Deal der Schmach

Trump verurteilt den Kontrahenten erst zum Tode, um ihn dann zu lebenslänglicher Zwangsarbeit zu begnadigen. Das Schlimmste ist vermieden. Da wirkt das Gegrinse der ohnmächtigen kleinen Blonden nur noch peinlich – mit dem Daumen nach oben steht sie neben dem mächtigen großen Blonden.

Beim Wetter ist immer alles Katastrophe. „Es brennt an allen Ecken und Enden“, verkündet ZDF-Apokalyptiker Lesch, während man wochenlang nicht ohne Schirm das Haus verlassen kann. In der Politik ist es anders herum. Lieber ein Unwetter als ein Hurrikan, besänftigen die Betroffenen die Katastrophe.

I.

Arbeitslosigkeit, schrumpfende Wirtschaft, sinkender Wohlstand: Die meisten Ursachen dafür sind hausgemacht, aber der historische Deal der Schmach, den Donald Trump der EU zugefügt hat, kommt in schwerer Zeit erschwerend hinzu. Was wäre dagegen zu tun? Jeder weiß es. Nur in Brüssel nicht. Die EU kann sich aus ihrer Schwäche, ihrer Selbstverzwergung und Selbsterniedrigung, wie sie Trump gerade wieder sichtbar gemacht hat, nur selbst befreien. Aber statt Reformen an Haupt und Gliedern anzustrengen, stranguliert sie sich selbst. Statt die eigenen Kräfte zu bündeln, setzt sich auf Erweiterung (Ukraine). Statt ihre Interessen zu vertreten, tritt sie als Weltmoralapostel auf. Sie versteckt die eigene Krise durch rastlose Regulierungsexzesse einer überbordenden Bürokratie.

II.

Nein, Ursula von der Leyen hat mit Trump gar nicht „verhandelt“. Weshalb die deutsche Industrie in ihrer untertänigsten Beflissenheit auch gar nicht die Verhandlungsführung kritisieren mag und sie von allem Versagen freispricht. Weil es kaum etwas zu verhandeln gab. Es zählt in der neuen Weltordnung nur das Recht des Stärkeren. Trump setzt nicht nur Golfregeln außer Kraft. Er spielt generell nur nach seinen eigenen Regeln. Die Szene zwischen zwei Partien im Trumpschen Golfresort Turnberry erinnert ganz stark an Goldfinger (spielt auch in Schottland). Nur, dass UvL wirklich nicht mit 007 zu verwechseln ist. Fair Play ist, wenn man trotzdem lacht.

III.

Die EU ist erpressbar, weil sie militärisch noch immer und noch lange nicht viel zu bieten hat. Deutschland ist besonders erpressbar, weil es mit seiner Exportwirtschaft besonders abhängig ist von den USA. Es fällt auf, dass Großbritannien besser davon gekommen ist, als wenn es noch Mitglied der EU wäre. Amerikanische Autos sind zollfrei, auf deutsche Autos werden 15 Prozent Zoll aufgeschlagen, sechsmal so viel wie bisher. Die Methode ist ganz simpel. Trump verurteilt den Kontrahenten erst zum Tode, um ihn dann zu lebenslänglicher Zwangsarbeit zu begnadigen. Das Schlimmste ist vermieden. Da wirkt das Gegrinse der ohnmächtigen kleinen Blonden nur noch peinlich – mit dem Daumen nach oben steht sie neben dem mächtigen großen Blonden. Es ist die Karikatur des Jahres – aber Realsatire. Für Großtrump ist Kleinursel nur ein Fototermin zwischen zwei Runden Golf. Oder um im Bild zu bleiben: Ein historischer Deal der Schmach.

IV.

Trump, glaubt UdL, verstehe nur eine Sprache, die der schmeichelnden Unterwürfigkeit. Das wiederum findet Trump komisch. Die einzige Sprache, die er wirklich versteht, ist die der Drohung und der Erpressung. Das klammheimliche Vergnügen daran, wie Trump die EU verachtet und vorführt, kann ich nicht teilen, die haltlosen Trumpbewunderer, die sich am Charakter des Gröpraz (größter Präsident aller Zeiten) ergötzen, nicht verstehen. Sie haben den Schaden, wir alle zahlen die Zeche, nicht UdL.

V.

