Das AfD-Tribunal geht gründlich schief. Diesmal bekommt jeder sein Fett weg. Chrupalla will sogar "Interessen der deutschen Bevölkerung und nicht von Ausländern!" durchsetzen. Auch eine Linken-Ikone gerät ins Feuer, ein Corona-Hetzer ebenso. Und eine Journalistin zerlegt sich selbst. Von Michael Plog

Kein einfacher Abend. Jeder redet, wann er will. Hochkochende Emotionen, geschwollene Halsschlagadern – und eine Frau, die ständig mit dem ausgestreckten Finger auf das Opfer zeigt, das sich die Runde auserkoren hat.
Pech: Das Opfer pariert nicht. Tino Chrupalla, Co-Chef der AfD, ist so angriffslustig wie selten zuvor. Vier Gegner? Kein Problem.
Dabei beginnt die Sendung recht gesittet. Der umstrittene US-Korrespondent Elmar – „Joe Biden ist geistig topfit“ – Theveßen darf erklären, was es mit Trumps Übernahmeplänen für den Gaza-Streifen auf sich hat (ist wohl nur ein privates Immobilienprojekt des US-Präsidenten …). Erstaunlich: Chrupalla darf sich anschließend wie alle anderen ganz ruhig äußern, ohne dass er sich, wie sonst üblich, erstmal als „Nazi“ zu rechtfertigen hätte.
Als es um die Ereignisse der vergangenen Woche im Bundestag geht, geraten Chrupalla und Linken-Urgestein Gregor Gysi erstmals aneinander. Gysi dankt allen Abgeordneten, die den CDU-Antrag zur Migration durch Nichterscheinen torpedierten. Chrupalla kritisiert, es müsse sich endlich etwas ändern in der Migrationspolitik. „Sie verachten die Demokratie, indem sie uns ausschließen.“ Die Zusammenarbeit mit der AfD sei auf kommunaler Ebene längst gängige Praxis, doch der Bundestag verweigere sich der Demokratie. Und das, obwohl CDU-Chef Friedrich Merz „eins zu eins unsere Forderungen kopiert“ habe.
Der Sachse ist im Angriffsmodus. Und lobt erstmal in Ruhe das Bündnis Sahra Wagenknecht: „Das BSW hat, was Migration angeht, den wesentlich größeren Weitblick als die Linke. Also von daher kann ich nur jedem linken Wähler empfehlen, eher das BSW zu wählen als Ihre Partei.“ Gysi ist ungewohnt leise. Dem Problem steigender Migrantengewalt hält er seine Tränendrüse entgegen: „Wenn meine Großmutter nicht in Frankreich Asyl bekommen hätte, hätte sie die Nazizeit nicht überlebt. Meine Urgroßmutter ist in Auschwitz umgebracht worden.“ Darum gehe es doch gar nicht, stöhnt Chrupalla: „Sie vergleichen falsch.“ Lanz hakt nach: „Würden Sie es einfach so weiterlaufen lassen, Herr Gysi?“ Der lässt seine Oma wieder fallen und versteigt sich darauf, es würden jährlich bis zu 600.000 Fachkräfte fehlen, „weil ansonsten unser Gesundheitswesen zusammenbricht, unsere Pflege zusammenbricht, die Gaststätten, die Hotels“.
Lanz lässt Alice Weidel einspielen, die die Grenzen schließen will. Das böse Wort Remigration fällt. Zeit, dass sich die Dame des Abends einschaltet: „Das ist das Tor zur Hölle“, posaunt Antje Höning von der darbenden Zeitung „Rheinische Post“. Mit geschlossenen Grenzen „ruinieren Sie die deutsche Wirtschaft“. Chrupalla stellt klar, dass es nur darum gehe, illegale Einwanderer draußen zu halten, doch Höning hört nicht zu: Man brauche doch Fachkräfte. Und die würden nicht kommen, „weil Sie die Stimmung so ruinieren“. Die AfD sei ein „Standortrisiko“. Chrupalla nimmt es volley: „Standortrisiko ist eine Ampelregierung. Aktuell wandert die Industrie und auch der Mittelstand ab. Nicht wegen der AfD.“ Höning, angeblich Wirtschaftsfachfrau in ihrer Redaktion, warnt dennoch munter weiter: Mit einer AfD-Regierung würden sich die Energiekosten und Steuern „dramatisch verschärfen“.
