Die junge Generation spaltet sich in laute Linke und leise Rechte

Die Generation Z wählt mehrheitlich die Linke oder die AfD. Eine Spaltung zeigt sich bereits heute in Schulen und Universitäten. Eine schwarz-rote Regierung könnte dies noch verstärken, sodass die Jugend noch weiter auseinanderdriftet.

IMAGO / Frank Ossenbrink

Mit den Parteien „der Mitte“ des Bundestages können die 18- bis 24-Jährigen kaum etwas anfangen. Das zeigt das Ergebnis der Bundestagswahl innerhalb dieser Wählergruppe deutlich: Von ihnen wählten 25 Prozent die Linke und 21 Prozent die AfD. Also wählte fast jeder Zweite genau jene Parteien, die im Bundestag die beiden Extreme des politischen Links-Rechts-Spektrums bilden.

Die jungen Wähler setzten damit ein Zeichen: Sie sind mit der Politik, wie die Ampel sie in den letzten drei Jahren gestaltet hat, anscheinend nicht zufrieden und wünschen sich einen Wandel. Einen Wandel, den sie sich mit einer Koalition von Union und SPD offenbar nicht vorstellen können: Immerhin wählten nur 13 Prozent der 18- bis 24-Jährigen die CDU und 12 Prozent die SPD. Diese Parteien scheinen also kaum die Meinungen der jungen Menschen zu repräsentieren und deren Wünsche zu erfüllen.

Die Jugend verliert somit das Vertrauen in die Politik und die Demokratie. Sie wendet sich immer mehr den politischen Rändern des Bundestages zu, von denen sie sich besser verstanden fühlt. Doch dadurch driften die jungen Menschen in Deutschland in ihren politischen Überzeugungen auseinander. Diese Spaltung zeigt sich bereits heute in Schulen, Berufsschulen und Universitäten. Dort bilden sich polare Gruppen: Die Linken und die Rechten.

Laute Linke und stille Rechte

In der Universität begegnet man linken Meinungen überall: in lauten Gesprächen von Kommilitonen über „erschreckende“ Aktionen von Donald Trump, in Aufrufen zu „Demonstrationen gegen Rechts“ über das „Studierenden“-Forum und in E-Mails der Allgemeinen Studierendenvertretung (AStA), in denen sie sich „mit Entsetzen“ zum „Fall der Brandmauer“ positioniert. In den meisten Vorlesungen und Seminaren gendern Studenten und Dozenten.

Nicht einmal auf der Toilette kann ein nicht-linker Student sich vor dem woken Wahn zurückziehen. Denn in den Toilettenkabinen kleben Sticker von der Antifa und Plakate über Klimawochen oder „Flinta*“-Fußballmannschaften – also Mannschaften, in denen Frauen, Lesben, inter- und nicht-binäre, transsexuelle und asexuelle Personen mitspielen dürfen. Die linke Agenda ist so omnipräsent, dass es schon fast verwundert, dass – statistisch gesehen – jeder Fünfte im Hörsaal sein Kreuz bei der AfD gesetzt hat.

Die Linken sind laut, während die Konservativen sich zurückziehen und ihre Meinung für sich behalten. Sprechen junge Menschen über konservativere Meinungen zu aktuellen Problemen in der Wirtschaft oder Migration, senken sie meist ihre Stimme – falls sie in den universitären Räumen überhaupt darüber sprechen. Menschen mit linken und grünen Meinungen hingegen posaunen laut heraus, dass sie es schade fänden, dass Robert Habeck (Grüne) sich nun zurückziehe, weil er doch der einzig passable Politiker Deutschlands sei. Oder sie posten in ihrer Instagram-Story am Tag der Bundestagswahl, wie sie ihren Wahlschein in die Sammelbox werfen, und schreiben: „Peinlich, wer nicht (links) wählt.“ Ein solcher Post erhält im universitären Kontext Beifall. Gleichzeitig schließen links-grüne Studenten jene Kommilitonen aus, die Beiträge veröffentlichen, in denen sie beispielsweise kritisieren, dass trans Personen im Frauensport mitspielen dürfen. Aus Sicht der Woken würden sie so „Hass und Hetze“ verbreiten. Das sei menschenverachtend, rechtspopulistisch und nicht mit deren „Werten“ vereinbar, finden sie. So bilden sich zwei Lager, die kaum mehr miteinander in den Austausch gehen.

Falls Woke und Konservative dann doch einmal über ihre verschiedenen Ansichten diskutieren, wird die Kontroverse schnell emotionalisiert. Vor allem zu Themen wie Geschlechtstransitionen bringen junge Wähler links-grüner Parteien häufig persönliche Bekannte ins Gespräch, die sich der „LGBTQ*“-Community zugehörig fühlen. Laut einer Ipsos-Studie definieren sich 22 Prozent der 18- bis 24-Jährigen als „LGBTI*“, also als homosexuell, bisexuell, trans, queer oder intersexuell. Oder als etwas, das zu keiner dieser Kategorien passt. Das ist fast jeder Vierte in dieser Generation.

