Grüne Transformation: Deutsche Traditionsunternehmen im Würgegriff der Ideologie

Die radikale grüne Transformation wird für die deutsche Wirtschaft zur existenziellen Belastungsprobe. Statt Innovation und Wachstum bringt die erzwungene Umstellung Stellenabbau und Werksschließungen mit sich.

picture alliance/dpa | Uwe Anspach

Die deutsche Automobilindustrie steckt in einer tiefen Krise. Der erzwungene Wandel hin zur E-Mobilität erweist sich als existenzielle Belastung für die Branche. Deutsche Elektroautos verkaufen sich international schlecht – ihr Preis-Leistungs-Verhältnis kann mit der Konkurrenz aus China nicht mithalten – und auch auf dem deutschen Markt bricht die Nachfrage nach E-Autos ein.

Die Folge: Alle großen deutschen Hersteller, von VW über Mercedes, BMW und Porsche bis hin zu Audi, mussten im vergangenen Jahr Umsatzeinbußen hinnehmen. Das trifft auch die Zulieferer, deren wirtschaftliche Lage direkt an den Erfolg der Autobauer geknüpft ist.

Besonders bei Continental zeigt sich das Ausmaß der Krise. Während die Bereiche Reifen und ContiTech (Industriesparte) solide laufen, befindet sich die Automotive-Sparte in einer Schieflage. Der Konzern zieht nun erneut die Notbremse: Bis Ende 2026 werden weltweit 3.000 Stellen in Forschung und Entwicklung gestrichen, davon 1.450 in Deutschland. Schon 2023 hatte Continental angekündigt, in der Autosparte 7.150 Stellen abzubauen. Diese Maßnahmen stehen im Zusammenhang mit der beabsichtigten Neuausrichtung des Konzerns, die eine Abspaltung der Automotive-Sparte vorsieht.

Auch ZF Friedrichshafen, ein weiteres Schwergewicht der Zulieferindustrie, läutet 2025 mit radikalem Stellenabbau ein: Bis zu 14.000 Arbeitsplätze stehen auf der Kippe. Neben der Absatzkrise in der Automobilbranche kämpft der Konzern mit einem erdrückenden Schuldenberg, der ihn zu diesen drastischen Sparmaßnahmen zwingt. Die finanzielle Last rührt vor allem aus den teuren Übernahmen von Zulieferern wie TRW und Wabco her. Während dringend benötigte Investitionen in Forschung und Entwicklung ausbleiben, muss ZF jährlich Hunderte Millionen Euro an Zinsen zahlen.

Chemieindustrie wankt: BASF muss heftige Einschnitte hinnehmen

Auch die Chemiebranche bekommt die Folgen der grünen Wirtschaftspolitik mit voller Wucht zu spüren – allen voran BASF, der größte industrielle Gaskonsument Deutschlands. Allein der Standort Ludwigshafen verschlingt jährlich so viel Gas wie die gesamte Schweiz. Besonders die politisch motivierte Einstellung russischer Gaslieferungen durch die Bundesregierung war für den Konzern ein schwerer Schlag. Die Geschäftszahlen sprechen eine klare Sprache: Der Umsatz brach von 87,3 Milliarden Euro im Jahr 2022 auf 68,9 Milliarden Euro im Jahr 2023 ein.

Doch damit nicht genug. Auch wenn sich der Gaspreis mittlerweile wieder dezent erholt hat, stehen weitere Belastungen bevor. Die CO2-Besteuerung auf Basis des Europäischen Emissionshandels setzt Unternehmen wie BASF zusätzlich unter finanziellen Druck. Der Emissionshandel folgt einer simplen Logik: Jede Tonne CO2-Ausstoß muss mit Zertifikaten bezahlt werden, die auf dem freien Markt durch Angebot und Nachfrage geregelt werden. Diese werden von der EU jedoch künstlich verknappt. Während die Nachfrage besonders durch die energieintensive Industrie hoch bleibt, sinkt das Angebot, was die Preise für Emissionszertifikate in die Höhe treibt. Die Nutzung fossiler Energieträger wird dadurch verteuert.

Die Konsequenz: BASF muss einen drastischen Sparkurs fahren. Bis spätestens 2028 soll ein Siebtel der Anlagen in Ludwigshafen stillgelegt werden – Ziel ist es, bis 2026 eine Milliarde Euro einzusparen. Bereits jetzt wurden die Ammoniak-, Methanol- und Melaminanlagen am Stammwerk veräußert.

Nun trennt sich BASF im Rahmen seiner Notstrategie auch von der Farbensparte, die für 1,15 Milliarden Dollar an den US-Konzern Sherwin-Williams verkauft wird. Rund 1.000 Arbeitsplätze sind betroffen. Zudem soll die Agrarsparte abgespalten und als eigenständiges Unternehmen an die Börse gebracht werden. Während Brüssel weiter an seinen Klimazielen festhält, zerlegt sich die deutsche Industrie.

