Die Islamisierung Europas

Schon in 25 Jahren könnte jeder fünfte Deutsche ein Muslim sein. Gleichzeitig sinkt die Zahl der gläubigen Christen und Kirchenmitglieder. Der Entchristlichung Europas begegnen die Kirchen vor allem mit Zugeständnissen an den Zeitgeist, der dem Christentum kritisch gegenübersteht.

picture alliance / NurPhoto | Ying Tang

Die Zahl der Muslime in Deutschland und Europa wird allen Prognosen nach weiter rapide ansteigen. Auf die herausfordernde Ausbreitung des Islam in Europa reagieren Katholiken und Protestanten friedfertig, still und tatenlos – lediglich gegen den „politischen Islam“ gibt es kirchliche Kritik. Ansonsten vertrauen die Kirchen auf einen „interreligiösen Dialog“. Dabei demonstrieren Muslime in allen Ländern, in denen sie dominieren, ihre Unwilligkeit zu Respekt gegenüber anderen Religionen.

Obwohl sich schon jetzt in Kindergärten, Schulen oder Sportvereinen der islamische Einfluss offenbart, hüten sich die Kirchen, einen Zusammenhang zwischen der Ausbreitung des Islam und dem rasanten Anstieg von Angriffen auf christliche Ziele, den zunehmenden Vandalismus in Gotteshäusern und anderen kirchlichen Gebäuden herzustellen.

Unter der grünen Fahne des Kalifen versuchten Berber, Mauren und Osmanen seit dem 8. Jahrhundert immer wieder, Europa zu erobern. Zeitweise hatten sie fast ganz Spanien unter Kontrolle; die Türken schafften es 1529 und 1683 bis vor die Tore Wiens. Letztlich hinterließen diese Eroberungsfeldzüge aber lediglich im Südosten Europas einige Landstriche, in denen die Menschen den Propheten Mohammed verehrten. In den allermeisten europäischen Staaten bildeten Muslime bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dagegen eine äußerst kleine Minderheit.

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Das allerdings begann sich im Zuge verschiedener Migrationswellen erst allmählich, dann drastisch zu verändern. Ergebnis: Die früheren Kolonialmächte Großbritannien und Frankreich müssen seit den 1950ern mit Millionen legaler und illegaler Einwanderer vor allem aus den ehemaligen Kolonien in Afrika und Asien fertigwerden. Nach Deutschland und in andere west- und nordeuropäischen Staaten strömten seit den 1960ern Millionen „Gastarbeiter“, viele davon aus der überwiegend islamischen Türkei beziehungsweise islamisch geprägten Regionen des damaligen Jugoslawien.

Entgegen den ursprünglichen Erwartungen entschieden sich viele dieser Arbeitskräfte, in Europa zu bleiben, ihre Familien nachzuholen oder in der Fremde Familien zu gründen. Seit den 1980ern gibt es zudem in fast allen europäischen Staaten einen steten Zuzug von Asylbewerbern, wobei insbesondere im vergangenen Jahrzehnt die Zahl der Migranten enorm gestiegen ist.

16 Millionen Muslime allein in der EU

In den 27 Staaten der EU leben laut der Bundeszentrale für politische Bildung etwa 16 Millionen Muslime (2020), in Großbritannien noch einmal etwa vier Millionen. Gab es in Deutschland in den 1970ern etwa eine halbe Million Muslime, sind es heute etwa 5,5 Millionen (PEW Research Center), was ungefähr 6,5 Prozent der Gesamtbevölkerung entspricht.

Das passt zum europäischen Trend: In Frankreich leben den PEW-Daten zufolge heute knapp sechs Millionen Muslime (neun Prozent der Bevölkerung), in Großbritannien 4,1 Mil­lionen (6,3 Prozent). In Ländern wie Belgien, Schweden und den Niederlanden gibt es jeweils etwa eine knappe Million, was zwischen sechs und zehn Prozent der Bevölkerung ausmacht. Angesichts der deutlich überdurchschnittlichen Geburtenrate muslimischer Frauen und einer anhaltend starken Migration ist mit einem Anstieg des muslimischen Bevölkerungsanteils in Deutschland bis zum Jahr 2050 auf bis zu 20 Prozent zu rechnen.