Wundern muss man sich darüber, wie naiv jemand sein darf, der EU-Kommissionspräsidentin geworden ist. Außer an ihrem Amt kleben, kann UdL nicht viel, das hat sie oft bewiesen. Wie die meisten Politiker kann sie vor allem eines nicht: Verlieren. Umso besser versteht sie sich im Schönfärben. Ginge es um Fußball, wäre UdL längst entlassen. Sie hat einen besseren Deal vercoacht. Als gelehrige Schülerin Merkels war es ihr wichtiger, an überzogenen europäischen Standards im Handel mit den USA festzuhalten. Sie opferte die ökonomischen Interessen einer ökologischen Ideologie. Aber darüber beklagt sich in Brüssel kaum jemand. Das Machtkartell ist nach wie vor grün lackiert.

VI.

Green Deal: Ein Instrument der Selbstkastration. Zölle passen nicht in ein liberales Verständnis von Markt. Sie schaden dem Welthandel insgesamt. Zölle sind versteckte Steuern, weil sie letztlich von allen Konsumenten bezahlt werden müssen. Aber die EU sitzt im Glashaus. Sie rutscht in eine zunehmend gelenkte grüne Wirtschaft ab. Insofern ist die Zollpolitik Trumps die illegitime Zwillingsschwester des Green Deal. Beides ist – um es in Trumpspeak zu sagen – Big Beautiful Bullshit.


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Kommentare ( 172 )

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WandererX
4 Tage her

Das ist eben reiner Liberalismus: sich verbiegen, kuschen, um Kohle machen. Es sind Wendehals- Opportunisten, die sich mal links- Mal rechtsliberal geben. Da braucht nur einer im Seeräuber- Normannenzentrum der Welt mal so richtig auf Imperialismus machen, und schon sind alle Liberalisten der Bauernländer platt! Warum platt? Weil sie nicht mal jurze Zeit auf „Primat des Geld machens“ verzichten können. Man könnte ja die 30% Aufpreis prinzipiell den Amis aufdrücken – per freiwilliger Vereinbarung, aber bitte öffentlich dies durch die Firmen in Listen bestätigen! Nein, da machen die pazifistischen Europäer doch lieber ihren Bückling! Weil ihnen Geld machen alles ist!… Mehr

Michaelis
5 Tage her

Es wurde an anderer Stelle schon gesagt – das „Verhandlungsergebnis“ kann man auch (ganz) anders sehen. Nicht als „Misserfolg“ und „Unterwürfigkeit“ einer unfähigen Blondine, sondern als einen echten „Deal“ in „beiderseitigem“ Interesse: des wirtschaftlichen MAGA-Interesses von Trump und des „geopolitischen“ Interesses – sprich des Krieges gegen Russland – auf Seiten vdLs und der EU. Das hieße: die EU opfert einmal mehr Wohlstand, Sicherheit und ökonomische Stabilität zugunsten ihrer hochaggressiven (sprich „wertegeleiteten“) Außenpolitik! Mithin der ABSOLUTE HORROR an Ignoranz und Dreistigkeit gegenüber den Menschen auf unserem Kontinent!!!

Last edited 5 Tage her by Michaelis
Mausi
5 Tage her
Antworten an  Michaelis

Ich glaube, D und Europa haben die USA auch in der Vergangenheit unterstützt. Z. B. durch Wechselkurse. Vielleicht kann TE dazu mal einen Artikel schreiben?

Memphrite
5 Tage her

Willst du ein politisches Syszem, Staat etc. zerstören, setzt einen Deutschen (oder Österreicher) an dessen Spitzen.

MfS-HN-182366
5 Tage her
Antworten an  Memphrite

Aber: Die Ösis sind ethnisch doch auch Deutsche, eben nur Klein-Deutsche, zweite Wahl. Oder nicht? Ich mag die Ösis und kein „aber“, sie haben sooo schöne Berge, sooo gute Konditoreien und können sooo schön die Geschichte verdrehen. Man muss sie einfach mögen!

GermanMichel
4 Tage her
Antworten an  Memphrite

Ist doch Unsinn, die besten Staaten der gesamten Geschichte waren die nordischen/germanischen Staaten, insbesondere preußischer Prägung. Wie Erwachsene.

