Einige sahen Musk schon mit einem Bein im Gefängnis, weil er bei Trumps Inauguration eine Geste vollführt hatte, in der er seine rechte Hand vom Herzen weg bewegte. „My heart goes out to you“, sagt man im Englischen dazu, „mein Herz geht hinaus zu dir/euch“. Das konnten die deutschen Kommentatoren ja nicht wissen. Strafbar wäre die Geste nach deutschem Gesetz aber ohnehin nur, wenn sie in Deutschland getätigt worden wäre, erfahren wir auf Der Westen. Musk hat aber weder einen Hitlergruß vollführt, noch wirkt er durch seine öffentlichen Aussagen und Standpunkte insgesamt wie ein Faschist, Antisemit, Rassist oder Nationalsozialist. Doch das ist egal: Es reichte aus, dass Elon Musk laut neuesten Erkenntnissen links-grün-woker Politiker und Medien als „rechts“ zu gelten hat. Von dort ist es bekanntlich nur ein kleiner Schritt zur Nutzung von NS-Symbolen, zumindest im Verstand der Links-Grün-Woken.
Aber auch derartige Manöver halten Musk nicht davon ab, sich weiter im deutschen Wahlkampf zu engagieren. Auf dem Wahlkampfauftakt der AfD bei Halle an der Saale rief Musk seine Zuhörer per Video-Schalte dazu auf, einen gewissen Nationalstolz zu pflegen. Es sei „sehr wichtig, dass die Menschen in Deutschland stolz darauf sind, Deutsche zu sein“. Dabei müsse auch eines klar sein: „Kinder sollten nicht für die Fehler ihrer Eltern, geschweige denn ihrer Groß- und Urgroßeltern, verantwortlich gemacht werden.“ Offenbar fürchtet Musk hier eine abträgliche Folgewirkung, eine Schwächung der Selbstbehauptung. Dabei sei es eigentlich gut, „stolz auf die deutsche Kultur und die deutschen Werte zu sein“. Man dürfe das nicht „in einer Art Multikulturalismus“ verlieren, durch den die „einzigartige Kultur“ der Nationen verloren ginge. Nicht erstaunlich, dass diese Aussagen auf die Zustimmung des Partei-Publikums stießen.
Eine grobe Verzerrung: Eine Wahl, die am 23. Februar stattfindet, bringt es mit sich, dass der Wahlkampf eventuell Ende Januar in seine heiße Phase eintritt. Musk hatte aber keineswegs von einem „großen Deutschland“ gesprochen, sondern nur Alice Weidel von einem „großartigen“ (im Englischen „great“). Auch für ein „Vergessen“ der NS-Verbrechen war Musk überhaupt nicht eingetreten oder hätte es gar als „notwendig“ bezeichnet, wohl aber für einen neuen Fokus auf die Gegenwart. Man sieht, es geht bei dieser Kritik nicht ohne Wortverdrehung.
Im Dunkeln: die Gründe für den aktuellen Antisemitismus
Daneben widersprach auch der Leiter der Gedenkstätte von Yad Vashem, Dani Dayan, dem Ansinnen Musks nach einer größeren Unverkrampftheit der Nachgeborenen: „Die Erinnerung und Anerkennung der dunklen Vergangenheit des Landes und seines Volkes« sollte eine große Rolle in der deutschen Gesellschaft spielen.“ Dies wegzulassen, sei „eine Beleidigung für die Opfer des Nationalsozialismus und eine klare Gefahr für die demokratische Zukunft Deutschlands“.
Musks Interesse an der deutschen Politik mag vielen „intensiv und erratisch“ (Associated Press) vorkommen, ebenso seine Interventionen in Großbritannien oder seine Treffen mit Giorgia Meloni. Es sind sicher Al-fresco-Interventionen des Technologie-Unternehmers, bei denen er einen allerersten Blick auf ein fremdes Land wagt, das er – im brandenburgischen Sand – immerhin als Fabrikbauherr kennengelernt hat.
Dabei dürfte Musk, wie jeder andere auch, Bekanntschaft mit einer übertrieben verkrampften Beschäftigung mit der deutschen Vergangenheit gemacht haben, bei der gerade die aktuellen Implikationen und notwendigen Schlussfolgerungen unterbleiben. Genau das müssten die Gralshüter des Anti-Antisemitismus eigentlich kritisieren, tun das aber zu selten – wie nun auch im Fall des Yad-Vashem-Leiters. Das ist dann so ähnlich wie das Schweigen der Feministen angesichts der muslimischen und migrantischen Gewalt gegen Frauen. Und es könnte genauso fatale Folgen haben.