Immer mehr Ausländer mit Geburtsdatum „01. Januar“: Papierlose Einreise – Identitätsbetrug

Eine Antwort des BMI auf die Frage des Abgeordneten Scheirich, die TE exklusiv vorliegt, zeigt: Fast eine halbe Million im Ausländerzentralregister erfasste Personen führen den 1. Januar als Geburtsdatum. Eine Zahl, die weiter ansteigt – und Fragen aufwirft. Warum sind keine funktionierenden Mechanismen zur Identitätsfeststellung gewollt?

picture alliance/dpa | Julian Stratenschulte

Viele Faktoren informieren über das Ausmaß illegaler Einreisen. Ein Schlaglicht auf die Sache werfen die vermeintlich am 1. Januar geborenen Ausländer. Meist sind sie ohne Papiere eingereist und bekamen den Geburtstag zugewiesen. Seit 2020 ist ihre Zahl deutlich gewachsen, auf nun fast 500.000 Personen.

Geburtstag am 1. Januar, das soll es ja wirklich geben. Neujahrskinder, analog den Weihnachtskindern. Es gibt aber freilich keine „natürliche“ Häufung ausgerechnet an diesem Tag. In vielen Fällen handelt es sich nur um eine bürokratische Angabe, damit überhaupt Papiere für eine Person ausgestellt werden können. Das weiß übrigens auch die Google-KI, wenn Sie nachfragen wollen.

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Und so kann es durchaus ein Instrument zum Erkenntnisgewinn sein, wenn der AfD-Abgeordnete Raimond Scheirich die Bundesregierung danach fragt, wie viele „im Ausländerzentralregister (AZR) erfasste Personen … den 1. Januar als offizielles Geburtsdatum“ haben und „bei wie vielen dieser Personen die Einreise jeweils ohne gültige Identitätsdokumente“ erfolgte. Die Zahl, die man so erhält, bietet natürlich kein vollständiges Bild der Gegebenheiten ab. Aber sie gibt einen Hinweis auf ein vorliegendes Problem. Die Frage von Raimond Scheirich und die Antwort des Innenministeriums liegen TE exklusiv vor.

Doch ein Teil des Interessanten an dieser Antwort ist einmal mehr, wie sie zum Teil nicht beantwortet wurde. Eigentlich hatte Scheirich nämlich eine ganze Liste von Zahlen angefordert, wünschte sich eine simple Zahlenreihe, die zeigen würde, wie sich die Ausländer mit dem 1. Januar als Geburtstag in den letzten 14 Jahren entwickelt haben. Für die Bundesregierung teilte das Innenministerium von Alexander Dobrindt (CSU) mit, dass eine Rekonstruktion dieses Verlaufs leider nicht möglich sei. „Die rückwirkende Ermittlung / Rekonstruktion derartiger Bestandsdaten zu früheren Stichtagen ist nicht möglich, da diese Daten nicht mehr zur Verfügung stehen.“ Es gibt also nur einen aktuellen Wasserstand, obwohl einen das irgendwie in seinem Glauben an die deutsche Bürokratie und ihr Erinnerungsvermögen erschüttert.

Pro Jahr 12.000 neue Fälle: Wollen Eltern ihre Kinder älter machen?

Wir erfahren also vom Bundesministerium des Innern, dass am 30. Juni dieses Jahres genau 476.560 in Deutschland laut AZR aufhältige Ausländer mit dem Geburtsdatum „01. Januar“ erfasst waren. Rückblick nicht möglich, wegen gelöschter oder verstellter Daten. Die Erläuterung des Ministeriums beginnt aufschlussreich: „Das Datum 1. Januar wird erfasst, wenn Asylsuchende keine Pass- oder sonstigen Identitätspapiere vorweisen können und lediglich ihr Geburtsjahr, jedoch nicht den genauen Tag oder Monat kennen.“ Also vor allem für Ohne-Papiere-Tiger, die einfach so in den Bundesraum eingeflogen sind.

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Daneben sei der „1. Januar“ als Standard-Geburtstag aber auch Usus in einigen Herkunftsländern, wo etwa „in ländlichen Gebieten oft nur einmal jährlich die amtliche Registrierung von Neugeborenen durchgeführt wird“. Man hört so etwas immer wieder, aber hat noch selten konkrete Fälle gesehen. Zudem heißt es in entsprechenden Veröffentlichungen, dass ausländische Eltern ihre Kinder absichtlich älter machen würden, um sie früher einschulen zu können. Auch das ein merkwürdiges Rechtsverständnis.

