Warum die Berliner Philharmoniker mit Flüchtlingen konkurrieren müssen

Man kann es nicht oft genug wiederholen: Der deutsche Staat hat Geld wie Heu, aber er gibt es für die falschen Dinge aus. Vor allem die Asylpolitik saugt irre Summen ab. Das bekommt jetzt auch ein Weltklasse-Orchester zu spüren.

IMAGO / Emmanuele Contini

Es gibt ja nun wirklich nicht mehr so richtig viel in und an Berlin, womit man Werbung für die deutsche Hauptstadt machen kann.

Ein paar Bauwerke wie das Brandenburger Tor – also, falls das nicht gerade eingerüstet ist, um die Folgen von Farbattacken militanter „Klimaschützer“ zu beseitigen. Hertha BSC – obwohl, nein, doch eher nicht. Und der unzuverlässigste ÖPNV der Republik auch nicht.

Aber die Berliner Philharmoniker. Ja, die auf jeden Fall.

Das Orchester gilt immer noch als eines der besten weltweit, manche Kunstkenner halten es sogar für das beste. Entsprechend lässt sich Vater Staat den berühmten Klangkörper einiges kosten. Etwa sieben Millionen Euro hat der Bund im Jahr 2024 an die „Stiftung Berliner Philharmoniker“ überwiesen. Den Löwenanteil der Finanzierung trägt das Land Berlin: Im vergangenen Jahr waren das ungefähr 21 Millionen Euro.

Nun ist Berlin schon lange nicht mehr so richtig sexy, aber dafür immer noch unverändert arm. Wie eine Kirchenmaus. Jedenfalls sagt das tagein, tagaus der Regierende Bürgermeister Kai Wegner von der CDU: Man müsse sparen. Zuletzt tat man – also seine Regierungskoalition aus Union und SPD – das vor allem bei der Kultur.

Berlin ist berüchtigt für publikumsferne Kunstexperimente auf Kosten des Steuerzahlers. Da werden auch schon mal Scheidenpilze tänzerisch dargestellt (kein Scherz), und Opern-Tenöre müssen während der Arie auf offener Bühne onanieren (leider auch kein Scherz). Fast immer kann man davon ausgehen, dass solche zweifelhaften Darbietungen – die unverständlicherweise auch fast niemand sehen will – mit öffentlichen Geldern gefördert werden.

Wenn nun der Senat, wie Berlins Landesregierung heißt, einfach nur die Zuschüsse für Einfälle wie ein Vaginalschmerz-Ballett gestrichen hätte, wäre ein größerer Aufschrei wohl ausgeblieben. Aber wir sind in Berlin, und da vermeidet die Politik am liebsten jede politische Festlegung. Statt den schlimmsten Unfug einfach gar nicht mehr zu fördern und mehr Geld für echte Kunst übrig zu haben, wurde der Kulturetat kurzerhand mit dem Rasenmäher gekürzt: Alles bekam zehn Prozent weniger als vorher – die gehüpften Geschlechtskrankheiten genauso wie die Berliner Philharmoniker.

Kultursenator Joe Chialo, der die Sparpläne anfangs noch loyal mitgetragen hatte, warf vor einiger Zeit entnervt das Handtuch. Auch mit den vernünftigsten Argumenten war er zu seinem Chef nicht mehr durchgedrungen. Dem Regierenden Bürgermeister wird allgemein keine besondere Affinität zu den schönen Künsten nachgesagt. Der CDU-Linksaußen Wegner erwärmt sich mehr für Themen wie die Verwaltungsreform.

Zehn Prozent weniger – das sind im Fall des Orchesters 2,1 Millionen Euro pro Jahr. Wer sich auch nur ein bisschen in der Musikszene auskennt, der weiß, dass das für einen Klangkörper von Weltgeltung tatsächlich ein herber Schlag ins Kontor ist. Man kann so ein Orchester nicht einfach nach Kassenlage verkleinern und zum Beispiel mal eben die Hälfte der Klarinettisten entlassen oder auf die Oboen verzichten.

