Der Europaabgeordnete Friedrich Pürner hat mit sofortiger Wirkung seine Mitgliedschaft im Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) beendet. In einer persönlichen Erklärung kritisierte er die Diskrepanz zwischen den anfänglichen Visionen und den realen Zuständen innerhalb der Partei, die er als autoritär, intransparent und von Machtkämpfen geprägt beschreibt.

Der Europaabgeordnete Dr. med. Friedrich Pürner hat heute seine sofortige Austrittserklärung aus dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) abgegeben. In einem Schreiben an den Bundesvorstand des BSW erklärt er, dass er sich von der aktuellen Entwicklung der Partei distanziere, da sie nicht mehr mit den ursprünglichen Zielen und Visionen übereinstimme, die beim Gründungsparteitag 2024 formuliert wurden. Pürner betont, dass die Partei von den Ideen des „Miteinanders“ und „Respekts“ immer weiter abgerückt ist und stattdessen eine Kultur des Misstrauens und der Überwachung entstanden ist.
„Anlass für die Beendigung meiner Mitgliedschaft im BSW ist die Diskrepanz zwischen dem, was wir am Gründungsparteitag als Ziele und Visionen anstrebten, und dem, was nun die gelebte Realität im Partei-Alltag ist“, erklärt Pürner. „Wir haben es nicht geschafft, die Unterschiedenheiten der Parteimitglieder als Gewinn zu begreifen. Frischer Wind von bisher nicht parteipolitisch aktiven Menschen wurde ausgebremst, als hinderlich erachtet und Engagement auch bewusst verhindert“, so der Europaabgeordnete weiter. Er stellt fest, dass ein entscheidender Punkt seines Austritts die fehlende Transparenz und die wachsende autoritäre Tendenz innerhalb des BSW ist: „Im Inneren des BSW herrscht eine Kultur des Misstrauens und der Überwachung. Ein autoritäres Verhalten hat sich breitgemacht. Viele Entscheidungen oder Parteistrategien sind nicht nachvollziehbar, bleiben intransparent.“
Der Arzt und Epidemiologe kritisiert auch, dass viele der anfänglich mit viel Hoffnung gestarteten Mitglieder, die auf echte Veränderung drängten, mittlerweile entweder ausgegrenzt oder in die Schranken gewiesen wurden. „Es wird vorgegeben, was gesagt werden soll. Es wird vorgegeben, wie man sich zu verhalten hat. Nachfragen sind unerwünscht, lassen einen verdächtig wirken und führen zur Separation.“ Gewünscht wird der „betreute Mandatsträger“, erläutert Pürner in seiner persönlichen Stellungnahme. Auch die Konflikte innerhalb der Partei, die immer wieder aus verschiedenen Ecken aufgebauscht werden, seien ein weiterer Grund für seinen Austritt: „Für eine Rückbesinnung auf unsere Visionen und ein notwendiges Umdenken habe ich mich auch intern eingesetzt. Das Ergebnis war Ausgrenzung und Anfeindungen.“
Pürner zeigt sich enttäuscht, dass die großen Hoffnungen, die viele in das BSW gesetzt hatten, durch politische Enttäuschungen, insbesondere die Regierungsbeteiligung in Thüringen und Brandenburg, zunichte gemacht wurden: „Besonders für eine Koalition in Thüringen hat man unsere Überzeugungen über Bord geworfen“, sagt er. Der Abgeordnete kritisiert, dass das BSW zunehmend in eine Richtung marschiert, die er als unvereinbar mit seinen eigenen Überzeugungen und den ursprünglichen Zielen empfindet. „Wir wollten eine Partei des Miteinanders sein und nicht eine Partei der Intrigen und des Postengeschachers. Das hat nicht funktioniert.“
Abschließend erklärt Pürner, dass er sich trotz seines Austritts aus dem BSW weiterhin im Europäischen Parlament „für die Aufarbeitung der Corona-Zeit, für Meinungsfreiheit, für Frieden und ein menschliches Miteinander einsetzen“ werde.
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Die Partei, die Partei, machste was sie will, biste dabei! Haste eigenen Vorstellungen und Ideen, sagt sie Tschüss, und du kannst gehen. Ist nur ein Machtverein von arbeitscheuen Möchtegerns und Machtgierigen, wo jeder sein Eigenes ins Trockene bringen will. Ein die Partei und deren vorgeschobenen Ziele ernstnehmender Mensch kann davon nur abgestoßen werden. Partei und demokratischer Wille der Menschlein, in heutiger Zeit wie die Faust aufs Auge! Es passt nix mehr zusammen, erst recht wenn die ideologische Radikalität über die Vernunft, den Verstand die Oberhand gewonnen hat!
