Immer dieselben Gestalten – eine sichere Bank für das immer selbe Ergebnis. Diesmal bei Maischberger: Ralf Stegner und Sarah Frühauf – in alter, vermeintlicher Frische. Aber auch Thomas de Maizière und Christian Dürr geben sich Mühe. Ergebnis: eine Art Abendschau aus Absurdistan. Von Michael Plog

Kabarettist Urban Priol versucht nach Kräften, der Sendung einen Schenkelklopfer-Start zu verpassen. Leider vergeblich. Dabei ist er mit einem Füllhorn vorbereiteter Kalauer angereist. „Heute ist wieder ein historischer Tag. Die kommen mittlerweile alle zwei, drei Tage, die historischen Tage“, sagt er über die Abstimmung im Bundestag, die Deutschland in eine Billionen-Verschuldung treibt. Oder über den Vorschlag der Wirtschaftsweisen Monika Schnitzer, doch zur Gegenfinanzierung einen Feiertag zu streichen: „So gespalten das Land ist, da könnte man vielleicht mit dem Tag der deutschen Einheit anfangen.“ Und überhaupt: Söder beispielsweise sei ja vor Jahren mal der Name einer Ikea-Lampe gewesen, „und das war ein Armleuchter“.
Im Publikum haben Priols Witze keine Prio. Es gibt kaum Applaus. Stattdessen von Thomas – „Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern“ – de Maizière sogar einen Rüffel. Heute sei kein Tag für Kabarett, mahnt der Ex-Verteidigungs- und Ex-Innenminister. Nur, um sich dann selbst im Kalauern zu versuchen. Er habe sich gerade zusammen mit drei Personen beraten – „die Vier von der Tankstelle, könnte man auch sagen“. Harharhar. Harte Kost an diesem Abend. Aber gut, wer freiwillig bei Maischberger im Klatschvolk Platz nimmt, hat es auch nicht anders verdient.
SPD-Urgestein Ralf „Pöbel-Ralle“ Stegner sieht in der monströsen neuen Schuldenaufnahme des Bundes überhaupt kein Problem. „Wenn wir dafür sorgen, dass die Leute Geld verdienen, Steuern bezahlen, rechnet sich das am Ende deutlich mehr“, behauptet der gelernte Politologe, der sich vor mehr als zwei Dekaden einmal als Finanzminister in Schleswig-Holstein versucht hat. Die tausenden Milliarden seien unumgänglich: „Wir leben in besonderen Zeiten“, sagt Stegner und spult die altbekannten Schlagworte herunter: Corona, Ukrainekrieg, Putin, Trump, die ganze Leier. „Aber die Steuereinnahmen sind jetzt nicht gerade gering“, wirft Maischberger vorsichtig ein. Stegner: „Ja, aber die Aufgaben sind es auch nicht.“ Er ist eben ein Mann der Parolen. Wenn Dürr die neuen Schuldenaufnahme kritisiert, antwortet Stegner nur: „Wenn wir das nicht tun, dann siedeln sich die Unternehmen anderswo an.“ Man müsse ja nur mal nach Großbritannien schauen. „Was haben die noch an Industrie? Da ist der Finanzmarkt und die Pferdewetten.“
„Politik muss sich daran gewöhnen, dass man mit dem Geld der Menschen hinkommt“, fordert Dürr. In Deutschland werde die Staatsquote 2026 bei sagenhaften 51,5 Prozent liegen. „Das wird die höchste Staatsquote sein, die die Bundesrepublik seit ihrer Gründung hatte. Wenn man so locker mit dem Geld der Menschen umgeht, dann verabschiedet man sich von einer echten, guten Wirtschaftspolitik. Nicht der Standort wird besser, der Staat wird einfach größer.“
Andere nennen das Sozialismus.
„Wer profitiert von Schulden?“, fragt Dürr. „Reiche, die sich Staatsanleihen leisten können. Und wer zahlt die Veranstaltung? Rentner, Arbeitnehmer, übrigens auch Mieter in Zukunft. Das ist eine Umverteilung von unten nach oben.“
Doch Stegner sieht höhere Aufgaben, „weil wir wissen, wo die Feinde der Demokratie sitzen“. Nämlich im Bundestag und im Weißen Haus. Und im Kreml, selbstverständlich. Trump – „der macht Deals mit seinen Diktatorfreunden“. AfD – „diese Bagaluten“. Und Sahra Wagenknecht – die kann Stegner auch nicht leiden. Beim AfD-Bashing stimmt Dürr sofort frohgemut mit ein: „Eine Partei, die den Staat hasst, ablehnt und seine Institutionen lächerlich macht.“ Stegner lobt ihn dafür: „Dürr ist ein sehr ordentlicher Liberaler. Mir wären die deutlich lieber im Bundestag als andere, die da sind und schon dreimal lieber als die Wagenknecht-Truppe oder andere.“
Seltsame Wahrnehmungsstörungen auch von anderer Seite: Sarah Frühauf wieder. Zum Telefonat zwischen Trump und Putin sagt sie: „Man kann ja wirklich nur tief atmen, wenn man das alles so liest. Ich bin ja ganz froh, dass nicht viel mehr rausgekommen ist. Am Ende kann man ja froh sein, dass diese beiden Herren uns Europäern jetzt nicht etwas vor die Füße werfen und sagen: Das ist der Deal, jetzt ist Frieden, jetzt ist mal gut.“
An Friedrich Merz findet sie knorke, „dass er einen klaren außenpolitischen Kompass hat, das muss man ihm lassen“. Trump und Putin hingegen sind für Frühauf „diese beiden Herren, denen man wirklich nicht vertrauen kann“. Da muss der offiziell drittklassige Bild-Kriegsreporter Paul Ronzheimer die Dinge etwas zurechtrücken. Er komme gerade mal wieder aus der Ukraine, und da sei es nunmal so: „Viele Menschen wollen nur noch eins, Frieden irgendwie.“ Und sie würden sich fragen, wieso Trump „nicht mehr Druck auf Putin macht“.
