Lars Klingbeil wird zum großen deutschen Schuldenmacher

Finanzminister Lars Klingbeil hat den Haushalt für das laufende Jahr in den Bundestag eingebracht. Der Entwurf enthält 82 Milliarden Euro offen zugegebene neue Schulden und 61 Milliarden Euro “Sondervermögen” genannte Schulden. Klingbeil spricht groß von sich, erweist sich aber als klein.

picture alliance/dpa | Michael Kappeler

Mit einer Zahl möchte Lars Klingbeil (SPD) das Beiwort Schuldenmacher verhindern. 115 Milliarden Euro an Investitionen sieht der neue Bundeshaushalt vor. So viel wie noch nie. Deswegen solle künftig, so wünscht sich das Klingbeil, nicht mehr vom Finanzministerium, sondern vom “Investitionsministerium” gesprochen werden. Was ihn zum Investitionsminister machen würde, was wiederum so viel besser klingen würde als Schuldenmacher. Das sagt der Minister, als er seinen Entwurf für den Haushalt in den Bundestag einbringt. Der wird über diesen voraussichtlich nach der Sommerpause final entscheiden.

Entwurf für Haushalt
Die letzte Kugel: Lars Klingbeil leitet “atemberaubende Staatsverschuldung” ein
Klingbeil hat als Generalsekretär von SPD-Vorsitzenden wie Martin Schulz, Andrea Nahles oder Saskia Esken gelernt. Das heißt, es macht nun wirklich keinen Spaß, ihm genau zuzuhören. Aber es ist notwendig. Denn kaum etwas, was der Schuldenmacher sagt, hält einer näheren Betrachtung stand: 81,8 Milliarden Euro Schulden nimmt Klingbeil laut Entwurf in diesem Jahr auf. Über den regulären Haushalt. 61,3 Milliarden Euro kommen dazu. Klingbeil nennt sie “Sondervermögen”, aber das sind halt auch Schulden. Es ist nicht schön, dem Schuldenmacher zuzuhören – aber notwendig.

143,1 Milliarden neuer Schulden sieht also der offizielle Haushaltsentwurf aus dem Haus von Lars Klingbeil vor, das der so gerne Investitionsministerium genannt wissen würde. Doch Investitionen darunter sind eben nur 115 Milliarden Euro. Das hat Klingbeil selbst gesagt. Um sich als Investitionsminister zu verkaufen. Das ist er aber nur ohne Kontext. Die Investitionen liegen unter der Neuverschuldung. Diese dient also auch dazu, bisherige Löcher einfach nur zu stopfen. In klarerem Licht ist Klingbeil halt einfach nur ein Schuldenmacher: 850 Milliarden Euro in nur einer Wahlperiode – die Hälfte von dem, was sich über 20 Wahlperioden insgesamt angesammelt hat.

Mit einem Mix aus Kernhaushalt, “Sondervermögen Bundeswehr”, “Sondervermögen Infrastruktur und Klimaneutralität” sowie weiteren Nebenhaushalten hat sich Klingbeil ein Konstrukt geschaffen, mit dem es zur Detektivarbeit wird, nachzuprüfen, ob es was taugt, was der Finanzminister so erzählt. Spoiler-Alarm: Meist tut es das nicht. Wie jetzt die Industrie- und Handelskammer Köln nachgewiesen hat.

Nach der Schuldenorgie
Wirtschaftsweise warnen Merz und Klingbeil vor der Konsumfalle
Immer wieder wendet Klingbeil den gleichen – und von TE schon vor Monaten vorhergesagten – Trick an: Er nimmt Posten aus dem regulären Haushalt. Zum Beispiel 7,4 Milliarden Euro für die “Bundesschienenwege”. Dann stattet der Schuldenmacher das “Sondervermögen” mit 7,6 Milliarden Euro aus. Das sieht so aus, als ob er 7,6 Milliarden Euro für Investitionen bereitgestellt hätte. In Wirklichkeit sind es nur 200 Millionen Euro. Der Rest ist Platz, den Klingbeil im regulären Haushalt für anderes geschafft hat, für das Übliche nämlich: Radwege in Peru, staatliches Geld für “nichtstaatliche” NGOs, erfundener Klimaschutz in China oder zusätzliche Ministerien und Staatssekretärs-Posten.