Auch die Parteizugehörigkeiten sind inzwischen volatil. Es wird schnell eingetreten und auch wieder schnell ausgetreten. Ein gutes Zeichen, denn angeblich erleben die Grünen und Linken eine Welle der Parteieintritte.
Bei einer Partei, die sich aus Neo-Stalinisten, Alt-Sozialisten und woken Apparatschiks zusammensetzt, geht es autoritär zu? Na, wer hätte damit auch rechnen können?
In diesem Artikel fehlt mir die Motivation, welche den in Bezug auf Corona von mir hochgeschätzten Herrn Pürner denn zum BSW geführt hat. Was waren denn diese viel gepriesenen Ziele und Motivationen? Das fehlt hier völlig und ich kann nur vermuten, dass es eine Mischung aus „Feindbild Kapitalismus“ und „Hoffnung Sozialismus/Kommunismus“ ist. Auf eine Erklärung von Herrn Pürner hierzu warte ich gespannt.
So sehr ich Herrn Pürner für seine Rolle während der Coronaphase geschätzt habe, so wenig konnte ich seine Mitgliedschaft beim BSW nachvollziehen,
So wurden der Alltag als “ …autoritär, intransparent und von Machtkämpfen geprägt “ beschrieben. Ja was erwartet er denn? Wer mit Kommunisten, Sozialisten usw. ins Bett steigt, wird eben auch neben diesen aufwachen.
Und warum gibt er sein Mandat nicht zurück, das er über DIE PARTEI erlangt hat? Wahrscheinlich ist es ohne die Vorgaben aus dem Zentralkomitee leichter auszuüben und auch das Leben mit Mandat angenehmer als ohne. Für sein Spezialgebiet der Coronakritik war ja im BSW auch nicht soooo viel Raum.
Der Mann ist sowas von naiv und blauäugig, daß er einem leid tun kann.
Es ist zu Coronazeiten in die Mühlen und Niederungen der Politik geraten und wurde strafversetzt, seine Geradlinigkeit damals muß man anerkennen.
Aber daß er sich ausgerechnet zum BSW verirrt hat, hat schon Verwunderung ausgelöst. Mit ein bißchen Recherche war leicht rauszufinden was für eine Mogelpackung das BSW, ausgerechnet auch noch mit dem Oskarchen im background.
Da tritt eben der Unterschied zwischen einem braven Beamten, der im Westen sozialisiert wurde und dem gelernten Ossi(der ich bin) zutage. Das Fehlurteil mit dem BSW wäre mir nie passiert.
Eine Bekannte, gerade Volljährig, hatte zur Europawahl viel Zeit investiert. In das Studium von Parteiprogrammen wollte alles richtig machen. Sie hat BSW gewählt. Kürzlich erklärte sie mir, dass sie sich getäuscht und betrogen fühlt. Bei der Bundestagswahl wird sie nicht mehr wählen.
Womit sie die Täuschungs- und Betrugspraxis allerdings nur zementiert. Hart formuliert, aber isso: Wer nicht kämpft, hat schon verloren. Und als gerade volljährige Frau hat sie noch viel, sehr viel wenn nicht u.U. noch alles zu verlieren.
Zu kämpfen heißt, über seinen politischen Schatten zu springen und die zu wählen, die in punkto Täuschung und Betrug noch nicht aufgefallen sind.
Ich empfinde es tragisch, dass sich ein engagierter und aufrechter Bürger aufgrund der Entwicklungen zum Austritt genötigt sieht. Allerdings war mir von Anfang an nicht ganz klar, weshalb sich Herr Pürner dem BSW angeschlossen hat. Die BSW-Gründung diente allein dazu die bereits damals hohen Zustimmungswerte der AfD zu verringern bzw. die konservative Bewegung zu schwächen. (Wer erinnert sich nicht an die linksgrünen Hasswochen des Januar 2024 aufgrund des falschen Correctiv-Berichts.) Schon dass sich Frau Wagenknecht überhaupt dazu hat “breitschlagen” lassen oder ob es ihr Midlife-Crisis-Ego war, keine Ahnung. So wenig wie ich Frau Wagenknecht jemals politisch meine Stimme geben würde,… Mehr
Seinerzeit war ich sehr erstaunt, als ich von Herrn Pürners Eintritt ins BSW hörte. Respekt dafür, dass er jetzt die Konsequenzen zieht und dies öffentlich macht. Sonst bin ich ein großer Freund der Forenkommentare hier (mehr als es TE lieb ist), doch diesmal hält sich die Lesefreude, von Ausnahmen abgesehen, in Grenzen.