Sozialstaat in der Vertrauenskrise: 60 Prozent sehen Ungerechtigkeit

Laut ARD-Umfrage empfinden 60 Prozent der Bürger den Zustand als „eher ungerecht“, das sind drei Prozentpunkte mehr als im Februar. Nur ein Drittel der Befragten (33 Prozent) hält die Gesellschaft für „eher gerecht“, vier Prozent weniger als zu Jahresbeginn.

IMAGO / Wolfgang Maria Weber

Als Hauptgrund des wachsenden Ungerechtigkeitsempfindens wird die zunehmende Kluft zwischen Arm und Reich genannt – 22 Prozent der Teilnehmer verweisen darauf. Weitere häufig genannte Gründe sind die hohe Steuer- und Abgabenlast (13 Prozent), der geringe Abstand zwischen Erwerbseinkommen und Sozialleistungen (13 Prozent) sowie die wahrgenommene Bevorzugung von Ausländern oder Asylbewerbern (11 Prozent).

Sozialdebatte spaltet die Gesellschaft

Besonders in der Diskussion um das Bürgergeld und mögliche Sanktionen für Empfänger zeigt sich, wie sehr die Meinungen auseinandergehen. Während 50 Prozent der Befragten die derzeitigen Sanktionsregelungen für angemessen halten, fordern 35 Prozent strengere Maßnahmen gegen Leistungsbezieher. Für zwölf Prozent hingegen gehen die Sanktionen bereits zu weit.

Die Erhebung, durchgeführt vom Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap im Auftrag der ARD, basiert auf den Antworten von 1312 wahlberechtigten Bürgern und gilt als repräsentativ.

Uneinigkeit beim Mindestlohn

Auch bei der geplanten Erhöhung des Mindestlohns auf 13,90 Euro im Jahr 2025 und später 14,60 Euro im Jahr 2027 gehen die Meinungen auseinander:

  • 46 Prozent der Befragten halten die Erhöhung für angemessen.
  • 25 Prozent wünschen sich eine stärkere Anhebung.
  • 24 Prozent sehen die geplante Steigerung bereits als zu hoch an.

Die Einschätzungen variieren dabei stark nach politischer Zugehörigkeit:

  • 67 Prozent der SPD-Anhänger halten die Erhöhung für richtig,
  • ebenso eine Mehrheit der Unions- (55 Prozent) und Grünen-Wähler (53 Prozent).
  • 44 Prozent der AfD-Anhänger empfinden die Erhöhung als übertrieben.
  • Bei den Linken-Wählern wünschen sich 51 Prozent eine weitergehende Anhebung.

Die Ergebnisse zeigen: Viele Bürger fühlen sich vom politischen und wirtschaftlichen System nicht ausreichend vertreten oder entlastet. Während die einen gerechtere Löhne und bessere Unterstützung fordern, befürchten andere eine Überforderung des Sozialstaats und fordern strengere Regeln.

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Kommentare ( 29 )

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29 Comments
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Sonny
1 Monat her

Alle reden immer von einem deutschen Sozialstaat. Was für ein Sozialstaat bitte? Ein Sozialstaat, der indigene Arbeitslose am langen Arm verhungern läßt? Der haufenweise Arbeitsplätze vernichtet? Der die Lebensarbeitszeit immer weiter nach hinten verschiebt, um sich vor Rentenzahlungen zu drücken? Rentenzahlungen, die teilweise weit hinter denen des europäischen Mittels liegen? Und diese Mini-Renten dann auch nochmal versteuert? Der Kranken- und Pflegeversicherungen unbezahlbar macht und haufenweise Krankenhäuser schließt? Der es nicht schafft, genügend Mediziner zu einer inländischen Hausarztpraxis zu bewegen? Der Familien mit pflegebedürftigen Familienmitgliedern im Regen stehen läßt, weil sich kein normaler Mensch mehr die Zuzahlungen, die gefordert werden, leisten… Mehr

Last edited 1 Monat her by Sonny
Martin Mueller
1 Monat her

Es wird Zeit für Remigration im ganz großen Stil.

Warum sollen wir für Fremde, die sich sowieso nie integrieren werden, mitarbeiten und den Futtertrog füllen?

Wer sich integriert, gehört dazu. Wer sich nicht integriert muss gegangen werden.

Kostet Hunderte Milliarden Euro, bringt uns aber unser Land wieder ins Lot und rechnet sich für unsere Enkel.

Martin Mueller
1 Monat her

Unser Sozialsystem – ein Solidarsystem für Einheimische – wird staatlich legalisiert ausgeplündert und ausgeraubt von Fremden.

Verantwortliche Politiker sollten hierfür in die Haftung kommen, denn es ist ein Verbrechen am eigenen Volk!

Jerry
1 Monat her

Fazit: Offenbar nur die Anhänger der AfD scheinen noch rechnen bzw. denken zu können!