Während sie kurz Luft holen muss, spielen sich Blome und Gysi die Bälle zu. Beide wollen Chrupalla mit Zitaten aus dem AfD-Wahlprogramm festnageln, doch Chrupalla fährt ihnen sofort in die Parade. Problem: Beide zitieren unsauber, sowohl beim Thema Remigration (Blome) wie auch bei den Verteidigungsausgaben (Gysi). Den Hinweis darauf lässt sich ein Blome aber nicht so einfach gefallen. „Stopp, jetzt rede ich“, unterbricht er Chrupalla. Langsam wird es ungemütlich in der Runde. Alles redet durcheinander. Chrupalla stellt klar: „Die einen Arbeitsplatz haben, die sich nicht in die soziale Hängematte legen, die der deutschen Sprache mächtig sind, die sich auch unserer Kultur ein Stück weit anpassen, die sind herzlich willkommen.“ Lanz ist überrascht: „Das ist ja interessant: Also die AfD sagt: Wir wollen Migration!“ Für ihn ist das offenbar eine Neuigkeit.
„Warum wollen Sie denn Ausländer schlechter behandeln als Deutsche?“, fragt Blome scheinheilig. „Ich werde von deutschen Staatsbürgern gewählt“, antwortet Chrupalla, „und ich vertrete die Interessen der deutschen Bevölkerung.“ Höning hat Luft geholt: „Gottseidank vertreten Sie nur ein Fünftel der Stimmen“, blafft sie dazwischen. „Ist doch in Ordnung“, ruft Blome. Dann wieder Höning, dann wieder Blome. Chrupalla platzt die Hutschnur: „Lassen Sie mich doch mal ausreden. Sie müssen nicht alle von allen Seiten mich tribunalmäßig hier jetzt angeifern.“ Blome schwillt die Halsschlagader: „Schön, Herr Schupalla.“ Chrupalla will „Interessen der deutschen Bevölkerung und nicht von Ausländern!“ durchsetzen. EinSatz wie Donnerhall, unerhört im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Ja, darf der das? So was wollen und auch noch sagen?
Lanz hat noch zwei Namen im Säckel, die immer gern gesehen sind – in Abwesenheit als Teufel an der Wand: den thüringischen AfD-Chef Björn Höcke und Martin Sellner, „ein bekannter Rechtsradikaler aus Österreich“ (Lanz). Chrupalla möge sich doch bitte distanzieren, aber ordentlich, wenn’s geht. Doch der weigert sich einfach.
Lanz bohrt weiter: Aber ein Sellner würde „das Wort Remigration ganz anders einsetzen und verstehen“. Damit hat er sich die Antwort eigentlich schon selbst gegeben. Chrupalla erklärt es ihm trotzdem nochmal: „Und genau deshalb haben wir das Wort Remigration in unserem Wahlprogramm erklärt. Damit man es nicht missdeuten kann.“ Er sehe keinen Grund, sich „von irgendwelchen Sätzen in irgendwelchen Büchern“ zu distanzieren. „Vielleicht will sich Herr Blome von seinen unsäglichen Aussagen in der Coronazeit distanzieren.“ Auch Lanz selbst kassiert eine Breitseite: „Das machen Sie doch für Herrn Böhmermann auch nicht.“
Es geht weiter wild durcheinander. „Nazis gehören nicht zu einer Volkspartei“, tönt Blome. Höning wirft irgendwas mit „Mein Kampf“ in die Runde. Dass die AfD die Rente auf 70 Prozent anheben will, findet sie „besonders absurd“. Chrupalla: „Frankreich, Spanien, Griechenland, alle können sich das leisten, weil die Deutschen es durch ihre EU-Beiträge finanzieren.“ Für Höning ist das „der dümmste Populismus überhaupt“. Ihr Redefluss scheint unbesiegbar. Sogar Blome bremst sie irgendwann ein. Sie kontert trotzig: „Wir müssen ihm den Zahn ziehen.“ Chrupalla: „Das gelingt Ihnen heute nicht.“
Chrupalla verspricht so hohe Freibeträge, dass eine Familie mit drei Kindern überhaupt erst ab 70.000 Euro Steuern zahlen müsse. Das sei problemlos finanzierbar, denn: „Wir haben kein Einnahmenproblem. Wir haben ein Ausgabenproblem.“ Als er die Misere auflistet, wird es nochmal brenzlig: „Wo wir überall Geld hin verteilen – Entwicklungshilfe: elf Milliarden, Klima und Transformationsfonds: 53 Milliarden, Ukraine-Hilfe: 30 Milliarden jetzt schon, drei Milliarden noch bis zur Bundestagswahl. Gelder, Gelder, Gelder. Und natürlich die Migration, die den Kommunen das Genick bricht.“
