Ojemine, FDP

Der stellvertretende FDP-Vorsitzende Wolfgang Kubicki, der sich gestern in den politischen Ruhestand abmeldete, will nun möglicherweise für den Parteivorsitz kandidieren. Also im Augenblick jedenfalls.

IMAGO

„Nun scheide ich aus der aktiven Politik aus“, teilte Christian Lindner gestern auf X mit. Die Bundestagswahl habe eine Niederlage für die FDP gebracht, „aber hoffentlich einen Neuanfang für Deutschland“. Er empfinde Dankbarkeit für „fast 25 intensive, herausfordernde Jahre voller Gestaltung und Debatte.“

Vize Wolfgang Kubicki sagte ntv gestern vor der Wahl: „Ich kann für mich nur sagen: sollten wir den Bundestag nicht erreichen, ist meine politische Karriere in der FDP zuende.“ Nachdem feststand, dass die FPD es nicht schafft, sagte er dem NDR: „Ich werde ja nächste Woche 73, und dann nochmal vier Jahre als Frontmann für die freien Demokraten zu kämpfen, um den Wiedereinzug in den Deutschen Bundestag zu schaffen, übersteigt dann schon meine Kräfte und auch mein Wollen.“

Gestern ist gestern, heut‘ ist heut‘ – was morgen ist, wissen die allerwenigsten Leut‘.

Verstehen kann ich es schon, werden kann’s nix. Seit Wolfgang K. und ich uns bei den Deutschen Jungdemokraten erstmals über den Weg liefen, nagte es immer an ihm, dass er nicht ganz vorn war, obwohl er es doch besser konnte als sie da vorn. Was übrigens zutraf. Warum er es nie auf Eins schaffte? Er hat es nicht versucht.

Warum? Nein, das werde ich nicht beantworten. Das soll er selbst tun, wenn und wann er das will und kann.

Die EU-Abgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann (MASZ) will wohl auch für den Parteivorsitz kandidieren: „Ich stehe voll und ganz hinter der FDP und werde dort in der Partei Verantwortung übernehmen, wo es notwendig ist und wo es gewünscht wird. Wichtig ist, dass wir geschlossen und mit klarem Kurs auftreten. Nach einem thematisch eher engeren Wahlkampf müssen wir uns thematisch dringend wieder verbreitern, beispielsweise um die Bürgerrechte“, sagte sie laut und laut BILD. MASZ hat logistisch dafür beste Voraussetzungen, wenigstens fünf Mitarbeiter hat sie in der Kathedrale der Bürokratie in Brüssel.

Die FDP ist von den gemeinsamen Anfängen an aus ihrer mentalen Nähe zur CDU nie herausgekommen. Was die beiden am meisten trennte, war der Antiklerikalismus der FDP, den manche mit Liberalismus verwechselten (mehr Selbständige und Mittelstand als die CDU passte dazu). Die FDP ging all die Jahrzehnte der CDU im Abstieg voraus. Verhältnismäßig gut ging es ihr immer nur dann, wenn sie vielen Wählern als die bessere CDU erschien.

Genau diese Chance haben Lindner und Kubicki ausgeschlagen. 2021 verließen sie die bürgerliche Familie ganz – nach der Merkel-CDU 2015 und nun ihrem Erben Merz.

Die FDP geht der CDU im weiteren Abstieg nur voraus. Zu zweiterer sagt ein Wort von Marco Gallina das Nötige:

Nicht im Bundestag war die FDP von 2013 bis 2017 schon einmal, dieses mal könnte es dabei bleiben.

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Kommentare ( 60 )

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jansobieski
22 Tage her

Komplett abgehalftert. Man sieht es am Personal. Ab auf den Müllhaufen der Geschichte. Niemand braucht so einer Partei mehr. Man sollte eine Partei gründen, für die Liberalismus wirklich ein Thema ist. Die FdP hat ihre Werte komplett verraten.

Jan des Bisschop
22 Tage her

Ich bin sentimental und hänge an der FDP, an den großen liberalen Männern. Ihr Fehler war zu sehr dem Zeitgeist hinterherzulaufen und Männer wie Gerhard Baum für liberal zu halten.
Ich glaube, dass Deutschland eine echte liberale Partei breucht. Wer weiß, wer den Scherbenhaufen zusammenkehrt. Auf jedenfall ist es gut, dass Lindner und Buschmann weg sind. Die Analyse von Kubicki habe ich fast zu 100’% unterstützt, wenn die FDP ihm gefolgt wäre, wären sie bei weit über 5%.
Aber wenn die FDP auf den letzten Metern die Schuldenbremse löst, dann ist sie für mich gestorben.

Miguel
22 Tage her

Marie Strack-Zimmermann und Wirrsing ‚for President‘, dann kommen die Wähler wieder, besonders die traditionellen Liberalen und intelligenteren Stammwähler!!! Also mit so einer MS wäre doch wirklich wieder politischer Frohsinn angezeigt!