Zunehmende Diskrepanz
Der Islam im öffentlichen Raum
Die Ausbreitung des Islam in Europa und insbesondere in den Großstadtgebieten lässt sich auch an der Zahl der Moscheen ablesen. In Deutschland gibt es schätzungsweise 2800 Moscheen. In Frankreich wird die Zahl der Moscheen auf 2500, in Großbritannien auf 2100 geschätzt.

Zwar gibt es inzwischen durchaus eine Sensibilität der Kirchen gegenüber einigen besonders aggressiv auftretenden islamischen Gruppen wie den Salafisten; der politische Islam wird kritisch gesehen, auch die Terrorgefahren durch Islamisten thematisiert. Wenn es aber um den Islam als Religion geht, betonen die Kirchen vehement ihren Willen zu „geschwisterlicher“ Zusammenarbeit, zu Toleranz und Respekt. Dabei gibt es nicht wenige Stimmen, die davor warnen, Islam und Islamismus scharf zu trennen. Letztendlich kenne der Islam keine Trennung von Religion und Politik und habe einen weltweiten Machtanspruch.

Mythos „toleranter Islam“

Der französische Politologe Guillaume Bigot verwies auf die traditionelle Dreiteilung der Welt aus islamischer Sicht: „die Welt des Friedens, in der die Scharia herrscht (dar-al-Islam), die Welt des Burgfriedens, in der die Muslime mit den Ungläubigen verschiedene Arten von Vertragsabkommen abgeschlossen haben (dar-el-sulh) und schließlich die Welt des Krieges (dar-al-Harb)“, in die der Islam im Dschihad, dem heiligen Krieg, vordringen soll. Historisch betrachtet wurde der Islam weitgehend in Eroberungskriegen verbreitet.

Bigot warnt vor einer Verharmlosung des Islam aufgrund einer modernen Verklärung des einst einmal angeblich toleranten Islam. „Die Vision von einem toleranten Islam … kommt größtenteils einem Mythos gleich“, schreibt der Islamexperte. Auch der Islam des Kalifats von Córdoba oder der des Islam von Bagdad „hörte nie auf, eine – ihrem Wesen nach brutale – Scharia anzuwenden“. Eine klare Trennwand zwischen angeblich moderatem und dem radikalen Islam existiere nicht.

Auch der Politologe und Jesuitenpater James V. Schall glaubt, dass der Islam seinem Wesen nach politisch sei, dabei auch „potenziell gewalttätig“, was sich in der Geschichte immer wieder erwiesen habe. Nach wie vor ziele der islamische Absolutheitsanspruch darauf ab, „alle Menschen der Herrschaft Allahs zu unterwerfen“. Terrorismus könne demnach als „ein Akt der Frömmigkeit“ verstanden werden. Tatsächlich dominiert im Islam einzig Allahs Wille, der im Koran überliefert ist.

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Leo XIV.: Ein Löwe zwischen Tradition und Erwartungsdruck
Allein die Erwähnung des Islam als ein Problem löst innerhalb und außerhalb der Kirchen heftige, zuweilen hysterische Gegenreaktionen aus. Das bekam sogar Papst Benedikt XVI. zu spüren. Am 12. September 2006 zitierte er in einer Vorlesung an der Universität Regensburg den byzantinischen Kaiser Manuel II.: „Zeig mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat, und da wirst du nur Schlechtes und Inhumanes finden wie dies, dass er vorgeschrieben hat, den Glauben, den er predigte, durch das Schwert zu verbreiten.“ Zwar beteuerte der deutsche Papst, er habe nur in einem historisch-theologischen Zusammenhang die tiefe Verwurzelung von Vernunft und Glauben im Christentum – im Unterschied zum Islam mit einer eher „voluntaristischen Gottesauffassung“ – darstellen wollen.