Eine Fußballmannschaft braucht auch elf Spieler und nicht nur zehn. Natürlich kann man elf Spieler suchen, die viel weniger verdienen. Aber dann wird die Mannschaft eben auch sofort viel schlechter, und nichts ist bei Philharmonikern so schnell verspielt wie das Renommee.

Doch der Regierende Bürgermeister Wegner blieb hart, auch bei den Philharmonikern – einem der ganz wenigen internationalen Aushängeschilder, die Berlin noch hat. Es gab 2,1 Millionen Euro weniger.

Ab und zu hilft es ja, Dinge ins Verhältnis zu setzen, und deshalb wollen wir das hier auch mal tun. Auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tegel in Berlin steht die größte Flüchtlingsunterkunft Europas. Die hat Berlin unter anderem deshalb gebaut, weil die Stadt freiwillig und völlig ohne Not viel mehr Asylbewerber aufnimmt, als sie nach der Vereinbarung zwischen den Bundesländern aufnehmen müsste.

2,1 Millionen Euro – also die Summe, die das Weltorchester „Berliner Philharmoniker“ pro Jahr einsparen muss: So viel kostet diese Flüchtlingsunterkunft an weniger als anderthalb Tagen.

Durch die von Angela Merkel zugelassene Migrantenwelle werde niemandem etwas weggenommen: Das sagte einst der frühere Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU im Bundestag, Volker Kauder. Das war eine dreiste und bewusste Publikumsveralberung – so ähnlich wie die Aussage des grünen Ex-Umweltministers Jürgen Trittin, die Energiewende werde jeden Bundesbürger „nur eine Kugel Eis“ kosten.

Heute wissen wir, dass wir Eis im Gegenwert der Kosten der Energiewende in unserem ganzen Leben nicht essen könnten. Und wir wissen auch, dass uns wegen der Massenzuwanderung natürlich etwas weggenommen wird. Viel sogar, sehr viel.

Und nicht nur den Philharmonikern.

Wer in Berlin mindestens 100 Jahre alt wird, bekommt vom Regierenden Bürgermeister etwas geschenkt. Meist überbringen ehrenamtliche Helfer ein Präsent, das der jeweilige Wohnbezirk des Jubilars bezahlt. Bisher durfte das Mitbringsel maximal zehn Euro kosten. Schon das erscheint knauserig für die Leistung, die Hauptstadt bis zum 100. Geburtstag überlebt zu haben.

Wegen Geldnot hat jetzt ein Stadtbezirk sogar dieses überschaubare Budget nochmal halbiert. Hundertjährige erhalten nun also ein Geschenk im Wert von maximal fünf Euro. Im Szene-Bezirk Prenzlauer Berg bekommt man dafür noch nicht mal einen Cappuccino.

„Beschämend“ nennt das eine der ehrenamtlichen Helferinnen, die bisher solche Geschenke bei den Geburtstagskindern vorbeibrachte. Und irgendwie ist man geneigt, ihr zuzustimmen.

Es ist recht wundersam, wofür unser Staat Geld hat – und wofür angeblich nicht.

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Kommentare ( 42 )

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Michael Palusch
27 Tage her

Die Philharmoniker und ihr Chef Kirill Petrenko, die in der Vergangenheit zeitgeistkonform „Haltung“ zeigten, also beim Ukrainekrieg und bei der Flüchtlingsdiskussion immer auf der „richtigen“ Seite standen, bekommen nun selbst die Auswirkungen ihres „Engagements“ zu spüren.
Und prompt setzt das große Gejammer ein!
Auch sie also Vertreter des „Wir“. Dieses ominöse „Wir“, das immer nur andere in der Pflicht sieht, jedoch bei sich den erhobenen Zeigefinger als als völlig ausreichenden Beitrag ansieht.

