SPD erklärt Richterinnenkritik zur Demokratiebedrohung – und greift die Union an

Wer Richterkandidatinnen kritisiert, greift die Demokratie an – so eine in Ton und Inhalt eskalierende Botschaft der SPD. Die Partei nennt die öffentliche Debatte eine „rechte Strategie“ und unterstellt dem Koalitionspartner CDU/CSU Mitschuld. Dabei ist das gesamte Hinterzimmer-Verfahren rechtlich fragwürdig.

Die SPD hat ein Statement veröffentlicht, das weniger deeskalieren als delegitimieren will. Unter dem Titel „Es reicht!“ verknüpft die Partei die Kritik an den Verfassungsrichter-Kandidatinnen Brosius-Gersdorf und Kaufhold mit einem angeblich systematischen Angriff auf die Demokratie und bezieht dabei ausgerechnet die Union mit ein. Gleich zu Beginn wird ein dramatischer Ton angeschlagen:

„Richterinnen werden diffamiert. Wahlhelferinnen bedroht. Abgeordnete eingeschüchtert. Was wir erleben, ist keine Serie von Einzelfällen. Es ist eine gezielte Strategie: Rechte Netzwerke wollen die demokratischen Institutionen angreifen, von der Justiz über die Parlamente bis in die Mitte unserer Gesellschaft.“

Was ursprünglich als Kritik an einzelnen Personalvorschlägen begann, wird hier in einen sicherheitsrelevanten Kontext überführt. Für die SPD steht nicht mehr eine Debatte um Qualifikation oder Eignung im Vordergrund, sondern ein Generalverdacht gegen all jene, die diese Debatte führen.

Die Partei spricht von gezielter Desinformation und gezielten Einschüchterungen. Wer und was genau damit gemeint ist, bleibt vage, doch im weiteren Verlauf wird klar: Die Kritik kommt nicht nur von außen. Auch der Koalitionspartner Union wird direkt verantwortlich gemacht. Die CDU/CSU, so der Vorwurf, übernehme rechte Narrative, statt sich davon klar abzugrenzen. Da liegen die Nerven restlos blank und die Argumentationskraft am Boden.

Stattdessen rückt die SPD gezielt Personen in den Mittelpunkt, die sie als Verteidiger der Demokratie präsentiert:

„Doch wir sagen: Nicht mit uns. Wir stehen an der Seite von Menschen, die unsere demokratische Ordnung verteidigen:
– Richterinnen wie Frauke Brosius-Gersdorf
– Wahlhelferinnen wie Lavinia Esser
– Wissenschaftlerinnen wie Ann-Katrin Kaufhold“

Dass es in der öffentlichen Diskussion gerade um die politische Positionierung dieser Richterkandidatinnen geht, blendet die SPD komplett aus. Kritik an ihren Auffassungen wird nicht als Teil demokratischer Auseinandersetzung verstanden, sondern als Angriff auf das System an sich. Ein deutliches Anzeichen, dass man argumentativ nichts mehr auf dem Tacho hat.

Der Schlusssatz macht deutlich, wie stark die Partei das Persönliche mit dem Prinzipiellen verknüpft: „Sie stehen für Recht, Anstand und Freiheit. Wir stehen hinter ihnen.“ Die SPD formuliert hier ein Schwarz-Weiß-Bild: Wer für Brosius-Gersdorf und Kaufhold ist, steht auf der Seite des Grundgesetzes. Wer sich kritisch äußert, gilt als Teil einer rechten Strategie gegen demokratische Institutionen.

Gerade in einer so sensiblen Frage wie der Besetzung des Bundesverfassungsgerichts ist Differenzierung geboten. Die SPD wählt als weiteren Weg die Konfrontation und erklimmt eine weitere Stufe auf ihrer Eskalationsleiter und stellt dabei nicht nur Kritiker, sondern auch den Koalitionspartner unter Generalverdacht. Wann kommt die Forderung nach Beobachtung durch den Verfassungsschutz für die Union?

