Donald Trump: „Wir haben gerade erst angefangen“

In seiner ersten Rede vor dem US-Parlament nach seinem Amtsantritt macht Donald Trump keine halben Sachen. Er kündigt an, das Tempo der ersten Wochen noch zu verschärfen. Die Ukraine und die EU müssen sich warm anziehen.

picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Ben Curtis

Im Plenarsaal ist es farbiger als sonst. Donald Trump hält, wie jeder Präsident einige Zeit nach der Amtseinführung, die traditionelle Rede vor beiden Kammern des US-Parlaments. Die oppositionellen Democrats (Dems) wollen die Gelegenheit nutzen und zur besten Sendezeit im US-Fernsehen gegen den verhassten neuen ersten Mann im Staate protestieren.

Sie tun das vor allem optisch. Viele tragen Kleidungsstücke in den ukrainischen Nationalfarben Blau und Gelb: Krawatten, Halstücher, ein Senator hat sogar entsprechend gestreifte Socken angezogen. So zeigt man im linken Amerika Solidarität. Es bleibt unklar, wie sehr das die Menschen in Kiew beeindruckt – oder den Mann im Kreml.

Manche Politikerinnen der Dems haben sich gemeinschaftlich für ein grell pinkfarbenes Outfit entschieden. Damit wollen sie ausdrücken, dass Donald Trump schlecht für die Amerikanerinnen sei. Die sehen das derzeit allerdings anders: Trump holte im vergangenen November 45 Prozent der weiblichen Stimmen, also fast die Hälfte.

Und so wirkt die Choreografie der Dems wie ein farbiger Politik-Ersatz.

Nicht alle aus der Verlierer-Partei wollen da mitmachen. Einige bleiben der Veranstaltung lieber gleich ganz fern. Ob das außerhalb der linken Blase bei Herrn und Frau Durchschnittsbürger so gut ankommt, ist allerdings auch fraglich: Die wichtige erste Rede des Präsidenten in dessen neuer Amtszeit zu boykottieren, weil man diesen mit großer Mehrheit gewählten Präsidenten nicht mag – da wirkt man halt ganz schnell wie ein richtig schlechter Verlierer.

Die Farbtupfer und einige leere Sitze zeigen schon vorab, von wo heute der Wind weht: Die Dems „setzen Zeichen“ – Donald Trump macht echte Politik.

Als er den Saal betritt, gibt es fast zehn Minuten lang stehende Ovationen von seinen Republicans (Reps). Natürlich ist auch da vieles Show für die Kameras. Aber nur dafür hätten fünf Minuten Begeisterung auch gereicht. Doch es scheint, als würde der 78-Jährige seine Partei im Moment tatsächlich ziemlich euphorisieren. Schon in seinem ersten Satz setzt er den angriffslustigen und entschlossenen Ton, den er bis zum Ende durchhalten wird:

„America is back“ – Amerika ist wieder da.

Die Reps skandieren „USA, USA“, und Trump lobt sich selbst: In den ersten sechs Wochen seit seiner Amtseinführung habe er mehr erreicht als sein Vorgänger Joe Biden in vier Jahren. Überhaupt sei Biden der schlechteste Präsident in der US-Geschichte gewesen.

Doch jetzt wird alles besser, sagt Trump. Für seine Anhänger klingt es wie eine Verheißung, für seine Gegner – in den USA, aber sicher auch in Kiew und Brüssel – klingt es vermutlich wie eine schlimme Drohung:

„We’re just getting started“ – wir fangen gerade erst an.

Da sind noch keine zehn Minuten vorbei, doch im Lager der Dems ist das vielen schon zu viel. Sie unterbrechen Trump mit lauten Zwischenrufen – ein einmaliger Vorgang bei dieser Art von Rede. Da tut man das einfach nicht, jeder Amerikaner weiß das. Das ist stilistisch noch schlimmer, als mit Badehosen auf eine Beerdigung zu gehen.

Die Dems bringen sich selbst so in Rage, dass der Sprecher des Repräsentantenhauses – ein Parteifreund von Trump – einige Abgeordnete der Opposition von den Saalordnern aus dem Plenum hinausbegleiten lässt. Auch das: noch nicht dagewesen. Andere Dems verlassen mitten in der Rede freiwillig ihre Plätze und gehen nach draußen.

Doch wen soll das beeindrucken?

Trump reagiert spöttisch. Er habe gelernt, dass es einfach nichts gebe, was er tun könnte, um die Dems zufrieden zu stellen. Also, so sagt er, werde er es auch gar nicht mehr versuchen. Stattdessen werde er seine Wahlversprechen umsetzen.

„People elected me to do the job, and I’m doing it“: Die Menschen haben mich gewählt, damit ich die Sache erledige – und das tue ich.

