Baupreise und Sozialabgaben galoppieren davon

Die Preise in Deutschland steigen nicht mehr ganz so schnell – mit einer Ausnahme, aber die ist besonders wichtig. Und noch aus einem anderen Grund werden Arbeitnehmer bald noch viel weniger Netto vom Brutto übrighaben.

picture alliance / Lothar Ferstl | Lothar Ferstl

Im Mai hat die allgemeine Teuerungsrate im Vergleich zum Vorjahr 2,2 Prozent betragen. Das hat das Statistische Bundesamt gerade bekanntgegeben. Nachdem die deutschen Verbraucher längere Zeit unter einer überaus hohen Preissteigerung zu leiden hatten, ist das eine gute Nachricht.

Aber es gibt auch eine gewaltige Kehrseite.

Das Bauen wird weiterhin viel schneller teurer als alles andere. Die Kosten für eine eigene Immobilie werden zusehends auch für gutverdienende Normalbürger unerschwinglich. Im Schnitt lagen sie für einzelne Bauleistungen um 3,2 Prozent höher als ein Jahr zuvor.

Einzelne Bauleistungen verteuern sich sogar noch viel schneller. Für den Einbau elektrischer oder kommunikationstechnischer Anlagen mussten im Mai 5,7 Prozent mehr bezahlt werden als zum selben Zeitpunkt des vergangenen Jahres. Heizanlagen – zu denen auch die Wärmepumpen gehören – sind 4,5 Prozent teurer geworden, die Wärmedämmung legte um 3,6 Prozent zu. Dachdecker kosten 4,5 Prozent mehr als im Jahr 2023, Zimmerleute sogar 4,8 Prozent mehr.

In den deutschen Metropolen kostet der Neubauquadratmeter im Schnitt über 5.000 Euro. Fast ein Drittel dieser Kosten ist auf Steuern und Abgaben zurückzuführen. Und nirgendwo sind die sogenannten Baunebenkosten so hoch wie bei uns.

„Deutschland ist ein Hochkostenland beim Wohnungsneubau.“ Das sagt Jan Linsin, Forschungsleiter beim Immobilienkonzern CBRE. Das liegt weniger an den Grundstückspreisen als an den Kosten für den eigentlichen Bau. Ein weiterer Kostentreiber sind die Baunebenkosten – hier vor allem Planungsleistungen, Finanzierungskosten und Kosten für Gutachten.

Die sogenannten Gestehungskosten setzen sich aus den Kosten für Grundstück, den Bauwerkskosten, den Kosten für Außenanlagen und den Baunebenkosten zusammen. CBRE hat die durchschnittlichen Gestehungskosten für einen neugebauten Quadratmeter in ausgewählten europäischen Ländern zusammengestellt:

• Deutschland – 5.150 Euro
• Niederlande – 4.240 Euro
• Schweden – 3.710 Euro
• Österreich – 3.030 Euro
• Polen – 2.130 Euro.

Für die Grundstückskosten wurde in dieser Aufstellung jeweils der durchschnittliche Grundstückspreis der Metropolen der untersuchten Länder verwendet.

Mit durchschnittlich 490 Euro pro Quadratmeter sind in Deutschland die Baunebenkosten höher als irgendwo sonst. In den Niederlanden, dem diesbezüglich zweitteuersten Standort, betragen sie 420 Euro. In Polen sind es nur 75 Euro.

Dieses Preisniveau ist hausgemacht, und die Politik trägt dafür die Alleinschuld.

Ursache der hohen Baunebenkosten sind unsere absurden Bauvorschriften. Der Papierstapel an Genehmigungen, die ein Bauherr bei uns braucht, ist meist höher als das Haus, das er bauen will. Eine Unzahl von Beamten setzen unzählige irre Regeln durch – und verhindern außerdem, dass davon auch nur eine einzige abgeschafft wird.

Sekundiert werden sie von einer Industrie aus Planern und Gutachtern, die es so nur in Deutschland gibt, weil kein anderes Land sie zum Bauen für nötig hält. Diese hochbezahlten „Dienstleister“ kosten den Bauherren ein Vermögen. Sie fördern aber nicht die Bautätigkeit bei uns, sondern tun das genaue Gegenteil: Sie verhindern, das gebaut wird.

