EU und USA: Was sieht das Handelsabkommen im Einzelnen vor?

Am 27. Juli 2025 einigten sich die Vereinigten Staaten und die Europäische Union auf ein umfassendes Handelsabkommen, das den bilateralen Warenaustausch neu regelt und drohende Strafzölle abwendet.

IMAGO / NurPhoto

Kern des Handelsdeals zwischen den USA und der EU ist ein pauschaler US-Zollsatz von 15 Prozent auf nahezu sämtliche Importe der EU. Dazu zählen auch Produkte der Automobilbranche, Pharmagüter und Halbleiter.

Die ursprünglich angedrohten 30 Prozent Strafzölle konnten mit diesem Vertrag abgewendet werden. Einzelne Sektoren wie die Luftfahrt, bestimmte Chemieprodukte, Agrarprodukte und Rohstoffe wurden von den Zöllen beiderseits ausgeklammert. Hier gilt das Prinzip „zero for zero“. 

EU reduziert Zölle weitgehend

Die Europäische Union hat sich dazu verpflichtet, bestehende Zölle weitestgehend abzubauen. Vor der temporären Einführung von Gegenzöllen auf US-Waren in Höhe von 10 Prozent lag der durchschnittliche Zollsatz, den die Europäische Union im US-Handel erhob, bei etwa 1 Prozent. Auch dieser wurde mit dem Abkommen am Sonntag größtenteils eliminiert. 

Stahl, Aluminium und Kupfer hingegen bleiben auf beiden Seiten mit Strafzöllen von bis zu 50 Prozent belegt. Allerdings sieht der Deal für den Bereich Stahl und Aluminium ein Quotensystem vor. Innerhalb eines definierten Kontingents werden reduzierte oder keine Zölle erhoben. Überschreitet der Import dieses Volumen, greifen die Zölle in voller Höhe von 50 Prozent. 

Nebulös bleibt der Bereich der nichttarifären Zollregelungen. Die gegenseitige Anerkennung von Standards wird vorangetrieben, technische und nicht-tarifäre Handelsbarrieren (zum Beispiel bei Lebensmitteln, regulatorische Auflagen für SMEs) sollen abgebaut werden.

USA verpflichten EU zum Energieimport

Neben der neuen Zollrichtlinie verpflichtet sich Brüssel, bis 2028 US-Energieprodukte im Wert von 750 Milliarden Dollar zu importieren. Zudem hat sich die EU zu Direktinvestitionen in den Standort USA verpflichtet. 600 Milliarden Dollar – vornehmlich in Hightech- und Fertigungssektoren – sollen in den kommenden Jahren in den Staaten investiert werden. Auch ein nicht näher bezifferter Umfang an Rüstungsimporten wurde vereinbart. 

US-Zollpolitik
Ursula von der Leyens Deal schadet dem Bürger – und mehrt ihre eigene Machtfülle
Beide Seiten verständigten sich auf Zollfreiheit für elektronische Übertragungen. Die EU verzichtet zudem auf die Einführung sogenannter Netzgebühren und erkennt die Bedenken der US-Regierung im Bereich der Regulierung digitaler Plattformen an. Was das im Detail für die Zukunft des Digital Services Act (DSA) bedeutet, werden wir abwarten müssen. Es ist aber davon auszugehen, dass die politische Führung im Weißen Haus die invasive Politik gegen amerikanische Firmen wie X, Meta oder Microsoft nicht widerspruchslos akzeptieren wird.

Umstritten bleibt die Zukunft der Klimaregulierung. Sie ist das Herzstück des europäischen Protektionismus. Die Amerikaner haben in den vergangenen Monaten klargestellt, dass sie sich aus diesem regulatorischen Rahmenwerk verabschieden und auf einen deregulierten Energiemarkt setzen. Die deutliche Asymmetrie der Macht, die im vorliegenden Vertragswerk ihren Ausdruck findet, deutet darauf hin, dass die Zeit der maximalen Klimapolitik Brüssels abgelaufen ist und dass es auch in diesem Bereich zu entscheidenden Veränderungen kommen wird.

