auch nicht hatte. Der von der grün-roten Politik und Klientel beschworene Aufschwung der Elektroautos blieb aus, und VW auf dem Diess-Erbe hoher Elektro-Überkapazitäten und leerer Fabrikhallen sitzen.

Mit der Folge: Die gewohnte Harmonie zwischen VW Geschäftsführung und Betriebsrat zerbrach, als Folge der von CEO Oliver Blume verkündeten scharfen Kostensenkungsprogramme wurden Löhne gekürzt, Arbeitsplatzgarantien eingestampft, mussten 30.000 Mitarbeiter gehen, sollten bis zu drei Werken stillgelegt werden. Erstmals seit vielen Jahren wurde bei VW wieder gestreikt, Tohuwabohu allerorten.

Bei Porsche und Audi, beide ebenfalls strategisch fehlgeleitet und vom Elektro-Desaster und China-Einbruch überrollt, sah es nicht besser aus.

[inner_post2] Der große strategische Fehler von Ex-CEO Herbert Diess und Kollegen im VW Management war, dass benebelt vom Hype um das Elektroauto und dessen Siegeszug in China sowie verführt durch den Höhenflug von Tesla, ganze Verbrennerwerke wie Emden und Zwickau komplett auf E-Autos umgestellt worden waren. Für diese Werke hatte man weder selbst ein passendes Produkt-Angebot, noch war generell eine Kundennachfrage vorhanden. Eine völlige Fehldisposition.

Doch siehe da, Not macht erfinderisch. Der VW Vorstand machte sich beherzt ans Werk, stampfte geplanten E-Modell-Firlefanz ein und brachten statt dessen – teils gegen den Willen seiner Experten aus dem Vertriebs – neue und plötzlich gefragte E-Modelle wie den ID.7 Tourer auf den Markt, senkten die Kosten und erhöhten die Effizienz. Und die Gerwerkschaften zogen mit. Ihre mühsame Arbeit zeitigte Erfolge – wobei der Markt natürlich auch mitspielte. Und die China-Wettbewerber mit den vielen angedrohten billigen, kleinen Elektro -Autos bisher in Deutschland noch nicht Fuß gefasst haben. Und der „große Verführer“ Tesla , bisheriger Leitstern am Elektroauto-Himmel, ohne fremdes Zutun sich von sich aus selber zerlegte.

Ergebnis: die Automarke VW hat in den letzten Monaten wieder in die Erfolgsspur zurückgefunden. Inzwischen dominiert VW den deutschen wie den europäischen Elektroauto- Markt – so wie seit eh und jeh bei den Verbrennern.

Volkswagen (VW) war und ist in Europa die Nr. 1 auf dem Automarkt

Das folgende grundsätzliche Indikatoren:

  • In der Europäischen Union (EU) weist der Marktanteil des Volkswagen Konzern als Ganzes trotz chinesischer Konkurrenz einen weiter steigenden Trend auf, in 2024 lag er bei 26,3 %. Der Anteil der Marke VW hatte an den gesamten Neuwagenzulassungen in der EU schwankte in den letzten Jahren zwischen 10 bis 12 %, in Deutschland liegt er grosso modo stets bei 40 %.

 

  • Wie dominant der VW-Konzern auf seinem Heimatmarkt Deutschland ist, zeigt sowohl auch ein Vergleich auf der reinen Markenebene, wie auch nach Marktsegmenten. Nach meistverkauften Marken gehen laut KBA-Statistik die Plätze eins, drei, vier, und fünf an Wolfsburger Konzernmarken, allen voran die Stammmarke VW. Nach unterschiedlichen KBA-Marktsegmenten wird jeweils die Position Nr. 1 in der Hälfte der Segmente (ohne Wohnmobile)von Marken des VW Konzerns besetzt.

 

  • Bei batterieelektrischen Fahrzeugen (BEV) hält der Volkswagen Konzern an den Neuzulassungen in Europa einen Marktanteil von rund 26 %. Er ist damit inzwischen auch in diesem Segment Marktführer, der ehemalige Marktführer Tesla liegt weit zurück.

 

  • Die eindrucksvollsten Erholungstendenzen weist VW in Deutschland auf dem BEV-Markt auf. Nach den neusten Zahlen des Kraftfahrzeugbundesamtes (KBA) konnte der VW-Konzern mit 46 % seinen Marktanteil im ersten Halbjahr massiv gegenüber der Konkurrenz erhöhen. Zum Vergleich: Vor einem Jahr lag der Anteil der aller VW-Unternehmen zusammengerechnet noch bei knapp 32 %.
Fast jedes zweite neu zugelassene Elektro-Auto in Deutschland stammt von VW selber oder einer seiner Tochtergesellschaften

Da VW sein E-Auto-Programm (BEV, PHEV, Range Extendern) in den kommenden zwei Jahren mit kleinen und preiswerten E-Auto erheblich verbreitern will, dürfte sich dieser Trend fortsetzen. Ausruhen auf diesen Lorbeeren darf VW sich aber nicht. Das Wettbewerbsunheil schreitet erfahrungsgemäß schnell.