Glaube und Gewalt schließen sich demnach generell aus, Glaube und Vernunft hingegen nicht. Deshalb sei im 21. Jahrhundert der friedliche Dialog der Religionen gefordert, der Verzicht auf einen Kampf für die eigene Ausbreitung. Die Worte Benedikts XVI. lösten einen Sturm der Entrüstung in der islamischen Welt mit teilweise gewalttätigen Massenprotesten aus. In Mogadischu wurde eine italienische Ordensschwester erschossen. Das geistliche Oberhaupt des Iran, Ayatollah Ali Khamenei, beschimpfte die Papstrede als „letztes Glied eines Komplotts für einen Kreuzzug“. Sogar in der katholischen Kirche wurde kritisiert, der Papst habe es an „Feingefühl“ gegenüber den Muslimen fehlen lassen.

Franziskus sah gemeinsame Werte

Papst Franziskus bemühte sich seit Amtsantritt um ein entspanntes, positives Verhältnis zum Islam. Bei einem interreligiösen Treffen in Abu Dhabi im Februar 2019 unterzeichnete er gemeinsam mit dem Großimam der Al-Azhar-Universität, Ahmad al-Tayyib, ein Dokument über Brüderlichkeit und Frieden und sprach von einer „Geschwisterlichkeit“ der Religionen. Das Kirchenoberhaupt von mehr als einer Milliarde Katholiken verwies immer wieder auf die gemeinsamen Werte beider Religionen, wie die Anbetung des einen Gottes, das Gebet, das Fasten und das Mitgefühl. Franziskus unterstützte den „interreligiösen Dialog“, der aber letztendlich nur in der christlich geprägten Hemisphäre stattfindet.

Franziskus betonte im Juni 2024 in Rom gegenüber italienischen Muslimen aus Bologna, einer inzwischen islamischen Hochburg in Italien, wie wichtig es sei, „Zeugnis abzulegen von der Brüderlichkeit von Christen, Juden und Muslimen“. Sie alle müssten der Gewissens- und Religionsfreiheit verpflichtet bleiben, jedermann müsse „seine religiösen Entscheidungen völlig frei treffen können“. Papst Franziskus wandte sich gegen jede Form von Proselytismus, also Bemühungen, Andersgläubige insbesondere mit Drohungen oder Versprechungen finanzieller oder beruflicher Vorteile, abzuwerben. Auch sollten Ehepartner nicht versuchen, den anderen zum Übertritt in die eigene Religion zu bewegen.

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Diese Äußerungen stießen bei konservativen Katholiken auf Irritation, weil die päpstlichen Worte auch als kirchliche Selbstkritik verstanden werden mussten. Proselytismus gebe es zum einen vor allem bei den offensiven Missionsbestrebungen islamischer Organisationen in Europa mit ihren „Da’wa“-Aktivitäten (was im Islam Einladung zum wahren Glauben meint). Zum anderen habe sich die Kirche in den vergangenen Jahrzehnten vor allem in der westlichen Welt kaum noch durch einen Missionsdrang ausgezeichnet, sondern vielmehr durch „Heuchelei, Zaghaftigkeit und weltliche Anpassung“, wie die Organisation Word on Fire schrieb.

Der problematische Versuch der katholischen Kirche, sich der islamischen Welt gegenüber besonders tolerant und respektvoll zu geben, zeigte sich auch an der Weihnachtsdekoration im Vatikan 2024. In der Weihnachtskrippe war das Jesuskind in eine Kufiya, das sogenannte Palästinensertuch, gebettet – in Szene gesetzt von palästinensischen Künstlern aus Bethlehem im Westjordanland. Der PLO-Funktionär Ramzi Khouri bedankte sich für die „unerschütterliche Unterstützung des Papstes für die palästinensische Sache“.

