Ramadan statt Karneval: Das Scheitern des multikulturellen Projekts

Während sich Jecken und Narren einschränken müssen, kann der Ramadan unbehelligt vor sich gehen. Das zeigt eine Schieflage an – und das Scheitern des multikulturellen Projekts.

picture alliance/dpa | Lando Hass

„Karneval ist tolerant“, sagt NRW-Innenminister Reul, der sich, diese Toleranz bis an die Schmerzgrenze ausreizend, in preußischer Pickelhaube zum rheinischen Karneval einfindet. Das ist Wagemut.

Andererseits ist der rheinische Preußenhass wohl deutlich weniger gewalttätig und gefährlich als islamistischer Terror, dem der Karneval in diesem Jahr vielerorts zum Opfer fällt: In kleinen Dörfern sollen überdimensionierte Betonpoller psychisch belastete Autos davon abhalten, spontan in die feiernde Menge zu rasen, auch Städte wie Münster erhöhen die Anzahl der Zufahrtssperren; die Sicherheitsbehörden haben Personal aufgestockt und passen ihre Sicherheitskonzepte der Bedrohungslage an. Dort, wo man sich all das nicht leisten kann, oder wo Sorge vor Anschlägen überwiegt, werden Umzüge und Veranstaltungen gleich ganz abgesagt, so wie etwa der Kinderfasching in Nürnberg.

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Ganz konkret zeigt sich einmal mehr, wie sehr sich unser Land verändert hat. Dem muss auch Reul Rechnung tragen, mit Preußennostalgie kommt man angesichts der veränderten Realität nicht weit: So mahnt auch er zu Vorsicht – und gibt damit zu, dass von unbeschwertem Feiern nicht die Rede sein kann.

Während sich das lokale Brauchtum anzupassen und einzuschränken hat, kann der Ramadan ungestört begangen werden – mit festlicher Ramadanbeleuchtung in Frankfurt, Köln, Berlin.

Dieser Kontrast tut weh: Schon lange geht es nicht mehr um Koexistenz, darum, einander Räume zuzugestehen, Fremdes zu respektieren. Vielmehr hat sich in rasendem Tempo eine Schieflage entwickelt, die kaum mehr zu beheben ist: Im Rahmen des globalen Erstarkens des politischen Islam ist die Verdrängung der einheimischen Kultur ein Akt der Landnahme, der mit großer Naivität zugelassen wird.

Frankfurt am Main
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Dass dies in der Politik immer noch nicht ernstgenommen wird, und dass muslimische Politiker vielerorts nicht mahnen, sondern sich zum Ziel setzen, die Präsenz des Islam im öffentlichen Raum zu steigern, zeigen Verlautbarungen aus Frankfurt, wo die Beleuchtung in der sogenannten „Fressgass’“ dieses Jahr „ohne Proteste“ in Betrieb genommen wurde, wie die FAZ berichtet. Sie zitiert die grüne Bürgermeisterin der Stadt, Nargess Eskandari-Grünberg, die Frankfurt in einer „Pionierrolle“ sieht: „Wir sind multikulturell, das lassen wir uns von keiner Gruppierung nehmen.“ Die Stadtverordnetenvorsteherin Hilime Arslaner sieht in der Beleuchtung ein „Zeichen der öffentlichen Wertschätzung“ für die Muslime in Frankfurt.

Eskandari-Grünberg irrt sich: Wäre Deutschland multikulturell, dann könnte auch der Karneval unter gewöhnlichen Sicherheitsmaßnahmen friedlich begangen werden. Dann müsste man sich um islamistischen Terror keine Sorgen machen. Die beiden Politikerinnen unterschätzen auch, dass die Wahrnehmung der Muslime als Kollektiv, das „wertzuschätzen“ sei, zugleich zu Misstrauen gegenüber Muslimen beiträgt: Dass gemäßigte Muslime die gewalttätigen Auswüchse ihrer Religion von sich weisen, als hätten sie mit dem Islam nichts zu tun, ist für sie folgerichtig, da diese Religion nicht über eine Lehrautorität verfügt: Islam ist im Zweifel das, was der einzelne Muslim daraus macht.

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Nach außen hin verfestigt dies aber den Eindruck, dass das Problem des Islamismus geleugnet oder kleingeredet wird. In der Kombination mit grüner Diversitätsbesoffenheit ist das keine gute Mischung, um die offensichtlichen Probleme in den Griff zu bekommen, und sich illusionslos damit zu befassen.

Während säkulare und auch praktizierende, aber integrierte Muslime Karneval und Ramadan zugleich begehen, haben sie weder eine Antwort auf die grassierende Islamisierung parat, noch legen sie sicht- oder hörbar relevanten Widerstand dagegen an den Tag. Sie haben dagegen ebenso wenig effektive Konzepte, wie der Rest der islamischen Welt, der dem Islamismus dort, wo er nicht durch autoritäre Staatsgewalt eingehegt wird, nichts entgegenzusetzen hat.

Gelungene individuelle Integration kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie im Ganzen gescheitert ist, wie das gesamte westliche konstruktivistische Projekt der multikulturellen Gesellschaft. Anstatt Assimilierung einzufordern und die Grundlagen der eigenen Kultur zur Basis für das Zusammenleben zu erklären, hat man der Etablierung von Parallelgesellschaften nicht nur tatenlos zugesehen, sondern sie kräftig befördert und als „Integration“ gefeiert. Durch falsch verstandene Toleranz in Gemeinschaft mit Diskreditierung der eigenen Kultur hat man radikalen Kräften freien Lauf gelassen.

Das Konzept der Toleranz ist ein westliches Konzept, und es muss aktiv vertreten und durchgesetzt werden. Die Annahme, der Fremde werde automatisch die Überlegenheit der hiesigen Gepflogenheiten anerkennen, ist angesichts des Selbstbewusstseins und des Chauvinismus’, der in maßgeblichen Teilen der muslimischen Welt vorherrscht, schlicht weltfremd.

Das Anliegen der Verfechter bunter Diversität mündet in muslimischer Hegemonie – ein vorhersehbarer Prozess, vor dem die links-woke Szene bis heute die Augen verschließt, und den Beweis für das Scheitern von Integration als Beleg gelungener Integration missversteht.

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