Hausdurchsuchung: Türkischstämmige Polizistin spionierte für Generalkonsulat der Türkei

In Köln ermittelt das BKA gegen eine Mitarbeiterin des türkischen Generalkonsulats und eine türkischstämmige Polizistin. Sie werden der Spionage verdächtigt: Die Polizistin soll vertrauliche Informationen zu Personen aus dem Umkreis der PKK aus dem polizeilichen Auskunftssystem weitergegeben haben. Experten weisen seit Jahren auf Aktivitäten des türkischen Geheimdienstes MIT in Deutschland hin.

IMAGO / Future Image

Ermittler des Bundeskriminalamts (BKA) haben die Privatwohnung einer Mitarbeiterin des türkischen Generalkonsulats in Hürth bei Köln durchsucht. Die Bundesanwaltschaft bestätigt, dass gegen die Frau wegen des Anfangsverdachts der geheimdienstlichen Agententätigkeit für die Türkei ermittelt wird. Parallel richtet sich das Verfahren auch gegen eine zweite Verdächtige, eine Kölner Polizeikommissarin.

Die Polizeibeamtin soll vertrauliche Informationen aus dem polizeilichen Auskunftssystem abgefischt und an ihre Kontaktperson im Generalkonsulat weitergegeben haben. Dabei ging es dem Vernehmen nach um Daten zur in Deutschland verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) – etwa Verkehrs‑ und Meldedaten kurdischer Aktivisten. Ob die Weitergabe honoriert wurde, ist noch unklar. Auch die Polizistin befindet sich auf freiem Fuß, berichtet der Kölner Stadtanzeiger.

Die PKK in Deutschland

Die Brisanz des Falls erklärt sich aus der Größe der PKK‑Strukturen in der Bundesrepublik: Laut aktuellen Erkenntnissen des Verfassungsschutzes liegt das Personenpotenzial bei 15.000 Anhängern. Die Organisation bleibt damit die zahlenmäßig stärkste ausländerextremistische Kraft in Deutschland. Allein in Berlin ordnet der Landesverfassungsschutz der PKK rund 1100 Sympathisanten zu. Großveranstaltungen wie das jährliche Newroz‑Fest in Frankfurt mobilisieren bis zu 35.000 Teilnehmer.

Die Sicherheitsbehörden sehen die PKK hierzulande längst nicht nur als politische Lobby: Sie sammelt zweistellige Millionensummen an Spenden, betreibt Nachwuchsrekrutierung und organisiert logistische Hilfe für den bewaffneten Arm in Nordsyrien und im Nordirak.

Österreich als logistischer Hinterhof

Auch südlich der Grenze bleibt die Organisation aktiv. Der österreichische Verfassungsschutz (DSN) beschreibt ein „bundesweit dichtes Netzwerk an PKK‑nahen Vereinen“, die zumeist als Kultur‑ oder Solidaritätsvereine auftreten. Ihr Schwerpunkt liege auf Finanz‑ und Logistik­hilfe für die Gesamtorganisation; 2024 wurden zwölf PKK‑bezogene Straftaten registriert, vor allem Symbole‑Delikte und Angriffe auf türkische Einrichtungen. Die DSN stuft die PKK als mitgliederstärkste auslandsbezogene Extremistengruppe in Österreich ein – genaue Kopfzahlen nennt der Verfassungsschutz nicht, spricht aber von mehreren tausend Sympathisanten.

Langer Schatten des MIT

Experten weisen seit Jahren auf Aktivitäten des türkischen Geheimdienstes MIT in Deutschland hin, der kurdische Oppositionelle und Gülen‑Anhänger ausspäht. Sollte sich der Verdacht bewahrheiten, dass eine deutsche Polizeibeamtin interne Registerdaten an Ankara weitergab, wäre das der bislang schwerwiegendste Fall von Infiltration der Sicherheitsbehörden durch MIT‑Quellen.

Die Affäre dürfte die ohnehin angespannten deutsch‑türkischen Beziehungen belasten. Innenpolitisch stellt sich erneut die Frage, wie sensibel Polizeibehörden mit Zugriffen auf Datenbanken umgehen und wie effektiv Kontrollmechanismen gegen Insider‑Delikte sind.

Die Bundesanwaltschaft prüft jetzt, ob die gesammelten Beweise für Haftbefehle reichen. Spionage für einen ausländischen Geheimdienst kann nach § 99 StGB mit bis zu zehn Jahren Freiheitsstrafe geahndet werden. Das Landeskriminalamt Nordrhein‑Westfalen hat gegen die Polizistin ein Disziplinarverfahren eingeleitet.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 43 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

43 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
giesemann
1 Monat her

Die Deutschen waren schon zu Kaisers Zeiten verbündet mit den Türken gegen die Engländer&Franzosen, Stichwort Bagdadbahn und Lawrence of Arabia*/ Max von Oppenheim. Für das Osmanische Reich war es der Untergang, weil die Deutschen den WW I verloren haben, porca miseria. *Der Film, mit dem speckäugigen Omar Sharif selig. Zum Andenken: Dormitio-Abtei – Wikipedia, dort Turm bei Nacht. In Jerusalem wird scherzhaft gesagt, Kaiser Wilhelm II. habe hier ein unfreiwilliges Selbstporträt geliefert, da die Kuppel an eine Pickelhaube erinnert, die Uhren an Augen und darunter sind Nase und nussknackerartiger Mund (2012). Unbedingt mal reingucken, ist interessant. 

