Imperator Donald und die neue Welt-Hack-Ordnung

Imperatorklasse ist für Donald Trump Xi Jingping und halb Wladimir Putin. Dann gibt es die Herrscher in den Emiraten und Saudi-Arabien. Ihnen gilt als wichtigen Verbündeten ausgesuchter Respekt. Die anderen sind im Oval Office oder Golfclub Beiwerk des Imperators Pressebühne.

picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Christopher Furlong

Am unfreundlichsten fasste es Viktor Orbán, Trump habe von der Leyen beim Zoll-Kränzchen in Trumps Golfclub in Schottland zum Frühstück verspeist. Unter den bisherigen Audienzen des POTUS kam vdL gut weg, was Trumps Umgang mit dem jeweiligen Gast angeht. Ob es Ukraines Volodymyr Zelenskyj oder Südafrikas Cyril Ramaphosa am schlechtesten erging, kann man dahingestellt sein lassen.

Die Audienzliste

Auch schon im Oval Office im Weißen Haus waren Israels Benjamin Netanyahu, Indiens Narendra Modi, Frankreichs Emmanuel Macron, Irlands Micheál Martin, Britanniens Keir Starmer, Italiens Giorgia Meloni, El Salvadors Nayib Bukele, Kanadas Mark Carney, Deutschlands Friedrich Merz und Mark Rutte, NATO. Neu ist, der Imperator lädt nicht nur ins Oval Office und nach Mar a Lago ein, sondern nun auch in einen seiner Golf Clubs, diesmal in Balmedie, Aberdeenshire im Nordosten Schottlands. In Schottland hat Trump noch einen weiteren, einen in Irland und einen in Dubai. Imperator Donald könnte auch sie nutzen, um Würdenträger der zweiten Kategorie zum Rapport antreten zu lassen.

Die der ersten Kategorie, ganz oder halb Imperatorklasse, wird er nicht neben sich in seine Presserunden laden, in denen seine Botschaften nicht für den Gast, sondern die Medien bestimmt sind, die Bilder angehübscht durch den Gast. Imperatorklasse trifft ohnedies nur für Xi Jingping zu, für Wladimir Putin halb. Dann gibt es aber noch die Herrscher in den Emiraten und Saudi-Arabien. Sie behandelt der Imperator als wichtige Verbündete mit ausgesuchtem Respekt. Mit ihnen versteht sich Trump als Chef-Einkäufer der USA besonders gut, sie sind Geschäftsleute wie er, Geschäfte sind wichtig, Politik als Hilfsmittel.

Die arabischen Fürsten behandelt der Imperator fürstlich

In Riad ehrte Imperator Donald die arabischen Fürsten am 13. Mai mit der feierlichen Abkehr der USA von ihrer jahrzehntelangen Demokratie-Mission:

«„Letztendlich haben die sogenannten ‚Nation Builder‘ weit mehr Nationen zerstört als aufgebaut, und die Interventionisten haben in komplexe Gesellschaften eingegriffen, die sie selbst nicht einmal verstanden.“ „Nein, die strahlenden Wunder von Riad und Abu Dhabi wurden nicht von den sogenannten ‚Nation Buildern‘, Neokonservativen oder liberalen Non-Profit-Organisationen geschaffen, wie jenen, die Billionen und Aberbillionen von Dollar ausgegeben haben, ohne dass es ihnen gelang, Bagdad und so viele andere Städte zu entwickeln.“ Stattdessen haben die Menschen der Region selbst die Geburt eines modernen Nahen Ostens herbeigeführt, Menschen, die hier leben, die ihr ganzes Leben lang hier gelebt haben. Sie haben ihre eigenen souveränen Länder entwickelt, ihre eigenen einzigartigen Visionen verfolgt und ihr eigenes Schicksal auf ihre eigene Weise bestimmt.«

Bei Trumps Zoll-Waffe geht es zwar auch um die US-Zolleinnahmen, sie sind im zweiten Quartal 2025 auf 64 Milliarden US-Dollar gestiegen, fast 50 Milliarden mehr als im gleichen Zeitraum 2024. Aber geopolitisch nutzt Trump die Androhung hoher Zölle zur Durchsetzung politischer Forderungen auf praktisch jedem Politikfeld. Das und sein Deal-Stil überhaupt trifft die alten Politiker-, Diplomaten- und Managertypen völlig unvorbereitet. Sie kämpfen bei jeder Begegnung schon allein mit seinem Stil und buchen es selbst wie die ebenso paralysierten Journalisten als Erfolg, wenn sie die Audienz bei Imperator Donald überstehen, ohne Selenskyj gewesen zu sein. Wer in das glückselige von der Leyen-Gesicht sieht, weiß, wovon die Rede ist.

picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Jacquelyn Martin
Die verschiedenen Audienzen werden in solche und solche unterteilt, je nachdem ob der Imperator selbst den Audienzling am Eingang des Weißen Hauses abholt. Aber auch der so Empfangene kann drinnen Selenskyj werden. Trump beherrscht das Spiel. Merz konnte man die Erlösung bald ansehen, als er merkte, mich lässt der Imperator zwar nicht reden (was Merz nicht störte, da konnte er nichts falsch machen), aber ich werde hier unbeschadet rausgehen. Unbeschadet das Oval Office zu verlassen, ist bei Trump wie ein Orden.
Der nächste bitte – nach von der Leyen Starmer
Nach von der Leyen erschien UK-Premier Keir Starmer in Trumps Golfclub. Das Treffen beschreibt James Melville so: „Also, Keir, hier ist die Abmachung für heute … Du besuchst meinen Golfclub in dem Land, dessen Premierminister du bist, und ich werde fast unsere gesamte gemeinsame Zeit damit verbringen, dir zu sagen, wie sehr wir Freunde sind, dich dann aber für die verschiedenen beschissenen Politiken lächerlich machen, die du Großbritannien aufgezwungen hast … von illegaler Einwanderung über Erbschaftssteuern für Familienfarmen bis hin zu Meinungsfreiheit und Windkraftanlagen. Und am Ende wird jeder, der dieses Spektakel verfolgt, denken, dass du nichts weiter als ein nutzloser Kandidat aus ‚The Apprentice‘ bist, den ich gleich feuern werde.“
Schon einmal dabei klassifizierte Imperator Donald gleich auch noch Londons Mayor Sadiq Khan als böse wegen seiner Migrationspolitik – und Starmer lässt das so stehen. Sie haben alle Angst vor ihm, sind mindestens zu ungefestigt, und können mit seiner Art nicht umgehen. Er weiß das und nutzt es erfolgreich als Waffe. Jede Begegnung ist schon entschieden, bevor sie beginnt.
Donald Trump ist kein Geschöpf des Planeten Washington D.C. wie sonst praktisch alle zwischen Capitol und K-Street. Dort am Potomac versteht ihn auch niemand. In den Pubs, Diners und Saloons draußen im Lande verstehen sie Trump alle. Was in seiner ersten Amtszeit als Präsident sein Nachteil war, in D.C. nicht Bescheid zu wissen, hat er in seinen Vorteil verwandelt.
Seine Abwendung von D.C. – vom etablierten US-Bundesstaatsapparat – geht einher mit der Abwendung von den etablierten internationalen Gebilden der UN, der EU, von nicht-nationalen Einrichtungen insgesamt und Imperator Donalds Zuwendung gilt allen, die ihm nützlich sind. So respektlos er mit den alten Strukturen umgeht, so respektvoll behandelt er alle, die ihm nützlich scheinen.
Bis sich genügend auf die Trump-Zeit eingestellt haben, wird seine Amtszeit nicht reichen. Aber vorher kommen noch viele ins Oval Office oder seinen Golfclub.

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Kommentare ( 97 )

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Nibelung
7 Tage her

Der Imperator hat sie doch nicht mehr alle, wenn er einer seit Jahrhunderten gewachsenen Großmacht im Osten vorschreiben will, was sie zu tun hat, denn ohne sie hätte Hitler den gesamten Westen zerschlagen und sein Dreifrontenkrieg war des Guten zuviel und des Amis Glück, sonst wären sie mit blutigen Nasen nach Hause gezogen, was ja auch bekannt ist in der jüngeren Geschichte und die waren vergleichsweise kleine Nummern und trotzdem haben sie den Schwanz eingezogen, als sie bemerkten daß ihre Begierden sinnlos waren, zuletzt in Afghanistan, wo verschanzte Felsenkrieger sie das Fürchten lehrten. Nun soll er doch mal versuchen die… Mehr

Thorsten
7 Tage her

Ein moderner Julius Cäsar. Er hat Macht und weiß sie zu gebrauchen, während das alte Establishment sich nur bereichert.

Memphrite
7 Tage her

Eher so: Clown-Imperator mit Gottkomplex und sein potemkinsches Imperium. Was hat der Gott-Imperator den so erreicht: 1. Einige Häretiker behaupten der Gott-Imperator ist auf der berüchtigten Epstein-Liste und hatte „irgendwas mit Minderjährigen“. Jetzt ist die Epsteinliste nicht mehr wichtig. Einige MAGAs sind verwirrt. 2.Der Gott-Imperator und seine mächtige imperiale Flotte habe die Huttis zur Kapitulation gezwungen, oder nicht? https://www.rnd.de/politik/trump-huthi-kapitulieren-usa-stellen-angriffe-ein-U4LXQ3VYJZPN5OE646EZ3KTX7A.html Das Rote Meer ist immer noch gesperrt und die Huttis haben vor kurzem zwei Schiffe versenkt.?? 3.Der Gott-Imperator hat gesagt alle Bunkerkomplexe des Iran sind zerstört. Die meisten sagen nein aber egal ist schon „Schnee von Gestern“. 4. Der Deal des… Mehr

Rosalinde
7 Tage her

Sei es wie es sei. Die Alleinherrschaft der USA in der Welt ist zu Ende. China, Indien, Brasilien- kurz:
die Brics Staaten, verfolgen ihre eigenen Interessen. Das wäre auch so manchem europäischen Staat zu empfehlen.