Was der Deal für Deutschland bedeutet

Der diplomatischen Erleichterung über die Abwendung eines möglichen Handelskriegs steht in Deutschland allerdings die Sorge entgegen, dass Schlüsselbranchen wie die Automobilindustrie, die Chemie, der Maschinenbau und Pharma durch neuen Wettbewerb aus den USA in Zukunft noch stärker unter Druck geraten werden. Bereiche wie Stahl, Aluminium und Rüstung bleiben nach wie vor stark belastet, zum Teil mit dem Zollhöchstsatz von 50 Prozent.

Bundeskanzler Friedrich Merz bezeichnete den Deal als gut, wies aber auch darauf hin, dass der Preis der Einigung zulasten der deutschen und europäischen Wirtschaft gehe.

Das Institut für Weltwirtschaft in Kiel (IfW) bestätigt die Befürchtung des Bundeskanzlers. Laut aktuellen Berechnungen könnte das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) durch die erhöhten Zölle im ersten Jahr um weitere 0,15 Prozent schrumpfen. Das entspricht einem volkswirtschaftlichen Verlust von rund 6,5 Milliarden Euro.

In einer dynamischen Kalkulation wird man in den kommenden Jahren erfassen müssen, wie schnell deutsche Unternehmen ihre Produktion in die USA verlagern, um der Zollbarriere zu umgehen. Die Kapitalbewegung aus Europa in die USA, die derzeit im Jahr etwa 110 Milliarden Euro beträgt, wird sich weiter beschleunigen. 

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Kommentare ( 22 )

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Nibelung
8 Tage her

Hier sieht man in aller Deutlichkeit das Zusammenspiel der politischen Kräfte und trotz miserablem Abschluß schweigt man aus den Nationalstaaten heraus, obwohl die EU selbst nur von deren Zuschüssen lebt und sie dieses katastrophalen Ergebnis bezahlen müssen und wir Deutschen den Hauptanteil tragen müssen, was ja noch zur Verteilung ansteht und die Dümmsten vorne stehen um die Verpflichtungen in der Hauptsache zu übernehmen. Das alles ist doch nicht mehr normal, wenn es um diese erkennbaren Schwächen geht und Merzen`s Versuch es noch schön zu deuten ist der Abgrund politischer Unfähigkeit und Trump ist der eindeutige Sieger und läßt sie noch… Mehr

W aus der Diaspora
8 Tage her

Was bitte auch nicht vergessen werden sollte, alle Zolleinnahmen der EU gehören Brüssel, also fließen in den Haushalt der EU. Wenn nun diese Einnahmen geringer werden, wird das Manko garantiert ersetzt werden, die EU wird nicht sparen!
Also wird Deutschland selbst ohne Uschies Größenwahn von einem Billion-Haushalt, mehr in die EU zahlen müssen.

Enrico
8 Tage her

Also für „unsere“ Protagonisten und Politiksimulationsdarsteller in Berlin könnte das alles nicht besser laufen. Leider. Das muß das Fingerpointing-Paradies sein, von dem immer alle Fingerpointer schwärmen.
Bei all dem wirtschaftlichen Niedergang kann nun noch ein weiteres Schuldungetüm hervorgekramt werden:
Die von Trump initiierten US-Zölle sind der Grund für die Rezession.
So wirds geschrieben stehen, zu hören und zu sehen sein (min. jede volle Stunde in der Geschlossenen… Anstalt).
Einspruch abgelehnt!

Edwin
7 Tage her
Antworten an  Enrico

Auch die Umkehr der Schuldzuweisungen wird nichts daran ändern, dass die EU und insbesondere Deutschland vor dem Untergang stehen. Zahlen werden das nicht die superreichen Eliten, sondern die Mittelschicht, von denen heute noch viele irrtümlich glauben, dass sie zu diesen unantastbaren Eliten gehören. Das Erwachen für diese wird brutal! Aber, man muss es leider so sagen, anders wird es keine Veränderung geben. Ja wir stehen vor einem Krieg, allerdings nicht mit Russland, sondern vor einem Bürgerkrieg.

Last edited 7 Tage her by Edwin
Memphrite
9 Tage her

750 Mrd für Energie und 600 Mrd. „Investitionen“ sind heiße Luft. Solange die EU nicht direkt Energie einkaufen kann oder 600 Mrd. irgendwo „investieren“ kann, ist das alles Show.
Woher sollen die 600 Mrd. kommen? Italien, Spanien Frankreich oder Deutschland? Es gibt kein Budget es gibt nix außer Absichtserklärungen und „Heißer Luft“.
Am Ende bedeuten die 15% Zölle weniger Wirtschaft in der EU was weniger Steuern, weniger Geld bedeutet. D.h. am Ende müsste die EU, wie das Deutsche Reich in 1920er, seine Tribute mit der Druckerpresse bezahlen. ISt gut ausgegangen oder?