Einen kurzen Kabarett-Moment hat die Sendung aber doch: Als Maischberger ein Selfie des neuen FDP-Chefs Dürr mit seinen gealterten Kollegen Wolfgang Kubicki und Marie-Agnes Strack-Zimmermann zeigt, kommentiert sie trocken: „Sieht ein bisschen aus wie betreutes Regieren.“
Nimm das, Priol!
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Warum muss bei Maischberger immer ein Witzmacher dabei sein? Kann es sein, dass die Aufmerksamkeitsspanne des verehrten Publikums lediglich für zwei Wortbeiträge reicht und es dann eine kognitive Pause braucht, die dann der Witzemacher ausfüllt? Aber müssen die dann immer auch so schlecht sein? Wenn ein Witzemacher schon eine Frisur braucht als habe er in die Steckdose gefaßt, um als Witzemacher erkannt zu werden, kann es mit seinen Witzen nicht weit her sein.
Stegner wird mir immer in Erinnerung bleiben, als er (vor Jahren), bei Maischberger von einem anderen Gast auf den Grundgesetzbruch bei der Grenzöffnung angesprochen, antwortete: „Ach hören Sie mir doch auf mit Ihrer Juristerei!“
Zu solchen Verächtern des Grundgesetzes hat der ÖRR keine Berührungsängste. Das unterscheidet mich von den Leuten dort und den Leuten in der SPD.
Daher wähle ich AfD (die nichts anderes wollen, als dass die geltenden Gesetze an der Grenze wieder eingehalten werden, und dafür mit Hass und Hetze überschüttet werden, von denen, die lauthals plärren, dass sie gegen Hass und Hetze wären).
Das interessantestente an der Sendung ist die Geschichte mit der Ikea-Lampe. Den Rest kann man getrost vergessen.
Für die Maischberger-Sendung gäbe es ein perfektes Publikum:
Zwangszuschauen in Gefängnissen als Haftverschärfung! Für andere ist diese Sendung nicht zu ertragen.
Genau das ist doch das Zeichen für das gelebte „Weiterso“: die immer gleichen Moderatoren in immer gleichen Sendungen mit immer gleichen Gästen, die immer das gleiche sagen. So, als wäre nichts passiert in den letzten Jahren, insbesondere den letzten Monaten. Ob 100 Milliarden, 500 Milliarden oder eine Billion Euro – es wird sich nichts ändern. Außer für die Bürger, die massiv zur Kasse gebeten werden. Und das Beste: die Bürger halten die Schn..ze dabei. Besser kann es doch unseren Unfehlbaren, Unantastbaren gar nicht geschehen. Ich hätte nie gedacht, dass ich das ein zweites Mal erleben muß. Aber gut – unsere… Mehr
„Wenn wir dafür sorgen, dass die Leute Geld verdienen, Steuern bezahlen, rechnet sich das am Ende deutlich mehr“
Na, dann können wir ja wieder mit ausgiebigen Streiks für „mehr Gehalt und Mindestlohnerhöhung“ in den kommenden Jahren rechnen. Also wieder geschlossene Kitas, Streik des Flughafenpersonals, Busse und Bahnen, die noch unzuverlässiger fahren. Verdi und die anderen Gewerkschaften werden das sicher gerne organisieren, sofern sie ein Stück vom Schuldenkuchen abkriegen.
Das Sie sich diese Gestalten mit dem Gelaber nach dem gestrigen Tag auch noch antun mußten, Herr Plog, kann ja nur mit Hochprozentigem einhergehen.
Es muss sich erst zeigen ob dieses Verschuldungspaket Unternehmen anzieht oder eher zum wegziehen, bzw. erst überhaupt nicht zum ansiedeln in D. veranlasst. Diese Kredite müssen über Steuern (Abgaben der Bürger und Unternehmen) inklusive der Zinskosten, von denen wird nicht gesprochen, zurückgezahlt werden. Weiter könnte es sein, dass der jetzt im GG festgeschrieben Klimaschutz, von dessen Auswirkungen man ja überhaupt noch nichts weiß, Unternehmen abschreckt oder wirtschaftliche Investitionen von Unternehmen verhindert. Es gibt sehr fundierte und sachlich begründete Bedenken, gegen dieses Vorgehen, nur diese Fachleute, mit einer entsprechenden beruflichen Qualifikation sitzen leider nicht in diesen Runden.
„Vertrauen Sie Merz?“, fragte Maischberger ausgerechnet Ralf Stegner. Nicht die Bevölkerung und auch nicht das auserwählte Publikum.
Stegner wurde in Schleswig-Holstein von seiner eigenen Partei nicht als Ministerpräsidentanwärter aufgestellt, da er durch seine negative Art und sein negatives Auftreten keinen Sieg für die SPD erringen könnte. Ja, das sagten die SPD-Mitglieder selbst. So wurde als Ersatz (Strawman?) der ebenso missliebige Albig aufgestellt. Oder früher als Stegner auf Grund seiner Äußerungen als Minister der CDU/SPD-Regierung von Carstensen entlassen werden musste, flehte er Carstensen an, ihn noch wenige Monate im Amt zu lassen, da er danach erst pensionsberechtigt gewesen wäre! Soweit Meinungen zu Stegner, die hauptsächlich in Schleswig-Holstein bekannt sein dürften.