„Dunkelflaute“ hat wie „Blitzkrieg“ oder „Kindergarten“ den Weg in den englischen Sprachraum geschafft. In anderen Sprachen ist der Begriff überflüssig, weil Windstille bei Dunkelheit etwas mit Wetter, aber wenig mit Energieversorgung zu tun hat. Das ist im Energiewende-Wunderland anders und auf typisch deutsche Art können die Folgen ihres Eintretens zur Suche nach Schuldigen führen.

Diese Überschrift ist irreführend. Natürlich ermittelt niemand gegen eine Windstille bei Dunkelheit, aber zu den Folgen des Ereignisses schon. Hin und wieder erschweren die Mächte der Finsternis und des Wetters den durchschlagenden Erfolg der deutschnationalen Energiewende. Neben den drei bisherigen Dunkelflauten um den 6. November, den 12. Dezember und den 27. Dezember 2024 halten windschwache Zeiten im Januar und Februar 2025 an.
„Windkraftbetreiber schlittern in die Krise“, titelt finazmarktwelt.de am 2. Februar. Der Wettergott nimmt an der Rundumsubventionierung dieser Technologie eben nicht teil. Von Jahresbeginn bis Mitte Februar verringerte sich die Windstromproduktion um etwa 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Wie man überhaupt auf den Gedanken kommen kann, einer oftmals versagenden Stromproduktion aus diesen Zufallsenergieanlagen eine Rolle bei der „nationalen Sicherheit“ oder des „öffentlichen Interesses“ zuzuschreiben, ist auf rationaler Grundlage nicht erklärbar. Es ist nur dann erklärbar, wenn man berücksichtigt, dass die Windlobby in Gestalt der Grünen in der bisherigen Regierung saß.
Parallel zu den Nichtwind- und Schwachwindzeiten reagierten die Preise im Großhandel. Am Spotmarkt wurden Spitzenwerte am 11. Dezember, 17 Uhr, von 1.158 Euro pro Megawattstunde (€/MWh) und am 12. Dezember um 9 Uhr von 990 €/MWh erreicht. Im Intraday-Handel (für den Folgetag) waren 936 €/MWh der Höchstwert. Das sind 93,6 Cent pro Kilowattstunde, etwa das Dreifache des Haushaltsstrompreises, allerdings noch vor Steuern, Abgaben und Netzentgelten. Erhebliche Importmengen in Richtung von 20 Gigawatt trieben überall in Europa die Preise, was zu bösen Kommentaren insbesondere aus Schweden und Norwegen führte, wo darüber sogar die Regierungskoalition zerbrach.
Es mag in der grün geführten Bundesnetzagentur (BNA) unvorstellbar sein, dass es trotz kluger und weiser Führung durch den Großen Robert zu solchen Verwerfungen kommen kann. Zeitgleich war eine größere Zahl deutscher konventioneller Kraftwerke nicht am Netz, was die Möglichkeit eröffnet, Schuldige zu suchen. Gern zum Ziel werden dann Großkonzerne, Kohlebarone und fossile Dinosaurier. Die Atommafia ließ sich schlecht heranziehen, sie war ja schon eliminiert und was die Fossilen betrifft, läuft deren Abschaltung auf gesetzlicher Basis weiter in der Überzeugung, dass wir sie künftig ohnehin nicht mehr brauchen würden.
Also kündigte der grüne BNA-Präsident Klaus Müller Untersuchungen an, ob Marktmanipulationen der Kraftwerksbetreiber die Ursache für die hohen Preise um den 12. Dezember gewesen sein könnten. Sie hätten durch das Zurückhalten von Kapazitäten den Preis womöglich weiter treiben wollen.
Acht Wochen später liegt noch kein Untersuchungsergebnis vor. Auf Presseanfrage antwortet die Behörde, dass die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen seien, die öffentlich zugänglichen Daten enthielten „Unschärfen“.