Kassandra
8 Tage her
Antworten an  Memphrite

VdL setzt wohl ohne Absprache auf Investitionen europäischer Unternehmer in den USA – die dann halt hier Arbeitsplätze abbauen und dort welche zur Verfügung stellen werden.
Kapitalflucht von der schönsten Seite – und vor den Augen aller – aus Ländern, dem Untergang geweiht – dahin, wo „the best days are yet to come“.

bkkopp
9 Tage her

Am “ spannendsten“ sind die $ 750 Mrd. Energiekäufe der EU, und die $ 600 Mrd. an EU-Investitionen in den USA. Derzeit wird es von den USA so dargestellt, dass die EU-Kommission, in der Person ihrer Präsidentin UvdL, überhaupt in der Lage wäre, derartige Verpflichtungen einzugehen und die diktatorische Macht hätte, die privaten Unternehmen, die kaufen und investieren, auf Staats-EU-Kommado dazu verpflichten könnte entsprechend zu handeln. Praktisch wird es sich in beiden Fällen um Wunschvorstellungen handeln, die heute von Trump als “ Deal“ in sein Schaufenster gestellt werden. Es muß der größte “ Deal“ aller Zeiten sein.

BK
9 Tage her

Das war ein Diktat und hatte mit Verhandlungen nichts zu tun. Allerding muss sich in der EU niemand beschweren, weil diese kein Staat ist und keine Verfassung hat. Außerdem sind in den EU-Ländern die Mehrwertsteuersätze deutlich höher, als 15 %. Das heißt dann nur Einfuhrumsatzsteuer, also 19 %, was nach Deutschland geliefert wird und wird vom Importeur gezahlt, der die Rechnung an die Verbraucher weitergibt. Und wer hätte es gedacht, trotz hoher Märchensteuer, kommen selbst die Musterknaben aus Deutschland mit ihren Steuereinnahmen nicht zurecht und kriegen keinen Haushalt ohne Neuverschuldung hin. Das würde auch nicht gelingen, wenn es 2.000 Milliarden… Mehr

Teiresias
9 Tage her

UvdL hat der EU ein billionenschweres Leistungsbilanzdefizit eingehandelt.
Das ist Versaille ohne Krieg.
Die Deindustrialisierung wird beschleunigt.
Die USA drücken uns ihre Petrodollar-Schulden aufs Auge und exportieren Inflation.
Dafür dürfen wir für die USA mit US-Waffen Stellvertreterkriege führen und bezahlen.
Schlimmer geht es nicht.

alter weisser Mann
9 Tage her

„verpflichtet sich Brüssel, bis 2028 US-Energieprodukte im Wert von 750 Milliarden Dollar zu importieren. Zudem hat sich die EU zu Direktinvestitionen in den Standort USA verpflichtet. 600 Milliarden Dollar – vornehmlich in Hightech- und Fertigungssektoren – sollen in den kommenden Jahren in den Staaten investiert werden.“ Warum kommen da keine exakte Angaben (gern auf Jahresscheiben) und Vergleiche zum Ist-Zustand? Da muss man wohl doch Handelsblatt o.ä. lesen. Da steht dann wenigstens, dass die EU heute jährlich ca. 490 Mrd. USD Energieimporte tätigt, davon 75 Mrd. aus USA. Da können wir ja froh sein, wenn Katar nicht mehr liefert, denn 50%… Mehr

Last edited 9 Tage her by alter weisser Mann
alter weisser Mann
8 Tage her
Antworten an  Kassandra

Danke, guter Link.
Den USA ist zu raten, da schön aufzupassen, die EU verspricht viel und ich bin gespannt wie diese vereinbarten heftigen Volumina erfüllt werden sollen.

Jerry
9 Tage her

Sind v. d. L. eigentlich schon die Emails abhanden gekommen? Ich würde eine Sicherung vorschlagen…

jsdb
9 Tage her

Das ist kein Vertrag, das ist kein Abkommen, keine Einigung.
Das ist koloniale Tribut Erhebung wie aus den finstersten Zeiten der Geschichte.
EU zahlt Tribute!