Auch die Umweltauflagen haben jeden Neubau in Deutschland inzwischen für den Normalmenschen unerschwinglich gemacht. So wollen mental fehlgeleitete Ideologen in den Parlamenten und in den Amtsstuben dafür sorgen, dass Deutschland das Weltklima rettet. Tatsächlich sorgen sie nur dafür, dass in Deutschland längst der Wohnraum erschütternd knapp geworden ist.

Die Koalition aus Union und SPD hat zwar vollmundig angekündigt, den Wohnungsbau anzukurbeln – doch daraus wird absehbar nichts. Nur, weil eine Rekordsumme für den sozialen Wohnungsbau im Bundeshaushalt steht, werden diese Wohnungen ja nicht gebaut. Schon Ex-Bauministerin Klara Geywitz von der SPD hatte jährlich 400.000 neue Wohnungen versprochen. In der Wirklichkeit wurden im Jahr 2024 nur 251.900 Wohnungen fertiggestellt. Und das sind 14 Prozent weniger als in 2023, der Trend geht also nach unten statt nach oben.

Wer in Deutschland bauen will, wird arm. Aber das werden absehbar immer weniger Menschen überhaupt probieren – denn der Staat nimmt ihnen das Geld schon vorher weg.

Am selben Tag, an dem die neuen Inflationszahlen veröffentlicht wurden, hat der Ökonom Martin Werding ein Schreckensszenario für jeden Arbeitnehmer gezeichnet. Der Mann ist nicht irgendwer, sondern Finanzwissenschaftler und Mitglied des „Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung“ – er ist also einer der sogenannten „Fünf Wirtschaftsweisen“.

Werding rechnet vor, dass – wenn nichts geändert wird – die Sozialabgaben bei uns schon bald auf 50 Prozent des Bruttoeinkommens steigen werden.

„Die aktuelle Entwicklung ist atemberaubend“, sagt der 61-Jährige. „Die Frage ist nicht, ob die Beitragssätze irgendwann 50 Prozent erreichen, sondern wann das geschieht.“

Derzeit zahlen Arbeitnehmer und Arbeitgeber zusammen rund 42 Prozent eines Bruttogehalts an die Sozialkassen. Doch mehrere Krankenkassen haben ihre Zusatzbeiträge im laufenden Jahr schon wieder angehoben. Dasselbe wird Ende 2025 wohl in der Pflegeversicherung passieren. Werding meint deshalb, dass die Sozialabgaben noch im laufenden Jahr auf 43 Prozent steigen werden.

Und das sei längst noch nicht alles: Spätestens 2028 würden auch die Rentenbeiträge sprunghaft auf fast 20 Prozent steigen. Lange Zeit waren sie bei 18,6 Prozent konstant geblieben. Werding warnt: „Damit ist bis zum Ende dieser Legislaturperiode eine Abgabenbelastung von 45 Prozent in Sicht.“ Bei ungebremster Entwicklung sind die 50 Prozent dann gar nicht mehr so weit weg.

Martin Luther wollte ja noch ein Apfelbäumchen pflanzen, selbst wenn er wüsste, dass die Welt untergeht. Das wird der moderne Bundesbürger wohl auch tun. Es bleibt ihm auch kaum etwas anderes übrig.

Denn um ein Haus zu bauen, wird kein Geld mehr da sein.

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Kommentare ( 21 )

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Mausi
27 Tage her

So treibt unser Staat ja nicht nur für den Eigentümer die Kosten nach oben, er treibt gleichzeitig die Mieten in die Höhe. Denn natürlich will jemand, der baut, um zu vermieten, auch eine Rendite erwirtschaften.
Und er treibt gleichzeitig die Nebenkosten für Alle in die Höhe. Und am Ende beschließen die Verursacher Mietendeckel und Enteignungen. Und freuen sich, dass sie immer mehr Menschen in die Abhängigkeit vom Staat treiben. Das sind Wähler, die gerne den demokratischen Sozialismus mit all seinen Gleichheits- und Unterstützungsversprechen wählen.