Auch Franziskus hätte wissen müssen, welch schweren Alltag die ständig schrumpfende Minderheit der Christen in den überwiegend islamistisch dominierten Palästinensergebieten hat. Es müsste ihm klar gewesen sein, dass die PLO wie die überwältigende Mehrheit der Palästinenser keineswegs den Frieden mit Israel, sondern die Vernichtung des jüdischen Staates anstrebt.

Nächstenliebe als Unterwerfung?

In der Weihnachtskrippe im Vatikan werde „die Geburt Jesu optisch mit dem Kampf der Palästinenser kombiniert“, was ein „weiterer Tiefpunkt“ des Pontifikats von Franziskus bedeute, schrieb der konservative Medienblog „Journalistenwatch“. Das „gründliche Missverständnis der christlichen Botschaft – Nächstenliebe als Unterwerfung – macht Franziskus offenbar blind“, hieß es. Die fragwürdige Geste im Vatikan passe zu der „permanenten Anlehnung des Papstes an die links-woke Agenda“. Konservative Kirchenvertreter kritisierten seit Langem die oft dezidiert antikapitalistischen und antiwestlichen Äußerungen von Papst Franziskus.

Franziskus erfüllte mit dieser Kritik zwar Erwartungen der Reformkatholiken, stieß aber mit diesen zeitgeistkonformen Gedanken im traditionellen Katholizismus auf große Skepsis. Zwar wurde das Kirchenoberhaupt öffentlich eher selten kritisiert, aber einige mutige Würdenträger gab es: Der Weihbischof von Astana (Kasachstan), Bischof Athanasius Schneider, kritisierte beispielsweise schon 2019 die wachsende Akzeptanz „woker“ Ideologien innerhalb der Kirche.

Hat nichts mit nichts zu tun
Weltweit werden immer mehr Christen verfolgt. Die Kirchen schweigen dazu
Einer der wichtigsten Repräsentanten des konservativen Katholizismus, der afrikanische Kardinal Robert Sarah, beklagte die Verharmlosung des „islamistischen Fanatismus“: „Wie viele Tote braucht es, bis Europas Regierungen die Situation begreifen, in der sich der Westen befindet? Wie viele abgeschlagene Köpfe?“

Für die Kirchen ist vor allem der „interreligiöse Dialog“ das Schlüsselwort für das „friedliche Zusammenleben“ und die Verständigung mit den Muslimen. Dabei fehlt gänzlich die offensive Auseinandersetzung mit dem Islam – ganz zu schweigen von einem deutlichen, offenen und klaren Bekenntnis zur abendländischen Kultur mit ihren klar christlich-jüdischen Wurzeln. Der Begriff der „Leitkultur“ ist in den Kirchen verpönt. Einer der wenigen Skeptiker des „Dialogs“ ist der frühere EKD-Ratsvorsitzender Wolfgang Huber, der vor einer „interreligiösen Schummelei“ warnte.

Am ehesten machen Kirchenvertreter ihre Ablehnung islamistischer ­Terrororganisationen oder der Forderung eines Kalifats deutlich. Selbst wenn es um die islamischen Extremisten geht, üben sich die christlichen Kirchen in Zurückhaltung, offenbar stets besorgt, in eine „falsche Ecke“, nämlich die einer rassistischen oder rechtsradikalen Ideologie gestellt zu werden.

„Die Kirchen dürfen nicht aus Angst vor Rassismusvorwürfen ihre moralische Pflicht vernachlässigen, problematische islamische Strömungen zu kritisieren“, kritisiert der Politikwissenschaftler und Islam-Experte Ahmad Mansour. „Ein Islamismus, der ein Kalifat fordert und Frauenrechte missachtet, muss klar benannt und bekämpft werden“, so Mansour. Er bemängelt, dass viele Kirchenvertreter dazu neigten, problematische Entwicklungen auszublenden oder zu verharmlosen.