Trump wiederholt sehr viele Punkte aus seiner Antrittsrede vom Januar. Das irritiert anfangs etwas, doch dann wird klar, was er damit bezweckt: Er führt vor, wie viele von diesen Punkten er schon umgesetzt hat.

Einige seiner früheren Ankündigungen konkretisiert er jetzt: Schulen müssen biologische Männer von allen Veranstaltungen des Frauensports ausschließen. Tun sie das nicht, werden ihnen sämtliche Zuschüsse der Bundesregierung gestrichen (falls sie welche bekommen).

Auch Neues ist dabei. Trump will ein Bundesgesetz verabschieden lassen, dass für Polizistenmörder verpflichtend die Todesstrafe vorsieht. Im komplizierten und föderalen US-Strafrecht mit seinem nicht immer leicht durchschaubaren Gerichtswesen wird das noch spannend.

Trump verteidigt alles, wofür er in der EU und vor allem in Deutschland gerade so heftig kritisiert wird: die Einfuhrzölle für Importe aus Kanada, Mexiko, China und der EU; die Aufkündigung des Pariser Klima-Abkommens; den Austritt aus der Weltgesundheitsorganisation WHO (die er „eine korrupte Organisation“ nennt).

Und dann, natürlich, kommt das Thema Ukraine.

So mancher wird wohl persönliche Attacken auf Wolodymyr Selenskyj erwartet haben, doch darauf verzichtet der US-Präsident komplett. Es scheint, als wolle er sich öffentlich so viel Spielraum wie möglich für künftige Verhandlungen erhalten. Einen Satz sagt er dann, der auch von seinen ärgsten Gegnern nur schwer zu widerlegen sein wird:

„Wenn man einen Krieg beenden will, muss man mit beiden Seiten sprechen.“

Zum Ende hin wird Trumps Vortrag etwas länglich, er selbst erscheint nach zwei Stunden Vortrag dann auch leicht müde. Die Dynamik kommt zurück, als er noch einmal vom Attentat spricht, das er im Wahlkampf nur knapp überlebt hat:

„I was saved by God to make America great again.“

Und das versteht man überall auf der Welt dann auch ohne Übersetzung.

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Kommentare ( 113 )

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H.H.
2 Monate her

Wäre Trumps Idee nicht auch was für Deutschland: Keine KFZ Steuer falls Fahrzeug Made in Germany?!!! Oder das richtige für eine Maut auf dt. Straßen ! Sie wäre schließlich nicht diskriminierend gegen EU Ausländer!

Deutscher
2 Monate her

Es ist nicht Trumps Schuld, dass ihr euch keine gescheite Regierung wählt, die mit ihm auf gleicher Augenhöhe verhandeln und Geschäfte machen kann, liebe Antidonaldisten!
?

Last edited 2 Monate her by Deutscher
Deutscher
2 Monate her

Offenbar fanden viele hier Biden besser. Er war ja auch den großen Staatsmännern Scholz, Habeck und Merz ähnlicher als dieser Trump, der sich herausnimmt, seinem Land Vorteile statt Nachteile zu verschaffen und wirklich zu tun, was er angekündigt hat! Was fällt dem ein!? Geht ja gar nicht! Bitte, Mr. Trump, treten Sie zurück und holen Sie Obama oder Biden wieder oder lassen Sie Harris ans Ruder, sonst kriegen die deutschen Konservativen und TE-Leser zusammen mit den Linksextremen einen Herzkasper!

Last edited 2 Monate her by Deutscher
Deutscher
2 Monate her

Ok, nicht jeder hat seinen dumpfen Antiamerikanismus schon überwunden.
?

Leute, ohne die Amis wäre die DDR-Westgrenze entlang des Rheins verlaufen. Einfach mal „Danke, USA!“ sagen, dafür, dass ihr Mercedes statt Trabbi fahren durftet.
??

TschuessDeutschland
2 Monate her

Unter Trump ist die US-Wirtschaft in die Rezession gerutscht, hauptsächlich wegen der Unsicherheit über seine Zölle und die Deportation der „illegalen Immigranten“ (die die US-Wirtschaft am Laufen halten, weil sie zu Billiglöhnen ohne Krankenversicherung die Jobs machen, die die Amerikaner nicht mehr machen wollen). Das US-BIP wird laut Atlanta Fed im 1. Quartal um 1,5% schrumpfen. Die Aktienmärkte haben seit dem Amts-Antritt Trumps massiv verloren, Dow Jones und NASDAQ 5% und kein Ende in Sicht bei dem Trump-Chaos. Die Inflation steigt wieder, zuletzt betrug sie 3%. Die Zölle werden das noch massiv steigern, vor allem bei Nahrungsmitteln (die USA importieren… Mehr

Last edited 2 Monate her by TschuessDeutschland
Hovercraft
2 Monate her

Ich fand es u.a. sehr gut wie Opfer und Verwandte von Opfern mit ihren erlebten Tragödien, in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gebracht wurden.