Bosch: Wasserstoff-Strategie wird gestrichen

Bosch bleibt von der wirtschaftlichen Schieflage ebenfalls nicht verschont. Seit über einem Jahr verkündet der Technologiekonzern immer wieder Stellenstreichungen. Bis 2032 könnten weltweit über 12.000 Jobs wegfallen, davon allein 7.000 in Deutschland. Besonders betroffen ist die Zuliefersparte, aber auch in anderen Bereichen wie der Werkzeugsparte werden Arbeitsplätze gestrichen.

Nun folgt der nächste Einschnitt: Bosch zieht sich aus der einst so vielversprechenden Wasserstoffstrategie zurück. Noch vor wenigen Jahren als zukunftsträchtiges Projekt gefeiert, wird sie jetzt im Rahmen der Sparmaßnahmen zusammengestrichen. 550 Beschäftigte in Deutschland sind betroffen. Seit 2018 hatte Bosch mit dem Unternehmen Ceres Power bei der Entwicklung stationärer Brennstoffzellen kooperiert. Doch nun folgt der Rückzug: Die Mehrheitsbeteiligung an Ceres Power soll ebenfalls abgestoßen werden.

Die fatale Kombination aus ideologisch getriebener Energiepolitik, massiver Bürokratisierung und wirtschaftlicher Fehlsteuerung hinterlässt in der deutschen Industrie eine Spur der Verwüstung. Traditionsunternehmen wie ZF, Continental, BASF und Bosch müssen radikale Sparmaßnahmen ergreifen, Standorte verkleinern und Tausende Arbeitsplätze streichen. Statt einer nachhaltigen Transformation erleben wir eine planwirtschaftliche Deindustrialisierung, die selbst große Global Player in die Knie zwingt.

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Kommentare ( 29 )

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Biskaborn
21 Tage her

Waren und sind es nicht gerade die Großkonzerne die Habeck feiernd hinterherlaufen bzw. hinterhergelaufen sind die Energiewende feiern und das Klima retten wollen? Bizarr das Ganze! Sie hätten als Erste Habeck in seinem Wahn stoppen können, haben sie es gemacht oder versucht? Natürlich nicht!

BK
19 Tage her

In Deutschland Geld zu verdienen, ist eine ziemlich schwierige Aufgabe. So bei vielen Dax-Konzernen, die hoch verschuldet, mit mäßigem Eigenkapital arbeiten und unter dem Strich einstellig Prozentbeträge erwirtschaften. Mehr oder weniger arbeitet man am Limit, um seine Schulen zu bezahlen, das Personal, die Sozialkassen zu bedienen, Steuern zu zahlen, Versicherungen abzuschließen, bürokratische Statistiken zu erstellen und Zertifikate zu erwerben. Kommen dann noch Abschreibungen hinzu, in denen sich frühere Fehlentscheidungen rächen, gibt es Absatzprobleme, geht die Wirtschaft allgemein den Bach hinauf, braucht es nur noch einen fähigen Wirtschaftsminister. Auf jeden Fall war es ein langer Weg, den Politik und Wirtschaft gemeinsam… Mehr

Michael W.
22 Tage her

BASF ist ganz weit vorne mit dabei, wenn es um grünes Geschrei geht. https://www.basf.com/global/de/who-we-are/change-for-climate/a-green-engine-for-chemistry Die wollen einen Steam Cracker mit Strom beheizen. Wo der her kommen soll erklären die aber nicht. Den kann man nämlich nicht einfach so abschalten, es dauert Tage, um das Ding wieder produktiv zum Laufen zu kriegen. Die Demoanlage verarbeitet 4 t Rohmaterial pro Stunde. Der aktuelle Cracker verarbeitet 228 t/h, 57 mal soviel! Der Cracker muss auf konstant 850°C erhitzt werden. Wie das bei einer derart rießigen Anlage gehen soll, wissen die vermutlich selbst nicht. Heizen mit Strom ist vier Mal so teuer wie mit… Mehr

Britsch
22 Tage her

Irre, aller Orten vergleichbar wie bei Gas und Öl Ich erinnere. in Deutschem Boden sind große Mengen Öl und Gasvorkommen vorhanden. Durch Fracking könnte dieses gefördert werden. Man hätte Einfluß, das Fracking schonend angewendet wird. Dies ist in Deutschland aber verboten. Also kaufen die Gleichen die auch schonendstes Fracking in Deutschland verboten haben Öl und Gas aus anderen Ländern das dort mit keineswegs schonendem Fracking gefördert wird. Dann muß das Ganze mit Tankern, Schiffen noch aufwendig nach Deutschland gekarrt werden. Von den dadurch hohen Preisen welche die Verbraucher bezahlen müssen ganz zu schweigen. So werden halt viele Firmen in Deutschland… Mehr

Michael W.
22 Tage her
Antworten an  Britsch

Quatsch, das bischen Öl und Gas wird doch schon tröpfenchenweise seit 50 Jahren gefördert. Ist schon fast alles verbraucht.

