Alarmstimmung: Chinesen wollen deutsches Gas-Netz

Alarm im Bundeswirtschaftsministerium: Über Umwege könnte sich der chinesische Staat Zugang zum deutschen Gasnetz verschaffen. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) fordert eine genaue Prüfung und gegebenenfalls Blockade eines bereits angekündigten Übernahme-Deals.

picture alliance / Flashpic | Jens Krick

Auslöser für die Unruhe ist ein geplanter Deal des italienischen Gasnetzbetreibers Snam S.p.A., der im April angekündigt hatte, 24,99 Prozent der Anteile an Open Grid Europe (OGE) übernehmen zu wollen. Der Kaufpreis: 920 Millionen Euro.

Doch der eigentliche Grund zur Sorge liegt tiefer. Denn hinter Snam steht eine komplexe Eigentümerstruktur. Zwar ist die chinesische State Grid Corporation of China (SGCC) nicht direkt an dem italienischen Unternehmen beteiligt, jedoch hält sie über eine Holdinggesellschaft indirekt Anteile. SGCC gilt als einer der größten Energieversorger der Welt und ist bekannt dafür, weltweit systematisch Beteiligungen an Energienetzen auszubauen – oft über Tochterfirmen und Beteiligungsgesellschaften. Das Bundeswirtschaftsministerium bewertet das mögliche Engagement chinesischer Akteure bei OGE deshalb als „sehr heikel“.

Kein Wunder: OGE spielt eine zentrale Rolle für die deutsche Gasversorgung. Das Unternehmen transportiert nach eigenen Angaben zwei Drittel des in Deutschland benötigten Erdgases über ein über 12.000 Kilometer langes Leitungsnetz. Besonders dicht ist das Netz im Westen Deutschlands, insbesondere rund um die Regionen Bonn, Düsseldorf und Dortmund. In anderen Teilen des Landes, vor allem im Norden und Osten, ist das Netz hingegen deutlich ausgedünnter.

OGE unterhält Verbindungen zu neun europäischen Nachbarländern, einem LNG-Terminal in Wilhelmshaven sowie zu etwa 100 nachgelagerten Netzbetreibern, Industrieunternehmen und Gasspeichern. Das Unternehmen betont seine Bedeutung für die Versorgungssicherheit, gerade in Zeiten wachsender geopolitischer Unsicherheiten und des notwendigen Umbaus der Energieversorgung.

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) zeigt sich ebenfalls besorgt. Sie fordert eine genaue Prüfung und gegebenenfalls eine Blockade des Deals, berichtet die Frankfurter Rundschau: „Kritische Infrastruktur darf nicht unter indirekten Einfluss ausländischer Staatskonzerne geraten – erst recht nicht, wenn es sich um autoritäre Regime handelt.“

Das Wirtschaftsministerium hat eine Prüfung nach dem Außenwirtschaftsgesetz eingeleitet. Die zentrale Frage: Wäre der Anteil von Snam – auch wenn er unter der kritischen Schwelle von 25 Prozent liegt – dennoch ein Einfallstor für chinesischen Einfluss auf das deutsche Energiesystem?

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Kommentare ( 25 )

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Emsfranke
20 Tage her

Wenn ich das Ansinnen der chinesischen Interessenten richtig verstehe, dann zeigen diese Investoren, entgegen unserer schwarzrotlinksgrünen Einheits-Rückbau AG, wohl nicht das Interesse, unser teuer errichtetes Gasnetz „aus dem Boden zu reißen“!

Last edited 20 Tage her by Emsfranke
BK
20 Tage her

Das ist wohl ein Ausdruck dessen, dass die gegenwärtigen Eigentümer vor lauter Steuer- und Sanktionsdruck nicht mehr wirtschaftlich arbeiten können. Sicherlich könnte auch die BRD ihr Gasnetz selbst übernehmen, aber dann wäre es wie bei Unserer Bahn. Mal gäbe es Gas und dann mal wieder nicht. Mit Unserer Energiewende ist das auch so ein Thema, dass sich hinter dem schönen deutschen Wort Lastabwurf verbirgt. Es können immer nur so viele Züge fahren, wie Strom da ist.

lauterbachleugner
21 Tage her

Bei den Chinesen wäre das Gasnetz wohl sicherer als bei der CDU und ihren grünen Freunden.

