Eine neue Weltordnung, doch alte Fehler: Schuldenexzesse, politische Wankelmütigkeit und naive Hoffnungen auf Diplomatie prägen das Bild. Skepsis ist gefragt – gegenüber Merz, Trump, Putin und all den Illusionen, die uns in die Krise führten.

Eine neue Weltordnung verlangt auch eine neue Ordnung der Gedanken. Damit tun sich alle schwer. Es gibt mehr offene Fragen als Antworten. Vielleicht sollten wir uns erst einmal mit Skepsis wappnen gegen all die vermeintlichen neuen Gewissheiten, mit denen Politiker und „Experten“ die Talkshows füllen.
I.
Mainstream bleibt Mainstream. Schon toll, wie insgesamt kritiklos die Medien, die erst Merkel, dann der Ampel nach dem Munde redeten, jetzt die Schuldenorgie von Schwarz-Rot als ökonomisch und staatspolitisch vernünftig verklären.
II.
Nichts gegen das gesalzene Merz-Bashing. Er hat es verdient. Bei Rechtsanwälten, die mit ihm früher zu tun hatten, gilt er als „Quitter“, einer, der in Verhandlungen schnell auf- und nachgibt. Das bestätigt sich jetzt in der Politik. Aus Wankelmut wird Wahlbetrug. Merz hat die Wahlen gewonnen, die SPD dramatisch verloren. Aber der Maulheld Merz unterwirft sich den Besiegten. Es gelingt ihm das Kunststück, als Kanzler schon zu scheitern, ehe er überhaupt im Amt ist. Das ist absurd. Der alte Bundestag soll ihm die Kohlen aus dem Feuer holen, an denen er sich verbrannt hat. Vergessen scheint die Notwendigkeit, den Staat zurückzuschneiden. Ein Blankoscheck fürs Militär kann die Versäumnisse der Vergangenheit nicht wettmachen. Jedenfalls nicht schnell genug.
Verteidigungsfähigkeit ist auch nicht käuflich, da gehört mehr dazu. Zum Beispiel Soldaten. Das ist das eine, noch halbwegs nachvollziehbar. Das andere ist unverzeihlich: Noch einmal eine halbe Billiarde Sonderschulden für Aufgaben, die zum Kern des regulären Haushalts zählen. Es ist immer wieder der gleiche verheerende Fehler. So war es mit der Währungsunion in der DDR (Kohls Stimmenkauf), so war es mit dem Euro und der anschließenden Eurokrise („Scheitert der Euro, scheitert Europa“ behauptete fälschlich die alternativlose Merkel). Der Primat der Politik schlägt die ökonomische Vernunft.
III.
Das vermeintliche Totschlagargument hat einen Namen: Trump. Seine „Freundschaft“ ist nicht unverbrüchlich. Sein Vertrauensbruch ein Schlag ins Kontor des Westens. Aber neu oder gar überraschend ist er nicht. Dummerweise handelt Trump so wie er redet (im Gegensatz zu Merz) – aber auch er wird seine Grenzen zu spüren bekommen. Die USA klappen den Schutzschirm über Europa mit Aplomb ein. Aber darf der Showdown im Oval Office am 28. Februar die Wahl vom 23. Februar quasi bedeutungslos machen? Trump ist nicht das Ende des atlantischen Bündnisses. Warum ist der Schock über Trumps Sitten so überaus groß? Weil in Old Europe seit Jahrhunderten diplomatische Formen gewahrt werden. Trump ist – nicht nur, aber auch – ein kulturelles Phänomen. Man wird sich daran gewöhnen.
IV.
Das ist keine Rechtfertigung seiner Politik. Trump schadet unserem Land. Die in alternativen Medien grassierende Trumpomanie war schon immer lächerlich, jetzt wird sie zur Blindheit. Weil Disruption kein Selbstzweck sein darf. Wer Altes zerstört – ob Bündnisse oder nur Umgangsformen – muss auch Neues anbieten. Trump hat Erfolg, finden seine Bewunderer. Aussicht auf Frieden in der Ukraine – wer fragt da noch nach dem Preis? Und nach den Folgen? Trump tut alles, den faschistischen Diktator Putin auf der Weltbühne zu rehabilitieren. Das ist unverzeihlich. Genauso kurzsichtig scheint es, der Ukraine bedingungslos beizustehen. Dazu zählt das Versprechen, die Ukraine in die EU aufzunehmen. Hat noch irgendjemand alle Gurken im Glas? Das kann doch nur wünschen, wer die EU zerstören will.
V.
