Hauptbestandteil der wie auch immer genannten Küsse ist eine aus Zucker und Eiweiß bestehende Schaummasse, auf eine Waffelunterlage gespritzt und mit Schokolade überzogen. Sie schmeckt fast immer nur süß, bei Schokolade und Waffel unterscheidet sich die Qualität. Von Georg Etscheit und Ingo Swoboda

Wie heißt er denn nun eigentlich? Schaumkuss, Schokokuss, oder Schokoladenballen? Gar Mohrenkopf oder Negerkuss? Eine Frage, an der sich seit Jahren die Geister scheiden, und die das kleine Gebäck, das angeblich Ende des 19. Jahrhunderts von Leipziger Bäckern erfunden wurde, mit einer aggressiv geführten Rassismus-Debatte konfrontiert, die in ihrer Heftigkeit selbst Menschen mit dunkler Hautfarbe überrascht und nicht nur für die Generation „Mohrenkopf-Brötchen“ eine politisch und ideologisch motivierte Behauptung ohne gesellschaftsrelevante Beweise darstellt.
Auch die Macher von aufgegessen.info würden das Wort Negerkuss nicht in den Mund nehmen wollen, es hat in der Tat etwas Herabwürdigendes. Doch gegen „Mohrenkopf“ kann man eigentlich nichts einzuwenden haben. Das Wort leitet sich ursprünglich von den (dunkelhäutigen) nordafrikanischen Mauren ab, jenen Berberstämmen, die auf dem Gebiet des heutigen Marokko lebten und im 8. Jahrhundert zusammen mit muslimischen Arabern große Teile der Iberischen Halbinsel eroberten. Im Laufe der Zeit wurde es auf alle dunkelhäutigen Menschen übertragen. Die „Mauren“ brachten viele kulturelle Errungenschaften der muslimischen Welt ins christliche Europa, etwa auf dem Gebiet der Medizin und Pharmazeutik. Deswegen heißen bei uns immer noch etliche Apotheken „Mohren-Apotheke“, gewissermaßen ein Qualitätssiegel.
Wir haben für Sie Mohrenköpfe unterschiedlichster Hersteller im In- und Ausland getestet, wobei nur ein Produzent, die Schweizer Firma Dubler, an der alten Bezeichnung festgehalten hat. Alle anderen Hersteller sprechen von Schokoküssen. Hauptbestandteil der wie auch immer genannten Küsse ist eine aus Zucker und Eiweiß sowie Stabilisatoren bestehende Schaummasse, die auf eine Waffelunterlage gespritzt und mit Schokolade überzogen wird. Die Schaummasse schmeckt fast immer nur mehr oder weniger süß, während es bei der Schokolade und der Waffel mitunter große Qualitätsunterschiede gibt. Mohrenköpfe oder Schokoküsse sollte man auf jeden Fall so frisch wie möglich genießen. Nach ein paar Tagen wird die Schaummasse zäh und verliert ihre fluffige Lockerheit. Im Kühlschrank sollte man sie nicht aufbewahren.
Schaumgold Schokokuss Manufaktur
Was wir aus der Manufaktur in Mülheim an der Ruhr probieren konnten, war nicht nur „erste Sahne“, sondern uneingeschränkt Champion unter den Champions. Ein erstklassiges Geschmackserlebnis, das mit dem Schoko-Duft beginnt, der bei der Öffnung der Verpackung in die Nase strömt. Ein feinaromatischer Appetizer, der verspricht, was die Qualität am Gaumen hält. Extraklasse, die besten Schokoküsse unseres Tests! Natürlich handgemacht mit frischem, luftig-leichtem Schaum aus echter Bourbon Vanille, und überzogen mit Grand-Cru-Schokolade aus Fino de Aroma Kakaobohnen (60% Kakaoanteil). Das alles gesetzt auf eine knusprige, glutenfreie Waffel, und geformt wie ein geschliffener Diamant. Passt bestens zu dem Anspruch, Schokoküsse für Gourmets zu produzieren. Die haben natürlich ihren Preis, sind es aber mit jedem Bissen wert. Unbedingt probieren!
