Steinmeier zieht für mehr als 200 Millionen Euro vorläufig um

Das Schloss Bellevue muss renoviert werden. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier will während der Arbeiten ein Provisorium beziehen, für dessen Bau der Steuerzahler rund 205 Millionen zahlen soll. Dabei gibt es gerade in und um Berlin, und nicht nur dort, Alternativen.

picture alliance/dpa | Hannes P Albert

Frank-Walter Steinmeier ist im „besten Deutschland, das es jemals gegeben hat“ (Steinmeier am 3. Oktober 2020) der teuerste Bundespräsident, den es in Deutschland jemals gab. Er residiert seit 2017 im Schloss Bellevue (deutsch: Schöne Aussicht) in Berlin-Tiergarten. Weil das Schloss renovierungsbedürftig ist, wird nun für rund 205 Millionen Euro ein Provisorium, sprich: ein Ersatzneubau, aus Holzmodulen errichtet. Geplant waren im Jahr 2021 „nur“ 65 Millionen. Außer dem Schloss Bellevue wird dann auch das dazugehörige Verwaltungsgebäude saniert. Die Arbeiten sollen fünf Jahre andauern. Die Kosten hierfür sind nicht in den 205 Millionen enthalten.

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Das präsidiale Provisorium wird auf einem 4.000 Quadratmeter großen Grundstück (das ist mehr als ein halbes Fußballfeld) neben dem Innenministerium an der Ecke Alt-Moabit/Elisabeth-Abegg-Straße errichtet. Es sind 179 Büros mit 250 Arbeitsplätzen für die Mitarbeiter des Bundespräsidialamts, die Bundespolizei und das Bundeskriminalamt BKA vorgesehen. Sobald das Schloss Bellevue wieder beziehbar ist, soll der Neubau Behörden des Bundes zu Verfügung stehen.

Im Frühjahr 2026 soll Steinmeier dann ins Provisorium in Berlin-Moabit einziehen können und sehr wahrscheinlich dort seine dann zehnjährige Amtszeit im Frühjahr 2027 beenden und einen Nachfolger resp. eine Nachfolgerin empfangen können. Das berichtet aktuell das Portal „table.media“ mit Bezug auf das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR). Für den Umzug aus dem Schloss Bellevue sind
300.000 Euro eingeplant.

Hätte es keine Alternativen gegeben in einer Großstadt, die 2024 insgesamt 21.342 und im Vorjahr 32.752 Geflüchtete aufnahm? Das BBR meint: nein. In eines der leerstehenden Bürogebäude in Berlin hätte der Bundespräsident nicht ausweichen können. Warum? Weil nirgendwo „den sicherheitsbedingten Notwendigkeiten sowie den verfassungsrechtlich gebotenen Repräsentationsanforderungen entsprechenden Liegenschaften vorhanden“ seien.

Wir hätten da ein paar Ideen

Der „Palast der Republik“ (im DDR-Volksmund: Palazzo Prozzo, Erichs Lampenladen, Ballast der Republik) kommt als Ausweichquartier ja nicht in Frage, weil er nicht mehr steht. Er diente den Honeckers und Co. von 1976 bis 1990. Weil er asbestverseucht war, wurde er zwischen 2006 und 2008 abgerissen. Dieser Palast wäre repräsentativ und eines Bundespräsidenten würdig gewesen.

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Noch repräsentativer als das „Bellevue“ ist das Schloss Sanssouci in Potsdam. Warum nicht dorthin? Ist ja nur rund 25 Kilometer von Berlin-Tiergarten entfernt. Mit dem Verwalter dieses Schlosses, der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, hätte man sich weit unterhalb der 205 Millionen einigen können.

Die kostengünstigste Ausweichlösung wäre natürlich die Villa Hammerschmidt in Bonn. Diese Villa ist ja nach wie vor offiziell der zweite Amts- und Wohnsitz des Bundespräsidenten.