Die SPD versucht als letzte Verzweiflungstat aus einer Personaldebatte einen Loyalitätstest zu konstruieren. Und aus demokratischem Streit eine Frage von Gut gegen Böse.

Sylvia Pantel, früher MdB CDU, nun WerteUnion, kommentiert auf X: „Die aktuelle politische Entwicklung in Berlin ist mehr als ein Alarmzeichen – sie ist ein Offenbarungseid. Nur wenige Wochen nach der Regierungsbildung erklärt die SPD ihren Koalitionspartner CDU de facto zum Gegner der Demokratie.

Auf der eigenen Parteihomepage wird ein politischer, moralischer und institutioneller Frontalangriff gestartet. Ein solches Verhalten ist nicht nur unverantwortlich, sondern gefährlich für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Wer so mit demokratischen Partnern umgeht, verabschiedet sich von der Idee eines respektvollen Miteinanders.

Die SPD instrumentalisiert den Justizapparat, um parteipolitische Ziele zu verfolgen, und verengt Debattenräume auf ein einziges Schema: rechts = böse, links = gut. Diese Radikalisierung der Sprache ist nicht Ausdruck von Stärke, sondern von Verunsicherung – eine Partei auf dem Rückzug sucht Halt im Populismus.

Gleichzeitig ignoriert dieselbe Regierung die massiv drängenden Probleme.“

Wahlverfahren ist höchst problematisch

Dabei wird das gesamte Wahlverfahren als problematisch erachtet. In der FAZ schreibt beispielsweise der Verfassungsrechtler Rupert Scholz: „Seit Jahren vollzieht sich die Wahl von Richtern für das Bundesverfassungsgericht nach einem zwischen den beiden großen Volksparteien, CDU/CSU und SPD, vor Jahrzehnten vereinbarten internen Quotierungsverfahren. Da beide Parteien etwa gleich stark waren, vereinbarte man, dass beide Parteien jeweils drei Vorschlagsrechte haben sollten. Hinzu kamen die FDP und die Grünen mit einem Vorschlagsrecht. Von diesem Verfahren ist man offenkundig auch jetzt wieder ausgegangen. Die von der SPD benannten Kandidatinnen Brosius-Gersdorf und Ann-Katrin Kaufhold wurden von der SPD im Rahmen ihrer Quote platziert. Ganz offenkundig beruht das Bestehen der SPD auf Brosius-Gersdorf auf dieser Quotierungsvorstellung. Man geht davon aus, dass der SPD diese Stelle zustehe. Und die Union sieht das offenkundig nicht wesentlich anders, wenn sie der SPD nahelegt, für diese Stelle einen anderen Kandidaten zu benennen. Dieser Schlüssel für die Berufung von Richtern des Bundesverfassungsgerichts ist heute jedoch nicht mehr aufrechtzuerhalten.“

Zum einen ist die SPD nur noch eine Kleinpartei auf Platz 3 hinter der AfD; die FDP ist nicht mehr im Bundestag vertreten. Sowohl AfD wie auch DIE LINKE werden komplett ausgegrenzt. Die bisher benachteiligten Parteien könnten „auch im Wege des Organstreits vor dem Bundesverfassungsgericht eine grundlegende Änderung im vorstehenden Sinne einklagen“, warnt Scholz.

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Kommentare ( 67 )

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Mikmi
8 Tage her

Es reicht, ja das stimmt, ihr seid aufgeflogen und zwar so richtig.
Euer Demokratie Verständnis ist im Keller und so was von kaputt, das eure eigenen Wähler das noch mittragen wollen?

Fulbert
8 Tage her
Antworten an  Mikmi

Die Wähler sind irrelevant. Die SPD hat trotz massiver Verluste das Ruder fest in der Hand – und das wird mit zehn Prozent bei künftigen Wahlen nicht anders sein.