Christenverfolgung in vielen Staaten

Christen werden laut dem christlichen Hilfswerk Open Doors in sehr vielen Ländern weltweit diskriminiert und verfolgt. Dazu gehören auch besonders viele islamische Staaten wie Afghanistan, Jemen, Libyen, Sudan, Pakistan, Iran, Irak oder Saudi-Arabien. Auch in der Türkei, seit mehr als zwei Jahrzehnten dank Präsident Recep Tayyip­ Erdogan immer stärker islamisch geprägt, müssen Christen laut Open Doors mit erheblichen Benachteiligungen und Schikanen fertig werden.

Christenverfolgung
Das Christentum ist weiterhin die meistverfolgte Religion der Welt
Während also Millionen Muslime aus der Türkei in Deutschland alle Freiheiten einer Demokratie mit grenzenloser Religionsfreiheit genießen und nach wie vor viele hundert islamische Prediger, die von der türkischen Religionsbehörde Diyanet entsandt wurden, hier tätig sind, ringen in der Türkei die Christen und die Kirchen um mehr Respekt und Schutz. Es ehrt die christlichen Kirchen, dass sie trotz der teilweise üblen Lage der Christen in der islamischen Welt den Muslimen mit Offenheit und Toleranz begegnen. Diese Haltung der Kirchen ist allerdings auch von verbissener Gutwilligkeit und Naivität geprägt.

Der von den Kirchen gepriesene „interreligiöse Dialog“ zielt auf die Verständigung mit den Muslimen, die sich als Minderheit im Westen den Gesprächen auch nicht verweigern. Aber abgesehen von öffentlichkeitswirksamen gemeinsamen Auftritten mit Christen und Juden an Gedenktagen und bei anderen Gelegenheiten wie Demonstrationen nach islamistischen Terroranschlägen gibt es keine wirklich relevanten Ergebnisse dieser Dialogbemühungen.

Die Kommunikation mit den Muslimen in Deutschland dient in der Praxis oft genug nur dazu, Christen in den Gemeinden und Kinder im Religionsunterricht zur Toleranz gegenüber dem Islam anzuhalten; so gibt es dann für Schulkinder im Rahmen des Religionsunterricht Besuche in Moscheen und Gespräche mit islamischen Geistlichen. „Die Kirchen machen den Fehler, zu glauben, dass sich islamische Verbände ebenso reformieren lassen, wie das Christentum es in der Aufklärung tat“, betont der deutsch-algerische Islamwissenschaftler Abdel-Hakim Ourghi.

„Dabei vertreten diese Verbände eine Theologie, die sich aktiv gegen die Werte der westlichen Gesellschaft stellt.“ Die wenigen Gruppen reformwilliger Muslime – wie der Liberal-Islamische Bund, der Verband Demokratisch-Europäischer Muslime, die Ibn-Rushd-Goethe-Moschee oder die Muslimische Gemeinde im Rheinland – spielen in der muslimischen Bevölkerung so gut wie keine Rolle. „Vor nichts haben die Menschen bei uns in der Kirche mehr Angst als in den Verdacht zu geraten, islamophob zu sein“, berichtete eine evangelische Pfarrerin in Köln, die lieber nicht genannt werden möchte. Das geht hinauf bis an die Spitze der Landeskirchen und der EKD, sagt sie.

Viele Islam-Experten glauben, dass in den muslimischen Gemeinden in Deutschland und anderen europäischen Staaten vor allem die religiösen Fanatiker und Extremisten immer mehr Einfluss gewinnen. Kaum jemand außerhalb der Kirchen hat große Hoffnungen auf einen moderaten, europäisierten Reform-Islam.

Gräben werden tiefer

Die SPD-Politikerin und Publizistin Lale Akgün, Mitinitiatorin des kürzlich gegründeten „Arbeitskreises Politischer Islam“, warnt vor dem wachsenden Einfluss „reaktionärer und islamistischer“ Muslime. „Die ultrakonservativen bis islamistischen Verbände vertiefen die Gräben innerhalb der Muslime und zwischen Muslimen und Andersgläubigen“, sagte sie kürzlich in einem Interview mit der „Welt“. Die Politik ignoriere diese Entwicklung.

