Das Virus im Leib der Gesellschaft

Die Corona-Pandemie war nicht nur ein medizinischer Ausnahmezustand – sie war ein gesellschaftliches Beben, das Vertrauen in Politik und Medien zerstörte. Staatliche Übergriffigkeit, mediale Hysterie und kollektive Unterwerfung haben das Fundament der offenen Gesellschaft beschädigt. Eine Aufarbeitung ist nicht in Sicht.

Die Radikalität der staatlichen Corona-Maßnahmen hat Grundvertrauen in das politische System und in die Medien zerstört. Tatsächlich ist das Virus nicht nur in die Atemwege der Menschen eingedrungen, sondern auch in die Eingeweide der Gesellschaft. Die Pandemie war ein tiefer Einschnitt, der das Land bis heute prägt und teilt.

I.

Alt-Achtundsechziger-Guru Rainer Langhans erzählte kürzlich in WELT, er habe in der Corona-Pandemie den „faschistischen Grundcharakter unserer Gesellschaft sehr deutlich wahrgenommen“ – und er bezog diese Beobachtung ausdrücklich auch auf die Linken, die heute an der Macht sind und den Staat mit Inbrunst als Instrument nutzten, Hysterie zu verbreiten und Freiheit einzuschränken. Corona war Vorwand haltloser Kollektivierung einer offenen Gesellschaft. Ich würde mit dem Begriff des Faschismus vorsichtiger umgehen als Langhans, aber im Grunde liegt er nicht falsch. Was der bevormundende Staat sich damals an Übergriffigkeit geleistet hat, ist das eine. Die unterwürfigen Bürger, die das alles zugelassen, ertragen, bis in absurde Details hinein befolgt oder gar gern noch strenger gehabt hätten, sind das andere. Gegen die leicht zu schürende Angst ziehen in Deutschland Selbstverantwortung und Freiheit allemal den Kürzeren. Das ist ein grundsätzliches Problem. Es war bitter, festzustellen, dass dieser Mechanismus nicht nur in autoritären Regime funktioniert.

II.

Nun, Jahre später, erweisen sich der Souverän, das Volk, und seine Repräsentanz, das Parlament, als unfähig, die damaligen Verwerfungen zwischen obrigkeitsstaatlichen Panikattacken und Polizeistaatsallüren aufzuarbeiten. Die politische Klasse schützt sich selbst. Einst von der Last der Verantwortung nahezu in den Irrsinn getrieben, lehnt sie heute die Verantwortung für ihre damalige Maßnahmenorgie ab. Nirgends Einsicht. Möchtegern-Verfassungsrichterin Brosius-Gersdorf bereut keineswegs ihren unsäglichen Vorschlag, Ungeimpfte zur Kasse zu bitten.

III.

Noch erbärmlicher als Wissenschaft und Politik verhalten sich die maßgeblichen Medien von ARD und ZDF bis zu den vermeintlich bürgerlichen Blättern des Landes. Sie ziehen die Aufarbeitung in eigener Sache gar nicht erst in Betracht. Dabei waren es doch der „Mainstream“ und die „Qualitätspresse“, denen der Staat damals nicht rigoros genug sein konnte, die die Hysterie schürten, die berechtigte Zweifler an den Zwangsmaßnahmen Schuld am massenhaften Tod andichteten und sie zu „Tätern“ stempelten. Die auch dafür sorgten, dass staatshörige „Experten“ sich zu Virokraten aufschwangen, Scharfmacher wie Christian Drosten und Melanie Brinkmann an ihren Talkshowsesseln klebten und andere Stimmen nicht mehr gehört, sondern denunziert wurden. Skeptiker der „Maßnahmen“ wurden von der Prangerpresse als Corona-Leugner denunziert, diskriminiert und dann auch sehr schnell in die rechte Ecke genagelt. So als sei Freiheitsbedürfnis und das Beharren auf Bürgerrechte eine verachtenswerte politische Grundhaltung. Die „freie“ Presse muss sich den Vorwurf gefallen lassen, sich zum Lautsprecher eines aus den Fugen geratenen Obrigkeitsstaats gemacht zu haben – selbstredend unter dem Mäntelchen fragwürdiger Moral. Faschistoide Tendenzen erklärter Antifaschisten ließen sich nicht übersehen. Wo aber sind heute Intendanten und Verleger, die eine Untersuchungskommission in eigener Sache initiieren? Es wäre glaubwürdiger, zuerst das eigene Fehlverhalten zu benennen, ehe man dies der Politik abverlangt.

