Griechenland setzt Asylrecht aus und kündigt Politik der Abschreckung an

Konfrontiert mit einer neuen Invasion von illegalen Migranten, will der griechische Premier Mitsotakis das Asylrecht deutlich verschärfen. Sein Asylminister meint, dass die Stimmung in der EU sich gewandelt habe, und beschreibt eine Politik der Abschreckung und des Grenzschutzes.

picture alliance / ZUMAPRESS.com | Aristidis Vafeiadakis
Angespannte Situation auf Kreta durch immer mehr anlandende Migranten aus Afrika

Es ist nur fünf Jahre her, dass die griechische Regierung sich am östlichen Grenzfluss Evros gegen eine Invasion von herbeigeschafften illegalen Migranten und gegen einen Erpressungsversuch Erdogans zur Wehr setzte. Die Einreisen dort gelten heute als deutlich gesunken, wenn auch nicht auf Null, trotz einem teilweise errichteten Grenzzaun direkt am Fluss. Nun will der griechische Premier auf ähnliche Weise Ordnung an der Seegrenze im südlichen Mittelmeer schaffen. Ein diplomatischer Eklat in Bengazi lässt ihm keine andere Möglichkeit.

Griechenland nimmt für zunächst drei Monate keine Asylanträge von Migranten an, die das Land auf schwimmenden Untersätzen von Nordafrika aus erreichen. Das kündigte Kyriakos Mitsotakis am Mittwoch im Parlament an. Das sei eine „notwendige vorläufige Reaktion“. Eine entsprechende Novelle zum Migrationsgesetz des Landes wurde noch am Mittwochabend im Parlament eingebracht und soll am Donnerstag verabschiedet werden. Mitsotakis sagte: „Diese Personen werden ohne Registrierung in ihr Ursprungs- oder Herkunftsland zurückgeführt.“

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Die EU-Kommission will er über die gesetzliche Neuerung informieren. Das Problem sei von „europäischem Ausmaß“, hat also gemäß dem Premier Relevanz für die gesamte EU. An Migranten in Libyen gewandt – im ganzen Land gibt es angeblich drei Millionen davon – sagte Mitsotakis: „Der Weg nach Griechenland ist versperrt … das Geld, das sie ausgeben, geht möglicherweise vollständig verloren.“ Und angeblich soll es nun auch real „viel schwerer“ für die Boote werden, die Insel Kreta zu erreichen.

„Alle Migranten, die illegal einreisen“, so der Premier weiter, „werden festgenommen und inhaftiert.“ Auf Kreta soll dafür eine neue geschlossene Einrichtung entstehen. Zum Teil sollen die eingesammelten Bootsmigranten aber auch direkt zum Hafen Lavrio bei Athen gebracht werden. Von dort aus werden sie dann in Aufnahmeeinrichtungen auf dem Festland gebracht.

Die Verhandlungen mit Libyen und seinen beiden „Regierungen“, der international anerkannten im Westen und der von General Haftar im Osten, gehen angeblich auch weiter. Allerdings hatte General Haftar am Dienstag ein Treffen mit EU-Migrationskommissar Magnus Brunner und verschiedenen EU-Ministern in brüsker Weise abgesagt und die Delegationsmitglieder (vorläufig) zu „unerwünschten Personen“ erklärt. Dahinter steht die Forderung Haftars nach Anerkennung seiner „Regierung“, die vor allem ein Familienbetrieb zu sein scheint, durch die EU. Im Grunde war die Einladung eine diplomatische „Falle“ des listigen Haftar. Wie unter diesen Bedingungen eine Einigung mit dem Landesteil Ostlibyen zustandekommen soll, bleibt offen. Mitsotakis bleibt also praktisch nur Härte und eine Reihe von geheimen Instrumenten, die angeblich zu weniger Ankünften in Kreta führen sollen.