Tesla macht’s vor. Der einstige amerikanische Weltmarktführer von Elon Musk stürzte im ersten Halbjahr 2025 gegenüber dem Vorjahr – weiter – um etwa 60 % ab. War Tesla in der Ägide von Ex-CEO Herbert Diess noch das große VW-Vorbild und vor einem Jahr mit knapp 12 % Anteil am E-Markt noch die Nummer zwei, so fiel die Pionier-Marke inzwischen auf Rang acht (3,6 % )zurück. Weit hinter BMW (incl. Mini + Rolls Royce) auf Rang 2 mit 11 %.

So erfreulich für den VW-Konzern die Markterfolge im Heimatmarkt Europa auch sind, ohne die Rückeroberung von China – Experten zweifeln grundsätzlich daran – oder Absatz Zuwächse in den USA dürfte der Volkswagen-Konzern kaum zur alten Stärke zurückfinden.

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Kommentare ( 8 )

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Nibelung
17 Tage her

Das Sprichwort, was der Bauer nicht kennt das „frißt“ er nicht, trifft nahezu für alle Deutschen zu, die sich mit überhöhten Preisen und sonst keinerlei Vorteilen über den Leisten ziehen lassen und das hat bei uns System um dann gleichzeitig mit der gebotenen Sparschwein-Mentalität überall dort einzusparen, was sie vorher im Unverstand beim Autokauf ausgegeben haben und das gleiche trifft für das Bauwesen zu, wo man für die Ewigkeit baut, obwohl man maximal 60 Jahre in der neuen Hütte lebt und danach nichts mehr zu verlieren hat. Beide Gewerke wären auch sinnvoller und preiswerter zu bewerkstelligen, wäre da nicht die… Mehr

Peterson82
17 Tage her

Die Softwareentwicklung von VW ist eine absolute Katastrophe, eine eigene deutsche Entwicklungsabteilung die auf Weltrangliste mitspielt? Fehlanzeige. Die damals versprochenen Over the Air Updates bei ID.3 / ID.4? Geschichte. Sammeln von Telemetriedaten durch Kameras und Lidar für zukünftiges autonomes Fahren? Fehlanzeige.
Eigene Batteriezellenentwicklung und Fertigung? Nicht vorhanden. VW kann (einigermaßen) gute Autos bauen. Spaltmaße und Fahrwerk passen. Aber ob die Kunden von morgen damit allein zufriedne sind? Der Asiate ist es schon jetzt nicht mehr. Der baut selbst. Und das viel günstiger.

Klarofix
17 Tage her

E-Autos werden mittel und langfristig Verbrenner verdrängen und die Chinesen werden uns ihre Autos verkaufen. In Deutschland wird die PKW-Produktion in zehn Jahren für den breiten Markt sicherlich nicht mehr stattfinden.

NickiNeuland
17 Tage her

Die Mietwagenfirmen sind doch aus dem E-Auto Markt ausgestiegen, weil die Wiederverkaufspreise unterirdisch schlecht sind. Mieten wollte die Dinger auch niemand, die wurden höchstens als Upgrade akzeptiert. Und das dicke Ende kommt erst noch: Wenn die E-Autos in die Jahre kommen, häufen sich die Probleme. Unrentabele Wiederinstandsetzung, wenn die Batterien verbraucht sind und praktische Unverkäuflichkeit auf dem Gebrauchtwagenmarkt. Und wo gehen die ganz alten Karren denn hin? Richtig: Nach Afrika. Gibt’s da eine Infrastruktur für E-Autos? Wohl kaum. Aber die Quekse im VW Vorstand machen in der falschen Richtung weiter, im Glauben an die Klima-Ideologie und ihren Fortbestand. Unvermeidlich wird… Mehr

Aegnor
18 Tage her

„im Hauptmarkt China allerdings auf dem Weg zum Zwerg und in USA nach wie vor kaum wahrnehmbar“ Ja – und das ist das Problem. Denn in Europa wird sich in naher Zukunft bald privat keiner mehr einen VW leisten können – schon gar keinen BEV. Und das blühende Dienstwagengeschäft wird angesichts der Habeck-Merz-Rezession und dem andauernden Exodus der deutschen Wirtschaft bald ein Ende finden. Sowohl bei meinem jetzigen AG, als auch meinem vorherigen bekommen nur noch altgediente Kollegen (alle Ü50) mit alten Verträgen Dienstwagen. Die neu(er)en Kollegen nicht, bzw. nur noch auf höherer Management-Ebene, ab Gruppenleiter. Sobald diese alten Kollegen… Mehr

JoergJ.
19 Tage her

Sicherlich jede Menge Zulassungen auf eigene Rechnung des Konzerns und seiner Autohäuser enthalten.

Ohanse
19 Tage her

Ab wieviel verkauften E-Karren geben die ein Pferd als Zugabe? Wie gesagt, der Strom reicht nicht für alle und alles.

Peterson82
17 Tage her
Antworten an  Ohanse

natürlich nicht. Wir haben derzeit ständig Blackouts wegen der Wallboxen /ironieoff