Andere sind etwas fixer. Bereits zwei Tage nach dieser Dunkelflaute hatte Stefan Spiegelsberger von „Outdoor Chiemgau“, Energiejournalist und Risikoberater, die nicht verfügbaren Kraftwerke inklusive der Ursachen ermittelt. Sehenswert dazu sein Video, ab Minute 8 wird auch die nichtverfügbare Kraftwerksleistung von 14,27 Gigawatt erklärt.
Dazu kommt ein Strickfehler im System. Insgesamt durften etwa 13 Gigawatt Kraftwerksleistung aus der Kapazitäts- und Netzreserve und an „Besonderen netztechnischen Betriebsmitteln“ nicht eingesetzt werden, denn sie gelten als Notreserve und werden durch die Netzbetreiber nur eingesetzt, wenn Gefahr für die Sicherheit des Netzes besteht. Das war in den Dunkelflauten nicht der Fall. Ergebnis ist, dass diese Kraftwerke nicht am Markt teilnehmen durften, obwohl sie stark preissenkend gewirkt hätten.
Die hohe Zahl nichtverfügbarer Kraftwerke wird nicht sinken. Alle Kohlekraftwerke haben einen Stilllegungstermin, entsprechend sind die Instandhaltungsstrategien auf diesen Zeitpunkt ausgerichtet. Das heißt, die Reparaturen werden auf das Nötigste beschränkt, investiert wird nicht mehr und ein höheres Störungsrisiko wird in Kauf genommen. Im Vergleich zum Halter eines Autos: Würde eine Behörde die Stilllegung im übernächsten Jahr verfügen, ließe der den letzten Ölwechsel, die neuen Wischerblätter und den eigentlich nötigen Wechsel der Zündkerzen auch ausfallen.
Erzeugt man den Strom volatil, dann hat man zu wenig oder zu viel, jedenfalls keine bedarfsgerechten Lieferungen. Die Dunkelflauten treiben die Preise, beeinträchtigten aber (noch) nicht die Netzsicherheit. Eine ordentliche Hellbrise im kommenden Sommer kann sich durch die eingeschränkte Regelfähigkeit zu einem größeren und fulminanten Problem entwickeln. Der Präsident der BNA ist von dieser Sorge getrieben. Notfallmaßnahmen seien nicht auszuschließen, er befürchtet technischen und finanziellen Stress. Die Behörde bemühe sich, der Politik den Ernst der Lage zu vermitteln. Mehr Kritik an seinen grünen Genossen ist von ihm nicht zu hören.
Wir dürfen gespannt sein, wo man die Schuldigen nach Problemen mit den Mächten gleißenden Lichts suchen wird.
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Einfach eine Dunkelflautenverbotszone über ganz Deutschland verhängen. Und Sonne und Wind lachen wieder.
Dass in Norwegen so viel Verärgerung besteht, wenn Deutschland die Strompreise durch erhöhte Nachfrage nach oben treibt, liegt aber an deren besonderem Einkaufskonzept. Da wird der aktuelle Preis nämlich ungepuffert bis zum Verbraucher durchgereicht, weil der das in diesem Tarifsystem so möchte!
Guter Artikel! Nach meinem Kenntnisstand (der falsch sein kann) ist für Kraftwerke in der Notreserve nicht mehr der ursprünglicher Betreiber verantwortlich sondern die Bundesnetzagentur. Sie trägt auch alle Kosten, also auch die für die Instandhaltung. Wie Sie im Artikel geschrieben haben, werden die Kraftwerke mit minimaler Wartung übergeben. Kohlekraftwerke müssen zyklisch für mehrere Monate stillgelegt werden, auch große Revision genannt. Der Kessel ca. 20m x 20m in der Fläche und 80 m hoch wird dann innen komlett mit Gerüst ausgestattet und alle Leitungen und Wände überprüft und gegebenfalls repariert, auch die Brener leiden unter Verschleiß und müssen ertüchtigt werden. Auch… Mehr
Naja, es ist etwas belustigend auf der einen Seite einen Artikel zu veröffentlichen der über die Wankelmütigkeit der regenerativen WKA oder Solarparks berichtet um gleichzeitig daraus abzuleiten dass diese Energieerzeugung unsicher ist, während es im Bedarfsfall an riesigen Kraftwerkskapazitäten aus der fossilen Welt mangelt, weil diese Kraftwerke wohl anscheinend nicht einsatzfähig sind. Begründet wird das dann mit Ausstiegsplänen und „lohnt sich nicht mehr“. Es ist etwas albern den regnerativen Energien Unzuverlässigkeit vorzuwerfen während es, wie jetzt, im Bedarfsfall, die Unzuverlässigkeit der Kohle und Gaskraftwerke war, die ein Ausbrechen der Börsenpreise hätten verhindern können.