Last edited 27 Tage her by Michael Palusch
Buck Fiden
28 Tage her

Die De- Kulturisierung unseres Landes schreitet voran, das Programm „läuft“.
Geistige Leistung, Kunst Kultur – alles nichts mehr wert hier. Ebensowenig wird Erfolg anerkannt. Schöne, neue Welt.
Gut, wenn das Geld jetzt zB. für Patriot Systeme und so in das „schwarze Loch“ Ukraine gesteckt wird, dann will ich aber auch für mein Steuergeld richtig etwas sehen. Dann bombt mal schön.
Zu den anderen Geldverschwendungen sage ich nichts, mein Bademantel ist gerade in der Wäsche.
Mir ist Musik lieber…

Last edited 28 Tage her by Buck Fiden
beccon
28 Tage her

Die Philharmoniker können noch so schön klingen – sie werden mit zwangsweise unter Androhung von Gewalt eingetriebenen Geldern finanziert. An einem faulen Stamm können keine frischen Früchte wachsen. Die sollen sich Sponsoren suchen. Das sollte möglich sein wenn sie einen wertvollen Beitrag zum kulturellen Leben leisten.

Innere Unruhe
28 Tage her

Da können sich auch die Philarmonika die Frage stellen, ob ihr Wahlverhalten der letzten Jahre richtig war.
Es ist ermüdend zu sehen, wie sich Menschen beklagen, die ihrer Wahlentscheidung zugeführt worden sind…
Offene Grenzen – begrabschte Mädchen; zu viele Migranten – wenig Geld für andere Projekte; zu viel Familiennachzug und Asylantenkinder – weniger Bildung für die deutschen Kids…
Traurig aber auch irgendwie ermüdend…

RiverHH
28 Tage her

Der unsägliche, grün-linksradikale, Herr Wegner ist das beste Beispiel für den desolaten Zustand unseres Landes. Das solchen Gestalten die Islamisierung und Zerstörung unseres einst so liebens- und lebenswerten Vaterlands am Herzen liegt wundert mich nicht. 85% der Wähler scheint es zu gefallen.

Alleswasrechtist
29 Tage her

Von (zum Glück;-)) außen betrachtet scheint es so zu sein, dass die Börliner „richtig“ gewählt haben. Sie wollten einen superlinksgrünen „CDU“-RegierendenBM, und sie haben ihn bekommen. Die politischen Fehlentscheidungen sind nicht auf Philharmonie, noch nicht mal Kultur beschränkt, bei weitem nicht. Wir waren früher ca. 1 mal jährlich in der „Hauptstadt“, tatsächlich der Kultur wegen. Das ist schon länger gestrichen. Nach einigen „Tests“ weiterer Städte, die sich sozusagen als Kinder im Geiste erwiesen haben (z.B. Köln, Stuttgart) profitiert nun das Ausland. Danke Angie, danke Olaf, danke Friedrich – danke für nichts!

Positivsteuerung
29 Tage her

Wenn die Philharmonie nun von einem kulturbeflissenen reichen Land gekauft würde und sagen wir in die VAE ginge, mit erlesenem Publikum, klimatisierten Konzertsälen usw., wäre es doch angemessen, den tanzenden Scheidenpilz in Berlin zu lassen, weil es ihrer Neigung und ihrem Niveau besser entspricht. Ich frage mich ernsthaft, wer bei derartigen Veranstaltungen das Publikum bildet. Der Unterhaltungswert kann doch bestenfalls marginal sein.

Thilo Braun
28 Tage her
Antworten an  Positivsteuerung

In Abu Dhabi gibt es eine großartige Konzerthalle. Dort werden die Philharmoniker bestimmt gerne aufgenommen, wenn sie in Berlin nicht mehr erwünscht sind.

CasusKnaxus
29 Tage her

Selbst schuld wer noch meint im shithole Berlin sei Kultur vorhanden. Nach Berlin würd ich nur noch einer Hundertschaft Bergepanzer reinfahren…dauert dann ein bißchen, ehe Mitte, Neukölln und Wedding platt sind…unschön, muß aber sein…wer noch mehr dreckige Ecken kennt, bitte rechtzeitig mitteilen. Danke. Dann Hauptstadt woanders. Bitte Vorschläge.