Aber auch bei „unbegleiteten Minderjährigen“ tragen deutsche Behörden normalerweise den „01.01.“ als Geburtsdatum ein, wenn keine Papiere vorliegen. Ist hier am Ende also auch eine Differenzierung zwischen „undokumentierten“ Erwachsenen und „Minderjährigen“ möglich? Anhand der Differenz „01. Januar“ und „01.01.“? Oder hat das BMI hier etwas unscharf geantwortet und halt einmal das eine, dann wieder das andere Format verwendet? Man weiß das nicht. Noch hat ja auch niemand nach der Zahl der vermeintlich Minderjährigen gefragt, die es „unbegleitet“ auf das Territorium des Bundes geschafft haben.

Die konkrete Antwort der Bundesregierung beschränkt sich also auf ein Jahr, das jetzige, und da sprechen wir von 476.500 Ausländern, die sich laut Ausländerzentralregister hier aufhalten und wohl mehrheitlich ohne Papiere die Bundesgrenzen überschritten haben. Das einzig Hilfreiche zur Zeitreihe kommt nun wiederum aus der parlamentarischen Arbeit der AfD-Fraktion, die vor fünf Jahren schon einmal die gleiche Frage gestellt hatte. Im Jahr 2020 waren es 416.000 Personen mit dem 1. Januar als Geburtsdatum, die sich im Register fanden. Darunter waren rund 123.000 Syrer, 85.000 Türken, 60.000 Afghanen und 30.000 Iraker. Mit Abstand folgen weitere Länder wie Eritrea, Marokko und der Libanon. Also vor allem Nahost, Nordafrika und Zentralasien. Nach den Staatsangehörigkeiten hat Raimond Scheirich in diesem Jahr noch nicht gefragt.

Scheirich: Noch immer kein Mittel gegen Identitätsbetrug gefunden

Aber es lässt sich festhalten: Seit 2020 sind demnach mehr als 60.000 dazugekommen. Die Praxis ist also einfach so weitergelaufen, wie auch Scheirich in seiner Pressemitteilung bemerkt. Die Lage habe sich also verschlimmert.

„Die Antwort der Bundesregierung zeigt, dass auch 2025 keine wirksamen Mechanismen etabliert wurden, die Identitätsbetrug verhindern – weder an den Grenzen noch im Inland“, meint Raimond Scheirich dazu und mahnt eine „umfassende Identitätsfeststellung“ bei jedem einzelnen Asylantrag an. „Solange Menschen allein auf Basis einer Selbstauskunft als schutzbedürftig anerkannt werden, schreitet der Missbrauch unseres Asyl- und Sozialsystem ungehindert voran.“ Scheirich befürchtet auch das Fußfassen in Deutschland von Personen mit Mehrfachidentitäten, etwa islamistischen Gefährder oder Kriegsverbrechern.

Die Masse der Fälle zeigt laut Scheirich: „Die Bundesregierung hat bis heute keinen funktionierenden Mechanismus, um die wahre Identität von Migranten, die ohne gültige Papiere einreisen, zweifelsfrei zu klären. Wer ohne Pass kommt, muss verpflichtet werden, seine Identität eindeutig nachzuweisen, bevor asyl- oder ausländerrechtliche Verfahren überhaupt beginnen.“ Alles andere öffne dem Missbrauch Tür und Tor. Und zu guter Letzt: „Auch die systematische Nichterfassung der Personen, die ohne gültige Identitätsdokumente einreisen“ durch die Bundesregierung sei „ein migrationspolitischer Offenbarungseid“. Ja, wenn deutsche Kataster nur ein Gedächtnis hätten, dann wäre schon so manche Antwort auf eine Parlamentarierfrage viel aussagekräftiger gewesen.

Das sind so Wespennester

Raimond Scheirich hatte die Bundesregierung zuletzt nach den häufigsten Vornamen unter Bürgergeldbeziehern gefragt und eine durchaus enttäuschende Antwort bekommen. Im Arbeitsministerium von Bärbel Bas unterließ man schlicht eine sinnvolle Aufbereitung der eigenen Statistik, zählte Mohammed und Ahmad nur in einer von vielen möglichen Schreibweisen und kam so auf eine für SPD-Kreise genehme Liste, die Michael, X und Y anführen. Natürlich waren die männlich-arabischen und die weiblich-ukrainischen Vornamen noch immer überrepräsentiert gegenüber dem Anteil der beiden Gruppen an der Bevölkerung, aber das wollte man so untergehen lassen.

