Tichys Einblick
Letzte Generation stellt sich neu auf

Das Klima ist tot, es lebe der Sozialismus

Bereits im Dezember war klar: Die Letzte Generation ist am Ende. Nun will sie sich als „Neue Generation“ wieder ins Spiel bringen: Aktivistisch wie eh und je, bloß der Klimaschutz als Vehikel hat ausgedient.

picture alliance / PIC ONE | Stefan Müller

„Neue Generation“ – diesen Namen gibt sich die vormals „Letzte Generation“, und bekennt damit zwei Dinge: Klimaschutz ist tot, dafür ist der Sozialismus zurück.

Schon im Dezember 2024 hatte Carla Hinrichs im Spiegel angekündigt: „Wir sind nicht mehr die letzte Generation.“ Einen neuen Namen hatte die Initiative da noch nicht.

Mit ihrem Umschwenken erweist sich die Letzte Generation in Deutschland als Nachzügler in der internationalen Klimabewegung, die sich bereits seit geraumer Zeit klassisch-linke Gefilde erschlossen hat, und sich mit Antikolonialismus, Antiimperialismus, und, folgerichtig, mit „Antizionismus“ respektive antiisraelischer Agitation hervortut.

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Sie ist damit aber immer noch vorausschauender als die deutsche Politik, die dafür bekannt ist, bis zum bitteren Ende auf toten Pferden zu reiten. Deutlich agiler merken die Aktivisten, dass das Klimathema nicht mehr zieht: So deutlich spüren immer mehr Deutsche den realen Druck steigender Lebenshaltungskosten, die schlechte wirtschaftliche und gesellschaftliche Stimmung im Land, dass sie keine Zeit mehr aufbringen können für ideologisches Schwadronieren.

Noch früher, im Sommer 2024, hatte die Letzte Generation Österreich ihre Proteste aufgegeben. Das aggressive Vorgehen der Aktivisten war von der Mehrheit der Bevölkerung keineswegs als heroischer Akt zivilen Ungehorsams wahrgenommen worden; der Aufruf zur klimatischen Weltrevolution lief ins Leere. Auch zunehmend weniger politischer Rückhalt im Verein mit strikterem Vorgehen von Polizei und Justiz nebst empfindlicheren juristischen Konsequenzen mag deutlich gemacht haben, dass die Letzte Generation nicht als der Robin Hood betrachtet wird, den sie darstellen will.

Mit dem Klimanarrativ neigt sich eine Horrorgeschichte ihrem vorläufigen Ende zu: Seit Jahrzehnten werden die Bürger mit Zukunftsangst genährt, in Form von drohender Atomwolke, saurem Regen und Waldsterben, Ozonloch und verbrannter Erde. Nachdem all die Katastrophen, die der Menschheit den Garaus machen würden, ausgeblieben sind, war die Erzählung vom nahenden Klimatod ein echter Coup: eine Fortführung der etablierten, als „wissenschaftlich“ getarnten Weltuntergangsphantasien, die zugleich noch umfassender und dramatischer war; und die vor allem einen neuen, dem 21. Jahrhundert angemessenen Spin bereithielt.

Waren die Katastrophenängste des 20. Jahrhunderts darauf gerichtet, dass Lebensraum und Lebensgrundlage des Menschen zerstört würden, kultiviert die Klimaangst den Topos des Menschen als Schädling, der zurücktreten muss, um den Planeten nicht zu zerstören. Doch je drückender die Realität, desto intensiver macht sich auch der Lebenswille bemerkbar, und je weniger Menschen sich leisten können, zu leben wie ein Schwabe auf dem Prenzlauer Berg, desto eher kehrt man auf den Boden der Tatsachen zurück und priorisiert den Geldbeutel über das Wohl des Planeten.

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Hinzu kommt im globalen Westen eine durch Trumps Präsidentschaft erzwungene Wende zurück zu einer Politik, die nationalen Interessen Vorrang einräumt, und der gegenüber eine globalistische Klimarettungsagenda genau so absurd wirkt, wie sie ist. Dass sich überdies die Geldströme verändern werden, die internationalen Aktivismus finanzieren, ist zu erwarten.