Drei übergeordnete Punkte wolle die schwarz-rote Regierung angehen, sagt Klingbeil: Investitionen, Reformen und Konsolidierung. Was Klingbeil zum Thema Investitionen sagt, klingt – mit Verlaub – nach staatlichem Größenwahn. Das Geld fließe nicht nur in die Infrastruktur. Wobei schon neue Duschen für Schwimmbäder in den Augen des Sozialdemokraten unter Infrastruktur fallen. Mit den Schulden schaffe der Staat “Gerechtigkeit”, verspricht Klingbeil: bezahlbare Wohnungen, faire Löhne oder pünktliche Busse und Bahnen, auch im ländlichen Raum. Dort soll das Internet bald so gut (schlecht) sein wie in den Städten. Familie und Beruf ließen sich künftig problemlos miteinander verbinden. All das, weil Klingbeil aus dem Finanzministerium ein Investitionsministerium machen will.

In diesem Moment erinnert Klingbeil an die Comic-Figur Homer Simpson. Der gilt den Bürgern als inkompetent, will aber von ihnen zum Müllbeauftragten der Stadt Springfield gewählt werden. Deswegen verspricht er ihnen im Wahlkampf, dass mit ihm alles möglich sein werde. Sogar, dass die städtischen Müllmänner künftig die Babys der Bürger wickeln. Homer Simpson scheitert gleich am ersten Tag, weil er bereits da das gesamte Budget für den Rest des Jahres ausgegeben hat.

Klingbeil ist bereits genauso gescheitert wie Homer Simpson. Er versucht nur, das hinter pompösen Worten zu verstecken. Die Stromsteuer senken für normale Arbeitnehmer? Sozialversicherungen wie Pflege- oder Krankenkasse sanieren, indem der Bund ihnen das zahlt, was er ihnen eh schuldet? Die Stromsteuer senken für Handwerker und mittelständische Unternehmen? All das ist schon jetzt nicht möglich. Trotz 850 Milliarden Euro neuer Schulden. Noch während Klingbeil eine sorgenfreie Zukunft verspricht, dringen die Sorgen schon durch.

Schulden treiben Inflation
Das Sondervermögen schadet der Wirtschaft
Endgültig als Schuldenmacher überführt sich Klingbeil selbst, wenn er ausführt, was die Bundesregierung zur Konsolidierung des Haushalts plane. Die Investitionen seien richtig, wiederholt der Finanzminister an der Stelle und außerdem habe er 50 Milliarden Euro an weiteren Ausgaben verhindert, die sich die anderen Minister in der Bundesregierung gewünscht hätten. Klingbeil hält es also für eine Konsolidierung, dass er “nur” 850 Milliarden Euro statt 900 Milliarden Euro Schulden gemacht hat. Selten hat jemand so groß über sich selbst geredet wie Klingbeil – und sich dabei als so klein erwiesen.

Dabei ist Klingbeil der Mann für das Thema Wirtschaft. Nicht nur in der SPD. Sondern in der gesamten Regierung. Die Kandidaten der Union für dieses Themenfeld, erweisen sich immer mehr als die Schattengestalten des Kabinetts. Katherina Reiche (Wirtschaft) kann sich nicht durchsetzen. Und Karsten Wildberger ist eingesetzt, um den Staat zu verschlanken, ist aber vor allem damit beschäftigt, sein eigenes Ministerium aufzubauen. Kanzler Friedrich Merz (CDU) lässt Klingbeil das Feld der Wirtschaft freiwillig. Er gibt derweil den Bundesaußenkanzler.