Immerhin gab die Frage TE die Gelegenheit, darauf hinzuweisen, dass tatsächlich weit über zwei Drittel der Bezieher von Bürgergeld einen Migrationshintergrund haben. Die wahren Zahlen werden dabei von der Bundesregierung und anderen nicht gerne mitgeteilt. Wussten Sie, dass in Hessen und Baden-Württemberg schon drei Viertel aller Bürgergeldempfänger einen Migrationshintergrund haben? Kaum. Inzwischen werden diese Zahlen bekannter, auch dank einer öffentlichen Aussage von Alice Weidel im Sommer-Lärm-Interview in der ARD. Das sind so Wespennester. Hinter jeder neuen Frage, so profan, fast trivial ihr Gegenstand auch scheint, können sich weitere davon verbergen.

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Kommentare ( 116 )

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Endlich Frei
2 Tage her

Wenn ich als Bürger in Somalia, Syrien, Afghanistan oder im Irak mehrere Menschen umgebracht oder eine Bank ausgeraubt hǎtte und die Polizei wăre hinter mir her, würde ich mit in Deutschland auch eine neue Identität und gleich einen neuen Pass ausstellen lassen. Im Grunde genommen ist Deutschland der Rettungshafen für Mörder, Vergewaltiger und sonstige Schwerverbrecher. Ein Muss für Kriminelle “auf der Flucht”.

Last edited 2 Tage her by Endlich Frei
Eispickel
3 Tage her

„Man hört so etwas immer wieder, aber hat noch selten konkrete Fälle gesehen.“
Hatte in den 1980ern einen Bekannten, der bei der Ausländerbehörde tätig war und mir einmal berichtete, dass ich mich wundern würde, wie viele türkische Staatsbürger am 01. Januar geboren sind. Soweit erinnerlich betraf das vor allem jene aus den Ostgebieten der Türkei.

Herr Rossi
3 Tage her

Illegale Einreisen

Singapur: 6 Monate Haft

Russland: 2 Jahre Arbeitslager

Indien: 8 Jahre Gefängnis

Pakistan: 10 Jahre Gefängnis

Amerika: Geldstrafe oder bis zu sechs Monaten Gefängnis

Frankreich: Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr oder einer Geldstrafe geahndet werden. Zudem können Geldstrafen zwischen 1.000 und 5.000 Euro verhängt werden.

Nordkorea: Todesstrafe

Deutschland: Unterkunft, Gesundheitsversorgung,

Bildung, Essen, ÖPNV, Handys, Bargeld,

alles kostenlos!

Im Globalen Pakt der UNO für Migration und Flüchtlinge gibt es mehrere Passagen, die fordern, dass die Medien den Prozess wohlwollend begleiten sollen. Kritik soll als Hass und Hetze hingestellt und verboten oder sanktioniert werden.

Weltenwandler
3 Tage her

Genauheit ist bei deutschen Behörden schon wichtig. Unsere Familie bekommt zum Beispiel jedes Mal Probleme, wenn sie bei einer Botschaft ihren deutschen Paß erneuern will. Wir haben vor 35 Jahren einmal unsere Abmeldebescheinigung abgegeben, das Original, und nicht gewußt, was das für eine Überlebenskraft hat. Solange wir bei der gleichen Botschaft blieben war das egal. Die neue Botschaft verlangte von uns den Schein. Wir sagten er sei bei der alten Botschaft, fragten dann dort an. Man fand den Schein dort angeblich nicht. Unsere Kinder hatten woanders das gleiche Problem. Daraufhin habe ich am alten Wohnort angefragt. Sie fanden nichts mehr,… Mehr

Last edited 3 Tage her by Weltenwandler
BellaCiao
3 Tage her

„Wir brauchen mindestens eine Nettozuwanderung von 400.000 neue Fachkräften pro Jahr. Soviele Fachkräfte können deutsche Frauen gar nicht rauspressen.“

Reschke Fernsehen löst die Demorgrafie Probleme und die Grünen entdecken die Männlichkeit neu:
https://youtu.be/arv9vKysNn0?t=403

AnSi
3 Tage her

Wie sang der Wendler? Egal,…!
Mein Kollege (Syrer) hat auch am 01.01. Geburtstag. Wie wahrscheinlich alle 27 nachgeholten Personen aus seiner Sippe. Er arbeitet gerade daran, seine kürzlich in Syrien angeheiratete Frau samt Sippe nach Gagaland zu holen. Schätze mal, dass diese mindestens rund 20 Personen auch am 01.01. geboren sind.
„Is halt so, ne?“ (<- Worte des großen Visonärs und Vordenkers Habück)

Karlito
3 Tage her

Die Politik wird den 1. Januar als diskriminierend verbieten. Problem gelöst, wie wir das mittlerweile gewohnt sind.