Janosik
20 Tage her
Antworten an  lauterbachleugner

Mein Gedanke auch.
Den rot/tief rot/grün/schwarzen Genossen in BT, der Regierung und Verwaltung auf allen Ebenen traue ich jede Schweinerei und Dummheit zu.

Endlich Frei
21 Tage her

Gibt den Chinesen das deutsche Gasnetz, dann wird dieser Goldschatz uns wenigstens erhalten. Belässt man sein Schicksal bei den wirtschaftlichen Analphabeten der vergrünten Regierungsparteien, ist dieser Multimillardenschatz nicht nur unwiederbringlich verloren – wir dürfen für den Abbau dann auch noch etliche Milliarden blechen.

PS: Ich freue mich bereits auch schon auf die ersten chinesischen TEMU-Supermärkte, die kürzlich angekündigt wurden. Es ist das einzig wirksame Mittel gegen die Inflation bei Lebensmitteln und Güter des täglichen Bedarfs. Etwas besseres kann uns gar nicht passieren.

Last edited 21 Tage her by Endlich Frei
Wuehlmaus
21 Tage her

Hat man etwa Angst, dass die Chinesen unsere Versorgungssicherheit gefährden. Dafür brauchen wir sie nicht, dass schaffen Bundesregierung und Bundestag ganz alleine.

Teiresias
21 Tage her

Für die Chinesen sind wir Kunden.
Für die Russen sind wir Kunden.

Was sind wir für die Transatlantiker, also die Grünen mit ihrem Graichen-Clan?

Die Chinesen wollen ihre Investitionen in die „neue Seidenstrasse“ retten, welche von den USA sabotiert wird.

Wenn schon nationale Souveränität keine Option zu sein scheint (warum eigentlich?), ist das Gasnetz bei den Chinesen sicher in besseren Händen, als bei allem, was transatlantisch orientiert ist.

Schwabenjunge
21 Tage her

Die Chinesen wollen unser Gasnetz übernehmen? Kein Problem, sollen sie! Vielleicht hat es sich noch nicht bis China rumgesprochen, dass Deutschland nach Kohle und Kernkraft auch aus der Gasversorgung aussteigen will und Gas höchstens noch als Übergangsenergie betrachtet. So will die Stadt Mannheim als erste Großstadt Deutschlands bis 2035 komplett aus der Gasversorgung aussteigen. Oder die Chinesen denken langfristig (wie bei all ihren Investitionen im Ausland) und glauben nicht an den Erfolg der Energiewende. Dann wäre es auch ein gutes Signal, denn das bedeutet, dass sie davon ausgehen, das Gasnetz in Deutschland noch lange Zeit betreiben zu dürfen. Vielleicht investieren… Mehr

hansgunther
21 Tage her

Ich habe mir angewöhnt, bei jeder größeren Firmenmeldung erst mal zu „googeln“ (verschiedene Quellen natürlich), wer die Eigentümer sind. Sie fallen vom Fleisch, wenn sie es recherchieren. Ein Wunder, dass überhaupt noch „was“ in „deutscher Hand“ ist oder sein soll. Das ganze Land wird seit Jahrzehnten verhökert, die Wertschöpfung der „Leistungsträger“ hier wird im Ausland abgeschöpft, der deutsche Bürger ist nur noch zum Steuerzahlen für den verkommenen Staat und zum überwiegenden Teil zum Abliefern der Firmen- und Konsumgewinne ins Ausland. Die Börsenwirklichkeit deckt es ebenfalls schonungslos auf, bei den Großen. Es findet ein kompletter Ausverkauf statt. Was noch nicht ganz… Mehr

Norbert Gerth
21 Tage her

könnte uns der Chinese mehr schaden als die deutschen korrupten Systemparteien der letzten 25 Jahre ? Wohl kaum.

Rob Roy
21 Tage her

Die Chinesen könnten womöglich das Gasnetz erweitern und auf den neusten Stand bringen inklusive Gaslieferungen.
So was geht natürlich nicht. Millionen Wärmepumpen warten darauf verbaut zu werden.

hansgunther
21 Tage her
Antworten an  Rob Roy

Die würden wieder bei Putin andocken, was uns bei Seesprengung untersagt ist, wer die richtigen Kumpel hat ist im Vorteil. Aber ob die Gaskocher der Eroberer für die Chinessen attraktiv sind? Konfuzius hätte darauf sicher eine erhellende Antwort.