@Peterson82: Falsch verstanden. Seit fast 20 Jahren diktiert die Bundesnetzagentur, immer einem Bundesminister unterstellt, seit 12/2021 Habeck, was zu geschehen hat. Die Betreiber der Kraftwerks- und Netzanlagen wurden entmündigt.
Bitte erst einmal über den Unterschied zwischen Warm- und Kalt-/Notreserve und die jeweiligen Einsatzszenarien informieren! Dann gibt es (hoffentlich) bei Ihnen den „Ah – jetzt – ja“-Effekt …
Vergessen Sie’s, außer Tesla-Fahren ist von dieser Seite keinerlei Kompetenz, wobei Tesla-Fahren ja auch keine ist 😉, zu erwarten.
Sie müssten mit Ihrer holprigen Argumentationskette nun nur noch erklären können, warum in einer Zeit, als wir nur die „unzuverlässigen Kohle und Gaskraftwerke“ hatten, Probleme der genannten Art völlig unbekannt waren? Bei Verbrennungskraftwerken ist es nun einmal so, dass diese Wartung benötigen, und zwar in festen Intervallen sonst erlischt die Betriebserlaubnis. Dafür halten die dann aber auch Jahrzehnte und liefern, wenn sie in Betrieb sind, 24/7 zuverlässig Strom. Wind und Solaranlagen liefern Strom nur dann, wenn der unzuverlässige Kantonist Wetter und die Tageszeit es wollen, werden nach ~20 Jahren (teil)abgerissen und der Verbundschrott dann dorthin verklappt, wo er das grüne… Mehr
Schuld hat der deutsche Autofahrer. Hätte der wie angeordnet sein E-Auto gekauft, wären wie geplant die Akkus angezapft worden. Deshalb kommt jetzt sicher die persönliche Energiesicherungsstrafsteuer für Verbrenner. Außerdem, wird der Robert, bis nächsten Winter garantiert alle großen CO2-Verbrecher abgeschoben haben. Die werden dann den USA und China die CO2-Bilanz versauen. Hehe, selber Schuld. Die kleineren hören dann halt auf zu arbeiten, ist ja auch nicht schlimm. Wer braucht noch Brot vom Bäcker, wo wir doch jetzt das Ungeziefer haben? Guten Appetit!
Weiss nicht, wo das Problem ist. Deutschland braucht 30 neue Gaskraftwerke und krasse Preis-Spitzen bieten endlich den finanziellen Anreiz, den Stadtwerke und Energiekonzerne brauchen um neue Erzeugungsanlagen profitabel zu betreiben. Auch Unternehmen der Industrie haben jetzt einen ordentlichen Anreiz in eigene Stromerzeugung und / oder Batterien zu investieren.
Klar doch – Fingerschnips … und schon stehen die 30 neuen Gaskraftwerke betriebsbereit auf der Wiese. Natürlich mit gesicherter Gasversorgung und wasserstofffähig, falls es mit der Gasversorgugn nicht klappen sollte.
Da unsere Gasversorgung dank dämlicher Beschlüsse der etablierten Parteien CDU/CSU, SPD, FDP, Grüne zusammengebrochen ist, die Speicher sich rasant leeren und Wasserstoff als Brennstoff nur ein Gespinst ist, wäre es gut zu fragen, womit diese 30 Gaskraftwerke befeuert werden sollen.