Skadi
3 Tage her

Das ist meines Wissens nicht der Grund. Ich habe damals viele Sicherheitsüberprüfungen eingeleitet. Auch Muslime (gerade aus Afghanistan und Syrien) mit einem Ausweisdokument ihres Herkunftslandes hatten den 01.01. im Ausweis zu stehen. Das hängt damit zusammen, dass die wohl ihren Geburtstag nicht feiern würden. Der spielt schlicht für sie keine Rolle. Für Behörden ist lediglich das Jahr relevant. Deshalb wird in deren Ausweise immer der 01.01. angegeben. Was die illegale Einwanderung betrifft, bin ich ganz bei Ihnen.

TinaTobel
3 Tage her
Antworten an  Skadi

Wenn dem so ist, dann braucht es noch eine weitere Anfrage: In wie vielen Fällen, steht 1. Januar im deutschen Ausweisdokument, weil schon in den Papieren aus dem Heimatland der 1. Januar als Geburtstag steht? Und in wie vielen Fällen wurde der 1. Januar als Geburtstag eingetragen, weil überhaupt keine Papiere vorgelegt wurden? (Dass es diese Fälle gar nicht so selten gab und gibt, ist ja bekannt.) Falls es diese Zahlen nicht geben sollte, wäre es gut zu wissen: Warum wurden sie nicht erhoben? Wer ist dafür verantwortlich? Was ich nicht verstehe: Wenn im Heimatland das Geburtsdatum unwichtig ist, warum… Mehr

Kassandra
3 Tage her
Antworten an  Skadi

Dann liegt der „Fehler“ im deutschen System.
Denn deren Neujahr ist beweglich – und müsste dann wie folgt „übersetzt“ werden: https://de.wikipedia.org/wiki/Hidschr%C4%AB-Jahresz%C3%A4hlung#Jahresanf%C3%A4nge
Man nimmt aber, wie es scheint, deren 1. Monat „Muharram“ immer als gleich unserem Januar an – was nicht stimmt.
Für dieses Jahr fand deren Jahreswechsel am 27. Juni ins Jahr 1447 statt – was also bedeutete, dass in deren Jahr 1447 Geborene zum 1. Juni registiert werden müssten?
.
Wie schon schreibt:
Das passt alles nicht. Weder hinten noch vorne.
Weshalb schicken wir sie nicht einfach zurück?

Jenny
4 Tage her

Und weil das so ist, dass jedem Unbekannten Geburtsdatum, Ausweisdokumente, Wohnung und Geld für ihn und seine angeblichen Kindeskinder hinterhergeworfen werden, während man als „schon länger hier lebende“ steuerzahlende Kartoffel eine Geburtsurkunde für ein Ausweisdokument vorlegen muss, gibt es die AfD. Die wird auch noch an Zuwachs gewinnen, ganz egal, ob der ÖRR aus jeder Pore triefen lässt, dass er die AfD „doof findet“ oder die AfD vom Verfassungsschutz als „super- mega- extra- hundertprozentig- gesichert rechtsextrem“ eingestuft wird.

Een Buutenkieler
4 Tage her

Es gibt ein einfaches Rezept gegen Identitätsbetrug bzw. Einreise ohne gültige Papiere: Konsequente Zurückweisung an der Grenze! Nicht mal als deutscher Staatsbürger darf ich ohne Paß einreisen! Manchmal wird sorgar die Frage gestellt: „Warum kommen sie nach Deutschland?“ Noch weitere Fragen zum Thema?

Innere Unruhe
3 Tage her
Antworten an  Een Buutenkieler

Ich verstehe auch nicht, warum dieser jemand nicht einfach auf die Straaße gesetzt wird.
Ausweisen wird kaum möglich sein. Aber man könnte eine Art Nauru organisieren für solche Leute.