Griechischer Asylminister: Brauchen mehr Abschreckung

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Am Donnerstagmorgen trat der Asyl- und Migrationsminister Thanos Plevris im Fernsehsender Skai auf und erklärte einiges zu den geplanten Maßnahmen, auch wenn er selbst nicht für den Grenzschutz, sondern nur für Asylverfahren und eine eventuelle Rückführung der Migranten zuständig ist. Aus der Aussetzung der Asylanträge folgt laut Plevris vor allem, dass die Migranten in Gewahrsam (zwölf bis 18 Monate) kommen und von keinerlei Asyl-Schutz profitieren können.

Eine erste Erwartung der Regierung ist, dass die Migranten in diesem Fall eine grundsätzlich verschiedene Botschaft in ihre Herkunftsländer senden, etwa mit einem Anruf bei den Verwandten. Außerdem sei es möglich, sie umgehend abzuschieben – natürlich nur in Staaten, mit denen Griechenland ein entsprechendes Abkommen hat. Daneben könnten sie auch freiwillig in ihr Herkunfts- oder ein Transitland zurückkehren, so der Minister hoffnungsvoll.

Plevris unterstrich: „Wir müssen zu einer Politik von mehr Grenzschutz und Abschreckung übergehen.“ Aus der Sicht von Plevris hat der griechische Staat die Möglichkeit, die Boote aufzuhalten. Griechenland werde keine kontinuierliche Invasion aus Nordafrika hinnehmen. Wenn Ostlibyen sich nicht einsichtig zeige, werde man die eigene „Beteiligung ausweiten“ und zu mehr „Schutz“ übergehen, was auch immer das genau heißen mag. Denn die konkreten Maßnahmen erklärte weder er noch der Premierminister. Aber schon jetzt arbeite die Regierung – immer orientiert am internationalen Recht – daran, die Zahl der Boote zu senken.

Der Jurist Plevris sagt also, dass eine Seeblockade im südlichen Mittelmeer in gewisser Weise machbar sei, deutet an, dass die Marineschiffe vor Libyen eine Rolle dabei spielten – obwohl das sehr zweifelhaft ist –, dann auch die Küstenwache, die die Migranten aber im Grunde nur noch einsammeln kann. Denn das libysche Festland ist da schon 200 Seemeilen weit weg. Also scheinen Abschreckung und Grenzschutz in diesem Fall doch quasi bei seinem Ressort zu liegen.

Daneben sagte Plevris aber auch, dass dieselbe Krise morgen an jeder Grenze des Landes möglich sei. Es würden offenbar dieselben Maßnahmen Anwendung finden. Kurzum: Griechenland will zu einer umfassenden „Politik der Gegenanreize“ übergehen, so Plevris, also der Abschreckung, was das Land eigentlich schon seit 2019 (ihrem Antrittsdatum) anstrebte. Allerdings sei die EU damals noch eine andere gewesen: „Wir hatten ein Europa, das uns nicht zuhören wollte.“

Taschengeld kürzen, Speisekarte überprüfen

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Indem er auf sein Ressort zurückkam, sagte Plevris, er habe Anweisung gegeben, alle Beihilfen für Migranten zu überprüfen. 75 Euro sind derzeit das monatliche Taschengeld für Asylbewerber, das Plevris angeblich „drastisch senken“ will. Der Minister will auch das „Menü“ der staatlichen Aufnahmeeinrichtungen überprüfen, das er aktuell mit einer Hotelspeisekarte vergleicht, mit drei Auswahlessen am Tag. Plevris will nicht direkt zu Wasser und trocken Brot übergehen, aber doch einen Mittelweg begehen.

Daneben würde er das soziale Wohnungsprogramm für Schutzberechtigte mit dem Namen „Ilios plus“ („Sonne plus“) am liebsten ganz streichen. Die „Schutzberechtigten“ sollten lieber Arbeit finden und ihr Dach selbst bezahlen. Etwas anderes gelte zwar für minderjährige Migranten, aber auch da soll es bald eine Neuerung durch Ministerbeschluss geben: Wenn angeblich Minderjährige in Griechenland ihre medizinische Untersuchung verweigern, sollen sie künftig als Erwachsene gelten. Bis jetzt galt auch in Griechenland, dass jeder Migrant selbst sein Alter durch Erklärung festlegen konnte.

