Tichys Einblick
Videoschalte beim AfD-Wahlkampfauftakt

Musk: Deutsche haben Recht auf Nationalstolz

Elon Musk steckt nicht zurück. Auf dem AfD-Wahlkampfauftakt in Halle ruft er die Deutschen zu mehr Nationalstolz auf – und kritisiert die exzessive NS-Bewältigung im Lande. Musk hat Recht: Manchmal verdeckt die Konzentration auf das Vergangene die aktuellen Gefahren.

picture alliance/dpa | Hendrik Schmidt

Einige sahen Musk schon mit einem Bein im Gefängnis, weil er bei Trumps Inauguration eine Geste vollführt hatte, in der er seine rechte Hand vom Herzen weg bewegte. „My heart goes out to you“, sagt man im Englischen dazu, „mein Herz geht hinaus zu dir/euch“. Das konnten die deutschen Kommentatoren ja nicht wissen. Strafbar wäre die Geste nach deutschem Gesetz aber ohnehin nur, wenn sie in Deutschland getätigt worden wäre, erfahren wir auf Der Westen. Musk hat aber weder einen Hitlergruß vollführt, noch wirkt er durch seine öffentlichen Aussagen und Standpunkte insgesamt wie ein Faschist, Antisemit, Rassist oder Nationalsozialist. Doch das ist egal: Es reichte aus, dass Elon Musk laut neuesten Erkenntnissen links-grün-woker Politiker und Medien als „rechts“ zu gelten hat. Von dort ist es bekanntlich nur ein kleiner Schritt zur Nutzung von NS-Symbolen, zumindest im Verstand der Links-Grün-Woken.

Aber auch derartige Manöver halten Musk nicht davon ab, sich weiter im deutschen Wahlkampf zu engagieren. Auf dem Wahlkampfauftakt der AfD bei Halle an der Saale rief Musk seine Zuhörer per Video-Schalte dazu auf, einen gewissen Nationalstolz zu pflegen. Es sei „sehr wichtig, dass die Menschen in Deutschland stolz darauf sind, Deutsche zu sein“. Dabei müsse auch eines klar sein: „Kinder sollten nicht für die Fehler ihrer Eltern, geschweige denn ihrer Groß- und Urgroßeltern, verantwortlich gemacht werden.“ Offenbar fürchtet Musk hier eine abträgliche Folgewirkung, eine Schwächung der Selbstbehauptung. Dabei sei es eigentlich gut, „stolz auf die deutsche Kultur und die deutschen Werte zu sein“. Man dürfe das nicht „in einer Art Multikulturalismus“ verlieren, durch den die „einzigartige Kultur“ der Nationen verloren ginge. Nicht erstaunlich, dass diese Aussagen auf die Zustimmung des Partei-Publikums stießen.

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Doch unwidersprochen konnten die Äußerungen Musks wohl kaum bleiben. Und so trat ein anderer Donald, dessen Nachname sich fast auf Musk reimt, an die Mikrophone. Donald Tusk, polnischer Premier und früherer Ratschef der EU, verband Musks Kommentar mit dem Tag der Befreiung von Auschwitz am heutigen Montag. Dabei verkehrte er aber zugleich den Sinn von Musks Worten. Bei Tusk heißt es: „Die Worte der Hauptakteure der AfD-Kundgebung über ein ‚Groß-Deutschland‘ und ‚die Notwendigkeit, die deutsche Schuld an den Nazi-Verbrechen zu vergessen‘ klangen nur allzu vertraut und bedrohlich. Vor allem nur wenige Stunden vor dem Jahrestag der Befreiung von Auschwitz.“

Eine grobe Verzerrung: Eine Wahl, die am 23. Februar stattfindet, bringt es mit sich, dass der Wahlkampf eventuell Ende Januar in seine heiße Phase eintritt. Musk hatte aber keineswegs von einem „großen Deutschland“ gesprochen, sondern nur Alice Weidel von einem „großartigen“ (im Englischen „great“). Auch für ein „Vergessen“ der NS-Verbrechen war Musk überhaupt nicht eingetreten oder hätte es gar als „notwendig“ bezeichnet, wohl aber für einen neuen Fokus auf die Gegenwart. Man sieht, es geht bei dieser Kritik nicht ohne Wortverdrehung.

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Schon Musks Wahlempfehlung für die AfD hatte hierzulande Aufsehen erregt und Olaf Scholz zu der Antwort gereizt, dass man in Deutschland nichts sagen dürfe, das „extrem rechten Positionen“ Auftrieb verleiht. Scholz wollte die fundamentale Kritik an seiner Politik – und der von SPD, CDU, CSU, Grünen und FDP insgesamt – nicht gelten lassen. Wer Scholz & Co. mit Gründen kritisiert, der soll laut Scholz besser schweigen. Er könnte sonst stören und von Scholz in die „rechte Ecke“ gestellt werden. Keir Starmer hatte es in Britannien ähnlich mit Musks Kritik versucht und war gleichfalls gescheitert.
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Daneben widersprach auch der Leiter der Gedenkstätte von Yad Vashem, Dani Dayan, dem Ansinnen Musks nach einer größeren Unverkrampftheit der Nachgeborenen: „Die Erinnerung und Anerkennung der dunklen Vergangenheit des Landes und seines Volkes« sollte eine große Rolle in der deutschen Gesellschaft spielen.“ Dies wegzulassen, sei „eine Beleidigung für die Opfer des Nationalsozialismus und eine klare Gefahr für die demokratische Zukunft Deutschlands“.

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Aber auch diese Worte vernebeln, wie es immer auch von links-politischer Seite passiert, das eigentliche Problem. Wirklich wichtig wären zwei Dinge: Zum einen die Erinnerung und das Gedenken an die Geschichte; zum anderen das Bewusstsein, dass jüdisches Leben in Deutschland heute nicht primär von Alt- oder Neonazis gefährdet wird, sondern vor allem durch die Ausbreitung des Islam und von Muslimen. Und das wendet sich implizit und manifest auch bereits gegen das christliche, sonstige religiöse sowie auch gegen das atheistische Leben in Deutschland.

Musks Interesse an der deutschen Politik mag vielen „intensiv und erratisch“ (Associated Press) vorkommen, ebenso seine Interventionen in Großbritannien oder seine Treffen mit Giorgia Meloni. Es sind sicher Al-fresco-Interventionen des Technologie-Unternehmers, bei denen er einen allerersten Blick auf ein fremdes Land wagt, das er – im brandenburgischen Sand – immerhin als Fabrikbauherr kennengelernt hat.

Dabei dürfte Musk, wie jeder andere auch, Bekanntschaft mit einer übertrieben verkrampften Beschäftigung mit der deutschen Vergangenheit gemacht haben, bei der gerade die aktuellen Implikationen und notwendigen Schlussfolgerungen unterbleiben. Genau das müssten die Gralshüter des Anti-Antisemitismus eigentlich kritisieren, tun das aber zu selten – wie nun auch im Fall des Yad-Vashem-Leiters. Das ist dann so ähnlich wie das Schweigen der Feministen angesichts der muslimischen und migrantischen Gewalt gegen Frauen. Und es könnte genauso fatale Folgen haben.

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