IV.

Die Wirkung der Corona-Zeit reicht tiefer und weit darüber hinaus. Das Virus hat an der Spaltung dieser Gesellschaft einen beträchtlichen Anteil. Sie beendete Freundschaften, ging mitten durch Familien. Kollegen überzogen einander mit Schuldvorwürfen. Vertrauen ging verloren. Die Maßnahmen des Staates und der Meinungs-Furor des Mainstreams führten dazu, dass nicht wenige Bürger am Wesen der Demokratie grundsätzlich zu zweifeln begannen. Und das waren nicht nur jene, die durch Corona-Maßnahmen ihre Existenz einbüßten und/oder ihre seelische Gesundheit. Verständlich, dass viele einander nicht sehr viel verzeihen wollen. Der Zorn der Hilflosen gegen die Obrigkeit ist nicht verraucht, auch das zählt zur bitteren Bilanz.

V.

Es nahm damals auch die politische Kultur Schaden. Staat und Medien zerstörten den offenen Diskurs – der wohl am Ende der Ära Merkel schon nachhaltig gestört war. Kompromisslos agierten sie gegen die Grundrechte und Interessen der Bürger. Unter dem Deckmantel des Lebensschutzes schützte niemand mehr die Freiheit. Was damit in die Brüche ging, ist bis heute nicht wieder repariert. Im Gegenteil. Auf anderen Feldern der Politik erfahren Bürger Déjà-vu-Erlebnisse. Corona sitzt tief. Das Misstrauen gegenüber Staat und Medien nimmt seither zu.


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Kommentare ( 94 )

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94 Comments
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Je me souviens
11 Tage her

Deutschland hat eine schwere Epidemie der Gefallsucht ereilt. Das sie auslösende „Virus“ ist wohl das gefährlichste. Ohne die erschreckend stark ausgeprägte Neigung der Deutschen zur Unterwürfigkeit, wäre es zu dem Totalversagen des Staates in der gewollt dramatisierten „Corona-Pandemie“ nicht gekommen. Doch warum diese  Unterwürfigkeit, an der man offensichtlich sogar eine gewisse Lust verspürt? Das tief dahinter steckende psychologische Momentum dürfte ein beihnahe schon zwanghaftes Gefallenwollen sein, das bereits deutliche Merkmale eines Suchtverhaltens trägt. Man will stets als der Gute dastehen, sich niemals was zuschulden lassen kommen wollen, eine sich anbahnende Erkenntnis eigener Schuld wird reflexartig unterdrückt und schnell Gründe gefunden,… Mehr

Johann Thiel
11 Tage her

An TE‘s Stelle würde an dem Corona-Thema nicht zu sehr rühren. Viel zu lange hat TE seinerzeit all die Narrative rund um das Virus und die „Impfung“ mitgetragen, Kritiker ignoriert und sich bis heute nicht wirklich davon distanziert. Da helfen auch Rufe nach Aufarbeitung und scharfe Kritik an den Coronamassnahmen nicht. Denn Virus und Gen-Spritze sind das Eine, die Massnahmen dazu das Andere.

HDieckmann
12 Tage her

Auf deutschen Intensivstationen wurden in der Coronazeit durch unnötige und ungeeignete invasive Beatmungen mehr als 10.000 Menschen getötet (vgl. SOKRATES). Während es im Wuhan-Virus-Jahr 2000 keine auffällige Übersterblichkeit gab, starben in den Jahren 2021 und 2022 – parallel zu den Impfkampagnen – 100.000 Menschen mehr als zu erwarten. Und Hunderttausende haben die Impfungen krank gemacht. Es gab nach den Impfungen keinen Rückgang der Schwangerschaften, wohl aber der lebend geborenen Kinder. Die Ausfallzeiten wegen Krankheit haben sich nach den Impfjahren um ca. 50% erhöht. Das sind die gruseligen Fakten, die immer weniger unter der Decke zu halten sind. Sie sind der… Mehr

