Bei Illner: Whatever it takes!

Europa macht Schuldenberge für die Verteidigung. Grünen-Fraktionschefin Britta Haßelmann wirft Friedrich Merz Wortbruch vor. CSU-Mann Manfred Weber verteidigt ihn und leugnet Wählertäuschung. Trump verabschiedet sich von der Ukraine-Unterstützung, für Europa, also Deutschland wird es teuer. Von Fabian Kramer

Screenprint: ZDF / Maybrit Illner

Es sind turbulente Zeiten im politischen Berlin. Friedrich Merz und die Union lassen Wahlversprechen platzen, als wären es Seifenblasen. Für die Union gilt, dass sich unter Friedrich Merz im Vergleich zu Angela Merkel gar nichts geändert hat. Zwar gewinnen die Christdemokraten die Wahlen, aber die anschließende Programmatik der Koalition trägt die rote Handschrift der Sozialdemokraten.

Nur wenige Tage nach der vorzeitigen Bundestagswahl kommt es zwischen Union und SPD zu einer spektakulären Blitzeinigung in Sachen Verschuldung. Weil die nötigen Mehrheiten im neuen Bundestag wegen der erstarkten AfD und der gewachsenen Linkspartei schwieriger zu erreichen sind, soll der alte Bundestag im Vorbeigehen drei Grundgesetzänderungen verabschieden, um Friedrich Merz eine gemütliche Kanzlerschaft mit der SPD zu finanzieren.

Alter, neuer Bundestag
Wird der Bundestag von Friedrich Merz und der SPD um seine Rechte betrogen?
In der Illner-Runde an diesem Abend ist der geplante Schulden-Hammer ein Thema. Die grüne Fraktionschefin Britta Haßelmann lässt Zweifel aufkommen, ob die Grünen willige Mehrheitsbeschaffer werden. Die Frustration über den plötzlichen Machtverlust ist bei Haßelmann spürbar. Die Union dürfte wohl nicht nur von der SPD mit dem Nasenring durch die Manege geschleift werden. Auch die Grünen werden sich ihre Zustimmung zu Monster-Schulden für Verteidigung und Infrastruktur einiges kosten lassen. Es liegt Erpressung in der Luft.

Insgesamt atmet die öffentliche Debatte über die neuen Monster-Schulden den Geist der Politik von Angela Merkels Alternativlosigkeit. Der Talk an diesem Abend ist ein Paradebeispiel. Alle Gäste sind ausnahmslos für die Einigung von Union und SPD. Es gibt keine kritischen oder differenzierten Äußerungen. Fundamentale Änderungen der politischen Lage im Land sollen möglichst ohne breite Diskussion über die Bühne gehen. Für den Zuseher bleibt die Erkenntnis, dass pluralistischer Diskurs überall stattfinden kann, nur nicht in einer Talkshow des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

Friedrich Merz begeht Wählertäuschung

Die Bundesrepublik erlebt gerade eine interessante Entwicklung in vergangene Zeiten. Das weltweite politische Umfeld ist in ständiger Bewegung und verändert sich, doch in Deutschland scheint die alte Merkel-Zeit ein Comeback zu erleben. Es gibt wieder Schwarz-Rot als Koalition und die Wahlversprechen der Union sind hinterher keinen Pfifferling mehr wert, wie einst unter Merkel. Ausgerechnet der Merkel-Kritiker Friedrich Merz wird vom konservativen Hoffnungsträger zum sozialdemokratischen Bettvorleger. „Es ist eine Wählertäuschung“, kritisiert Grünen-Politikerin Britta Haßelmann völlig zurecht.

Die Grünen sind sauer auf die Union, weil die Union die Ampel wegen neuer Schulden auflaufen ließ, nur um dann selbst in der kommenden Regierung noch viel mehr Schulden beschließen zu wollen. Wenn es nicht so ernst wäre, müsste man über diese politische Schmierenkomödie herzhaft lachen. „Wochenlang hat Friedrich Merz etwas anderes erzählt“, beklagt die Grüne und ihr Gesicht verzieht sich zu einer sauren Miene. Für Manfred Weber, den Chef der konservativen europäischen Volkspartei, liegt keine Wählertäuschung vor. Merz habe sich im Vorfeld der Wahl differenziert geäußert, so Weber.

Gefährliche Politik
„Wie stehen wir da, was machen wir mit dem Chaos dann?“
Ein Täuschungsversuch von Weber. Merz hatte sich im Vorfeld der Wahl klar dazu geäußert, dass er nicht als erstes an die Schuldenbremse gehen will. Es benötigt schon viel guten Willen und eine gehörige Portion politischer Geschmeidigkeit, um Merz seinen Wortbruch anders auszulegen. Manfred Weber von der CSU scheint diesen Willen zu haben, obwohl gerade die CSU im Wahlkampf auf die Einhaltung der Schuldenbremse gepocht hatte. Aber was interessiert die Politiker ihr Gerede von gestern?