Also übernimmt Klingbeil das Thema Wirtschaft: “Wir sehen, dass die wirtschaftliche Stimmung sich verbessert”, feiert er sich selbst. Und macht es wieder nötig, diesen Wortwulst zu zerstechen. Die Stimmung in Umfragen mag sich verbessert haben, die Eckdaten in der tatsächlich existierenden Wirtschaft nicht. Die Stimmung mag sich auch deshalb verbessert haben, weil 850 Milliarden Euro neuer Schulden ja nicht einfach weg sind, nachdem sie eine Regierung ausgegeben hat. Sie sind nur woanders. Oft genug bei denen, die in solchen Umfragen befragt werden.

Offen ist, wie die Verhandlungen um Zölle mit den USA ausgehen werden. Klingbeil, Friedrich Merz‘ eigentlicher Wirtschaftsminister, spricht sich für “Gegenmaßnahmen” zu dem aus, was Donald Trump fordert. Er will also nichts weniger als einen Wirtschaftskrieg mit dem Land, dessen Fracking-Gas Deutschland seit dem Ukraine-Krieg bezieht.

“Ich hoffe, dass wir uns einig sind, dass Energiepreise entscheidend sind für Wettbewerbsfähigkeit eines Landes.” Das sagt Klingbeil. An anderer Stelle. An der Stelle mit den Zöllen scheint er es wieder vergessen zu haben.

Der wirtschaftliche Erfolg Deutschlands wird gerade für den Schuldenmacher Klingbeil wichtig. Daran erinnert ihn dezent sein Koalitionspartner, Mathias Middelberg. Der Haushaltsexperte der Union analysiert, dass Deutschland derzeit noch seine Kredite für günstige 2,5 Prozent Zinsen erhalte. Doch schwächelt die Wirtschaft weiter derart, bei nun auch extrem steigenden Schulden, dann drohen dem Land deutlich höhere Zinssätze. Fast das Doppelte könne möglich sein. Schon bei gleichbleibenden Zinssätzen steigt die jährliche Last des Bundes laut Finanzministerium von 33 auf rund 50 Milliarden Euro im Jahr. Zehn Prozent des gesamten Haushalts. Mit schlechteren Sätzen wäre es entsprechend noch mehr.

Michael Espendiller (AfD) spricht daher von der “Monstrosität dieses Schuldenhaushalts”. Er nennt Klingbeils Entwurf – 503 Milliarden Euro Ausgaben bei 421 Milliarden Euro Einnahmen – einen “finanzpolitischen Amoklauf”. Der Minister verzichte darauf, klar zu analysieren, welche Ausgaben wegfalllen könnten. Grundlegende Strukturreformen gehe die schwarz-rote Regierung eben nicht an. Etwa wenn es darum gehe, die Arbeitsmoral anzuheben, die in Deutschland am Boden läge: “Warum soll man sich anstrengen, wenn einem von der eigenen Arbeit so wenig übrigbleibt, dass man sich fragt, ob sich das noch lohnt.”

In dem Zusammenhang liefert Klingbeil noch ein sprachliches Zuckerl: “Mein Anspruch ist, dass Wachstum bei allen ankommt.” Klingt gut. Nur ist halt unter Kanzler Olaf Scholz (SPD) die Wirtschaft zweimal in Folge geschrumpft. Und so gesehen hat Klingbeil irgendwie recht: Denn das Schrumpfen des Wohlstands ist ja beim Bürger durchaus angekommen. Es ist nicht schön, dem Schuldenmacher zuzuhören. Aber nötig.

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Kommentare ( 12 )

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Peter Gramm
30 Tage her

Die Roten und die Schwarzen an der Regierung ist so etwas wie Erdbeereis mit Senf. Mit dem Geschwurbel dieses Obersozen kann man halt auch nichts anfangen. Versteht er wohl auch selber nicht.