Sobald es angelsächsisch wird, wird alles gierig, halbseiden, halbkriminell, es bleibt nur Scam und Betrug. Wie Teenager.

Sobald es mediterran wird, blüht nepotismus und schnöde Korruption auf allen Ebenen, keinerlei Verantwortung fürs ganze. Wie Kinder.

Maunzz
5 Tage her

EU verpflichtet sich, CO2-belastete Energie im Umfang von 750 Milliarden Euro den USA in den folgenden drei Jahren abzukaufen. Hat Trump bei diesem weltbewegenden Deal live im Beisein von UvdL vorgelesen. Die EU mit einer Clownin an der Spitze.

Mausi
5 Tage her
Antworten an  Maunzz

Die Welt ist so gemein: Katar will sich unseren Lieferbedingungen nicht anpassen und Herr Trump legt offen, dass russische Energieträger über Drittländer zu uns in den WerteWesten kommen. Und nun verseuchte Engergieträger aus den USA. Warum hat UvdL das alles nicht schon längst abgestellt? Ach, auch auf dem Gebiet sind D und auch die EU ebenfalls noch nicht selbständig/autark? Bin ich froh. Ich hatte schon Sorge, der EU gingen die Projekte aus und sie würde sich noch mehr meinem Essen und meinem Schlafzimmer widmen.

Franz Grossmann
5 Tage her

Wer hat Flintenuschi in diese Position gebracht, die alte Frau und ihre CDU. Die US-Hersteller, u.a. auch BMW und Daimler, können ihre Autos zollfrei nach Deutschland bringen. Der Endkunde zahlt aber noch 19j% Mehrwertsteuer on topo. Deutsche Hersteller zahlen in Zukunft 15% Zoll für den Export in die USA. In den USA gibt es aber nur in einigen Bundesstaaten eine Mehrwertsteuer von knapp 4-5 %.

Haeretiker
5 Tage her

Mit Trump ist es wie mit jedem Verräter. Man liebt den Verrat, nicht den Verräter.
Die „Symphatie“ die ich für Trump habe, speist sich ausschließlich aus der Tatsache, dass er kaputt macht was mich kaputt macht. Ich kann mich gegen meine Wächter nicht wehren. Wenn Trump sie schlägt, werde ich ihm nicht in den Arm fallen können und wollen. Die Rechnung muss ich in jedem Fall zahlen, da ist es mir der Tod des unmittelbaren Tyrannen recht.

Last edited 5 Tage her by Haeretiker
MfS-HN-182366
5 Tage her
Antworten an  Haeretiker

So ist es!

Vor nicht langer Zeit sah ich in Trump jemanden, der unseren Unterdrückern in den Hintern tritt, jedoch ist aus diesem Saulus nicht Paulus geworden. Er ist nur ein amerikanischer Erpresser und Dealmaker.

Mausi
5 Tage her
Antworten an  MfS-HN-182366

Wie sollte denn Ihrer Ansicht nach das in den Hintern treten aussehen? Er ist schließlich nicht Kanzler in D oder hat UvdLs Posten.

Teiresias
5 Tage her

Es gibt nicht „die USA“. Es gibt Hochfinanz-USA und Pentagon-USA. Erstere kontrollieren schwerpunktmässig die Demokraten, letztere die Republikaner (vereinfacht ausgedrückt. Es gibt natürlich Überschneidungen/Kollaborationen zwischen den Lagern). Mit Trump haben Hochfinanz-USA/die Demokraten das weisse Haus verloren. Die EU verbleibt unter der Fuchtel der US-Finanzkonzerne und damit auch der US-Demokraten. Daher rührt die emotionale Feindseligkeit Trumps: Europa bekämpfen bedeutet Demokraten zu bekämpfen. Mitte des 19.Jhds. hatte das englische Empire mit Krimkrieg und Opiumkriegen den natürlichen Zustand des eurasischen Handels zerschlagen. Mit der neuen Seidenstrasse und der SCO versucht China, Eurasien wiederzubeleben. Das Wiederzusammenwachsen der europäischen mit der asiatischen Ökonomie zu verhindern,… Mehr

Last edited 5 Tage her by Teiresias
MfS-HN-182366
5 Tage her
Antworten an  Teiresias