Es könnte aber auch ein ordentlicher Anreiz sein, den Standort in Deutschland zu schließen und im benachbarten Ausland die Vorzüge einer stabilen und günstigen Stromversorgung in Anspruch zu nehmen. Mit damit verbundenen Steuervorteilen, braucht wohl kein Unternehmer lange nachdenken.
Ich fürchte Sie wissen noch viel viel mehr nicht?!
Welcher Marktteilnehmer sollte Gaskraftwerke bauen, die zwar 24/7 mit voller Mannstärke betriebsbereit sein sollen, aber nur gebraucht werden, wenn den erneuerbaren Energien grad die Puste ausgeht. Völlig unwirtschaftlich.
Die Gaskraftwerke stehen auch im Ampel-Koalitionsvertrag sind jedoch von Habeck noch nicht umgesetzt worden. Und wahrscheinlich werden diese, wenn sie mal gebaut werden sollten, als erste Volkseigene Betriebe seit der DDR, betrieben werden müssen.
Ist doch alles in Ordnung, solange die Grünenwähler ihre mit PV Strom und Überschußsstrom geladenen Batterien und Autos weiter betreiben können. alle anderen sind sowieso nur rückwärtsgewandte Pharisäer.
Bis die Bundesnetzagentur noch unter Schröder/Fischer im Sommer 2005 beauftragt wurde, auch die Elektrizitätswirtschaft ökoplanwirtschaftlich zu steuern, war das Management des Elektrizitätssystems Sache der Betreiber der Erzeugungsanlagen zusammen mit den Betreibern der Netze. Das lief einwandfrei. Das Gesamtsystem lief technisch-wirtschaftlich optimiert, es gab nur soviel Erzeugungs-und Netzkapazität, wie unter Berücksichtigung maximaler Netzlast, Instandhaltung und Reserven erforderlich war. Die Beschaffung und Bevorratung der Brennstoffe vom Kernbrennstoff über Braun- und Steinkohle bis zum Erdgas war ebenfalls Sache der Betreiber, die per se preiswert einkauften und bevorrateten. Eine Bundesnetzagentur brauchte man nicht. Doch dann kam die rot-grüne Energiewende und ab Herbst 2005 die… Mehr
Planwirtschaft ist schon immer besser gewesen – sie ist nur bis dato noch nie so ganz richtig praktiziert worden – deswegen muss man es doch zumindest immer wieder neu probieren. Irgendwann klappt es – versprochen!
Windkraftbetreiber schlittern in die Krise. Aha! Die Klimakatastrophe frisst ihre Erfinder! Wurde ja auch mal Zeit….
Tja, ob’s die „Erfinder“ frisst …
Vorläufig siehts nicht so aus.
Festzustellen ist auf jeden Fall, dass das „aus Fehlern LERNEN“ so Manchem verdammt schwer fällt …
Sehr interessant ist das von agora selbst veröffentliche “ agoraneter“ , das stundengebau die Stromerzeuger und deren Zusammensetzung macht. Wenigstens die it- Fachleute dort sind qualifizierte. Jeder kriegt kann sich ein Bild machen. Aber man weiss doch auch so abends , wenn die Sonne untergeht, legt sich auch der Wind.
Ja. Dort kann man sehen, dass die Riesenlücke zwischen Nachfrage und Angebot durch Importe unter anderem aus Kernkraftwerken in Schweden, Belgien, Frankreich und Tschechien geschlossen wird. Dass selbst der Exportstrom noch bezahlt werden muss. Dass Österreich und die Schweiz mittags Geld bekommen, damit sie den Strom abnehmen, mit dem sie das Wasser die Berge hochpumpen, und mit dem sie abends wieder Strom erzeugen, wofür sie noch mehr Geld bekommen als mittags. Unter wirtschaftlichen Aspekten verfehlt die Energiewende das selbstgesteckte Ziel, nämlich den CO2 Ausstoß zu senken. (Warum auch immer.) Jeder seriös arbeitende und denkende Mensch würde daher die Energiewende umgehend… Mehr