Last edited 2 Monate her by Hovercraft
Kassandra
2 Monate her
Antworten an  Hovercraft

Tja. Undenkbar bei uns. Wo Opfer so gut wie niemals ein Gesicht bekommen – außer, die Propaganda passt nicht auf – wie in Magdeburg. Wobei man da nach dem Bild von André jetzt auch schon suchen muss: https://www.magdeburg-klickt.de/magdeburg-der-tod-des-kleinen-andre-auf-dem-weihnachtsmarkt-bewegt-die-menschen-in-deutschland/

Eigentlich die ganze Rede.
Zumal mir gar nichts einfiele, was ein Kanzler samt Merkel 90 Minuten lang aufgereiht als Erfolg verkaufen könnte.

moorwald
2 Monate her

Man sollte sich die Rede des Präsidenten anhören. Wobei die Atmosphäre noch wichtiger ist. Hier feiert eine große, immer noch junge Nation sich selbst in einem unbezwingbaren Selbstbewußtsein, das sie auch schlimme Zeiten überstehen läßt. Wie fremd ist uns das alles im alten, müden Europa. Und ein bald 80jähiger verkörpert Neubeginn und Aufbruch…
Und ein Störenfried wird einfach hinausbefördert.

Last edited 2 Monate her by moorwald
Kassandra
2 Monate her
Antworten an  moorwald

Ja. Bei uns umfragten sie wohl, ob jemand für sein Land zu kämpfen bereit wäre – und die Veröffentlichung dazu zeigt höchst unterdurchschnittliche Ergebnisse: https://x.com/WallStreetMav/status/1897335701479510174
Dort hat er erzählt, dass sich Massen wie noch nie meldeten, um bei der Army zu dienen.

Kassandra
2 Monate her
Antworten an  moorwald

Tja. Verzichteten hier sehr reiche erfolgreiche Menschen auf ihr Gehalt oder nähmen hohe Einbußen in Kauf, und entschieden sich, 4 Jahre ihrem Land zu dienen, „to make it great again“?
Ich kenne keinen.
Dort sind in der Administration einige, die woanders mehr verdienten – und eine ruhigere Kugel schieben könnten. Von einem, der sich in Mar a Lago die Sonne beim Golfspielen auf die Mütze scheinen lassen könnte, gar nicht gesprochen.

Nibelung
2 Monate her

Na hoffentlich gehts weiter, denn das ist wie ein Krimi in Forstsetzung und was wäre denn das für ein trostloses Programm ohne Trump, der nun mal neue Akzente setzt und dabei den Sozialisten an den Pelz geht und wie es endet werden wir am Ende der Serie sehen, wo das Gute im allgemeinen siegt und das Böse vernichtet wird.

Cubus
2 Monate her

Johnson spricht von einem „Stellvertreterkrieg“ – ohne geostrategische Interessen der USA hätte es diesen Krieg nicht gegeben. Folge: Eine Million Tote in der Ukraine, Verstümmelte, Amputierte, die Rohstoffe und Schwarzen Erden gehen an die USA. Seymour Hersh sagt „Die USA haben die Pipelines gesprengt.“ Folge: Die USA kaufen die Pipelines und verkaufen uns das russische Gas zum selben Preis wie das LNG. Deutschland wird gefleddert, Der BlackRockKanzler führt das Land in die Hyperinflation, das Geld landet in den Händen von US-Oligarchen. Was stimmt nicht mit uns Deutschen? Warum sitzen wir noch immer in bräsiger Agonie behäbig dumm in unseren Sesseln… Mehr

pcn
2 Monate her

Trump ist fest entschlossen 1. konsequent eine Politik für die USA zu machen und die Interessen des Landes auch gegen die linken ‚Dems‘ durchzusetzen. 2. Den Naturgesetzen wieder in Sachen natürlicher Klimawandel und Geschlecht qua Geburt wieder seine Bedeutung zurückzugeben. 3. Der Regionalkrieg in der Ukraine ist keineswegs durch weitere Waffenunterstützung und Geldfluss zu beenden, sondern ein schier unendlich löchriges Fass, das immer mehr nach dem Selben giert. 3. Trump wird sich aus der NATO zurückziehen, wenn die EU den Krieg auf eigene Faust weiterbefeuert. 4. Die Ukraine kann den Krieg gegen Russland niemals Gewinnen. Das zeigt die Realität, auch… Mehr