Britsch
21 Tage her
Antworten an  Michael W.

Bei solchen Aussagen zu dem was ich geschrieben habe, empfehle ich sich näher/beser zu informieren

Haba Orwell
22 Tage her

> Allein der Standort Ludwigshafen verschlingt jährlich so viel Gas wie die gesamte Schweiz.

Da man eh den Donbas wiederaufbauen muss, könnte man gleich die Produktion dorthin verlegen, in Gas-Nähe – Problem gelöst. Die Michels in Ludwigshafen könnten sich dann hauptberuflich mit dem dort prioritären CO2-Sparen befassen.

bkkopp
22 Tage her

Wenn nicht zehntausende Angestellte und kleine Zulieferer am meisten betroffen wären, dann wäre man geneigt der BASF-Wintershall zuzurufen : Selber schuld !. Auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht hat der Vorstand viel zuwenig auf die Einseitigkeit der Gasversorgung aus Russland geachtet, und, weil man bei der BASF viel mehr von “ Gas/Gazprom/Russland“ verstand als ein normaler Politiker könnte, auch die Politik darin bestärkt, dass die einseitige Abhängigkeit kein Problem sei. Deswegen haben Maaß/Heusgen bei der UNO gelacht – sie waren nicht alleine im kapitalen Irrtum. Bei BASF hat man auf der Ebene von AR und Vorstand skeptische Stimmen schon über Jahre beiseite… Mehr

Michael W.
22 Tage her
Antworten an  bkkopp

Auch in RLP wurde Gas gefördert. Insgesamt das, was aus Russland in einem Monat kam. Die förderbare Gasmenge in D ist nur ein Witz, ein Tropfen auf den ahißen Stein.

Werner Geiselhart
22 Tage her

Man muss es immer wieder sagen, wie begeistert damals das deutsche Top-Management von einem Minister Habeck war, wie man den konfusen Reden des Gottgleichen gelauscht und nach den versprochenen Subventionen gegiert hat.
Dabei hätte man sich doch besser das Parteiprogramm der Grünen angeschaut als sich auf woken Manager-Seminaren und dem WEF das Gehirn waschen zu lassen und sich danach gut zu fühlen.
Wenn’s nicht so fürchterliche Folgen für die Nation hätte, käme ja eine gewisse Schadensfreude auf, aber so bleibt einem nur der Bissen im Hals stecken.

Michael W.
22 Tage her
Antworten an  Werner Geiselhart

Subventionen

Genau das wollten die haben, der Rest und wie und warum und wie es dann weitergeht, war denen komplett egal. Manager eben.

GP
22 Tage her

Die Deutsche Wirtschaft wird von MINT-Versagern in Politik und Leitmedien an die Wand gefahren. Der Schlafmichel bemerkt das Unheil erst wenn es kracht, so wie immer, mitmachen ohne zu verstehen wohin die reise wirklich geht…

twsan
22 Tage her

Auch wenn ich mich zum x-ten Mal wiederhole:
Strom komme aus der Steckdose, Geld von der Bank und Gemüse aus dem Supermarkt.
So denken 80% der deutschen Wähler – und damit dürfte alles gesagt sein.

Mausi
22 Tage her

„Wir“ haben ganz andere Probleme. Industrie? Lachhaft… „Die“ Medien hüllen uns in rosarote Rauchwolken. Und ist die Schuldenbremse erstmal gelöst, wird alles gut. Versprochen.

Donostia
22 Tage her

Die Grünen sind jetzt weg vom Futtertrog. Die SPD möchte das Spiel weiter treiben. Der Schaden ist enorm und wird noch weiter zunehmen. Diese Politik der letzten 20 Jahre unter CDU und Ampel ist nicht so leicht abzustreifen. Eigentlich braucht es einen Trump oder Milei der radikal aufräumt. Bei nur einfacher Kosmetik wird es weiter bergab gehen. Wenn sich die CDU weiter als Machterhalt grünroter Politik vor den Karren spannen lässt dann wird in 4 Jahren die AfD das Ruder übernehmen. Irgendwann überzeugt die Deindustrialisierung auch die Woken nicht mehr, wenn am Ende des Geldes noch sehr viel Monat übrig… Mehr

jopa
22 Tage her
Antworten an  Donostia

Was soll die AfD in 4 Jahren machen, wenn die Wirtschaft kaputt und der Staat pleite ist? Da bleibt nur die extrem unbeliebte Rolle als Konkursverwalter. Ich würde da die Finger weg lassen. Sollen die die Suppe auslöffeln, die die eingebrockt haben.

Michael W.
22 Tage her
Antworten an  jopa

Zumal die links-grüne Verwaltung und die links-grünen Richter ja immer noch da sind. Wie in den USA, wo die Gerichte dem Trump das Regieren wie schon beim ersten Mal zur Hölle machen.