Mikmi
8 Tage her
Antworten an  Fulbert

Was haben die denn in der Hand, sicher kein Ruder, eher einen Zettel zum ablesen, denn gelernt haben sie aus den letzten 3 Jahren nichts, ganz im Gegenteil, die Realität wurde verweigert, auch von der Basis.

Fulbert
7 Tage her
Antworten an  Mikmi

Die CDU nun sicher nicht. Denn wessen Handschrift trägt diese Regierung denn? Die SPD ist seit über einem Vierteljahrhundert fast ununterbrochen an der Macht und verfügt mit Gewerkschaften, Medien sowie zahlreichen anderen Organisationen über eine bedeutende Machtbasis, die wesentlich relevanter ist als die Zustimmung der Wähler.

Gernoht
7 Tage her
Antworten an  Fulbert

Es lebe die Brandmauer und die Dummheit der CDU + Wähler.

Gernoht
8 Tage her

Ich frage mich, ob irgendjemand in der CDU sich mal mit dem Werdegang der italienischen Democrazia Cristiana beschäftigt hat?

NordChatte
7 Tage her
Antworten an  Gernoht

Gernoht, die Frage ist berechtigt. Halt nur nicht für die CDU. Die fragt sich ja jetzt, wer oder was ist eigentlich diese Democrazia Cristiana, von der dieser Gernoht da schreibt? Ich kann mir vorstellen, daß alle CDU-Mitglieder, die die Säuberungsjahre unter der Frau Merkel politisch überlebt haben, keine Ahnung davon haben, wer diese DC war.

Jan Frisch
8 Tage her

Wie nutzlos diese SPD geworden ist, erkennt man schon daran, dass sie die Rechtswissenschaftlerin und Hochschulprofessorin Frauke Brosius-Gersdorf als „Richterin“ falsch betiteln.
Sie können einfach gar nichts mehr richtig.
Trauriger als diese Gestalten sind nur noch die gottlosen „Christdemokraten“, die sich von diesen Hochleistungsdilettanten am Nasenring durch die Manege zerren lassen. Welch erbärmliches Schauspiel!

Wursthans
8 Tage her
Antworten an  Jan Frisch

Aber die traurigsten Gestalten müssen doch zwangsläufig
diejenigen sein, die solch traurigen Gestalten ihre Stimme geben
und in die Verantwortung hieven.

andreas
7 Tage her

Sinngemäß sagte Lars klingbeil gestern auf der Pressekonferenz, der Vorgang sei ihm gar nicht bekannt…

Kuno.2
7 Tage her

Wie hieß noch mal diese junge Frau der Grünen, welche die AfD militärisch bekämpfen möchte, aber die Polizei als „Tätergruppe“ ablehnt? Derartige Leute gibt es in Massen auch bei der SPD. Diese Leute fordern indirekt die Wiedererrichtung von Konzentrationslagern und, so steht zu befürchten, auch die Wiedererrichtung von Gaskammern. Diese Leute wissen bis heute nicht was die Geburtsstunde der KZ war und glauben tatsächlich dass dies der Baubeginn derselben gewesen sei. Nein, die Geburtsstunde war das Parteienverbot von 1933! Die NSDAP verbot alle Parteien, außer sich selbst. Erst bei Missachtung dieses Verbots lag eine Straftat vor und weil dieses massenhaft… Mehr

Palim.P
7 Tage her

Artikel 21 Grundgesetz sagt: Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit. Ihre Gründung ist frei. Ihre innere Ordnung muß demokratischen Grundsätzen entsprechen. Sie müssen über die Herkunft und Verwendung ihrer Mittel sowie über ihr Vermögen öffentlich Rechenschaft geben. Gibt die SPD eigentlich öffentlich Auskunft über ihre Einkünfte (z.B. durch das ddvg) und die Verwendung (z.B. im RND)? Damit nimmt die SPD nicht nur an der Willensbildung teil. Durch die direkte Einflussnahme auf die Medien sorgt die SPD dafür, dass linke Positionen durch die durch sie kontrollierte Medien weit verbreitet werden. Da die SPD mittlerweile nicht mehr an… Mehr