Innere Unruhe
30 Tage her

Deutsche vergleichen Angebote bis zum letzten Cent. Aber bei ihrer Wahl, ist es ihnen völlig egal, dass ihr Geld für die Asylanten ausgegeben wird und dafür auch noch Zinsen verlangt werden.
Deutsche kalkulieren, wie – wenn überhaupt – sie ihre Immobilien ausstatten und was der Urlaub kosten soll. Dem Asylanten sind sie bereit, jeden Preis für seine Wohnung alle Kinder zu zahlen…
Wer den Zusammenhang zwischen den Illegalen und dem Zustand im Land nicht versteht, muss halt zahlen.

sunnyliese
30 Tage her

Baerbock hat vor laufenden Kamera nachgewiesen, dass sie weder Bruch- noch Prozentrechnung kann (Sommerinterview: 2/3 ist mehr als 75%), Harbeck konnte mit Prozentrechnung nichts anfangen, denn er meinte bei Lanz, wenn ein Wert von 15.000 auf 20.000 stiege, dass das eine Steigerung von 25% sei. Kann Lars Klingbeil Mathematik auf einem ähnlichen Niveau? Ich würde es gern prüfen lassen.

Orlando M.
30 Tage her

Trotz 850 Milliarden Euro neuer Schulden.“
Die sind schon so gut wie weg, der Spahn hat einen neuen Maskendeal gemacht und will nicht mehr als 1% Provision dafür nehmen, auch weil er weiß, dass die überwältigende Mehrheit der Bürger mit dieser schlichten Rechenaufgabe bereits heillos überfordert ist.

Paul Brusselmans
30 Tage her

Eine rücksichtslose Verschuldung, nicht zuletzt auch zulasten der europäischen Partner, die nebst den Deutschen höhere Zinsen werden zahlen müssen und denen die Deutschen Brücken usw vor der Nase wegkaufen werden. Übrigens EU-weit ausgeschrieben, so dass der Beschäftigungseffekt hier verpuffen wird. Schon beim Doppelwums haben sich die Nachbarn beschwert. Selbsternannte Europafreunde, die in Brüssel nebst Merkels Statt- oder Stallhalterin keiner abkann. Frankreich sucht derweil 40Mrd einzusparen..es knirscht in Brüssel

Martin Mueller
30 Tage her

Politiker wie Lars Klingbeil sollten niemals Finanzminister werden.

Eigentlich ist das jedem vernunftgetauften Menschen klar.

Schulden machen ist die Kunst der Versager.
Und natürlich das Territorium ideologischer Fantasten.

PapaAN
30 Tage her

WER HAT UNS VERRATEN – DIE SOZIALDEMOKRATEN – PUNKT!
(SA)ntifa Lars legt endlich den Turbo ein, so dass es nicht mehr lange dauert, bis dieses Land vollkommen am Ende ist!
Der Deutsche Michel wird es erst merken, wenn es keinen Ausweg mehr gibt, denn wie gewählt, so geliefert!

AHMED
30 Tage her

Zweck dieser lupenreinen diktatorischen Übung der grünen Seilschaften im baden-württembergischen Staatsapparat war es, Ballweg neun Monate einbuchten zu können, damit er keine Massendemonstrationen gegen das quasi-diktatorische Corona-Maßnahmen-Regime mehr organisieren konnte. Selbst unter dem Kriegsrecht in Polen in den 1980er Jahren war die staatliche Willkür nicht schlimmer als im grün-schwarz versifften „Ländle“!

November Man
30 Tage her

Klingbeil ist nur einer von vielen Schuldentreiber. Dieses Land kann sich aufgrund der verursachten horrenden Migrationskosten und der mutwilligen Zerstörung seiner eigenen Wirtschaft, trotz fast einer Billion Steuereinnahmen, nur noch mit immensen Schulden über Wasser halten. Mit den Linksextremen läuft in diesem Land alles ganz gewaltig schief. Besserung ist, außer mit der AfD, nicht in Sicht.  

Bernd Bueter
30 Tage her

Klingbeil vollendet den Nachweis, ein Land auch ohne Armee/Krieg vollständig zerstören zu können.
Man sollte sich daher langsam auf das Danach vorbereiten.
Tauschwirtschaft, Plünderungen, Straßengewalt, Blackout……Währungsreform (NeueDM)…