Gabriel und di Lorenzo machen Maischberger zum Paulanergarten

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk gilt gemeinhin als gesichert unreformierbar. Dennoch liefert Maischberger ständig neue Beweise. Diesmal mit Sigmar Gabriel und Giovanni di Lorenzo. Ihre irren Aussagen bleiben völlig unwidersprochen. Von Michael Plog

Screenprint: ARD / Maischberger

Sigmar Gabriel, eigentlich Sozialdemokrat und früher sogar Chef seiner Partei, singt aus unerfindlichen Gründen ein Hohelied auf „Die Linke“. Der Ex-Außenminister möchte nicht, dass man sie zusammen mit der AfD in einem Atemzug als Wahlgewinner nennt. Das gehe ihm „gegen den Strich“. Und er führt ein geradezu irres Argument an: Die AfD sei nämlich „eine in großen Teilen verfassungsfeindliche Partei“. Fakten kann er für diese Aussage freilich nicht beibringen. Muss er auch nicht. Denn niemand widerspricht, niemand hakt nach. Das Problem: Wäre in Gabriels kühner Behauptung nur ein Funken Wahrheit, dann wäre die AfD längst verboten.

Genossen sind Genossen

Die Linkspartei hingegen sei „längst nicht mehr die SED-Nachfolgeorganisation“, behauptet Gabriel. Die nächste Falschbehauptung, denn de facto ist sie genau dies. Und bis heute weiß niemand genau, wohin die mehr als drei Milliarden Mark Parteivermögen der ehemaligen DDR-Mauerschützenpartei irgendwie versickert sind. „Ich würde die ungern in den gleichen Topf packen.“ Sagt ausgerechnet der Vorsitzende der Atlantik-Brücke, die eigentlich einen veritablen Endgegner für die linke Ami-go-Home-Fraktion darstellt. Darauf muss man auch erstmal kommen.

Armin Laschet versucht gegenzuhalten. Der ehemalige CDU-Kanzlerkandidat kritisiert „die komplette Empathielosigkeit der Linken gegenüber dem, was die Ukraine erleidet“. Aber Gabriel setzt noch einen drauf: Die Linke sei clean, denn „die Irren aus der Linkspartei“ seien ja „beim BSW (Bündnis Sahra Wagenknecht) gelandet“.

Gabriel ist nicht der einzige Extremfall an diesem Talkabend. Schon zuvor präsentiert Giovanni di Lorenzo eine echte „Geschichte aus dem Paulanergarten“. Doch er macht es sehr geschickt. Er sagt nichts Falsches. Das Perfide an seiner Erzählung ist, dass sie die eigentliche Story ins komplette Gegenteil verdreht. Seine haarsträubende Geschichte, die ihm angeblich eine Altenpflegerin erzählt und die ihn „zutiefst berührt“ hat, geht so: Da gab es in einer Halle nahe Hamburg „eine AfD-Versammlung und davor viele Demonstranten“. Das Ganze habe in der Nähe eines Altenheims stattgefunden, und das Pflegepersonal habe „diese armen Alten beruhigen“ müssen, „zum Teil auch mit Medikamenten“. Grund: „Weil die Angst hatten, es geht wieder los. Und damit meinte sie Hitler.“

Anders rum wird ein Schuh draus

Was fällt auf? Der Grund für die Angst der alten Menschen war höchst wahrscheinlich nicht die Veranstaltung der AfD in der Halle, sondern die laute Gegendemonstration auf der Straße davor. Dort dürften sich die üblichen Verdächtigen versammelt haben, von den staatlich durchgefütterten „Omas gegen Rechts“ bis zu den gewaltbereiten Chaoten der ebenfalls staatlich üppig unterstützen Antifa. Vor allem die vermummten linken Schlägerbanden könnten also der Grund für die Aufregung gewesen sein, wenn es sie denn gab. Doch das alles versteckt di Lorenzo in der Formulierung „und davor viele Demonstranten“. Was bleibt und was auch die Runde weiter diskutiert, ist einzig die namentlich erwähnte AfD. Perfide. Aber di Lorenzo weiß als Journalist nun einmal genau, wie man mit Sprache umgeht.

Kerstin Palzer dreht dieses Rad weiter. Die Korrespondentin aus dem ARD-Hauptstadtstudio hat in die Provinz geschaut und erschrocken festgestellt: Wir haben sogar schon Gelsenkirchen an die AfD verloren, den Inbegriff der spießigen Kleinbürgerlichkeit und vermeintlichen Normalität. Palzer warnt, das werde sicher so weitergehen. Denn die AfD, die in vielen ostdeutschen Wahlbezirken gerade stärkste Kraft geworden ist, hat Palzer für sich selbst bereits bis zum Endlevel durchgespielt: „Der Westen wird dem Osten da nachfolgen, wenn wir nicht politisch umsteuern.“ Und es würde sie „beunruhigen und ängstlich machen, was da für Menschen jetzt in den Bundestag einziehen“.