Mischung je 3x Dunkel, Vollmilch, Weiß, 14,60 Euro
Note 1 plus
Summerbird
Die Schaumküsse der dänischen Firma werden einmal pro Woche in Dänemark aus Bio-Zutaten frisch hergestellt und sind nur kurz haltbar, daher sollten sie so schnell wie möglich gegessen werden. So der Hinweis des Herstellers, der mit seinen Produkten, zu denen auch Schokoladen gehören, seit 1986 am Markt sind. Kein Problem. Denn erstens sind die Schaumküsse ziemlich klein, und zweitens schmecken sie so gut, dass man sie mit einem Biss vertilgen möchte. Statt auf einer Waffel, baut sich das Schokoküsschen auf einem saftigen Marzipanboden aus steingewalzten Mittelmeermandeln auf, der zusammen mit dem fluffigen Vanilleschaum aus echter Vanille, und der ihn umhüllenden dicken Schicht bester Zartbitterschokolade (Amazonas 61%) sich zu einem wunderbar aromatischen Geschmacksbild zusammenfügt. Beim Bestellen gibt es die Möglichkeit, ein Lieferdatum zu wählen.
Mini Classic 4 Stück, 10,90 Euro
Note 1 minus
Trauth
Seit 1911 gibt es das Familienunternehmen in Herxheim bei Landau, das täglich frische Schokoküsse in den Geschmacksvarianten Schoko, Kokos, Mokka und Rum anbietet, die nur im hauseigenen Laden verkauft, und auch nicht verschickt werden. Wir haben die klassischen Schokoküsse getestet, sehr gute, weil extrem frische Produkte, deren Inneres aus einer luftig Eiweißcreme besteht. Überzogen ist die Creme mit dunkler, beim Biss knackiger Schokoladen-Kuvertüre mit 54% Kakaobestandteil. Die spürbare Süße der locker weichen Füllung wird durch die feinherbe Schokolade, die ausreichend dick aufgetragen ist, etwas abgefedert, und fügt sich zu einem angenehm aromatischen Schaum-Schoko-Geschmack zusammen. Die perfekten Schokoküsse für jeden Tag.
25 Stück, 8,90 Euro
Köhler
Täglich landen 16 verschiedene, frisch produzierte Sorten Schokoküsse, darunter auch mit Karamell, Zimt, Stracciatella und Eierlikör verfeinert in dem kleinen Confiserie-Laden auf dem Firmengelände des Familienbetriebes in Hainburg nahe Frankfurt am Main. Wir haben die rund fünf Zentimeter hohen Köhlerküsse Zartbitter probiert, deren fluffiger Schaum angenehm süß war, und eine locker cremige Konsistenz hatte comme il faut. Der ausreichend gleichmäßig dicke Überzug mit Zartbitterschokolade knackte beim Reinbeißen. Einziger kleiner Kritikpunkt ist die weitgehend geschmacksneutrale und etwas zu lasche Waffel.
15 Stück ab 3,60 Euro
Dubler „Mohrenköpfe“
Schokoküsse des Schweizer Herstellers Dubler dürften die einzigen in Uschis Europa sein, die immer noch als „Mohrenköpfe“ firmieren. Sogar die Entscheidung des Schweizer Lebensmittelhändlers Migros, Dubler-Mohrenköpfe im Zuge der Black-Life-Matters-Bewegung im Jahre 2020 aus dem Sortiment zu werfen, konnten der Standhaftigkeit von Firmeninhaber Robert Dubler nichts anhaben. Im Gegenteil: Nach der öffentlichkeitswirksamen Auslistung konnte sich das kleine Unternehmen aus Waltenschwil nahe Zürich vor Aufträgen kaum noch retten. Wer also heute die woken Nachbarn beim gemeinsamen Kaffeekränzchen schocken möchte, sollte sich Dubler-Mohrenköpfe besorgen. Leider werden sie nicht frisch ab Fabrik versandt, aber in Berlin gibt es eine Quelle, wobei man wegen der langen Transportwege und des Schweizer Zolls leider in punkto Frische Abstriche machen muss. Geschmacklich rangieren Dubler-Schokoküsse im Mittelfeld. Die Geruchsprobe fällt nicht berauschend aus, kein Schweizer Schoggi-Traum, der einem da entgegenweht. Doch die Füllung ist schön weich und luftig. Dubler-Mohrenköpfe sind einzeln in bunte Metallfolie gehüllt, was sie „wertig“ aussehen lässt. Irgendwo muss das Qualitätsimage der Schweiz ja herkommen.