TE-Interview
Halbe Million syrischer Christen sitzt auf „gepackten Koffern“
„Ein extremistischer TikTok-Islam predigt noch weit radikaler die Abtrennung von der vermeintlich ungläubigen deutschen Gesellschaft“, meint die Islam-Expertin. Extremisten missionierten im Internet, in Shisha-Bars oder Kampfsportschulen vor allem Jugendliche. Auch in den Moscheevereinen wachse der Einfluss der erklärten Feinde der freiheitlich-demokratischen Rechtsordnung. Akgün kritisierte auch den islamischen Religionsunterricht an Schulen, der „faktisch dazu dient, den Einfluss gefährlicher Verbände auf muslimische Schüler sicherzustellen“.

Es gibt viele Anzeichen dafür, dass das islamisch geprägte Selbstbewusstsein der Muslime in Deutschland – wie in anderen europäischen Ländern – weiter wächst. So verwies die Berliner SPD-Politikerin Sawsan Chebli in einem Protestschreiben über angeblich rassistische Sichtweisen in Deutschland auf die sichere weitere Zunahme der Menschen mit Migrationshintergrund hin: „Demografie wird Fakten schaffen.“ Die Sozialdemokratin hat recht: Der Anteil insbesondere der Muslime in Deutschland wird zügig weiterwachsen.

Auch die heftigen antiisraelischen Demonstrationen, überwiegend von jungen Muslimen getragen, bei denen es auch den Ruf nach dem Kalifat gab und die Forderung „Tod allen Juden“, verweisen auf die Präsenz von Abertausenden von Extremisten.

Während ein irgendwie gearteter Einfluss christlicher Sichtweisen auf die muslimische Minderheiten in Deutschland und Europa kaum zu erkennen ist, sind die Auswirkungen des Islam auf dem christlichen Kontinent enorm – und nehmen immer weiter zu. Ganze Ortsteile in Marseille, Rotterdam, Birmingham, Malmö, Duisburg, Offenbach und vielen anderen Städten Europas sind heute islamisch geprägt.

Viele Städte und Gemeinden sind stolz darauf, dass sie in ihren Bemühungen um Integration islamischen Festen wie Ramadan viel Aufmerksamkeit schenken und diese aktiv unterstützen. Auch in den Medien, insbesondere in den öffentlich-rechtlichen Sendern, gibt es ein erkennbares Bemühen, den Islam und muslimisches Leben ausführlicher und positiv darzustellen.

In Wirklichkeit müssen seit vielen Jahren die Kindergärten und Schulen, Sportvereine und Krankenhäuser, Justiz und Gefängnisse mit den Herausforderungen des Islam fertigwerden. Dazu gehören, neben relativ harmlosen Ernährungsgeboten und Gebetsritualen, auch die Vorschriften für die Kleidung, insbesondere für Mädchen und Frauen, eine gewisse Macho-Kultur und oft auch Gewaltbereitschaft bis hin zu antisemitischen Ausfällen.

Die Verdrängung des Christlichen

Die Veränderung der Speisepläne in Kindergärten, ein Bemühen, den Religionsbezug christlicher Festtage zu minimieren oder ganz auszuschließen, aber auch die zunehmenden Sicherheitsmaßnahmen in Behörden, Kliniken und Arztpraxen sind zu einem guten Teil den Problemen mit Muslimen zu verdanken.

Für die Kirchen sind all diese Entwicklungen kein Grund gewesen, deutlich christliche Positionen zu vertreten. Für die Katholische Kirche und die EKD ist es offenbar kein Problem, dass der Islam zunehmend das Leben in Deutschland in vielen Bereichen verändert – und dabei auch ganz offensichtlich christliche Besonderheiten und Prägungen zurückdrängt.