Es wäre also nicht verkehrt, Trump so skeptisch zu sehen wie Merz. Man muss vor allem unterscheiden: Trumps Rolle im Kulturkampf gegen Wokeness und Klimawahn ist das eine, etwas anderes seine Rücksichtslosigkeit gegenüber dem, was einmal der Westen gewesen ist. Es scheint, als rechne er alles, was auf der Welt geschieht, in Dollars ab. Während die deutsche Außenpolitik alles in der Kryptowährung Moral anschreiben lässt. Wie wäre es mit der Kategorie „Interessen“? Es gibt nicht nur materielle Interessen. Hat der egomanische Nationalist dafür überhaupt ein Gespür? Ging es dem großen Dealmaker jemals um etwas anderes als um Trump first? Gemeinsame Interessen mit Freunden und Feinden zu definieren, wäre nun die Aufgabe von Politik und Diplomatie.
VI.
Skepsis ist aber auch gegenüber der Ukraine und Selenskyj angebracht, dessen Heldenstatus wankt. Wie peinlich, das „Kostüm“ des gelernten Schauspielers zu thematisieren (was Trump getan hat). Faszinierend ist, wie viel Herablassung er sich nun gefallen lässt, um seine Haut zu retten. Seine Demut gegenüber Showmaster Trump wird ihn aber nicht retten.
VII.
Sind Trump und Putin Instrumente eines neuen Weltgeistes, für den die alten Werte nichts mehr zählen? Die neue Weltordnung entsteht jedenfalls auf dem einsackenden Boden einer gewaltigen Illusion. Von ihr waren die Deutschen besonders stark erfasst. Kein Wunder. Sie verdanken dem Ende des Kalten Kriegs die Wiedervereinigung und der danach explodierenden Globalisierung einen Wirtschaftsboom. Sie kassierten die „Friedensdividende“ und glaubten an ewigen Frieden. Das Wort „Weltinnenpolitik“ ging ihnen geschmeidig von den Lippen. Erinnern wir uns an all die Traumtänzereien vom arabischen Frühling bis zur Demokratisierung Russlands (die Gorbi-Gorbi-Rufe sind noch kaum verhallt)! Die Gefahren neuer Abhängigkeiten (vom chinesischen Markt, vom Energielieferanten Russlands, von den Milliardären des Silicon Valley) wurden fahrlässig verdrängt. Deshalb hat es die EU weder geschafft, für innere (Migration) noch für äußere Sicherheit zu sorgen. Panische Angst vor Putin und Trump ersetzt aber keine realistische Strategie.
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Der einzige Mensch, der versucht hat das Sterben und Morden – diesen grausamen Krieg zu beenden – ist Trump!
Egal wie!!! Ob Deal oder nicht.
Ihm gehören Lorbeeren.
Trump und Merz…das ist Himmel und Hölle.
Trump ist Geschäftsmann und das ist der Unterschied zu unseren Politikern.
Manche Begriffe werden durch Überdehnung und inflatorische Verwendung unbrauchbar. So geht es mit „Faschismus“ und „faschistisch“. Man sollte sie auf ihre ursprüngliche Bedeutung beschränken.
„Faschistischer Diktator Putin“? Herr Herles, mit dieser Äußerung disqualifizieren Sie sich selbst und schießen eindeutig über das Ziel hinaus.
Sie machen es, wie die Mainstreammedien, Sie lassen aus und reißen Fakten aus dem Kontext. Das ist nichts anderes, wie die Reduktion des Gesprächs Trump/Selenski auf die letzten 5 Minuten. Das ist billig.
Wenn Sie meinen, ich trete Ihnen hiermit zu nahe, bitte, dann löschen Sie meine Zeilen.
Ach du liebes bisschen: Trump und Merz auf eine Stufe zu stellen und dabei Merz noch deutlich besser dazustellen – das ist schon sehr links gestrickt. Gerade hat Trump die Hamas-Geisseln befreit. Von anderen richtig guten Dingen, die er angepackt hat, mal ganz abgesehen.
Klar, das macht Merz, der nicht betrügt und auch gar nicht belügt, mit links. Das ist als würde die Maus zum Elefanten sagen „ich bin stärker als du!“
„Gerade hat Trump die Hamas-Geisseln befreit.“
Nein, hat er nicht. Es sind leider immer noch sehr viele Israelis (lebend oder tot) in Hamas-Gefangenschaft.
Im übrigen heißt es Geiseln, nicht Geisseln.
Ein Herr Schlauli, der Martin H.
Es scheint, als brauche man auch in der Politik (die ja auch eine „Kunst“ ist) wie fürs Klavierspielen oder für Mathematik ein gewisses Maß an Talent und Begabung. Kohl hatte es zweifellos, obwohl ihm die Wiedervereinigung nur halb gelungen ist. Die einmalige, so bald nicht wiederkehrende Chance einer Neugründung der Bundesrepublik nach Art. 146 GG wurde vertan. Stattdessen trat die DDR Westdeutschland bei. Aber wie das so geht bei Einheiraten: man gehört nie so ganz dazu. Nun wählen die Ossis AfD und zeigen damit mehr demokratischen Verstand als ihre Brüder und Schwestern im Westen Merkel hatte diese Begabung übrigens nicht,… Mehr
Wolfgang Herles scheint voll auf Linie:
„German news media is now portraying themselves as fighting Russia and the USA. Sounds like WW2 all over again.