W aus der Diaspora
12 Tage her

Ja, Corona sitzt ganz tief drin in der Gesellschaft. Das habe ich in der letzten Zeit zweimal erfahren, eigentlich durch Zufall. Ich hatte damals einen Minijob in der Gastro, der plötzlich für Monate wegfiel. Ich hatte zum Glück ein Motorrad, dass ich verkaufen konnte und so den Wegfall des Minijobs finanziell kompensieren konnte. Nur so war es mir möglich brav weiter mein Darlehen fürs Haus zu bedienen. In letzter Zeit wurde ich zweimal gefragt, ob ich denn noch Motorrad fahre, ich antwortete jedesmal ehrlich, dass ich das Motorrad verkauft habe, weil in der Coronazeit mein Minijob für Monate ausfiel. Jedesmal… Mehr

moorwald
12 Tage her

Ich danke dem Himmel jeden Tag, daß ich mich nicht habe impfen lassen. Für diesen Entschluß hätte ich jedes Opfer gebracht. Hätte ich mir allerdings als Ruheständler auch eher leisten können als so eine arme, rechtlose Pflegekraft oder ein Soldat.

Proffi
12 Tage her

Die Zulassung eines Impfstoffes dauert 5 bis 15 Jahre, nicht zwei Jahre. Besonders bei einem neues „Impf“prinzip ist besondere Vorsicht geboten. Es werden nicht Kranke sondern Gesunde „geimpft“. Damit die Aussagekraft eines Laborwertes festgestellt werden kann, muss die entsprechende Krankheit sicher auf herkömmliche Art diagnostiziert werden können und nicht allein mit dem Test diagnostiziert werden. Ein solcher Test ist völlig wertlos. Ein Test mit unbekannter Aussagekraft darf nicht auf die gesunde Bevölkerung angewandt werden. In diesem Fall sind fast alle test-positiven falsch positiv. Dies sind ein paar Tatsachen, die den Ärzten und ihren Funktionären anscheinend unbekannt waren. Diese Ignoranz dürfte… Mehr

Maunzz
11 Tage her
Antworten an  Proffi

„Besonders bei einem neues „Impf“prinzip ist besondere Vorsicht geboten. Es werden nicht Kranke sondern Gesunde „geimpft“. – Das Prinzip, Gesunde zu impfen (aktive Immunisierung), ist nicht neu. Sämtliche Kinderschutzimpfungen, Grippeschutzimpfungen oder Tetanusimpfungen werden seit vielen Jahrzehnten ausschliesslich an Gesunden durchgeführt. Richtig ist, dass Impfstoffe bzw. Arzneimittel nicht aus Jux eine sehr lange Zeit bis zur Zulassung haben, weil neben den Kurzzeitwirkungen auch die Landzeitwirkungen geprüft werden müssen. Das ist seit Corona anscheinend ausgesetzt und öffnet Tür und Tor für gefährliche und tödlich Impfstoffe und Arzneimittel.

Michael Palusch
10 Tage her
Antworten an  Maunzz

“ Das Prinzip, Gesunde zu impfen (aktive Immunisierung), ist nicht neu.“
Niicht neu?
Auf diesem Prinzip beruht der ganze Impfansatz.
Der gesunde Impfling entwickelt aufgrund weitestgehend harmloser Impfstoffe Immuntät gegen schwerwiegende bis tödliche Infektionskrankheiten ohne der Krankheit ausgesetzt zu sein.
Eine Ausnahme davon bildet die Passivimpfung. Aber auch hier muss die Impfung sofort nach der Infizierung erfolgen, also noch bevor die Krankheit ausbricht (Bsp. Tollwut (Rabies): erfolgt die Passivimpfung nicht spätestens bis 7 Tage nach der Infizierung, das gilt aber nur bei sofortiger Aktivimpfung, sind die Messen gelesen).

LiKoDe
12 Tage her

Die Pandemie-Inszenierung war/ist ein Gehorsams-/Unterwerfungsinstrument. Vor der Pandemie-Inszenierung führte man 2003 mittels der Agenda 2010 und dem Hartz-IV-Regime sowie der Grenzöffnung 2015 [Herrschaft des Unrechts] bereits zweimal die Unterwerfung von Bürgern durch. Dem ging ein geistiger Niedergang voraus, der sich bspw. in der FDP der Zeit seit Otto Graf Lambsdorff zeigte/zeigt. Es gibt kaum mehr wirkliche Liberale. Das autoritär-totalitaristische Kleinbürgertum vergrösserte sich in DE seit den 1960ern und findet sich u.a. bei Grünen, SPD, Die Linke, FDP, CDU und CSU. Ignazio Silone beschrieb 1934 das Kleinbürgertum so: „Das Kleinbürgertum kann wohl die politischen Führer für irgendeine Regierungsform liefern: als Klasse… Mehr

Haedenkamp
11 Tage her
Antworten an  LiKoDe

Sie haben die Euroeinführung und die widerrechtliche Abschaltung der AKW’s vergessen. Auch die Banken- u. Griechenlandrettung, X-Schutzschirme und sogenannte EU-Aufbaufonds gingen zu unserer Last.