Nicht Freiheit und Demokratie, sondern „Unsere Freiheit“ und „Unsere Demokratie“. Dazu könnten noch „Unser Staat“ oder „Unser Krieg“ kommen. „Wir“, das deutsche Volk, sind von diesem besitzbestimmenden „Unser“ ausgeschlossen.

rainer erich
5 Tage her

Eines der Probleme des Autors besteht darin, dass er regelmaesig zu kurz springt und dabei in merkwürdige Larmoyanz verfällt. Die geundsaetzlichen Fragen zu diesem EU, ihren System, ihrer Verfasstheit und wie und warum eine vdL an die Spitze der Orga gehievt wurde, findet man bei ihm nie. Er ist und bleibt ein “ Systemling “ , der zwar ueber die personellen Auswuechse jammert, aber an dieser Stelle immer aufhört. Innen wie aussen. Leute, die an “ seinem“ System ruetteln, sind ihm ein Albtraum. Insoweit steht er denen, die meinen, die Partei habe immer Recht, eher nahe. Bei ihm sind es… Mehr

moorwald
5 Tage her

Wenn Trump so hohe Zölle auf Importe aus Europa verhängt, wird ja dadurch die amerikanische Wirtschaft noch nicht stärker und exporttüchtiger. Warum kaufen Europäer kaum amerikanische Autos? Wegen der Zölle?
Schutzzölle mögen für eine aufstrebende Wirtschaft eine zeitlang nützlich sein. Aber irgendwann muß man sich dem Wettbewerb stellen.
Eigentlich sollte das ein sonst so cleverer Geschäftsmann begreifen

Last edited 5 Tage her by moorwald
Michaelis
5 Tage her
Antworten an  moorwald

Zölle hin oder her. Es geht v.a. auch um den Kauf teurer Energie und teurer Waffensysteme aus den USA!! Waffensysteme, die dann an die Ukraine verschenkt werden. Flintenuschi macht’s möglich, UNFASSBAR!!!

Kassandra
5 Tage her
Antworten an  moorwald

Hier gibt’s einen, der den Trump-Plan für die USA in Gänze über die Zölle hinaus in knapp 3 Minuten darlegen kann – Übertitiel eingeblendet. Vielleicht besser 2x zuhören: https://x.com/iAnonPatriot/status/1907960957252321425
Denn uns hier erzählen sie davon nur den Teil, den sie wollen, dass wir den zu hören bekommen – und schon kommt man zu falschen Schlüssen.
 

Georgina
5 Tage her
Antworten an  Kassandra

Schauen Sie doch mal hier hinein, bei diesen sehr klugen US-Medien, die bei den Trotteln der Frankfurter Schule verhaßt sind und verfolgt werden: Townhall com: hier schreibt auch jemand gelegentlich, der über zwei Doktortitel verfügen soll und sehr erfolgreich bei tichy schrieb. Americanthinker com, Thegatewaypundit com, Breitbart com und viele mehr (u. a. gab com). Dort wird nichts unterschlagen und es ist eine Schande für Europa, daß kaum einer diese sehr guten Medien kennen will. Ein intellektuelles Armutszeugnis: totale Anti-Aufklärung, was die „Haltung“ angeht. So geht Europa unter. In den USA haben echte [!!] Christen „aufgeklärt“, OHNE Zensur. In Europa… Mehr

thinkSelf
5 Tage her
Antworten an  moorwald

„Aber irgendwann muß man sich dem Wettbewerb stellen.“
Nö. Das glauben nur die Libertären, aber niemand der es zu was bringen will. Oder wie hat Peter Thiel so schön gesagt: „Competition is for losers“.

Mausi
5 Tage her
Antworten an  thinkSelf

Spätestens, wenn kein Geld mehr da ist, um die Wettbewerbslosigkeit zu finanzieren, muss „man“ sich dem Wettbewerb stellen. Und wenn es nur der Wettbewerb ist, ob China an das wettbewerbslose D liefert oder doch lieber in ein anderes Land.

Michael Palusch
5 Tage her

Eines steht schon so fest wie das Amen in der Kirche: Es wird nicht bei dieser einen Schlittenfahrt Trumps mit der EU bleiben.
Oder hätte schon einmal jemand davon gehört, dass ein Erpresser nach einer völlig reibungslos verlaufen Erpressung sich wieder ins stille Kämmerlein zurückzieht?