Lanz unterbricht hastig: „Lass uns weg von diesem Thema.“
Sie müssenangemeldet sein um einen Kommentar oder eine Antwort schreiben zu können
Bitte loggen Sie sich ein
Diese Differenzierung lohnt sich immer wieder. Die Aspekte „geflüchtete Person“ und „Fachkraft“ werden im Diskurs, in einem ruckartigen Verzicht auf Logik, wiederholt gleichgesetzt. „Flucht“ bedeutet die Veränderung einer geographischen Qualität. „Fachkraft“ bedeutet dagegen die Veränderung einer kognitiven Qualifikation und Motivation in gestimmten Bereichen für eine gesteigerte Tauglichkeit am Arbeitsmarkt. Ergo zwei Termini mit hinterliegenden Aspekten, die korrespondieren „können“, dies aber von Natur aus nicht naheliegenderweise aus tun. Üblicherweise sorgt der Vorgang von „Flucht“ nicht für „Qualifikation“. Der Aspekt „Flucht“ ist v.a. sozialpsychologisch und kulturanthropologisch aufgeladen und kann ein Licht auf die „ökonomische Vorteilnahme“ werfen. Denn wer „gesetzte Zustände“ in seinem… Mehr
Bloome: „Einen Graben in der Mitte zwischen Links und Rechts gab’s schon immer, nun hat sich eine Partei dazu gesellt, die in Teilen rechtsextrem ist.“ In Teilen rechtsextrem nur deshalb, weil die AfD zu Unrecht vom Thüringer Verfassungsschutzpräsidenten Kramer durch, teilweise mit Gewaltandrohungen gegenüber einem Angestellten, von seinen Untergebenen in erzwungenen und gefälschten Gutachten so bezeichnet wird. Ansonsten lässt Herr Bloome den Platz in der Mitte dankenswert offen. Und den hat jetzt die liberal demokratische AfD besetzt.
Remigration ist ein ganz banales Wort aus der Migrationswissenschaft. Es bezeichnet nicht anderes als den Gegensatz von Migration, die Re-Migration. Lanz versuchte gestern völlig unseriös aus diesem ganz normalen Begriff der Migrationslehre ein rechtsradikales Wort zu konstruieren und den Sinn der Re-Migration unbeholfen der AfD unterzuschieben. Die Ukraine eröffnet übrigens gerade eine eigene Behörden in Deutschland. Das Ziel soll Remigration der geschätzten 200.000 wehrfähigen ukrainischen jungen Männer in Deutschland sein.
Wir haben locker eine Millionen Syrer, eine Millionen Ukrainer, dann noch zusammen mindestens eine weitere Millionen Afghanen, Iraker und Afrikaner, dazu noch ein paar Millionen Türken. Trotzdem fehlen Fachkräfte? Also sind die, die da sind die Falschen, die müssen dann weder weg, dafür kann man welche holen, die was können. Macht ja jede Firma auch so, wer nichts bringt, muss gehen und dann kommt ein anderer. Eigentlich ist das außer in Politik und Parteien überall so. Seit Jahrhunderten gelebte Praxis, was ist daran fürderhin Altparteien so schwer zu verstehen?
Es geht nicht um Arbeitskräfte! 1 Million Syrische Ärzte etc. überfremden uns genauso wie 1 Million syrische Arbeitslose!
Überfremdung bleibt Überfremdung! Willst du das unser Volk, unsere Art, unsere Rasse, unsere Kultur etc. stirbt?
Wir haben eine Geburtenrate von 1,2 pro Frau, Tendenz weiter fallend. Ohne massive Zuwanderung stirbt Deutschland sowieso aus.
Das ist einfach nur Unsinn und das wissen sie ziemlich sicher auch ‼️
Geben Sie einfach mal auf Google oder einer anderen Suchmaschine die Wörter „Deutschland“ und „Geburtenrate“ ein. Dann werden sie es sehen. Um die vorherige Generation 1:1 zu ersetzen ist eine Geburtenrate von 2,1 Kindern pro Frau nötig. Bei 1,2 werden wir pro Jahr, je nach Todesrate, ca. 350.000 Deutsche weniger. Was der Größe von Bochum oder Wuppertal entspricht. Das ist eigentlich gar nicht schwierig zu verstehen.