Wäre vielleicht die Berliner SPD-Zentrale die geeignete „Location“? Die SPD könnte einen finanzkräftigen Untermieter gut brauchen, kann sie doch wegen ihres Wahldesasters vom 23. Februar 2025 auf erheblich weniger Wahlkampfkostenerstattung rechnen. An der ideologischen Passung würde es ohnehin nicht scheitern.

Oder wie wäre es mit ein paar der in Berlin üppig vorhandenen „Lost Places“? Zum Beispiel dem Flughafen Tempelhof, dem Stasi-Krankenhaus, der NSA-Abhörstation Teufelsberg, der Mitropa-Wäscherei in Hohenschönhausen (natürlich nicht identisch mit dem Stasi Untersuchungsgefängnis Hohenschönhausen). Oder mit einer Niederlassung in Wandlitz?

Hier der ultimative TE-Vorschlag – vorläufig nicht mit dem „Adlon“ abgesprochen: Die Präsidentensuite im Hotel Adlon unmittelbar am Brandenburger Tor kostet pro Nacht 16.000 Euro. Wenn die Übergangslösung für Bundespräsident Steinmeier 205.000.000 Euro kostet, könnte man dafür diese Suite inkl. Schaltjahre bis 2060 für 35 Jahre mieten. Also für die „Restlaufzeit“ des Amtierenden und für – vorbehaltlich einiger Rücktritte – bis zu sieben Nachfolger (m/w/d) – und vorbehaltlich eines Adlon-Rabatts. Wir würden dafür im Interesse „unserer“ Demokratie und „unserer“ Steuerzahler nur 0,5 Prozent Maklergebühr liquidieren. „Peanuts“ sozusagen von 1,025 Millionen Euro. Und als Zuckerl ein 35-Jahres-Freiabo des TE-Magazins.

Ernsthaft wieder: Der Normalmensch fasst sich jedenfalls an den Kopf, nachdem er schon die fast 800 Millionen schlucken (und finanzieren) muss, die die Erweiterung des Kanzleramtes kostet. Im Volksmund: die „Bundeswaschmaschine“ bzw. das „Elefantenclo“. Eines Tages 15-mal so groß wie das Weiße Haus in Washington. TE hat am 23. April 2025 berichtet.

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Kommentare ( 81 )

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Sterling Heights
11 Tage her

Er ist im Ranking ungefähr mit Wolff vergleichbar, eher noch schlimmer. Um sich noch wichtiger zu machen, braucht er Protz und Luxus um ihn herum.😫

BKF
13 Tage her

Die kostengünstigste Ausweichlösung wäre natürlich die Villa Hammerschmidt in Bonn. Diese Villa ist ja nach wie vor offiziell der zweite Amts- und Wohnsitz des Bundespräsidenten.“ Wieso ist noch immer nicht alles nach Berlin umgezogen? Wozu braucht es weiterhin zwei Hauptstädte?

teacher32
14 Tage her

Wie wäre es mit Schloss Neuschwanstein?
Die unter dem „Märchenkönig“ nicht mehr fertiggstellten Teile des Schlosses könnte man mit dem bereitgestellten Geld locker vollenden, was hinterher dem bayerischen Tourismus zugute käme.
Das Schloss wäre zudem vorübergehend um eine personelle „Attraktion“ reicher.
Ein alter Fliegerhorst der Luftwaffe könnte mit ein paar hundert Millionen Euro als „Notbehelf“ als „presidential airport“ ertüchtigt werden und ein Hubschrauberlandeplatz für den „Präsidententransfer“ wäre sicher auch noch drin.
Eine veritable „win-win“- Situation also.