Ohnehin leiden die Kirchen in Deutschland unter einem drastischen Mitgliederschwund: Die Zahl der Katholiken sank binnen 40 Jahren von 28 Millionen auf heute etwa 21 Millionen, die Zahl der Protestanten von 26 Millionen auf 19 Millionen. Umgekehrt scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein, dass die Zahl der Muslime die Zehnmillionenmarke überschreitet.

Als der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff 2010 behauptete, der Islam gehöre zu Deutschland, hatte er nach Ansicht sehr vieler Deutschen unrecht. Es wird nicht lange dauern, bis niemand mehr daran zweifeln kann, dass der Islam zu Deutschland gehört. Unwiderruflich.


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Kommentare ( 67 )

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Polit-Legastheniker
2 Monate her

Islam entstand etwa 600 Jahre nach Christentum. Also die Entwicklung des Islam entspricht heute dem Zustand der Christentum im 15. Jahrhundert:

  1. Intoleranz gegenüber anderen Religionen. 
  2. Physische Verfolgung der Andersdenkenden in Form von Inquisition mit Scheiterhaufen (im Islam= Köpfe abschlagen).
  3. Rechtsprechung durch religiöse Instanzen und Glaubensauslegung.
  4. Verbreitung des Glaubens in anderen Kulturen auch mit Gewaltanwendung.
  5. Dogmen der Religion sind zwingend anzuwenden in allen Bereichen des täglichen Leben.

Daher entsteht die Frage:

  1. Müssen wir geduldig warten auf Liberalisierung des Islam und 100 Jahre Geduld haben bis der muslimischer Luther erscheint?
  2. Droht uns in den nächsten Jahrzehnten der neue 30-Jährige Krieg?
R.J.
2 Monate her
Antworten an  Polit-Legastheniker

Ihr Vergleich vernachlässigt die strukturellen Unterschiede. Der Islam ist verglichen mit dem Christentum inhaltsleer, es gibt außer dem Gebot bedingungsloser Unterwerfung kein inhärentes moralisches Prinzip, das zwingende Vorbild des Propheten (bester aller Menschen) idealisiert einen Amoralisten und narzisstischen, sadistischen, paranoiden Schwätzer, die Handlungsparolen gelten zeitlos, die kriegerischen, gewaltsamen Verse abrogieren die friedlichen, der radikale Okkasionalismus, Animismus, Schwarz-Weiß-Schematismus usw. stehen der Wissenschaft, Bildenden Kunst, Musik, Literatur, Schauspiel, kurzum aller höheren Kultur hemmend im Wege.

LiKoDe
2 Monate her

Das Zweite Vatikanische Konzil [1962-1965] erklärte den Islam zur Religion und öffnete damit dem Islam Tore und Türen Europas. Den christlichen Kirchenvertretern ist nicht mehr zu helfen.

Ein ganz klein wenig hülfe zum Verständnis, wenn man wenigstens nur vom Islam bzw. radikalen Islam sowie von Korangläubigen spräche und schriebe.

Gemäss Koran ist ein ‚Muslim‘ eben ein Gläubiger. Nutzt man den koranischen Begriff, darf man gleich das deutsche Wort für Muslim nutzen, eben Gläubiger.

Aus Sicht des Islams/Korans ergibt das einen Sinn, denn danach sind alle anderen Nichtgläubige. Versteht man das, weiss man vielleicht, was da vor sich geht.

Lizzard04
2 Monate her

„In 25 Jahren wird jeder 5. Deutsche ein Moslem sein!“ Der Satz an sich ist ein Fehler, bzw. Widerspruch in sich. Die politischen Entscheider werden dieser „Umvolkung“ weiter huldigen, bis sie eben nicht mehr gebraucht werden (In „Unterwerfung“ von Houellebecq kann man schon mal nachlesen, wie der smoothe Übergang zu einem Gottesstaat islamischer Prägung abläuft.). Aber hey was soll’s! Ich habe dann ein Alter, wo mir das tatsächlich am Allerwertesten vorbei geht! Aufgegeben habe ich Deutschland eh schon! Warum nicht ein bisschen Mittelalter wagen!