Zuletzt kündigt Plevris ein neues Gesetz an, das abgelehnten Asylbewerbern die Ausreise verpflichtend vorschreibt. Das Verbleiben im Lande wäre dann eine „Straftat, die mit einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren ohne Bewährung geahndet wird“. Natürlich enden damit auch alle staatlichen Zahlungen an den Migranten. Nur wenn dieser seine Mitarbeit anbietet und in sein Herkunftsland zurückreist, soll die Haftstraße verkürzbar sein.

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Kommentare ( 46 )

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46 Comments
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Haba Orwell
1 Monat her

> Außerdem sei es möglich, sie umgehend abzuschieben – natürlich nur in Staaten, mit denen Griechenland ein entsprechendes Abkommen hat.

Für ein paar Gewehre wird der Klavierspieler sicherlich so ein Abkommen mit westlichen Ländern schließen – vielleicht auch junge Männer gleich an die Front schicken. Das wäre Abschreckung in den Heimatländern!

Ein Mensch
1 Monat her

Ich hoffe zwar das Griechenland seine Ankündigungen wahr macht und andere Anrainer am Mittelmeer folgen, aber wirklich dran glauben tu ich nicht. Sie müssten sogar noch eine Schritt weitergehen und die Schlepper zu langen Haftstrafen verurteilen, die diese dann auch wirklich absitzen müssen. Aber auch daran glaube ich nicht. Erst wenn die schreckliche EU von wirklich Konservativen übernommen wurde oder ganz zerfällt, erst dann wird das Problem mit der Eroberung Europas durch Muslime gelöst.

Ralph Martin
1 Monat her

Zunehmend mehr Länder machen AfD Politik, während bei uns Oligarchenparteien von einem AfD Verbot träumen.

Sonny
1 Monat her

Besonders wohltuend empfinde ich die Aussage, dass Migranten selbst für ihr Dach über dem Kopf und ihren Unterhalt sorgen sollen.
Ich sehe nicht ein, warum wir ein Leben lang schuften sollen, um Migranten durchzubringen. Europa hat bis auf sehr wenige Ausnahmen hier eine komplett idiotische Politik gefahren.
Schluss mit dieser Invasion, die Europa und das Leben der indigenen Bevölkerung völlig zerstört. Mit dieser Politik schürt man Fremdenhass.

Last edited 1 Monat her by Sonny
Thors Hammer
1 Monat her
Antworten an  Sonny

So wird Fremdenhaß gemacht. Selbst wahrlich tolerante Bürger können bei dieser von der Merkelgarde verursachten Schweinerei nachdenklich werden.
Es ist nirgends zwingend vorgeschrieben aus Flüchtigen/Flüchtlingen Einwanderer zu machen. Versuchen Sie doch mal nach Slowenien, oder einem anderen EU-Staat AUSZUWANDERN! Sie werden sich wundern.

Innere Unruhe
1 Monat her

Jedes Jahr sind 13 afrikanische Länder im Meschenrechtsrat der UNO vertreten. Es gibt keinen Grund, Afrikaner in Europa aufzunehmen. Sie haben zu jeder Zeit ganze 13 Länder zur Auswahl, wo in den Augen der Weltgemeinschaft mit den Menschenrechten alles bestens ist.

H. Priess
1 Monat her

Auweia, jetzt werden wohl die Griechen auch jeden Tag eine Strafe von eine Million Euro zahlen müssen, weil sie Migranten an der Grenze zurückweisen wie Ungarn auch.

Last edited 1 Monat her by H. Priess
Thors Hammer
1 Monat her
Antworten an  H. Priess

Das hat alles seine Zeit. Auch das Verfalldatum der Clique um von der Leyen nähert sich.