Entsprechend kennt fast jeder mindestens eine solche Person. Und die Woken nutzen diese Einzelfälle dann, um das sachliche Argument, es gebe nur zwei biologische Geschlechter, zu unterbinden: Ihre Freundin, die einmal in einem falschen Körper steckte, würde sich diskriminiert fühlen, wenn man sie als Trans-Frau oder – noch schlimmer – als biologischen Mann bezeichnen würde.

Das gestaltet jegliche sachliche Debatte schwierig. Es wirkt fast so, als sprächen Woke und Konservative zwei verschiedene Sprachen: Es gibt diejenigen, die gendern und sich ständig „politisch korrekt“ ausdrücken – wehe, man nimmt das Wort „Indianer“ in den Mund – und diejenigen, die mit dieser „Political Correctness“ kaum etwas anfangen können.

Schweigespirale in der Universität

Immer mehr Umfragen zeigen, dass die Mehrheit der Deutschen das Gendern ablehnt. So etwa eine Erhebung für das evangelische Magazin „Chrismon“ aus dem Jahr 2023, die zeigte, dass rund jeder Dritte das Gendern ablehnt, während laut dieser Umfrage 13 Prozent dafür sind. Eine Erhebung des Instituts für angewandte Sozialwissenschaft (Infas) im Auftrag der Wochenzeitung Die Zeit kam im September letzten Jahres zu einem ähnlichen Ergebnis – bezogen auf junge Menschen: 89 Prozent der 18- bis 24-Jährigen gendern selten oder nie. Und trotzdem: In der Universität heißt es „Dozent*innen“, „Studierende“ und „ProbandInnen“, egal ob mündlich oder schriftlich.

Das zeigt erneut, dass die Progressiven laut sind und ihre Political Correctness durchsetzen wollen, während die anderen den woken Wahn stumm über sich ergehen lassen oder ausgegrenzt werden. Das erinnert an die Schweigespirale nach der Theorie der Kommunikationswissenschaftlerin Elisabeth Noelle-Neumann. Diese besagt, dass Menschen aus Angst vor sozialer Isolation ihre Meinung zurückhalten, wenn sie glauben, einer Minderheit anzugehören. Dies kann dazu führen, dass bestimmte Ansichten in der öffentlichen Debatte unterrepräsentiert sind. Das könne eine Polarisierung und Spaltung der Gesellschaft verstärken, so die Theorie.

Die Rolle der sozialen Medien

Diese Spaltung der jungen Generation wird durch TikTok und Instagram verstärkt: Die Algorithmen sorgen schließlich dafür, dass dem Nutzer vorwiegend jene Beiträge angezeigt werden, die zu seinen Interessen und somit auch seinen Meinungen passen. Der Nutzer wird also in seinen Ansichten gestärkt, während er anderen Perspektiven zu diesen Themen kaum begegnet – zumindest nicht bei Instagram oder TikTok.

Eine Studie des Reuters Institute zeigt, dass sich die meisten jungen Menschen über solche sozialen Medien zu politischen Themen informieren. Im News Report 2023 schreibt das Reuters Institute, dass 72 Prozent der 18- bis 24-Jährigen in Deutschland hauptsächlich Online-Medien als Nachrichtenquelle nutzen, wobei 35 Prozent soziale Medien bevorzugen – also etwa jeder Dritte. Zum Vergleich: In der Gruppe der 25- bis 34-Jährigen nutzt nur knapp jeder Fünfte soziale Medien als Hauptquelle. Und von denjenigen Personen, die älter als 55 Jahre sind, nur sieben Prozent.

Entsprechend sind Zeiten wie diese, in denen Politiker und Medien Ängste schüren, aber die Sorgen der Menschen nicht beheben, wie Öl im Feuer zwischen den beiden politischen Polen im Bundestag. Viele Experten vermuten, dass es unter einer Regierungskoalition aus Union und SPD keinen von den (jungen) Menschen ersehnten Wandel geben wird. Aktuelle Ereignisse deuten eher darauf hin, dass die neue Regierung das Land noch mehr ruiniert, wie Tichys Einblick berichtet. Und somit verstärken die Politiker und Medien die Spaltung der Jugend – und der gesamten Gesellschaft.

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Kommentare ( 69 )

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Powerhitter
8 Tage her

Die politische Mitte existiert seit Merkel nicht mehr. Und die gesellschaftliche Mitte wird durch Steuern und Abgaben derart verarmt, dass sie in die Unterschicht rutscht. Auch diese Mitte ist dann weg und es gibt nur noch die Ränder. Teile und Herrsche….