Viererpack, dunkel, 5 Euro
Bio-Küsse von Linea
Ein Schokokuss in Bio-Qualität aus dem Hause Linea natura kommt schlicht als „Bio-Kuss“ daher. Beim Öffnen der orangenen Pappschachtel erlebten wir eine Überraschung: Die Schokoküsse standen nämlich auf dem Kopf, da muss die Verpackungsmaschine falsch programmiert worden sein. Die Größe der Küsse mittig zwischen Super Dickmanns und Mini Dickmanns ist ideal, um sie auf einmal in den Mund zu schieben, allerdings kaschiert sie auch den Preiszuschlag, der für Zutaten aus kontrolliert biologischem Anbau fällig wird. Die Schokolade riecht angenehm, schmeckt aber wenig intensiv, die Füllung wirkt recht kompakt.
6 Stück, um 3 Euro
Note 2 minus
Super Dickmanns Schokoküsse
Dickmanns Schokoküsse aus dem Hause Storck sind dank enormer Werbeetats so bekannt, dass der Markenname schon fast als Produktbezeichnung durchgehen kann, wie Tempos für Papiertaschentücher oder Uhu für Klebstoffe. Schokoküsse? Dickmanns! Aber da haben wir uns wohl in der Brillenwerbung verlaufen. Dickmanns sind ein echtes Massenprodukt und vom Preis unschlagbar günstig, was sich notwendigerweise beim Geschmack bemerkbar macht. Die dünne Schokoladenhaut wirkt sehr mager und wenig ausdrucksvoll, in der Waffel steckt Palmfett. Dafür ist die süße Füllung schön fluffig, wie auf der Packung angepriesen. Dank hoher Umschlagzahlen dürften Dickmanns immer ziemlich frisch sein, ein Pluspunkt. Fazit: solide Kindergeburtstagsqualität.
9er Pack, zwischen 2 und 3 Euro
Note 3
Villars Choco-Köpfli
Die Schokoküsse von Villars Maitre Chocolatier in Fribourg duften schön schokoladig, die dunkelbraune Hülle ist dicker als sonst üblich, selbst die Waffelunterseite ist schokoliert. Mit Schoggi wurde hier offensichtlich nicht gespart, wobei wir von einem Maitre Chocolatier etwas mehr Schmelz erwartet hätten. Die Füllung wirkt irgendwie grisselig, was aber an mangelnder Frische der von uns getesteten Produkte liegen kann. Leider drängt sich im Eiweißschaum ein leicht artifizielles Aroma in den Vordergrund. Wirklich vom Hocker gehauen haben uns auch diese eidgenössischen Schokoküsse nicht.
4 Stück, 5 Euro
Note 3
Ammann Schokoküsse Milchschokolade
„Zarte, feinste Milchschokolade umhüllt diese köstlichen Schokoküsse und verspricht ein luxuriöses Genusserlebnis.“ So werden die angeblichen Schweizer Qualitätsprodukte von Chocolat Ammann in Heimberg (Kanton Bern) im Internet beworben. Wenn man die Küsse aus ihrer bunten Aluhülle geschält hat, schmeckt die Milchschoggi nur süß, die Eiweiß-Füllung diesmal fast aufdringlich nach (künstlichem) Vanillearoma. Die Zutatenliste listet minderwertiges wie Traubenzucker, Molkenpulver und Palmfett auf. Das schmeckt man. Viel vom Mythos Schweiz steckt nicht in diesen Süßigkeiten.
4 Stück, 4,50 Euro
Note 4
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Bei der Konditorei Schubert in Coburg (in der Mohrenstrasse(!), Oberfranken) gibt es seit 100 Jahren frische zweiteilige Teig Mohrenköpfe mit Schokolade überzogen und mit Sahnefüllung – sehr lecker! Das ost eines von vielen großartigen Spezialitäten der alten Residenzstadt wie Coburger Schmäzle (Feyler) usw.. Da kann die Fabrikware nicht mithalten. P.S. Urlaub in Franken lohnt sich!
Ich kauf keinen Schokokuss, wo nicht Mohrenkopf draufsteht.
… herrlich diese sprachlichen Verrenkungen . Kannste Dir nicht ausdenken . Also hier bei uns auf dem Staatsgebiet der Deutschen Demokratischen Republik hießen und heißen diese Dinger NEGERKÜSSE . Und das alles ganz ohne Rassismus – Gedöns . Ende der Durchsage .
Mohrenapotheken wurden aber eher selten zur Zeit der Mauren gegründet.
Und Mohr kann auch aus dem Griechischen abgeleitet sein.
Es fehlen leider die Grabower Küsschen. Ebenfalls ein Massenprodukt wie die Dickmanns aber nach meinem Empfinden besser als diese.