Franz Grossmann
12 Tage her

Ein übergriffiger, sogar totalitärer Altparteien-Staat hat sich während der Coronazeit mit Zustimmung oder durch die Duldung der Mehrheit der mitmachenden Bürger, über die Grundrechte der Bürger hinweggesetzt. Ich habe damals das ganze Theater über mich ergehen lassen, da dies ansonsten zu größeren Konflikten im Familien- und Bekanntenkreis geführt hätte. Wie leicht war es in dieser Zeit, ein ganzes Volk hinter die Fichte zu führen. Jeder der wieder einmal die Menschen, verdammt, die in der Zeit des Nationalsozialismus mitgelaufen sind, sollte für immer schweigen.

Deutscher
12 Tage her

Das, was Langhans da wahrgenommen hat, hat jeder Handwerker und Brummifahrer, mit denen ich in jener Zeit ins Gespräch kam, schon klarer wahrgenommen, als der Langhans in seinem Cannabis-Tantra-Mao-Delirium.

Last edited 12 Tage her by Deutscher
jopa
12 Tage her

Es war ja nicht nur in Deutschland so. Auch andere Demokratien haben da mitgemacht: Österreich, England, Neuseeland usw. Es liegt also nicht am deutschen Wesen. Es ist der Rudeltrieb, dieses Streben nach möglichst großer Homogenität. Das äußert sich in immer mehr Verboten und härteren Strafen für Abweichler. Wenn also ein ranghöheres Rudeltier ein Verbot fordert, eine Mehrheit dafür ist meistens sicher (siehe Umfragen). Die Menschen zu ändern, ist unmöglich. Es haben werden Hitler noch Stalin geschafft, trotz ihrer größeren Möglichkeiten

Michael Palusch
12 Tage her
Antworten an  jopa

Und ausgerechnet ein Land mit nur etwas mehr als 10 Millionen Einwohnern hat sich dem „Rudeltrieb, diesem Streben nach möglichst großer Homogenität“ entzogen. Es liegt also nicht am deutschen Wesen. Doch, denn in solchen Fälle sind UNSERE Politiker gefragt. Politiker und Medien, die die „Herde“ beruhigen, den Ball flach halten, nicht aber solche, die noch zusätzliches Öl ins Feuer gießen und den Hochleistungsventilator auf Vollgas stellen. Wofür haben wir denn für diese Fälle eigene Institutionen (RKI, PEI) und leisten uns zudem eine Heerschar von Politikern, wenn es doch genügt, einfach nur zu schauen was die anderen machen? Nein! Das „Argument“,… Mehr

Last edited 12 Tage her by Michael Palusch
jopa
11 Tage her
Antworten an  Michael Palusch

Falls du die Schweiz meint, da ist das Rudeldenken genau so ausgeprägt. Zu einem Rudel gehört auch eine Rang/Hackordnung. Diese Hierarchie ist ausgeprägter, betrachte Bau- oder Verkehrsrecht. Und das Rudel rückt momentan enger zusammen und grenzt sich mehr ab. Der wesentliche Unterschied ist die direkte Einflußmöglichkeit des Volkes und den Herrschenden die rote Karte zu zeigen, nach man sich vorher hat einlullen lassen.

Michael Palusch
11 Tage her
Antworten an  jopa

Wieso Schweiz, da lief’s doch ähnlich wie in Deutschland!
Es war Schweden, dass eigenverantwortliches Handeln über staatliche Willkür stellte.
Die ließen die Infektion quasi „durchlaufen“, hatten kaum Einschränkungen, meist waren es sogar nur Empfehlungen, und standen hinterher trotzdem besser da als die Hardliner.

Last edited 11 Tage her by Michael Palusch