We may need to pacify a new insane German govt that wants WW3.
In WW2 it was because the Nazis wanted Poland. For WW3, it sounds like the German Socialists want to control Ukraine.“ https://x.com/WallStreetMav/status/1898365443082977357
Und jetzt los, liebe Putinisten, Wladimir braucht Euch, ran an die Tastatur! Wolfgang Herles schafft es immerhin, zu Trump und Putin eine gewisse Äquidistanz aufzubauen, auch wenn er sich natürlich sehnsüchtig den alten Westen zurückwünscht. Rational ist ihm klar, daß der immer eine Illusion war, emotional kann er mit allem anderen aber nichts anfangen. Warum ihn aber dafür Woche für Woche in die Pfanne hauen? Warum so wenig Bereitschaft, auch mal die eigene Position zu hinterfragen? Am Ende werden sie alle mit Trump und Putin die gleichen Enttäuschungen erleben, die sie alle immer erlebt haben, wenn sie auf Heilande und… Mehr
Stimmt. Aber auf die Massen auf den Straßen warten wir vergebens.
Und auch, dass welche am Montag und den darauf folgenden Tagen nicht zum Dienst erschienen und Arbeit Arbeit sein lassen würden wird nicht geschehen.
Wer duckt sich denn weg? Natürlich schadet Trump mit MAGA Deutschland -was denn sonst?- dafür ist er ja schließlich gewählt worden!
Das ist aber ein deutsches Problem und hat mit Trump genauso viel zu tun, wie die explodierenden Energiepreise mit Putin.
„Weil in Old Europe seit Jahrhunderten diplomatische Formen gewahrt werden.“ Herr Herles, ich weiß nicht, ob Sie da glorreiche Vergangenheit mit der Gegenwart verwechseln. Wer genau soll da „Formen“ haben? Lawrov ist Diplomat mit Format, d`accord! Aber eine Baerbock oder ihre Diplomaten der feministischen Außenpolitik? Schon mal den Auenministern der Briten zugehört? Oder dem der Österreicher? Ja, Europa war mal diplomatisch, das ist aber im Zuge der linksgrünen Unterwanderung der Politik, im Zuge des Wokeismus und des Ich, Ich, Ich verloren gegangen und einfach weg. Nun denkt „Europa“ nur nochin Ideologie, Trotz, „gegen Rääächts“ und in Globalismus. Sehen sie sich… Mehr
Es gibt keinen Grund, vor Putin oder Trump Angst zu haben. Das ist lediglich ein Produkt der Propaganda des polit-medialen Komlexes, der noch im alten Fahrwasser unterwegs ist (US-Democrats, Deep State, NGOs etc.). Die Bedrohung Deutschlands und anderer EU-Länder durch Russland existiert schlichtweg nicht, selbst in der Ukraine geht es nur um den überwiegend von ethnischen Russen bewohnten Osten, der von Kiew seit 2014 malträtiert wurde. Putin und Lawrow haben mehrfach erklärt, daß die Behauptung einer russischen Bedrohung völlig absurd sei und es gibt dafür in der Tat auch keine Anhaltspunkte. Die Regierung Trump weiß das, aber Brüssel, London, Paris… Mehr
In Bezug auf die Ukraine irren Sie leider. Rußland bestreitet den Ukrainern seit jeher eine eigene Nationalität, sondern sieht sie nur als „Schwarzrussen“ (so nannte man sie früher) also als Russen mit einem etwas speziellen Dialekt an. Die Russen ziehen die westliche Grenze ihres Einflußgebietes, hinter die sie um keinen Preis zurückfallen wollen, zumeist an einer Linie von der Kurischen Nehrung bis zum Bug – schon seit jeher. Durch die Niederlage im 1. Weltkrieg und den polnisch-sowjetischen Krieg von 1921 verschob sich die russische Grenze um 200 km nach Osten, was die Russen (alias Sowjets) nie akzeptierten, und so ließ… Mehr
Ihr Trump-Bashong geht leider völlig am Ziel vorbei. Zugegebenermaßen mag ich ihn als Person ebenfalls nicht, aber er hat eine nicht zu unterschätzende Eigenschaft: Er sagt, was er macht und macht, was er sagt. Auf welchen seiner nationalen unf internationalen Mitspieter trifft das noch zu? Genau: Auf keinen. Alles nur machtgeile Lügner und Schwätzer. Bislang würde ich jeden Satz seoner Ankündigungen unterschreiben. Nicht auszudenken, wen diese Dem-Harris an die Tete gekommen wäre – wir wären alle längst beim „Helm ab zum Gebet“.