Britta Haßelmann aber lässt Manfred Weber nicht so leicht davonkommen. Sie meint: „Es gibt den Handlungsdruck schon lange.“ Aus ihrer grünen Sicht hat Haßelmann natürlich Recht. Die Grünen haben schon in der Ampel darauf gedrungen, immer weitere Schulden zu machen. Für Klimaschutz, für die Ukraine oder für die Kindergrundsicherung wollten die Grünen Milliardenschulden locker machen. Das Bundesverfassungsgericht auf Klage der Union und in Teilen die FDP hat dem einen Riegel vorgeschoben. Da die Grünen aber nun als wichtige Mehrheitsbeschaffer herhalten sollen, könnte sich die Partei rächen und sich die Zustimmung im Bundestag teuer bezahlen lassen.

„Der Fokus auf Verteidigung erschließt sich mir nicht“, äußert sich Haßelmann skeptisch. Die Grünen wollen anscheinend nicht auf Zuruf der Union mitstimmen. Schließlich sei von Geld für den Klimaschutz bei den neuen Schulden keine Rede. Die ökosozialistische Partei hätte viel lieber eine grundsätzliche Abschaffung der Schuldenbremse, um dann an der Macht den Geldhahn für ein utopisches deutsches Bullerbü zu öffnen. Selbst Moderatorin Illner kann das Erpressungspotenzial der Grünen erkennen und konfrontiert CSU-Mann Manfred Weber damit. „Erpressen lassen wir uns gar nicht“, verspricht Weber. Nach der Bundestagswahl weiß jeder Bürger, dass er solchen Versprechen nicht trauen darf.

Nach dem Eklat lässt Trump die Ukraine im Regen stehen

Die Zeit des bedingungslosen Schutzes für die Ukraine und die Europäer durch die Vereinigten Staaten von Amerika ist vorbei. Präsident Trump hat die Ukraine und dessen diplomatisch ungeschickten Präsidenten fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel. Selenskyj hat offensichtlich nicht verstanden, dass die Ukraine nicht in der Position der Stärke für Verhandlungen mit Trump ist. Der von Trump geplante Rohstoffdeal war kein Angebot, das man diskutieren sollte. Aus Sicht Trumps war es der Versuch, der Ukraine Sicherheitsgarantien zu verschaffen, indem sich amerikanische Firmen im Land engagieren. Denn diese amerikanischen Firmen stünden natürlich unter dem militärischen Schutz von Amerika.

Neue Chancen für Frieden und Vernunft
Trump empört Europa – Deutsche Hysterie und amerikanische Vernunft
Anscheinend hat Selenskyj dieses Angebot nicht verstanden oder beschlossen, in einer Parallelrealität zu leben. Sein aggressives Auftreten in Washington hat mächtig Porzellan zerschlagen und kostet die Ukraine die militärische Unterstützung der USA. „Trump will diesen Mineraliendeal“, analysiert die Konfliktforscherin Nicole Deitelhoff richtig. Offenbar hat Selenskyj gedacht, dass Trump ein von moralischen Werten geleiteter Politikertyp europäischer Prägung sei. Deitelhoff meint dazu: „Trump interessiert sich ausschließlich für Amerika.“ Ausschließlich scheint etwas übertrieben, aber Trump legt den Fokus auf nationale Interessen der USA. Jeder halbwegs gut informierte Politiker wüsste um diesen Umstand.

„Der Rohstoffdeal liegt nach wie vor auf dem Tisch“, erklärt der ehemalige ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba. Allerdings hat sich die Situation der Ukraine seit Selenskyjs Eklat im Weißen Haus deutlich verschlechtert. Der rachsüchtige Trump hat der Ukraine sämtliche Militärhilfe gestrichen. Dieser Schritt hat Selenskyj dazu veranlasst, sich bei Donald Trump zu entschuldigen. Kuleba meint dazu: „Die USA haben die Ukraine zurück an den Verhandlungstisch gezwungen.“

Die Staaten der Europäischen Union ziehen aus dem Verhalten Trumps ihre Schlüsse. „Wir haben endlich kapiert, dass wir unsere Verteidigung in die eigene Hand nehmen müssen“, erklärt Manfred Weber. „Wenn wir europäisch investieren, können wir Milliarden sparen“, mutmaßt er. Wer die bürokratische EU kennt, muss Webers These für eine steile halten. In der EU sind noch nie Milliarden gespart worden, weil man effizient zusammengearbeitet hat. Es scheint alles darauf hinauszulaufen, dass Europa den finanziellen und militärischen Part der USA für die Ukraine übernehmen will. Auf Deutschlands Bürger kommen teure Zeiten zu.