Stuttgarterin
9 Tage her

Die top-down Einführung des Genderns und der scheinbaren Geschlechtergerechtigkeit war ein strategisch hervorragender Schachzug der amerikanischen Demokraten, der dankbar von den europäischen Linken aufgenommen wurde. Wunderbarerweise wird darüber eine Gehaltsgerechtigkeit vergessen. Junge Menschen sind stets für Idealismus zu haben. Aber die Schlaueren sind aufgewacht. Natürlich können sie in ihrem Umfeld nicht frei sprechen, wenn sie Freunde behalten und sich nicht in eine Gegenblase zurückziehen wollen. Was die Jungen eher eint, ist, dass Kriegslüsternheit keine Lösung ist, auch hier etwas zu idealistisch.

chez Fonfon
9 Tage her

Schon zu meiner Studentenzeit galten die Linken als die selbstlosen Guten, die für Frieden und Gerechtigkeit einstanden, im Asta herumkrakeelten, sich von der Ebert-Stiftung 20 und mehr Gammelsemester bezahlen ließen und stinkefaul waren. Interessant war aber, wie schnell und wendig sie wurden, wenn irgendwo ein lukratives Pöstchen zu ergattern war, vor allem in der Politik und beim Staat, den sie angeblich so hassten. Die „Ausstiegsszenarien“ der linken Krakeeler waren genial, auch unser Bundesuhu oder Steinewerfer Fischer mitsamt seiner „Putztruppe“ sind beredte Beispiele dafür, wie fix man sich drehte und wendete, wenn sich ein monetärer Ausweg aus dem gammeligen studentischen Linksmiljöh… Mehr

Dr. Bomke
9 Tage her

Dass sich als Folge des sozialistisch beförderten Kampfes gegen den bürgerlichen Mittelstand am Ende ohne den gesellschaftstragenden sozioökonomischen Puffer zwei unbarmherzige – zunehmend radikalere – Pole gegenüberstehen würden, ist einfache Gesellschaftsarithmetik und war schon vor 25 Jahren klar. Nun ist es halt da.

Dundee
9 Tage her

„Also wählte fast jeder Zweite genau jene Parteien, die im Bundestag die beiden Extreme des politischen Links-Rechts-Spektrums bilden.“ „Die Jugend verliert somit das Vertrauen in die Politik und die Demokratie.“ Die AfD ist kein Extrem des Spektrums, sondern ist exakt das was die CDU in den Achtzigern war. Die Mitte einer gesunden Gesellschaft. Damals war die CSU weiter rechts als die AfD heute ist. Hören sie sich mal Reden von Strauß an. Solche Reden hören Sie noch nicht einmal von Höcke! Dass Sie, Frau Kirchhoff, nicht erkennen dass die AfD nicht extrem, sondern nur normal ist, disqualifiziert Sie einen Artikel… Mehr

Nibelung
9 Tage her

Sozialismus in seiner alten Form hat ausgedient, denn es fehlt im die Grundlage, wo er noch die zu kurz gekommenen stützen konnte, die es heute nur noch gibt, wenn sie keinen Bock haben sich in die Gesellschaft einzubringen, weil sie ernten ohne zu sähen und das unverantwortlich und müßte sofort unterbunden werden. Deshalb ist auch das Wiederaufflackern der alten Linken in jungem Gewand ein Phänomen der Zeit, denn die bieten ja am Ende das gleiche an und wer braucht das noch, wenn er neue Ufer beschreiten will und seine Zukunft selbst plant, mit allem was dazu gehört. Deshalb sind ja… Mehr

Frank G.aus D.
9 Tage her

Die AfD ist mitte-rechts nur die aneren Parteien sind bis zum Anschlag nach links gerutscht und das nur um ihre Pfründe zu sichern.
Deutschland kann sich aber kein Links mehr leisten.
Viele der jungen Leute die noch ein Elternhaus haben wissen das uns nur Leistung nach vorne bringt.
Die von unseren Steuergeldern und dubiosen NGO´s gepämperten Linken sehen sich als Herrenr…. gegenüber dem Steuerzahler.
Warscheinlich denken sie sogar wir wären verpflichtet sie alimentieren.
Wo diese Einstellung herkommt müssen sie die Eltern fragen, da finden sie die Ursache des Problems.
Also nichts neues in Deutschland.

maru
9 Tage her

18-24 sind in jeder Generation die Konformisten. Nichts ist für diese Altersgruppe schlimmer als nicht zur Herde dazuzugehören.

Last edited 9 Tage her by maru
Stefferl
9 Tage her

Problematisch ist vor allem die Aggressivität der Linken. In jedem gesellschaftlichen Kontext bestimmen die Lauten, die Bösen und die Kriminellen die Spielregeln, wenn sich ihnen niemand entgegenstellt. Und genau das ist hier auch der Fall. Ausgerechnet diejenigen, die sich ganz laut und aggressiv gegen „Hass und Hetze“ positionieren sind dabei die gehässigsten Menschen.

Michaelis
9 Tage her

In diesem Alter hat sehr vieles noch mit Identitätsfindung, mit persönlicher Entwicklung, mit psychischer Stabilisierung und der Zuordnung zu sozialen Gruppen zwecks Vermeidung von Isolation, Vereinsamung und Versagen zu tun. Das sei alles „akzeptiert“. Problematisch und gefährlich wird’s dann, wenn gesellschaftliche Institutionen wie etwa die Hochschulen von solchen „Infantilitäten“ gekapert und missbraucht werden, wie dies bereits seit mehreren Jahrzehnten geschieht, jedenfalls im sog. Westen.