Halte durch, Saskia, halte durch

Einige Ketzer, Spalter und Hasshetzer in der SPD fordern den Rücktritt ihrer Vorsitzenden Saskia Esken. Sie sollte bleiben, fordert unser Hauptstadtkorrespondent. Leistung darf unter Sozialdemokraten keine Rolle spielen.

IMAGO

Halte durch, Saskia. Ich sag mal du. Ein ehemaliger Gewerkschafter und eine erfolglose Sozialdemokratin… im Prinzip sind wir Genossen. Also halte durch, Saskia, halte durch. Auch wenn jetzt einige Ketzer, Spalter und Hasshetzer in den eigenen Reihen deinen Rücktritt fordern. Und warum? Wegen Erfolglosigkeit. Wo wäre die SPD heute, wenn Erfolg für sie ein Faktor wäre? Sicher nicht als Koalitionspartner von Friedrich Merz auch in der nächsten Regierung. Und was wäre mit Frank-Walter Steinmeier, Hubertus Heil, Nancy Faeser oder Heiko Maas passiert, wenn Erfolg ein Maßstab in der SPD wäre? Leistung muss sich lohnen, ist FDP – und hat der auch nicht geholfen.

Du hast Germanistik und Politikwissenschaft studiert. Ein nutzloses Studium. Sicher. Aber deswegen hast du es ja auch abgebrochen. Welch ein Weitblick. Wenn man schon ohne hilfreiche Fachkenntnisse in die Politik geht, dann muss man sich das nicht noch zertifizieren lassen. Stattdessen hast du dann als Schreibkraft gearbeitet, als Kellnerin, als Paketbotin und als Straßenmusikerin. Das sind alles wertvollere Tätigkeiten, als die meisten Nachrücker der SPD je hinter sich gebracht haben.

Du aber hast das Zeug zur Bundeskanzlerin. Ehrlich. Sieh mal. Immer hast du versprochen, du würdest nur dreimal für den Bundestag kandidieren. Du würdest keine von den traurigen Gestalten, die von ihrer Partei über Landeslisten in Parlamente gehievt werden und sich dort an Steuergeldern sattessen. Das hat gut geklungen und dir genau solch ein Leben ermöglicht. Jetzt hast du dich wieder über die Landesliste in den Bundestag bringen lassen. Zum vierten Mal. Zack. Nochmal 11.000 Euro Gehalt. Wumms. Nochmal 5.000 Euro monatliche und steuerfreie „Unkostenpauschale“. Und Doppelwumms, obendrein noch das Geld von der SPD für den Parteivorsitz. Dein Geschwätz von gestern kümmert dich nicht. Und wer hat das zuerst gesagt? Richtig. Konrad Adenauer. Du erreichst das gleiche Niveau wie der erste und vielleicht beste Kanzler der Bundesrepublik. Halte durch, Saskia, halte durch.

Ja. Stimmt schon. Das mit den Wahlen hat nicht so geklappt. Ohne Not Olaf Scholz zur Europawahl plakatiert. Schlechtestes Ergebnis in der Geschichte der Bundesrepublik. Trotzdem an Scholz festgehalten und auf Boris Pistorius als Kandidaten verzichtet. Wieder schlechtestes Ergebnis aller Zeiten. Aber dafür auch die Erwartungshaltung extrem gedämpft und es kommenden Generationen viel einfacher gemacht. Saskia, du Visionärin. Als Direktkandidatin hast du über 20 Prozent geholt. Anfangs, als die Leute dich noch nicht so gut kannten. Danach war es entsprechend weniger.

Am wertvollsten bist du natürlich in Talkshows. Manche von den Hasshetzerinnen in den eigenen Reihen wollen dir diese Auftritte verbieten. Spalter. Sieh es mal anders rum. Über 83 Prozent der Deutschen will die SPD nicht mehr. Denen tust du mit jedem deiner Auftritte einen Gefallen. Jedes Mal, wenn du schlecht gelaunt und apathisch bei Caren Miosga sitzt, wächst die Gemeinde derer, die keine SPD mehr wollen. Keiner tut damit so viel für die Überwindung der gesellschaftlichen Spaltung wie du. Also halte durch, Saskia, halte durch.

Die nächste bedeutende Wahl findet im März 2026 in Baden-Württemberg statt. Deiner Heimat. Du könntest historisch Einmaliges schaffen: die SPD unter die Fünf-Prozent-Hürde führen. Schon jetzt erreicht ihr an Rhein und Neckar kaum zehn Prozent. Sechs Wochen dein Gesicht in jeder Gasse von Böblingen bis Geislingen. Der erste Rauswurf aus dem Landtag ist drin, er ist drin. Du hast das Niveau von Konrad Adenauer. Also beim Geschwätz von gestern. Du könntest das packen.
Und wäre dann das SPD-Spiel nicht zu Ende gespielt? Gar nicht mehr im Parlament vertreten und die CDU mit der „Brandmauer“ immer noch vor sich hertreiben? Irre wäre das. Undemokratisch. Einmalig. Wenn das jemandem zuzutrauen ist, dann dir.