Reinhard Schroeter
28 Tage her
Antworten an  CasusKnaxus

Bonn war ideal, geht aber heute bestenfalls für die Hauptstadt des allseits geswünschten Kalfats durch.
Bis es so weit ist , allerdings wäre die Residänzstadt eines August des Starken , Dresden die beste Wahl.
Aber nur unter der Voraussetzug, das alle und sämltiche berliner Politclowns , das Weite gesucht haben, mit denen würde nämlich Dresden in kurzer Zeit ebenso zum Drecksloch verkommen, wie das indem sie jetzt hausen.

beccon
28 Tage her
Antworten an  Reinhard Schroeter

Dresden und der König August der Starke stehen für Steuerverschwendung – die Geliebte Augusts – Köselman – wollte im Sommer im Schlitten durch die Stadt fahren – also schütteten sie Salz auf die Straßen (das Umweltamt hatte damals nichts dagegen – aber Salz war teuer und hoch besteuert so wie heute Treibstoffe) Das Grüne Gewölbe ist voll von Plunder, der auch mit dem den Untertanen abgepreßten Geld finanziert wurde. Geld wurde und wird in Chemnitz im Schweiße des Angesichts verdient, in Leipzig gehandelt und in Dresden verpraßt. (ok, heute haben sie auch Wertschöpfung im IT und Chipsektor – ändert aber… Mehr

Positivsteuerung
28 Tage her
Antworten an  CasusKnaxus

Lass uns die 16 Bundesländer zu 4 zusammenlegen, das spart schon viel Personal. Der Bundestag wird dann rotierend an einem Ort in einem dieser vier neuen Bundesländer in einem ZELT tagen. Das hat viele Vorteile, denn er kann nicht beliebig und kostspielig erweitert werden, der Klimawandel wird unmittelbar erlebt, und natürlich wird dieses Zelt zu Fuß, per Lastrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln, soweit dann noch vorhanden, erreicht. Die Teilnehmenden erleben dann die Probleme und Vorzüge und Alltagswirklichkeit dieses Viertels des Landes hautnah. Das sollte eine Rückkopplung auf das Empfinden des in diesem Landesteil sich aufhaltenden Bürgers erzeugen. Zudem werden ihre… Mehr

W aus der Diaspora
29 Tage her

Tja, nun werden es wohl einige der Villenviertelbewohner auch an ihrem Geldbeutel merken …
Denn, es wäre doch die logische Konsequenz, dass nun einfach die Eintrittskarten teurer werden.
Nicht dass die bisher billig gewesen wären – für Rentner mit der üblichen Rente wohl nicht bezahlbar und für die eigene Raumpfegerin, oder die Dame, die ein Elternteil pflegt sicherlich auch nicht so einfach bezahlbar.
Finde ich gut so, denn nur wenn die Folgen der Politik auch „oben“ ankommen wird sich etwas ändern. Das war so, das ist so und das wird immer so bleiben.

fluffy_bird
29 Tage her

Ehrlich gesagt halte ich das Vorgehen in Berlin, mit der Gießkanne zu kürzen, für sogar sehr gut. So vermeidet man Partikularinteressen zu bedienen und sich in endlose Diskussionen zu verrennen. Nun mag man das Orchester mögen oder nicht. Das liegt ja vollkommen im Auge des Betrachters und seiner persönlichen Vorlieben. Und wenn das Orchester tatsächlich so viele Fans hat, sollte es eigentlich kein Problem sein, die fehlenden gut zwei Millionen Euro pro Jahr durch Spenden hereinzubringen. Das sorgt dann auch gleich dafür, dass insbesondere die Leute, die dem Orchester besonders zugeneigt sind und deshalb natürlich auch öfters seine Konzerte besuchen,… Mehr