Tichys Einblick
Absatzeinbruch

Absturz der Autobauer hält an: Porsche und Audi stehen vor Absatzproblem

Der Abwärtstrend der deutschen Automobilindustrie scheint kein Ende zu nehmen. 2024 war besonders für Porsche und Audi gekennzeichnet durch Probleme und Herausforderungen. Der Absatz beider Hersteller ist stark eingebrochen.

IMAGO / Dreamstime

Die Absatzschwierigkeiten des VW-Konzerns geben Anlass zur Sorge. Für den Automobilriesen Volkswagen brachte das Jahr 2024 rückläufige Verkaufszahlen. Wie das Unternehmen aus Wolfsburg mitteilte, sanken die Auslieferungen konzernweit um 2,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das selbst gesetzte Ziel von 9 Millionen Fahrzeugen wurde nur knapp erreicht: Am Ende wurden 9,027 Millionen Fahrzeuge ausgeliefert.

Von den einstigen Rekordzahlen ist Europas führender Autobauer jedoch weit entfernt. Im Jahr 2019 hatte Volkswagen noch fast 11 Millionen Fahrzeuge verkauft und damit den weltweiten Spitzenplatz vor Toyota eingenommen. Heute ist VW im Wettbewerb um die weltweite Marktführerschaft weit abgeschlagen.

Rückgang bei Audi und Porsche belastet VW-Konzern

Der Rückgang im letzten Jahr ließ sich vor allem auf die schwächelnde Performance von Audi und Porsche zurückführen. Während die Kernmarke Volkswagen Pkw lediglich einen Rückgang von 1,4 Prozent verzeichnete, musste Audi einen drastischen Einbruch von 12 Prozent hinnehmen. Auch Porsche konnte den Abwärtstrend nicht aufhalten und meldete ein Minus von etwa 3 Prozent.

Absatzrückgang bei Audi: Deutsche Verbraucher bevorzugen Verbrenner

Audi musste im Jahr 2024 in allen wichtigen Märkten deutliche Absatzverluste hinnehmen. Insgesamt verkaufte der bayerische Autobauer lediglich 1,7 Millionen Fahrzeuge, im Jahr 2023 waren es noch knapp 1,9 Millionen. Besonders dramatisch fiel der Rückgang in Deutschland aus, wo die Auslieferungen um 21 Prozent einbrachen. Auch in China gingen die Verkäufe um 11 Prozent zurück, in Nordamerika verzeichnete das Unternehmen ein Minus von 13 Prozent.

Mit Blick auf den deutschen Markt zeigt sich deutlich, dass Verbraucher ohne staatliche Förderung nur geringes Interesse an E-Autos zeigen. Bei den vollelektrischen Fahrzeugen gingen die Audi-Neuzulassungen sogar um 33 Prozent zurück. Die staatliche Prämie für den Erwerb eines Elektroautos, der sogenannte Umweltbonus, der in Deutschland von 2016 bis Ende 2023 gewährt wurde, hatte die tatsächliche Nachfrage künstlich in die Höhe getrieben. Mit dem Wegfall der Förderung zum Jahresende 2023 brach die Nachfrage entsprechend ein. Ein Großteil der deutschen Verbraucher bevorzugt weiterhin den altbewährten Verbrennungsmotor.

Laut einer Analyse des Beratungsunternehmens Deloitte planen inzwischen 53 Prozent der Verbraucher in Deutschland, als nächstes Auto einen Benziner oder Diesel zu wählen – ein bemerkenswerter Anstieg um 8 Prozentpunkte im Vergleich zu den Ergebnissen vor zwei Jahren. Die Perspektiven für den Markt der Elektroautos bleiben wie erwartet ernüchternd. Gerade einmal 14 Prozent der Befragten können sich vorstellen, bei ihrem nächsten Fahrzeug auf ein rein elektrisches Modell umzusteigen.

Chinas Schwäche belastet den Autobauer aus Ingolstadt

Auch der Einbruch auf dem chinesischen Markt wiegt besonders schwer, da Audi stark von diesem abhängt. Mit 649.400 verkauften Fahrzeugen entfielen 2024 rund 38,2 Prozent des Gesamtabsatzes auf China. Der Hauptgrund für den Rückgang der Absatzzahlen in der Volksrepublik sind vor allem die hohen Preise des Autobauers. Laut Alexander Sauer-Wagner, Präsident des VW- und Audi-Partnerverbands, sind viele Audi-Modelle inzwischen unbezahlbar geworden, insbesondere die Elektroautos. „Oberklassefahrzeuge kosten mittlerweile häufig über 100.000 Euro. Auch die Leasingraten sind drastisch gestiegen – teils von 350 auf 800 Euro pro Monat für dasselbe Modell“, so Sauer-Wagner.

Aufgrund der anhaltenden Konjunkturkrise in China wenden sich viele Verbraucher günstigeren, heimischen Alternativen zu. Chinesische Oberklassemodelle wie der XPeng G9 (ab 59.000 €), der Nio ET5 Touring (ab 60.000 €) oder der BYD Tang (ab 66.000 €) bieten ein deutlich attraktiveres Preis-Leistungs-Verhältnis. Subventionierte Hersteller aus China verschaffen sich dadurch einen erheblichen Wettbewerbsvorteil gegenüber deutschen Marken.

Einbahnstraße Elektromobilität: Deutsche Hersteller verlieren an Boden

Der Fehler bei der Umstellung auf Elektromobilität wird besonders auf dem chinesischen Markt deutlich. Während die EU ab 2035 nur noch emissionsfreie Fahrzeuge zulassen will, verfolgt China einen technologieoffenen Ansatz und entwickelt den Verbrennungsmotor weiter – etwa mit alternativen Kraftstoffen wie Wasserstoff und synthetischen Treibstoffen. Deutsche Hersteller wie VW, Audi und Porsche riskieren, die Marktführerschaft in beiden Segmenten – Verbrenner und Elektroautos – an chinesische Konkurrenten zu verlieren.
Porsche verzeichnet Absatzrückgang: Elektrokurs unter Druck

Auch Porsche kämpft mit Problemen. Besonders drastisch ist der Einbruch beim Taycan, dessen Absatz um 49 Prozent zurückging. In China, dem wichtigsten asiatischen Markt, sank der Absatz um 28 Prozent. Um die Herausforderungen zu bewältigen, plant Porsche einen umfassenden Sparkurs und prüft eine stärkere Fokussierung auf Verbrennermodelle wie den Cayenne.

Fazit: Die Elektrostrategie birgt große Risiken

Die Umstellung auf Elektromobilität hat sich für die deutschen Autobauer als kontraproduktiv erwiesen. Der technologische Vorsprung im Bereich der Verbrennungsmotoren schwindet. Statt sich ausschließlich auf E-Autos zu fokussieren, sollten deutsche Hersteller ihre Strategien überdenken, um ihre Marktführerschaft zu sichern.

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