Also lass dich nicht bangemachen, Saskia. Halte durch. Wenn du am Sonntag wieder bei Miosga auftrittst, macht das Anhänger der Linken genauso glücklich wie die der AfD. Wer schafft das schon außer Dir?

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Kommentare ( 77 )

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Michaelis
21 Tage her

Frauenanteil der Grünen Bundestagsabgeordneten: über 61 Prozent. Auch bei der SPD mehr als die Hälfte. Man ist ja soooo bedacht auf Gleichberechtigung und ausgewogene Quote. Ich warte auf 70 bis 80 Prozent, und selbst dann würde garantiert noch immer gejammert werden. Die Esken sollte schon deshalb ihren Stuhl räumen!!

MerkelistdasProblem
13 Tage her

Selbst Saskia kann unserem Möchte-Gerne-Kanzler das letzte Hemd ausziehen – ich muß mich korrigieren – nicht Merkel ist Deutschlands Untergang –
es ist die CDU !

Stefan Z
19 Tage her

Bevor nicht mindestens 50% Diverse die Spitze der SPD vertreten, ist diese Partei für mich nicht wählbar. Nicht einmal in den Koalitionsverhandlungen sind alle Geschlechter vertreten. So wird das nichts mit der Vielfalt. Nicht mal Muslime sind bei den Verhandlungen dabei! So ist die SPD nicht fähig, die Zukunft „Unserer Demokratie“ zu gestalten. Dazu kommt noch die ganze toxische Männlichkeit bei der CDU. Schämt Euch!

jensberndt
21 Tage her

Die SPD scheint das Paradebeispiel für die gelungene Negativauslese beim Führungspersonal zu sein. Mal abgesehen davon, dass das Parteiziel der sozialen Gerechtigkeit lange erreicht und damit obsolet geworden ist, kommt es mir wie ein Naturgesetz vor, dass Unfähige nur Unfähige um sich dulden, da Fähige ja eine echte Konkurrenz darstellen würden. Anders ist es ja nicht zu erklären, dass diese Partei von einer Riege von realitätsverweigernden Tieffliegern á la Esken geführt wird.

NordChatte
21 Tage her

Meine allervollste Zustimmung. Saskia halte durch! Und wenn es sich machen und regeln lässt, bitte bis zu den nächsten Wahlkämpfen. Die SPD sollte sie auch zur nächste Kanzlerkandidatin küren – und Deutschland wäre gerettet.

Gerhart
21 Tage her

Will Merz nicht ein Digitalministerium schaffen ? Das wäre doch ein Job für Informatiker Esken ?

Rasparis
21 Tage her

Im Clerasil-Werbespot von vor 40 Jahren hätte Bärbel Bas der Saskia Konkurrenz gemacht –
Und ich mir nicht träumen lassen, die Bestückung dieser Resterampe einmal in einem „Deutschen Bundestag“ zu sehen.
Dies Land hat fertig.

bfwied
21 Tage her

Die Ironie trifft auf alle in der SPD zu, außer vielleicht, na ja, Pistorius, aber der hat ja auch nicht viel zu sagen, dem hörten die nur scheinbar zu, während sie etwas anderes dachten. Genau so erinnere ich mich an die SPD, als ich damals, schon lange her, austrat. Die Partei wandelte sich von der Intelligenz ab, Brandt, Schmidt, Bahr, WEhner, Schiller etc., und den Ausbildungsabbrechern und den Mal-hier-mal-da-Jobbern zu, auch ja, auch zu den höchst unsauberen Figuren. Wie war das übrigens mit dem Lebenslauf, den wandelnden Darstellungen des Mannes, der nach 20 J. sich durch eine zeitlich begrenzte Abartigkeit… Mehr

Edwin
21 Tage her

Immer wenn ich diese Visage sehe (Achtung, das ist keine Beileidigung, sondern französisch für Gesicht!), dann frage ich mich, aus welcher Anstalt die entlaufen ist. Dasselbe übrigens bei Karl dem Großen Sprücheklopfer.

H. Priess
21 Tage her

Es wird Zeit den verbalen Mißbrauch als Straftatbestand einzuführen! Nicht die Worte die gesagt wurden waren so verletzend sondern all die Worte die ungesagt blieben!! Futurama.
Zu mindest sollte man das, wie sage ich es ohne Beleidigung, also das mit zwei Ohren, zwei Augen, einer Nase und einem Mund nicht mehr dem Leser zumuten. Das fällt schon unter optischem Mißbrauch!!

Zeitgeistverweigerer
21 Tage her

Entschuldigung, aber dass Saskia E. als Straßenmusikerin tätig gewesen sein soll, kann ich nicht glauben. Das sind zwar nicht gerade wohlhabende Menschen, aber doch oft fröhlich und kreativ. Zwei Adjektive, die so gar nicht auf Saskia E. passen.
Na ja, vielleicht war sie als junger Mensch anders und nicht dauerschlechtgelaunt…

jensberndt
21 Tage her
Antworten an  Zeitgeistverweigerer

Sie hat bestimmt Geld dafür bekommen, dass sie aufhört Musik zu spielen..