Ansonsten wird an diesem Abend ein gewisser Friedrich Merz genüsslich zerpflückt. Der Sieg des CDU-Kanzlerkandidaten sei „kein wirklicher Erfolg“ gewesen (Palzer), Merz „verwechselt vielleicht eine Kanzlerschaft mit dem Dasein als Konzernchef“ (Christoph Schwennicke, „t-online“), und sei sowieso „der perfekte Wahlhelfer für die Linke“ gewesen (Palzer). Di Lorenzo kritisiert Merz für seine sich ständig widersprechenden Aussagen: „Man muss doch politisches Handeln und auch Äußerungen vom Ende her denken.“

Nur einer findet Merz richtig knorke: Klitschko, der Jüngere. Wladimir Klitschko tritt bei Maischberger zum Einzelinterview an und sagt: „Ich glaube, dass er ein großartiger Kanzler sein kann. Aber ich kann nur sagen, dass ich es glaube. Glaube heißt nicht Wissen.“

Klitschko, ehemaliger Profiboxer, glaubt auch, dass Europa eine großartige Zukunft bevorsteht, wenn es sich nur zusammenreißt. „Eine halbe Milliarde Menschen“, ruft er. „Wir haben Wirtschaft, wir haben Technologie, wir haben alles, um auf Augenhöhe mit den Amerikanern zu sein.“ Dass die Ukraine dabei ganz vorn mitspielen wird, steht für ihn außer Frage: „Wir sind Europa, und wir sind eine Einheit.“

Beim Verhältnis Europa-USA zieht Klitschko Parallelen zu sich und seinem Bruder Vitali. Auch er selbst habe gelernt, sich nicht immer nur am größeren Bruder zu orientieren, sondern „irgendwann auf sich selbst aufzupassen“. Das müsse Europa nun auch.

Das hat Sigmar Gabriel zuvor noch entschieden anders beurteilt: „Ich bin nicht der Überzeugung, dass Europa per se zusammenhält. Es gibt Staaten, die eine Dekonstruktion Europas im Kopf haben. Und das ist nicht nur Viktor Orbán. Das Einzige, was denen fehlt, ist ein Anführer.“

Zum neuen Anführer aus dem Westen hat Klitschko wiederum eine erstaunlich entspannte Meinung. „Trump hat auch etwas Gutes in sich. Mit seinen Vorstellungen liegt er nicht so falsch.“ Die Inhalte des Friedenspapiers, das zurzeit offenbar ausgearbeitet wird, kenne er selbstverständlich nicht, aber „es könnte profitabel und ein Gewinn für die Ukraine sein“. Der US-Präsident wolle schließlich „einen Deal haben – Trump ist Trump“, sagt Klitschko leicht schmunzelnd. Dass jedoch nur über die Ukraine gesprochen wird und nicht mit ihr, „das kann nicht sein“. Mit der neuen US-Regierung hoffe er „auf mehr Unterstützung“.

Vor allem auf die seit Jahren wiederholten Parolen erntet Klitschko vom Publikum viel Applaus (der die ganze Sendung über bisweilen recht unnatürlich abrupt endet, aber das nur als kleine Randbeobachtung). Auch einen Nato-Beitritt der Ukraine fände der mehrfache Box-Weltmeister gut: „Ich glaube, dass die Nato schwächer ist ohne die Ukraine. Wir kennen moderne Kriegsführung.“

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Kommentare ( 35 )

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Rob Roy
21 Tage her

Seitdem der Spaltung der Linken ist der verbliebene Flügel um Van Aken eindeutig radikaler geworden. „Milliardäre abschaffen“. In welcher Form? Nur enteignen oder gleich an die Wand mit ihnen? Auf dem Parteitag der Linken in Kassel hieß es , man müsse „Reiche erschießen“. Aber die Reichen hatten noch mal Glück. Sie wurden dann doch nur zu Zwangsarbeit verurteilt. Die Linken sind halt menschlich.