November Man
1 Monat her

Deutschland, als das am stärksten geschädigtes Hauptzielland der weltweiten Migration, braucht nur öffentlich bekanntgeben, dass die deutschen Grenzen geschlossen sind und Deutschland keinen einzigen Migranten mehr aufnimmt. Ohne Ausnahme. Dann kommt ganz schnell keiner mehr, auch nicht nach Griechenland. Und auch nicht in andere Länder wie Italien. Dann kann Deutschland endlich mit den schon öfters dem deutschen Volk zugesagten und versprochenen Abschiebungen im großen Stil beginnen.

Thors Hammer
1 Monat her
Antworten an  November Man

Vor allem, wenn keine Heilsversprechen gemacht werden. Wir sind kein Land, in dem Milch und Honig fließen!

November Man
1 Monat her

Das Milliardengeschäft mit der Migration ist in Gefahr. Von der Leyen, Deutschland und die EU werden mit Geldsperrungen, Drohungen, Erpressungen und Sanktionen gegen Griechenland antworten.  

Thors Hammer
1 Monat her
Antworten an  November Man

Das ist es ja wohl. Die Reform beginnt bei uns zuhause.

CasusKnaxus
1 Monat her

Es scheint auch dem Griechen nicht über die Lippen zu kommen: es reicht! Hier kommt keiner mehr rein! Viel Spaß, sie haben tausende von Inseln. Vielleicht will er die nach und nach besiedeln…

Schwabenwilli
1 Monat her

„Der Jurist Plevris sagt also, dass eine Seeblockade im südlichen Mittelmeer in gewisser Weise machbar sei“ Ja Gott gütiger wie haben es den die Australier gemacht? Gar nicht anlanden lassen, Boot an einem Hacken und wieder raus aufs Meer. Innerhalb kurzer Zeit war das Problem gelöst. „Alle Migranten, die illegal einreisen“, so der Premier weiter, „werden festgenommen und inhaftiert.““ Ich erinnere, als Litauen das vor ein paar Jahren noch praktiziert hat haben sich sämtliche politischen Akteure vor Empörung überschlagen. Jetzt ist die Entwicklung soweit gediehen daß es akzeptiert wird und wir sind noch ganz lange nicht am Ende des Umgangs… Mehr

Kassandra
1 Monat her
Antworten an  Schwabenwilli

Hier aus einem Interview mit dem früheren australischen PM Tony Abbott – der wohl noch dafür stand, die Invasion des Landes nicht zuzulassen:
„Any country that has open borders is effectively subject to a form of peaceful invasion, says former Australian PM @HonTonyAbbott in an interview with V24 founder Stefan Tompson.“ https://x.com/visegrad24/status/1934533910169583626
„As long as [illegals] are all send back, the people smugglers won’t have a product to sell, says former Australian PM @HonTonyAbbott in an interview with V24 Stefan Tompson about his send back the boats policy. https://x.com/visegrad24/status/1934547373134692565
 
Hier das Interview komplett: https://www.youtube.com/watch?v=VKx3SXPGMKU

Last edited 1 Monat her by Kassandra
Walter.Reichert
1 Monat her

Echte Asylanten rein, den Rest raus oder nicht mehr reinlassen.Dann bleiben europaweit noch ein paar Tausend übrig. Der Rest sind Wirtschaftflüchlinge. Asylverfahren nur noch ausserhalb Europas, keine Duldung, keine Zuzug, nur Sammelunterkunft und maximal 50€ Taschengeld und dies flächendeckend in Europa.

Innere Unruhe
1 Monat her
Antworten an  Walter.Reichert

Es gibt 193 von der UNO anerkannte Länder auf der Erde. Wie wir gelernt haben, sind dort die Menschen sehr nett, so nett, dass wir sie sogar zu unseren Nachbarn in DE haben wollen müssen. Nun dürfte es doch kein Problem sein, Afghanen nach Nigeria und Nigerianer nach Zimbabwe zu bringen. Ich habe nicht gehört, dass Afghanen in Nigeria von der Regierung bedroht werden. Auch Zimbabwe ist nicht reich aber sexy, um ein berühmtes Zitat zu bemühen. Mit ein wenig Geld von der UNO müsste es doch funktionieren, zumal es sich bei Flüchtlingen um ausgewiesene Experten handelt, die jede Wirtschaft… Mehr