Innere Unruhe
1 Monat her

Früher oder später musste es passieren. Mit dem Doppelpass hat man die Fremden von der Loyalität zu Deutschland befreit und ihnen gleichzeitig den Zugang zu den sensibelsten Stellen im Land gegeben.
Will man einen deutsch-russischen Staatsbürger etwa bei dem Zugang zu den Militärinformationen diskriminieren, weil er auch russischer Staatsbürger ist?
Will man einem deutsch-chinesischen Bürger Zugang zu den Industriegeheimnissen verwehren???
Deutschland begibt sich ohne Not in die Geiselhaft.

giesemann
1 Monat her

Die Deutschen waren schon zu Kaisers Zeiten verbündet mit den Türken gegen die Engländer&Franzosen, Stichwort Bagdadbahn und Lawrence of Arabia*/ Max von Oppenheim. Für das Osmanische Reich war es der Untergang, weil die Deutschen den WW I verloren haben, porca miseria. *Der Film, mit dem speckäugigen Omar Sharif selig. Zum Andenken: Dormitio-Abtei – Wikipedia, dort Turm bei Nacht. In Jerusalem wird scherzhaft gesagt, Kaiser Wilhelm II. habe hier ein unfreiwilliges Selbstporträt geliefert, da die Kuppel an eine Pickelhaube erinnert, die Uhren an Augen und darunter sind Nase und nussknackerartiger Mund (2012). Unbedingt mal reingucken.

Siggi
1 Monat her

Bei der Anzahl an Ausländern in sicherheitsrelevanten Bereichen, muss man sich wohl kaum wundern, dass Erdogan und andere Despoten genau über uns Bescheid wissen. Wahrscheinlich besser, als die hier zuständigen Politiker. Unsere „Politiker“ der Altparteien, sind naiv wie 3-Jährige.

Britsch
1 Monat her

Wie viele solcher „U Boote“ sind wohl zwischenzeitlich bei der Polizei, in der Justiz und bei anderen Behörden? Bei der Bundeswehr, doppelte Staatsbürgerschaft?

Kassandra
1 Monat her
Antworten an  Britsch

Tja. Einmal mit Geburt unterworfen dürfen sie fremden Herren nicht dienen.
Und damit sind sie für die eigenen „Brüder“ erpressbar – und uns eine zunehmende Last.
Man will gar nicht wissen, wie viele solcher Bürger- oder Wohngeld, aber auch die Gelder, die mit Grenzübertritt gezahlt werden, verwalten und missbräuchlich verwenden.

Minusmann
1 Monat her

Yep… deshalb brauchen wir auch unbedingt mehr Polizisten mit Migrationshintergrund. Weil die so besonders loyal sind. Also ihrem Herkunftsland gegenüber, meine ich. Wo man auch hinschaut: Niedergang.

Innere Unruhe
1 Monat her
Antworten an  Minusmann

Ja und noch mehr im ÖD wie in Beschaffungsstellen, Richter, Polizei, Industirie und Militär…

Kassandra
1 Monat her

Nun. Was konnte man nach dem Statement von Ferda Ataman, vordem bei den „Neuen Deutschen Medienmachern“ wie bei „Neue Deutsche Organisationen“ und der Heinrich-Böll-Stiftung – nun „Unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung und seit 2022 Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes“ denn erwarten? Hier ihr Statement auf der Bundespressekonferenz zum Integrationsgipfel 2018 – ab min: 11:36 https://www.youtube.com/watch?v=8dldTHBHPnA Neben ihr Angela Merkel und Annette Widmann-Mauz von der union, die das unkommentiert durchgehen ließen – wobei Seehofer schon damals verzichtete, der Veranstaltung überhaupt beizuwohnen. Das war so ungefähr die Zeit, als ein Buffett, auf dem auch deutsche Blutwurst angeboten wurde, in die Schlagzeilen geriet .… Mehr

Last edited 1 Monat her by Kassandra
verblichene Rose
1 Monat her

Die PKK ist also in Deutschland verboten. Dann frage ich mich, warum man etwas dagegen hat, wenn die Türkei uns dabei „behilflich“ ist, dieses Verbot durch zu setzen?

Haba Orwell
1 Monat her

> Die Polizistin soll vertrauliche Informationen zu Personen aus dem Umkreis der PKK aus dem polizeilichen Auskunftssystem weitergegeben haben.

Wenn man bedenkt, dass PKK jahrelang Terror in der Türkei verübte – warum ist der NATO-Partner Türkei bei den Infos auf Spionage angewiesen? Bei anderen Themen tauschen sich NATO-Geheimdienste so gerne aus.

MartinKienzle
1 Monat her

Nicht der erste Fall, in dem ausländische BRD-Staatsdiener im sogenannten „Dienst“ zeigen, wem die eigene Loyalität gehört: https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/mitte-thueringen/arnstadt-ilmkreis/wolfsgruss-polizei-102.htmlhttps://www.bild.de/regional/hannover/angeklagter-staatsanwalt-ich-wurde-im-knast-verpruegelt-6820e11752a37c331d194089

Kurzum: Die BRD ist definitiv dem Untergang geweiht!