Es sieht also sowohl politisch als auch gesellschaftlich schlecht aus für Klimaretter, weshalb sie nun zu ihren Wurzeln zurückkehren: Der gute alte Marxismus, der in Ermangelung einer willfährigen Arbeiterschaft irgendwelche Minderheiten als Zielgruppe für den Klassenkampf ausgemacht hat, und zuletzt das Klima nutzte, um Bourgeoisie und Kapital in die Knie zu zwingen, versucht es nun wieder mit dem herkömmlichen realexistierenden demokratischen Sozialismus: Mit einem „Parlament der Menschen“ wolle die neue Bewegung Lösungen entwickeln, ein „demokratisches Netz quer durch unser Land“ aufbauen, so Raphael Thelen von der Letzten, respektive „Neuen“ Generation gegenüber dem „Spiegel“. Dafür sollen Bürgerrat-ähnliche Strukturen sorgen. „Unser Protest lenkt Aufmerksamkeit auf das Versagen der Politik und die Notwendigkeit einer neuen Demokratie.“ Neu? Neu ist es mitnichten, autoritäre Strukturen mit dem Etikett „demokratisch“ zu versehen.

Ebenso wenig neu ist der Doppelsprech, mit dem anderen politischen Kräften nicht nur die Demokratiefähigkeit abgesprochen wird, sondern mit der herrschende Verhältnisse als ihr Gegenteil präsentiert werden: Thelen drückt auf die Tränendrüsen. Geld habe mehr Macht in der Politik als die Bürger. AfD und CDU würden „Reiche reicher und Arme ärmer“ machen. Dass in Deutschland durch ein haarsträubend korruptes System linke NGOs Milliarden an Steuern – und anderen Geldern kassieren, um die Verarmung der Deutschen voranzutreiben, erwähnt er nicht.

Die Letzte Generation selbst gehört zu einem verschachtelten internationalen Netzwerk, das sich eben nicht durch breite Unterstützung der Massen trägt, sondern über undurchsichtige internationale Geldflüsse: Hier die düstere Macht des Kapitals bei AfD und CDU zu verorten, ist nicht heuchlerisch, sondern geradezu lügnerisch.

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Zumal die Gestaltungskraft gerade in Deutschland immer noch links der Mitte zu verorten ist. Hier ist nicht nur das Geld, hier sind effiziente Netzwerke, rücksichtsloser Wille zur Macht und vor allem die Deutungshoheit angesiedelt. Die AfD verfügt nur über wenig reale Macht, und nutzt die vorhandenen Druckmittel, um die CDU aufzureiben, nicht um gegen linke Dominanz vorzugehen. Und die CDU verfügt über so gut wie keine Wirkmacht. Die Visionen eines Raphael Thelen entbehrt jeder faktischen Grundlage, und befinden sich auch damit in guter sozialistischer Tradition.

Ganz klar will man, und die Wahlergebnisse der Linken sprechen für den Erfolg einer solchen Strategie, den wirtschaftlichen Abstieg des Landes, den man unter grüner Flagge verantwortet, nun unter roter Flagge nutzen, um dieselben Nichtlösungen und Verschlechterungen als Lösungen zu präsentieren.

Eine verheerende Taktik, die die gesellschaftlichen Gräben vertieft, und das Erstarken extremistischer Ränder noch schneller und vor allem effektiver vorantreiben wird, als es die Klimaideologie vermochte. Denn mit der Verheißung auf mehr soziale Gerechtigkeit und ein gutes Leben für alle lassen sich letztlich auch im ideologieaffinen Deutschland mehr Menschen mobilisieren als mit der Aussicht darauf, sich für die Schimäre der „Klimagerechtigkeit“ zu opfern.

Es steht nicht zu erwarten, dass die bräsigen, seit Jahrzehnten in Schockstarre verhafteten konservativen und bürgerlichen Lager in Deutschland die Chance nutzen, um selbst in die Offensive zu gehen, den erneuerten sozialistischen Furor zu entlarven, und sich selbst als konstruktive und lösungsorientierte Garanten für Aufschwung, Aufstieg und soziale Gerechtigkeit zu inszenieren: Immerhin beweisen hier die Klimakämpfer, dass ihr Streben zu keinem Zeitpunkt authentisch oder wahrhaftig war, und dass es allein und ausschließlich um Agitation und Aktivismus geht – wogegen und wofür wird opportunistisch gemäß der Gemengelage flexibel gehandhabt. Eine Steilvorlage, um die inhärente Unehrlichkeit des linken Politaktivismus zu enttarnen.

Auch die verzerrte Darstellung der Machtverhältnisse, wie sie die linksdominierte öffentliche Meinung aufrechterhält, könnte genau jetzt zerschlagen werden. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass rechter und linker Rand zunehmend ohne Puffer aufeinandertreffen werden, während die Mitte in Unschlüssigkeit verharrt und sich endgültig selbst aufgibt.

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