WGreuer
27 Tage her

„Schon Ex-Bauministerin Klara Geywitz von der SPD hatte jährlich 400.000 neue Wohnungen versprochen.“
Man sollte sich vor Augen halten, dass die 400.000 Wohnungen lediglich den Verfall des Altbestands bedeuten. Bei ca. 40 Mio Wohnungen und 100 Jahren Haltbarkeit ist das der Mindestbedarf. Das deckt nicht den Zuzug der Neubürger (die Bevölkerung ist auf knapp 85 Mio angewachsen) und deckt nicht den Mehrbedarf durch vermehrte Nachfrage nach Singlewohnungen.
Anders gesagt: wir leben gerade von der Substanz. Deutschland schafft sich ab.

Stefan Tanzer
27 Tage her

„In den deutschen Metropolen kostet der Neubauquadratmeter im Schnitt über 5.000 Euro. Fast ein Drittel dieser Kosten ist auf Steuern und Abgaben zurückzuführen.“ Da ich solche Kalkulationen gut kenne, sind ein Drittel viel zu niedrig angesetzt. Nehmen wir mal ein fiktives Haus mit 800 m² Fläche und davon 150m² Wohnfläche. Dann entfallen im Schnitt schon ca. 160.000 Euro auf die Grundstückskosten (200€/m²). Die eigentlichen Hausbaukosten, wenn man ansetzt, man würde ohne Balkon, Keller, oder Terrasse kalkulieren, sind bereits ca. 1.500 €/m². Extrawünsche würden deutlich teurer werden. Und das bedeutet dann Kosten von 225.000 Euro insgesamt. Kommen noch 10% bzw. 8%… Mehr

Nibelung
27 Tage her
Antworten an  Stefan Tanzer

Bestens beschrieben und ist wie in Schilda, wo alles auf den Kopf gestellt wird und nur noch Erben oder andere Vermögende mit gutsituierten Doppeleinkommen ein Haus erwerben oder bauen können und wie immer im Leben steht der Staat ganz vorne, nach dem Motto, ich bin schon da und das betrifft nicht nur das Baugewerbe, sondern alle anderen Gewerke ebenso und somit ist der größte Preistreiber der Staat selbst, untermauert von allen die den Hals nicht voll kriegen können und Land dürfte grundsätzlich keinen Zuwachs erhalten, denn das gehört wie die Luft zum atmen allen und müßte nur gerecht verteilt werden,… Mehr

Stefan Tanzer
27 Tage her
Antworten an  Nibelung

Es ist ja eigentlich noch viel schlimmer. Wie etwa die Entwicklung der Hausgelder,die in 2023 um 70 Cent/m² angestiegen sind und mittlerweile nahezu 4€/m² betragen. Oder die Grundsteuer, die ja per Definition nicht in den Hausgeldern enthalten ist, aber im voraus gezahlt und auf die Mieter umgelegt wird. All das kommt jetzt erst nach und nach tatsächlich bei den Menschen an. Und die Mieter werden von ihren Gemeinden und der Politik belogen. Die Gemeinden versprechen sozialen Wohnungsbau und verschweigen den Menschen gegenüber, dass sie z.b. für MFH fast nur noch Genehmigungen ausstellen, bei denen ein Mindestanteil der Wohnungen Sozialwohnungen sein… Mehr

WGreuer
27 Tage her
Antworten an  Stefan Tanzer

Und wenn das Häuschen dann mal steht, kommen die Beutelschneider tagtäglich und wollen ihren Obolus für jeden Schei***. Grundsteuer, die sich in meinem Fall fast verdreifacht hat, extreme Stromkosten, extreme Gaskosten, Kaminfeger, Wasser+Abwasser, das mitterweile fast teurer ist als Gold, etc. pp.
Aber all das wurde angekündigt. Nur hat es keiner verstanden:
„Sie werden nichts mehr besitzen und sich dabei glücklich fühlen.“
[Klaus Schwab, WEF]

Eddy08
27 Tage her

Nicht zu vergessen die merkwürdige Bauabzugsteuer, es ist unglaublich wie Bauherren unter Generalverdacht gestellt werden und wie der Fiskus sich bereichert

Johny
27 Tage her

Was wieder mal fehlt, sind die Pensionen. Dort ist die Entwicklung noch viel dramatischer, nicht nur, weil der Beamtenapparat mit seinen exorbitanten Zusatzleistingen immer weiter aufgebläht wird, sondern auch, weil die Tariferhöhung des öffentlichen Dienstes in d. R. sogar 1 : 1 übernommen werden. Deswegen kennen die Steuern auf alles Mögliche auch keine Grenzen mehr. Steuern auf bereits Versteuertes

Haba Orwell
28 Tage her

> Mit durchschnittlich 490 Euro pro Quadratmeter sind in Deutschland die Baunebenkosten höher als irgendwo sonst.