Eberhard
1 Monat her

Nur weil du reich bist, bin ich arm. Das gilt zumindest für die Superreichen immer noch. Da müsste mit entsprechenden Abgaben zum Wohl der Allgemeinheit lenkend eingegriffen werfen. Aber Leistung muss sich auch lohnen und darf nicht genutzt werden, um z.T. selbstverschuldetes Elend zu relativieren und Leistungsverweigerung zu belohnen. Wenn die Einkommensabstände unter den Leistungsträger nicht mehr angemessen, auch weil die Abstände zum von sozialen Abhängigen durch politische Eingriffe nicht mehr stimmen, wackelt das ganze Wirtschaftssystem, das diese Sozialleistungen erst ermöglicht. Es wird höchste Zeit, dass alle Fremdleistungen aus den Sozialsystemen entfernt werden und die Inanspruchnahme ohne eigenen Anteil eine… Mehr

Aboriginal
1 Monat her
Antworten an  Eberhard

Haben Sie beobachtet, was gerade im Uk passiert, wo „die Reichen“ besonders zum Gemeinwohl beitragen sollen. Ähnliche Absetzbewegungen gibt es bereits in Deutschland, aber die könnten mit ihrer Medizin noch zunehmen.

Phil
1 Monat her

Die Kluft zwischen Arm und Reich….. Wer bei einem Sozialstaat welcher Jährlich 1’250 Milliarden umverteilt (Pro Einwohner sind dies 15’060.- Euro im Jahr) Probleme mit Arm und Reich hat, hat noch nicht einmal im Ansatz begriffen, wo das eigentliche Problem liegt. Die Pareto-Distribution ist eine natürliche Erscheinung, welche sich überall automatisch einstellt, die eigentliche Frage lautet daher nicht wie man Reichtum besser verteilt, sondern wie man bei der Pareto-Verteilung die horizontale Grundlinie auf ein gewisses Niveau anhebt. Dies ist nicht damit zu machen, indem man den Reichen das Geld wegnimmt um es den Armen zu geben, ansonsten zerstört man das… Mehr

Mausi
1 Monat her

Schere zwischen Arm und Reich: Aus den folgenden Antworten – die ja zu 60% die aktuelle Sozialpolitik befürworten – schließe ich, dass diese dafür sind, noch mehr umzuverteilen bzw. die Leistungen an „Arm“ eben mit 60% befürworten bzw. für steigerungswürdig halten.
Und diese 60% Umverteiler halten das Gefüge für nicht gerecht.
Passt doch. Nannystaat auf dem Vormarsch, rrg Wählerpotential vorhanden.

Last edited 1 Monat her by Mausi
Innere Unruhe
1 Monat her
Antworten an  Mausi

Warum soll das fair sein, Menschen, die hier mit nichts ankommen, jahrelang zu unterstützen? Dass sie nach den deutschen Maßstäben arm sind, daran trägt Deutschland keine Schuld.
Es kann daher nicht unsere Verantwortung sein, sie aus der Armut zu heben. Überwintern, bis sie zurück können, ja. Aber Spülmaschinen, Zahnspangen und Kinderwägen sollen wir hier nicht zahlen. Nichts, was die Standardversorgung eines Flüchtlings in Sudan, soll hier bezahlt werden.
Von daher ist es nicht fair, sie zu versorgen, nur weil sie entschieden haben, dass Bulgarien zu arm ist.
Wem Bulgarien zu arm ist, darf hier überhaupt nichts bekommen.

Philoktet
1 Monat her

Die Schere von Arm und Reich wird immer weiter aufgehen, je mehr der Staat linke Politik betreibt, als durch Schulden soziale Wohltaten bezahlt.

Dadurch verliert das Geld an Kaufkraft durch Inflation, während die Reichen in Sachwerte investieren, die relativ immun gegen Inflation sind.

Diesen Zusammenhang verstehen viele nicht, in der Schule lernen es viele nicht und die Linken bestreiten sogar, dass dieser Zusammenhang überhaupt besteht.

Ombudsmann Wohlgemut
1 Monat her

Also durch die Bank überall Leute, die mit höherem Mindestlohn die Preisspirale immer weiter drehen lassen wollen.
Wieso sieht keiner, dass dadurch besonders die Renten immer schlechter werden? Als wäre das nicht eines der Hauptprobleme.
Die Linken haben als Lösung aber stets nur das Zuschütten mit noch mehr Geld im Sinn…

verblichene Rose
1 Monat her

Mindestlohn? Wer soll denn in einer Marktwirtschaft für einen Lohnabstand Sorge tragen, wenn auf staatlicher Seite das Bürgergeld erhöht wird? Um wieviel Prozent müsste man denn eigentlich die Steuern senken, um die Erhöhung des Mindestlohnes aus zu gleichen? Und dabei spielt es immer wieder eine Rolle, daß dieser Staat eigentlich kein Einnahme- sondern ein Ausgabeproblem hat. Schon lange vor einer Erhöhung des Mindestlohnes. Ganz abgesehen davon, daß in diesem Land scheinbar niemand begreift, daß eine ausgeglichene Waage auf beiden Seiten immer gleiche Gewichte haben muß. Wie sähe es also mit dem Versprechen eines Mindestumsatzes aus? Und kann man so ein… Mehr

Rosalinde
1 Monat her
Antworten an  verblichene Rose

Korrekt. Die Verletzung des Lohnabstandes im Zusammenhang mit den Erhöhungen des Mindestlohns ist der letzte Sargnagel der sozialistischen Reformpolitik.