Dellson
21 Tage her

Herr Di Lorenzo und seine Kollegen der veröffentlichen Zeitungs-und bestellten Experten Meinung verallgemeinern scheinbar ihre Meinung gerne als allgemeinverbindlich, was substaniell eine Zumutung, eine Übergehung der Mehrheitsgesellschaft im Kern bedeutet. Bei 84Mio. Bürgern, sowie den bekannten Wahlergebnissen, entsprechen die gemachten Aussagen eher den Wahlverlierern, aber nicht der Willensentscheidung der Bürger! Das Korrektiv dazu wäre normalerweise die Aufgabe der 4.Gewalt, nach dem Wesen des Rundfunkstaatsvertrag, die Einhaltung der Neutralität, hier in Form des ÖRR! Wenn man jedoch diese Debatten verfolgt, erscheint die einzige Person als unvoreingenommen und neutral, die ohne Kommentar die Gläser der Gäste wieder auffüllt! Die Moderatoren hingegen sind… Mehr

Last edited 21 Tage her by Dellson
Evero
21 Tage her

Di Lorenzo, Chefmärchenerzähler einer ehemals angesehenen Zeitung, läßt sich auf ein Niveau herunter, das den Nazis eigen war. Lügen und Zuschreibungen, ganz ohne Beweise. Mit Dreck auf die bürgerliche Opposition werfen. Eben sozialistische Meinungsmache. Honecker meinte kurz vor dem Mauerfall noch die Realität verkennend: „Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf“. Leider ist es so, dass es immer wieder genug Ochsen und Esel gibt, die der stets wieder gescheiterten Ideologie des Sozialismus von neuem frönen. Marx reibt sich in der Hölle die Hände, weil er mit seinem nie aussterbenden Gift die Menschheit erfolgreich gespalten hat. Der… Mehr

Last edited 21 Tage her by Evero
Evero
21 Tage her

Wenn, dann ist Gabriel (einer von vielen Versagern als Chef der Sozialdemokratischen Partei) ein Antidemokrat, denn er hat Teilnehmer einer genehmigten Pegida-Demo als „Pack“ bezeichnet.
Warten wir nur noch ein Weilchen, dann ist die SPD ohnehin Geschichte. Sie hat ihren Untergang niemand anders als ihren der Normalität entrückten, ideologieschwangeren eigenen Anführern der letzten 2 Jahrzehnte zu verdanken. Diese SPD ist längst eine Minderheiten-Haltungssekte und keine Volkspartei. Die neue Arbeiterpartei ist längst die AfD.

Manfred_Hbg
21 Tage her

Zitat: „Vor allem die vermummten linken Schlägerbanden könnten also der Grund für die Aufregung gewesen sei“ > Genau das wird der Grund für die Ängste der Altersheimbewohner gewesen sein. Zumindest ich kann mir sehr gut vorstellen und denken, was dann die vielleicht 60 oder 80-jährigen Bewohner denken und empfinden werden, dann sie dann in deren Vorgärten oder direkt an deren Fenstern irgendwelche gröhlenden, in schwarz gekleideten und bis an die Haarspitzen vermummte Gestalten am sehen und hören sind. Auch ein Sigmar Gabriel und Giovanni di Lorenzo werden es wohl nie mehr raffen und lernen wie durchsichtig, einfälltig und verblödet sie… Mehr

Hieronymus Bosch
21 Tage her

Wenn man das sieht, wird man entweder depressiv oder einfach nur wütend! Etwas anderes gibt es nicht! Soviel Borniertheit ist nicht zu ertragen!

Ben Clirsek
21 Tage her

„ Wir haben Wirtschaft, wir haben Technologie, wir haben alles, um auf Augenhöhe mit den Amerikanern zu sein.“ Das Wichtigste haben wir nicht: Rohstoffe

Evero
21 Tage her
Antworten an  Ben Clirsek

Oh, oh. Was fehlt uns noch, was entscheidend ist für eine erfolgreiche Volkswirtschaft? Ich meine doch kluge Staatmänner (oder -frauen) an der Spitze und patriotische und unabhängige Konzernchefs fehlen diesem Land. Deutschland ist ein Lappenland geworden, das des „Kaisers neue Kleider“ (Staatsbankrott) schleimig-scheinheilig bewundert.

Haba Orwell
21 Tage her

Man musste nicht lange warten, schon gibt es Wahlbetrug-Vorwürfe: https://tkp.at/2025/02/26/bundestagswahl-massive-vorwuerfe-des-wahlbetrugs/

Ich könnte wetten, die ÖRR-Hörigen(:innen) erfahren gar nichts davon? Ich wäre gespannt, was Musk und JD Vance dazu sagen?

Elmar
21 Tage her

Mit so einem speziellen Chefredakteur an der Spitze, ist es kein Wunder, wenn eine ehemals angesehene Zeitung zu einem linkslastigen Käseblättchen zusammenschrumpft.

Crossbow
21 Tage her

Mein tief empfundenes Mitgefühl an diejenigen, die sich diesen Müll ansehen, damit wir es nicht tun müssen – Danke !
Dass nach jeder Wahl irgendwelche ausrangierten Politiker vor die Kamera gezerrt werden, hat ja inzwischen Tradition .
Interessieren muss einen das aber nicht .