Welche Fachkraft kommt mit dem Schlauchboot über das Mittelmeer? Die Fachkraft könnte ganz regulär einreisen und hätte auch alle Papiere bei sich.
Die Bevölkerungsteile hierzulande, die hauptsächlich durch eine höhere Geburtenrate gekennzeichnet sind, weisen ein eher niedriges Bildungsniveau auf. Vererbte Geringqualifizierung, die im hiesigen Bildungssystem nicht aufgebrochen werden kann.
Was Chrupalla da zu Gaza und Israel geäußert hat, ist total naiv und uninformiert und wurde im Artikel leider nicht erwähnt. Zusammen mit der Verehrung Erdogans durch Krah schädigt das die Partei ungemein. Sie müßte die Vorlagen der anderen Parteien nur annehmen, z. b. das Schweigen zu den judenfeindlichen Demos oder die Ablehnung Mileis durch Merz. Genauso schadet die Verharmlosung Putins der Partei ungemein.
Fakt ist: Linken-Chef Jan van Aken (63) will noch mehr Flüchtlinge aufnehmen. Im Interview mit der „Funke Mediengruppe“ bezeichnet er die Aufnahme von einer Million Menschen pro Jahr als „völlig überschaubare Zahl“. Daraus kann man wohl ableiten, dass die Linken 1 Million Migranten pro Jahr zusätzlich aufnehmen wollen. Auch Migranten „die vor den Folgen des Klimawandels flüchten“ sagt er. Laut den linken Parteien haben wir angeblich unter einer schweren Klimakrise wegen dem bösen, schädlichen CO2 zu leiden. Stellt sich also die Frage: Migranten aus anderen Ländern flüchten wegen dem Klimawandel zu uns nach Deutschland, aber sollen wir Deutschen jetzt wegen… Mehr
Ich sehe mir solche Müll-Sendungen der zwangsgebührenfinanzierten Regierungs-Propagandasender zwar schon lange nicht mehr an, aber wenn ich es dem Artikel richtig entnehme, ist hier – wie immer – das altbekannte Spiel der Lanz‘, Miosgas und Maischbergers zur Anwendung gekommen. Uralte Zitate von Höcke oder irgendwelchen anderen Leuten, denen rechtsextremistisches Gedankengut unterstellt wird, und der AfD-Gast soll das erklären/sich davon distanzieren/sich dafür entschuldigen. Der Gipfel der Unverschämtheit war, als Karin Miosga unlängst von Alice Weidel verlangt hatte, zu erklären, was Auschwitz für sie bedeute. So wurde auf ganz perfide Weise eine Verknüpfung der AfD zu den Nazi-Verbrechen hergestellt, für die sich… Mehr
Die „Akademiker*innen“ haben ihr Ziel, die Demontage des Malermeisters Chrupalla, nicht erreicht. Er hat dazugelernt, wie man sich im Kreuzverhoer erfolgreich behaupten kann. 😊
Dass die AfD die Rente auf 70 Prozent anheben will, findet die Hönig „besonders absurd“. Ich gehe mal davon aus, dass die Hönig das Rentenniveau meint. In ihrem Alter sollte die Hönig eigentlich wissen wie hoch das Rentenniveau früher war. Das waren mal so um die 76 Prozent. Was daran „besonders absurd“ sein soll, ist bei der Hönig wohl die Tatsache, dass die AfD die Armutsrenten abschaffen und auf ein lebenswertes Niveau anheben will. Was sehr vielen Rentnern zu Gute kommen dürfte.
Herr Lanz könnte sich tatsächlich, wie Herr Chrupalla ausgeführt hat, von seinem Moderatoren-Kollegen Böhmermann vom ZDF-Staatsfunk distanzieren. Der im Fernsehen öffentlich gesagt hat: „Um mich herum, um Sie herum lauern zurzeit gefährliche kleine Mikroorganismen, die einen krank machen wollen. Richtig: Kinder!“. Böhmermann holte weiter aus und betont, dass Kinder zurzeit gemeingefährlich seien: „Was die Ratten in der Zeit der Pest waren, sind Kinder zurzeit für Covid-19: Wirtstiere. Ständig infizieren sie sich mit irgendwelchen Viren und was machen diese unverantwortlichen kleinen Halbmenschen dagegen? Nichts!“. So was ist keine Satire, das ist blinder Hass und Hetze gegen kleine, unsere Kinder. Abscheulich und… Mehr