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Kommentare ( 92 )

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92 Comments
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F. Hoffmann
12 Tage her

Ich weiß nicht wieso man über den Rohstoffdeal von Trump zetert. Großbritannien hat 5 (fünf) Tage vor Trumps Amtseinführung das 100 Years Partnership Agreement mit der Ukraine unterzeichnet, das GB unter anderem bevorzugten Zugriff auf die ukrainischen Mineralien und den dortigen Energiemarkt zusichert. Gegen finanzielle und militärische Hilfe, wobei letztere ausdrücklich Sicherheitsgarantien oder Truppenentsendungen AUSSCHLIESST. Ggf. falls die NATO mal… Der „dumme“ Trump kann das ja übernehmen, der merkt sicher nix. Anscheinend doch.

November Man
12 Tage her

Wenn die Grünen-Fraktionschefin Britta Haßelmann zu Recht Friedrich Merz Wortbruch vorwirft brauchen die Grünen am 18. März im Bundestag bei der Abstimmung über Sondervermögen und Schuldenbremsen-Reform gleich maßlose Schuldentreiberei nur dagegen stimmen. Wenn die Grünen Anstand und Charakter hätten, wäre das anständig und gut für Deutschland. Aber da die Grünen genau das nicht sind und das nicht wollen, werden sie sich von der Union mit einigen Milliarden für den Schutz des Klimas, das niemand schützen kann, kaufen lassen.

Johny
12 Tage her

Illner und Maischberger sind mir zu flachgeistig. Immer die selben Gäste mit ähnlichem politisch- korrektem Stallgeruch bei denen man die Antworten und den Verlauf der Sendung im voraus kennt. Lanz bringt mitunter, wenn auch selten, doch mal interessante Gäste. Gestern war Alice Weidel zu Gast und beherrschte die Szene ausgesprochen gut, spielte die Übermacht an die Wand, so dass zuletzt Lanz abschließend hilflos und fassungslos stöhnte: „Wir sind am Ende, sowohl intellektuell als auch sonst.“ Ob er damit auch Illner und Maischberger meinte – denkbar wäre es.

November Man
12 Tage her
Antworten an  Johny

Lanz hat unhöflich der Frau Dr. Alice Weidel ständig Fragen gestellt, dauern dazwischengeredet, sie ständig unterbrochen und sie die Fragen nicht beantworten lassen. Dann hat er Frau Dr. Alice Weidel auch noch Fragen gestellt und sie selbst beantwortet. Der Rest waren haltlose Unterstellungen, wilde Spekulationen, unlautere Anwürfe, falsche Behauptungen gepaart mit jeder Menge Lügen, Fakes, Desinformationen und Falschinformationen ohne jegliche glaubhafte Belege vorzulegen. Wenn Lanz behauptet, Herr Krah soll Geld aus China erhalten haben, wobei das Augenmerk auf „soll“ gelegt werden muss, kann er das nicht mal zweifelsfrei beweisen, aber behaupten will er es. Wenn Lanz was wissen will, sollte… Mehr

dibo
12 Tage her

Es ist entsetzlich, zu erkennen, wie wirklich dumm Merz ist. Und tragisch: weil man in eine solche Figur ernsthaft Hoffnung setzte auf Besserung. Er weiß ja nicht einmal, wo links und rechts ist.

Wer hilft uns?

Janosik
12 Tage her
Antworten an  dibo

Wer in Merz oder ähnliche Figur die Hoffnung setzt und für seine Partei auch dazu noch die Stimme abgibt, ist selbst schuld. Ich habe natürlich genauso große Schuldenberge auch nicht vorhergesehen, aber mir war es klar, dass er keine Besserung der Situation bedeutet. Wie man aus USA mitterlweile gut kennt, nehmen die NGOs zusammen mit den Regierungen den Einfluss auf die Meinungsbildung im Westen. Deshalb sind alle so wegen Trump erschrocken, der probiert dieses ganzen System zu demontieren, das uns seit dem Ende des kalten Krieges neue Kriege immer einredet. Man schaffte sich so zusagen selbst die Arbeit und Gewinne… Mehr

Teiresias
12 Tage her

Sachsens MP Kretschmer (CDU): „Stellen Sie sich vor, Trump beendet den Krieg. Man will sich das gar nicht vorstellen, wie stehen wir dann da!?“

Da hat er sich erfrischend ehrlich verplappert.
Weder retten sie die Ukraine, noch verteidigen sie Europa.

Sie versuchen lediglich ihren Hals zu retten.
Koste es uns, was es wolle.