Last edited 14 Tage her by teacher32
Emsfranke
14 Tage her

Niemand verlangt von diesem hohen Herrn und seiner Entourage, in Bellevue ins Dachgeschoß umzuziehen oder gar im Schlosshof ein güldenes Dixiklo aufzusuchen. Auch die Villa Hammerschmidt in Bonn (der Zweitsitz des Bundespräsidenten) ist doch eine würdige Alternative. In Zeiten von Mobilität auf hohen Niveau, KI und modernsten Kommunikationsalternativen ist eine Repräsentation Deutschlands durch den Inhaber dieses „Gnadenamtes“ von dort doch zu jeder Zeit und ohne übergroßem Aufwand möglich. Er wird doch die Zeit der Trennung von der Hauptstadt ohne Schaden oder gar Heimweh überstehen. Solch ein Einschnitt müssen viele viele Menschen in diesem Land jeden Tag managen und denen wird… Mehr

Chris Friedrich
16 Tage her

Die Typen haben jedes Maß verloren. Aber Sozialisten konnten noch nie rechnen. Mit denen geht unser Land voll den Bach hinunter. Aber Sondersteuern für die Babyboomer-Generation wird ja schon angedacht und ist damit schon beschlossene Sache. Wenn ein Mensch mit halbwegs gesunden Verstand die Nachrichten hört, kann er sich nur noch kopfschüttelnd abwenden. Die Grünen gehen in Schleswig Holstein an die Pensionsfonds. Die Schuldenbremse ist abgeschafft. Alles wird teurer.

Jo Walter
16 Tage her

Alle Bundesbauten sind mindestens Faktor 2- bis 2,5-fach teurer geworden als veranschlagt. Nach Erreichen der doppelten Kosten werden in der Regel die weiteren Kostensteigerung verschleiert.

Ludwig von Gerlach
17 Tage her

Bei allem Respekt: die Idee, diesen Bundespräsidenten mit Entourage in Schloss Sanssouci unterzubringen, ist historisch nun völlig daneben. Zum einen passt der Name („ohne Sorge“) mitnichten zum Unwesen, das der in Aussicht genommene Bewohner treibt. Das erinnert weit eher an die Enzyklika ardenti cura (mit brennender Sorge) von Papst Pius XI aus dem März 1937. Zum anderen ruht seit 1991 Friedrich der Große im Schloßpark neben seinen Hunden. Dem König und seinen Hunden einen solchen Nachbarn zuzumuten, verstößt mindestens genauso schwerwiegend gegen deren postmortales, durch Art. 1 GG und Art. 20a GG geschütztes Persönlichkeitsrecht wie die Ideen von Brosius-Gersdorf gegen… Mehr

Thomas Mairowski
17 Tage her

Ein geplanter Umzug ist immer eine gute Gelegenheit, endlich auszumisten.
Was brauche ich wirklich? Was habe ich seit wie viel Monaten/Jahren/Jahrzehnten nicht mehr gebraucht, nicht mehr angefasst oder nur noch zum Saucbermachen angefasst?
Ich schätze grob: Wenn man sich von einem Viertel der Mitarbeiter trennen würde, würde man es in der „Außenleistung“ nicht einmal bemerken.

Buonarroti
17 Tage her
Antworten an  Thomas Mairowski

Wenn man davon ausgeht daß die Mitarbeiter ähnlich gut ausgebildet sind wie der Rest der SPD Schickeria und entsprechende Berufserfahrungen haben würde sich die Zahl der Bürgergeldempfänger entsprechend erhöhen.

LF
17 Tage her

Kann er sich nicht in dieser Zeit zuhause in sein Homeoffice zurückziehen? Von mir aus, könnte er sogar so lange schlafen wollen, wie er will. Das schont 205 Millionen Euro Steuergeld der Bürger, die dieses Geld durch harte Arbeit verdienen müssen. 

Reinhard Lange
17 Tage her

Zur Information für den Autor ein Zitat aus der Berliner Zeitung vom 04.02.2020: „Das Internationale Congress-Centrum (ICC) in Charlottenburg enthält nach Schätzungen von Sachverständigen fast genauso viel Asbest wie der Palast der Republik. Im Gegensatz zum Palast, der abgerissen werden soll, wird das ICC saniert bei laufendem Betrieb.“ Noch Fragen, Kienzle? Der Palast wurde offenbar aus politischen Gründen abgerissen. Bei der Bevölkerung war er mit seinen vielfältigen Einrichtungen beliebt und stets gut besucht.