Hauptsache, auf den Bauplänen steht durchgehend Architektende:innen und die Baugenehmigung von PoC (m/w/d) erteilt. Gewisse Standards müssen eingehalten werden, was es auch kosten mag.

aaa007
28 Tage her

18,6 Prozent Rentenbeitrag, daß ich nicht lache. 100 Milliarden Zuschuß zur Rentenkasse im Bundeshaushalt, wieviel % sind das?
Pflegeversicherung %, daß ich nicht lache. Wie hoch ist der Eigenanteil an der Belegung eines Pflegeheimplatzes? 3.500 EUR, 4.000?
Kranken- und Arbeitslosenversicherung spare ich mir. Auch kapott.

Britsch
27 Tage her
Antworten an  aaa007

Und wie Viele werden von den eingezahlten, abgepreßten Beiträgen bezahlt / verhalten ohne jemals etwas eingezahlt zu haben? Anzahl täglich Steigend

mlw_reloaded
28 Tage her

Oh, gebaut werden wird. Mit Steuergeld. Für Transferempfänger, zu denen auch immer mehr Deutsche gehören werden. Die Spirale aus Steuern rauben und Geld verschwenden kennt dabei nur eine Richtung. Wer ist Schuld? Im Endeffekt die Medien, die den Menschen vorgaukeln, dass ein Kreuz malen etwas ändern könnte. Ideen, da ohne Bürgerkrieg wieder rauszukommen?

Felix von Pommern
28 Tage her

Guten Tag,
ich spekuliere jetzt mal nicht, ich schaue auf bekannte Tatsachen: Der Anteil von Wohneigentümern in De ist deutlich geringer als in anderen vergleichbaren Staaten.
Kann das vllt. an einem seit Jahrzehnten viel zu geringen steuerlichen Grundfreibetrag liegen?
Mglw. auch an den ständigen kleinen, auch größeren, jedenfalls stillen, Steuererhöhungen, – neueinführungen?
Drucken Sie bitte bei Gelegenheit eine Aufstellung der seit etwa 1998 neu eingeführten bzw. „angepaßten“ Steuern. Dürfen Sie solches drucken ?
Mit freundlichen Grüßen. Und nicht das leben vergessen, unsere Bäuche sind immer noch ganz schön voll. Sieht man immer an Wahlergebnissen.

Stefan Tanzer
27 Tage her
Antworten an  Felix von Pommern

Man hat ja den Eigentumserwerb fünffach bombardiert. Erstens stellen viele Gemeinden gar keine Genehmigungen mehr für EFH aus. Zweitens hat man fast jegliche Eigentumserwerbsförderung eingestampft oder an völlig unrealistische Bedingungen verknüpft (z.b. die Einkommensgrenzen sind so niedrig, das sich jemand mit einem solchen Einkommen niemals ein Haus kaufen werden wird). Und drittens kommen da wie von Ihnen gesagt die Steuern und Abgaben hinzu, die man ja im Erwerbsleben zu tragen hat und die sich deutlich erhöht haben. Viertens sind die bürokratischen Regelungen immer absurder geworden und treiben die Kosten immer höher. Und fünftens ist Eigentum mittlerweile verglichen mit den Jahrzehnten… Mehr

Heide F.
28 Tage her

Dazu kommen auch noch viel zu hohe Kosten im vier- bis fünfstelligen Bereich für Notar, Grundbuch (warum soviel Gebühren für einfache elektronische Verwaltungsgtätigkeit?), Grunderwerbssteuer, Makler und Gebühren fürs Vorkaufsrecht- Negativzeugnis der Kommune.