Janosik
12 Tage her
Antworten an  Teiresias

Ukraine musste man nicht retten schon gar nicht mit Waffen und zwar bis 2014. Dann hat man sich entschieden, die Regierung zu wechseln und als manchen Ukrainer das Ergebnis dermaßen nicht gefallen hat, dass es zu Aufständen gekommen ist, hat man auch Panzer geschickt. Das will man natürlich nicht wissen. Russland ist ein Feind. Oder doch nicht? Wieso mittlerweile weniger politischen Gefangenen in Russland gibt als in manchen Ländern (GB) des Westens? Man kann nur hoffen, dass Trump Erfolg hat. Ich glaube es zwar nicht aber seine Regierung ist jetzt das einzige, was uns von dem Krieg retten kann.

Cimice
13 Tage her

Ich bitte darum, künftig nicht mehr von „Wählertäuschung“ zu schreiben. Es handelt sich – juristisch gesehen – schlichtweg um Betrug, um Wählerbetrug und nichts anderes. Die Erklärung, es handle sich bei dem plötzlichen Sinneswandel des Herrn Merz um eine Notlage, die sich aus der Politik der USA, Trumps, ergeben würde, ist hanebüchen. Donald Trump wurde am 17. Dezember 2024 zum Präsidenten ernannt. Am 23.2.2025 war die Bundestagswahl. Noch am Tag vorher bekräftigen Merz und andere Unionspolitiker, dass sie an der Schuldenbremse festhalten wollten. Welche Pläne Trump bezüglich Ukraine hat, war lange bekannt. Auch die Ampel wollte die Schuldenbremse schon aushebeln.… Mehr

Europafriend
13 Tage her

„Friedrich Merz eine gemütliche Kanzlerschaft mit der SPD“ Wenn er das glaubt, täuscht er sich gewaltig. Der linke Block möchte in naher Zukunft die ganze Verfügungsgewalt über das Beutestück BRD. Sie wissen, dass sie sich nicht einmal auf die Wankelmütigkeit des F.M. verlassen können: Der Wunschtraum: Der rot-grüne Leviathan mit einem niedlichen kleinen schwarzen Dackel als Schoßhündchen, früher genannt CDU – sieht nur gut aus, Beißen tabu.

Johny
12 Tage her
Antworten an  Europafriend

Wenn Merz doch Kanzler werden sollte, wird die SPD mit ihm Jo-Jo spielen, je länger desto toller.

Haba Orwell
13 Tage her

Als Michel müsste man bedenken – Krieg vor Ort statt in der Ferne spart CO2. Aktuelle Stichworte dazu: Dortmunder Hauptbahnhof, Syrer, Messer. Per Flugzeuge wird aus Afghanistan Verstärkung der Invasionstruppen geholt – ich nehme an, die Bunteswehr wird sie nicht mit Stinger oder Iris-T abschießen? Dann braucht sie solche teure Spielzeuge gar nicht.

Schmidtrotluff
13 Tage her

Es ist ja sehr inklusiv, wenn die Grünen noch eingeladen werden. Haben wir im Moment wirklich die Zeit, denen alles 3x zu erklären. Am Ende verstehen sie es doch nicht.

Wittgenstein_
13 Tage her

„Ausgaben für Rüstung“ ist ein Märchen. Das Ganze ist eine Geldwaschmaschine, um die Zitrone Deutschland weiter auszupressen und Steuergelder in NGO-, Berater und Politikertaschen zu transferieren. Ein potentieller Krieg mit Russland würde niemals mit Panzern, Marschflugkörpern und Jets geführt werden. In einem solchen Szenario würde in unter 10 Minuten eine atomar bestückte Hyperschallrakete Berlin treffen. Dass die USA sich an Artikel 5 halten würden glauben höchstens Menschen, die auch an 76 Geschlechter glauben. Die Geschichte würde hinterher so geschrieben werden, wie bereits zweimal zuvor. Deutschland hat es selbst verschuldet mit seinem Säbelrasseln und sowas wie von deutschen Soldaten bediente Taurus,… Mehr

Deutscher
12 Tage her
Antworten an  Wittgenstein_

🙄
Wie wärs zur Abwechslung mal damit: „Danke, liebe USA, dafür dass die Westgrenze der DDR nicht entlang des Rheins verlief, und ich Mercedes statt Trabbi fahren durfte!“

Johny
12 Tage her
Antworten an  Wittgenstein_

Es ist mit Putin das gleiche Muster, wie vorher bei Corona und Klimafurcht, um sich die Taschen zu füllen: Es werden Bedrohungen beschworen, die zwar höchst unwahrscheinlich, aber hypothetisch auch nicht gänzlich auszuschließen sind.