Last edited 2 Monate her by Lizzard04
Moses
2 Monate her

Selbst während Merkels dummer, katastrophaler Entscheidung wurde sie gewarnt, dass Muslime sich nie integrieren lassen. Was übrigens gleichzeitig bedeutet, dass sie, wie ihr Gott es ihnen befohlen hat, für dieses Gebiet bereit werden zu kämpfen.

Micky Maus
2 Monate her

Erst wenn in Deutschland in Moscheen mehr Zulauf als in deutschen Kirchen ist, im alltäglichen Leben uns mehr Halbmonde als Kreuze entgegen lachen, die Gebete nicht mehr mit Glockengeläut sondern durch den Ruf des Muezzins angemahnt werden, die jungen Mädchen nur noch mit Kopftuch in der Öffentlichkeit auftreten können um nicht als deutsche Bitch dazustehen, merkt vielleicht der letzte dumme deutsche Michel, was er mit seinem Gutmenschentum und ideologischer Verblödung und Toleranz angerichtet hat.

Jens Frisch
2 Monate her

„Historisch betrachtet wurde der Islam weitgehend in Eroberungskriegen verbreitet.“
Der Islam ist keine Religion sondern eine faschistische Eroberungsideologie:
5:51 Nehmt euch die Juden und Christen nicht zu Freunden
5:61 Allah hat sie als Affen und Schweine erschaffen
9:5 Tötet sie, wo immer ihr sie findet

Judith Panther
2 Monate her

„Gleichzeitig sinkt die Zahl der gläubigen Christen und Kirchenmitglieder.“ Stimmt nicht: Die Zahl gläubiger Christen steigt „Christ“ und „Kirchenmitglied“ sind ja keine Synonyme. https://dev.tichyseinblick.de/feuilleton/buecher/die-kirche-muss-senden-oder-sie-wird-enden?amp=1 Unter die Gläubigen reihen sich immer mehr auch jene ein, die angesichts der globalen Bedrohungslage gerade erst das Beten gelernt haben, dazu ehemalige Mitglieder, die die Kirche verlassen haben, um ihrem Glauben endlich wieder in Ruhe nachgehen zu können, ohne daß ihre Andacht und ihre Gebete von Werbespots fürs Klima, die Grünen oder den nächsten Impfbooster unterbrochen werden. Und all das ist das Verdienst eben dieses “ …Teils von jener Kraft, die stets das Böse will… Mehr

Last edited 2 Monate her by Judith Panther
RiverHH
2 Monate her

Der Islam hat noch nie und darf auch nie zu Deutschland gehören. Remigration ist angesagt! Wir brauchen endlich eine Regierung die Politik zum Wohle unseres Landes betreibt! Die AfD ist unsere letzte Hoffnung!

GeWe
2 Monate her

Herr Trankovits hätte sich den langen Artikel sparen können, wenn er die Beschlüsse der Rabitta von 1990 (Kairo) und 2000 (Rom) zitiert hätte.
Das Verhalten westlicher Politiker gegenüber dem Islam ist von Naivität und
Feigheit geprägt.
Die Etymologie des Wortes „Islam“ ist durch S-L-M gekennzeichnet und verwandt nicht mit Salaam=Frieden, sondern mit Aslama=(sich)unterwerfen, wie man beispielsweise durch Konsultation des Wörterbuchs „Lisan Al-Arab“ herausfinden kann. „Unterwerfung“ ist buchstäblich alles im Islam, es ist geradezu der Islam.

Dieter Rose
2 Monate her

Jeder fünfte von welcher Sorte Deutscher?
Werden die überhaupt „deutsch“ werden wollen?