Marcus Tullius
22 Tage her

Scheint, dass Gerhart Baum seiner Partei nur vorangegangen ist.

Miguel
22 Tage her

Nicht wenn sich die FDP endlich eine Vorsitzende wie Strack-Zimmermann gibt, denn dann kommen echte FDP Stammeähler, besonders die inelligenten und echten Liberalen freudestrahlend, also so ganz passend zum neuen so viel Freude, Gelassenheit und politische Schönheit austrahlendem ’neuem‘ Gesicht zurück zu ihrer Partei! Eine Wirsing -Beilage kann da sicher auch noch so manchen StimmeneinBRECHANFALL vermeiden. Ja, so eine MS ist schon eine erbauliche künftige Besetzung. Ich hätte es in einem anderen Land anders gesagt, aber ich habe gehört dass MS wirklich auch für eine echt kaptivierende Krankheit stehen soll, daher überlasse ich es als ehemaliger Deutscher dieser MS in… Mehr

Kontra
22 Tage her

Nie werde ich einem gewissen Heiner Garg seine verächtlichen Äußerungen gegenüber den sog. „Ungeimpften“ als ehemaliger FDP Gesundheitsminister von Schleswig-Holstein vergessen! Man trifft sich immer zweimal im Leben, Herr Garg!!!

Rainer Unsinn
22 Tage her

Ich kenne das von Ämtern, für welche sich keiner freiwillig meldet. Ein Kandidat steht dann zur Abstimmung, 100% Zustimmung, und ein neuer schwarzer Peter ist gewählt.

Donald G
22 Tage her

Einst stand die FDP als Partei besonders für die individuelle Freiheit und dem Schutz des Einzelnen vor einem übergriffigen Staat. Staat nur da wo unbedingt nötig, soviel Selbstbestimmung und Selbstverantwortung des Einzelnen wie eben möglich. Das hat sich leider geändert. Auf das erodieren von Freiheit und Selbstverantwortung hatte Guido Westerwelle bei seiner Abschiedsrede vom 13.05.2011 schon eindrücklich hingewiesen. Anfangs bestand noch Hoffnung das dies verstanden wurde und Lindner, den legendären und so was von richtigen Satz formulierte: „Besser nicht regieren als falsch regieren.“ Bereits mit Einführung der Corona Diktatur jedoch und der Aushebelung von Grundrechten und der parlamentarischer Demokratie par… Mehr

Phil
22 Tage her
Antworten an  Donald G

Zum Rüstzeug eines ordentlichen Deutschen gehört die verwunderte Frage; „Wieso habe ich mitgemacht?“ dazu, wie der passende Deckel auf den Topf. Als Antwort reicht ihm in den meisten Fällen: Hitler, Klimakrise, Viruskrise, Putin, Trump und AfD. Die Frage ist müssig, wenn man in den letzten 111 Jahren, bei allem was man getan hat, genau nichts dazugelernt hat. Solitär betrachtet und auf das Individuum bezogen, ist der Deutsche meist ein durchaus liebenswerter und bekömmlicher Zeitgenosse, in der Gruppe jedoch, ist sein Hang zum Stechschritt und einer geistigen Umnachtung, stark ausgeprägt. Unter einem ordentlichen Flächenbombardement, setzt beim Deutschen in der Gruppe kein… Mehr

John Beaufort
22 Tage her

Für mich hat die FDP sich als „liberale“ Partei endgültig disqualifiziert, als sie 2020 die zutiefst illiberalen und totalitären Coronamaßnahmen mittrug.

andreas
22 Tage her

Ich hoffe, dass der Ekelverein FDP endlich verendet. Die Glücksritter in der Regierung haben herausgeholt, was zu herausholen war, dabei jeden liberalen Gedanken maximal beschädigt und dem Linksextremismus bestens zugearbeitet. Ein Hohn, wenn Lindner mit feuchten Augen vor die Berliner Einheitspresse tritt. Wo natürlich auch keiner was Vernünftiges fragt sondern was denn es wird, sein Kind. Aber das kann’s ja dann selber entscheiden.

hoho
22 Tage her
Antworten an  andreas

Nett wäre sie alle in den Knast zu schicken. Ich bin sicher, dass wenn man ihre Methoden benutzen würde, könne man sie alle dann für ein Paar Jahre sperren.

  • Gibt es eigentlich Auskunft wieviel zB Frau Stahlhelm mit den Anzeigen verdient hat?
AnSi
23 Tage her

Der Kubicki macht den Kubicki und fällt wieder um. Wer hätte DAS denn erwartet 😉😂
Die FDP hätte schon vor 2 Jahren den Stecker ziehen sollen. Sie haben zu lange mitgemacht und werden jetzt dafür bestraft. That’s life! Schön, wie jetzt alle hinschmeißen. Ihre Bezüge haben sie ja weiterhin in voller Höhe. Schön wäre, wenn man die jetzt alle anklagen könnte wegen absichtlicher Zerstörung des Landes auf allen Ebenen?