Maja Schneider
8 Tage her

Was erwarten wir eigentlich von einem Präsidenten der Vereinigten Staaten, der sich an seine Wahlversprechen zu halten gedenkt und der seit 2016 mit Hochmut, Spott, mit Häme, mit Vorurteilen, geradezu mit Hass der politmedialen Elite der EU, voran Deutschlands geradezu überschüttet worden ist, einer sogen. Elite, die von keinerlei Kritik an sich selbst getrübt ist, vor diplomatischem Fehlverhalten nur so strotzt und sich als nachahmenswertes Vorbild sieht und dazu noch fern jeglicher Realität lebt. Statt sich ständig mit sich selbst und ihrem Machtausbau zu befassen, von einem Sonnenhof in Brüssel zu träumen, mit lauter willigen Staaten, zahlungsfreudig und gehorsam, um… Mehr

Haba Orwell
7 Tage her
Antworten an  Maja Schneider

> der sich an seine Wahlversprechen zu halten gedenkt

Gerade umgekehrt, er hat sehr viele seiner Versprechen gebrochen – ob Ausstieg aus dem Ukrostan-Krieg oder die Aufklärung der Epstein-Affäre. Sehr viele seiner Anhänger sind enttäuscht bis wütend: https://uncutnews.ch/douglas-macgregor-entlarvt-die-machtelite-trump-ist-das-geschoepf-des-obersten-1/

STRichter
8 Tage her

Ich denke, auch Trump weiss, dass ein Markt, dessen Ökonomie und Kaufkraft er mit seinem erpresserischen „Deal“ abwürgt, für die USA kein Markt ist. Bei wirtschaftlichem Niedergang und Massenarbeitslosigkeit wird er hier nichts Nennenswertes verkaufen können, auch nicht mit Nullzöllen. Vermutlich auch die Energieträger Öl und Gas nicht in dem vereinbarten Masse, denn nicht die EU kauft sie, sondern private Unternehmen müssten das tun, wenn sie nicht pleite gehen oder auswandern würden. Der Deal besteht für Trump darin, den lästigen Konkurrenten Europa fertiggemacht und damit auf dem Weltmarkt marginalisiert zu haben. Als netten Nebeneffekt liefern die USA kurzfristig noch ein… Mehr

Haba Orwell
7 Tage her
Antworten an  STRichter

Der Haken – schon jetzt haben die BRICS-Länder kaum noch Angst vor dem Westen. Wenn Trump den Westen halbiert, werden diese Länder noch weniger Furcht haben – über die er so umfassend in seinen Postings auf Truth Social schreibt.

Michael Palusch
8 Tage her

Es ist bereits jetzt höchste Zeit, dass Donald Trump seinem Vize Vance mehr Handlungsspielraum einräumen müsste.
Wenn Trump sein Ego nicht sehr bald zügelt, könnte er mehr Porzellan zerschlagen als seine potenzielle Nachfolger aufkehren können.
Musk hat er schon vergrault, seine engsten Mitarbeiter brüskiert er ein ums andere Mal (Tulsi Gabbard) und so manche Position wechselt er innerhalb von Tagen. Es wäre wirklich bedauerlich und ein Fiasko, wenn wegen Trumps Sprunghaftigkeit Leute wie Vance oder Rubio verheizt würden.

Deutscher
8 Tage her

Dämlicher Artikel. Trump ist Geschäftsmann. Wenn vdL keine Geschäftsfrau ist, ist das nicht Trumps Schuld. Man muß halt die richtigen Leute ranlassen, und die Auswahl dieser Leute ist die Aufgabe der Wähler. Ist ja nicht so, dass es keine Alternativen gäbe…

DELO
8 Tage her

Wie bescheuert muß man eigentlich sein, um als EU-Chefin in einen Golfclub irgendwo ins Nirvana zu fliegen und wichtigste, wirtschaftliche Umgangsregeln klären zu wollen. Madam kann dabei noch froh sein, daß Trump sich noch umgezogen hat und sie nicht gleich im Sportdress empfangen hat. Hätte man das ganze als persönliche Verständigung im Freizeitclub deklariert, hätte wenigstens die EU ihr Gesicht gewahrt. Offizielles Aushandeln kann man dann der dafür zuständigen Kommission überlassen. „Madam Abgewirtschaftet“ kann man das bloß noch nennen.

mr.kruck
8 Tage her

Trump macht nur, was er angekündigt hat. Make Amerika great again und Amerika first. Wenn dann eine Pulver-Uschi dort aufschlägt, im Hirn nur dumme Klimarettungs oder Diversitäts Illusionen, ist der Ausgang klar. Noch nie war es so einfach, die gesamte EU am Nasenring durch die Manege zu ziehen.