MartinKienzle
7 Tage her

Die Kommunisten der SPD können die Zersetzung unseres christlichen Vaterlandes keineswegs unterlassen, wozu jene die sogenannte „Demokratie“ verwenden, ergo Chiffre für „Kommunismus“ (siehe den SPD-Mann und ehemaligen BRD-Bundeskanzler Scholz https://www.youtube.com/watch?v=_6g7k-18dJI), womit sie auch die beiden sogenannten „Weltkriege“ initiierten, um dadurch das blühende Deutsche Kaiserreich zu vernichten (siehe dazu unter anderem den Brief des us-amerikanischen Freimaurers Albert Pike an den italienischen Freimaurer Giuseppe Mazzini, sprich beide Kommunisten, am 15.08.1871 https://www.reddit.com/r/AlternativeHistory/comments/8ies6q/albert_pike_a_33rd_degree_freemason_wrote_a/?tl=de), sodass sie vor jenem Hintergrund all diejenigen, die sich jener Zersetzung unserer christlichen Heimat widersetzen, wutentbrannt als sogenannte „Rechte“, vulgo Bewahrer der eigenen Nation, titulieren, das für uns Autochthonen bedeutet, Verständnis… Mehr

Mikmi
7 Tage her

„Alles muss denkbar sein“:Plötzlich schließt Klingbeil höhere Steuern nicht ausIch hätte da noch eine Option, hinschmeißen, ihr Versager, oder ein ganzes Ministerium abschaffen, Entwicklung, 60 Mrd. Euro.

Montesquieu
7 Tage her

Die Union hat sich eingemauert und die Linke (die SPD ist im Kern nicht mal mehr nur sozialistisch zu nennen) nutzt das strategisch aus. Öffentliche Unterwerfung der Union oder offener Klassenkampf. Die fatalen Konsequenzen sind der vereinigten Linken hierbei egal.

Zum alten Fritz
7 Tage her

Das System der Auswahl zukünftiger Richter hohen Amtes durch Parteien mit gesetzten Quantum ist insgesamt nicht ein demokratisches Vorzeigeprojekt. Demokratie auf Basis von Verabredungen in der Vergangenheit!
Bei dem Schreiben hätte wenigstens noch unten stehen können „Eure Reste-Rampe der SPD“.

AHamburg
7 Tage her

diese spd hat sich zu einer Staatsfeindlichen Organisation entwickelt, die sind so blank in ihren Aussagen, die haben nix mehr zu bieten! Außer verbieten haben die nix mehr drauf.

ludwig67
7 Tage her

Die Strategie der Sozis wird täglich klarer. Die Koalition durch Maximalforderungen entweder scheitern lassen, oder Merz als den Pudel vorzuführen, der er ist.

Danach kommt die Linksfront mit dem dicken Klingbeil als Kanzler.

Der strategische Trottel Merz wird hinter seiner Brandmauer begraben.

Danach wird die Linksfront dafür sorgen dass es nie mehr eine richtige Bundestagswahl gibt.

Siggi
7 Tage her

Die SPD sieht ihr Ende kommen. Das sind die letzten Zuckungen des sterbenden Schwans. Die SPD hat sich selbst erledigt. Das falsche, völlig inkompetente Personal, Forderungen, die mit der Gegenwart nichts zutun haben, und Bündnisse zum Machterhalt und damit Beihilfe zu Verrat des eigenen Landes, haben die Partei ruiniert. 15 % bei freundlicher Betrachtung sind es noch, die nun auch noch verballert werden. Die Altparteien haben alle ein Problem, sie sind bis in die Knochen zerstritten und gespalten. Diejenigen, die erkannt haben, dass die Forderungen der AfD richtig und dringend notwendig sind, aber zu feige, zu faul und geldgeil sind,… Mehr