Tichys Einblick
Stephans Spitzen:

Neues Trendthema der Union: Die Nationale Menopausen-Strategie

Die Union, früher mal Familienpartei, kümmert sich heute um eine "Nationale Menopausen-Strategie" im Bundestag. Denn die weiblichen Wechseljahre sind volkswirtschaftlich brisant. Wir hätten da noch weitergehende Vorschläge.

IMAGO, Screenprint Bundestag - Collage: TE

Frauen sind bekanntlich etwas ganz Besonderes, weshalb man sie auf vielfältige Weise fördern muss. Der Frauenparkplatz ist da nur ein ganz kleines Puzzlesteinchen im großen Förderkorb! Auch die Aufsichtsratsplätze werden uns wie Kamelle hinterhergeworfen, selbst wenn die meisten Frauen darauf ebensowenig Bock haben wie viele Männer. Egal: Frauen gehört die Welt.

Kein Wunder, dass neuerdings so viele Männer lieber Frauen sein wollen, natürlich ohne die vielen Nachteile, die so ein weibliches Geschlecht mit sich bringt, das man ja nicht umsonst das „schwache“ nennt. Was natürlich eine üble Verleumdung ist. Es sei denn, man vergleicht Frauen mit Transfrauen. Dann stimmt es eben doch wieder.

Nachteil eins: Menstruation, Blutspende an die Götter, bis zu 40 Jahre lang jeden Monat, über etwa fünf Tage. Nachteil zwei: Der Gebärvorgang. Wie sagt die Bibel: „Und zur Frau sprach er: Ich will dir viel Mühsal schaffen, wenn du schwanger wirst; unter Mühen sollst du Kinder gebären.“ Wird Zeit, dass ein Mann eine künstliche Gebärmutter erfindet, dann wäre es auch mit dem Gebärleid und dem Gebärneid vorbei.

Nachteil drei: nach Menstruation und Gebärleid folgt die Menopause, und das ist auch nicht richtig lustig, denn dann drohen „Stimmungsschwankungen, Hitzewallungen, Schweißausbrüche und Schlafstörungen, bis hin zu langfristigeren Folgen wie Osteoporose und kardiovaskulären Risiken.“

Doch wir Frauen sind nicht allein. Nicht nur grünrote Regierungen kümmern sich um unser Wohlergehen, von der Wiege bis zur Bahre, sozusagen. Mit dem ersten November dürfen sich auch Frauen zu Männern erklären, womöglich gar in der Hoffnung, dass solches gegen die oben beschriebenen Nachteile hilft. Die Union aus CDU und CSU, einst Partei der Familie, kümmert sich nun ebenfalls und hat einen umfangreichen und gelehrten Antrag am 24. September in den Bundestag eingebracht, wonach der „eine nationale Menopausen-Strategie“ beschließen solle im Sinne eines „gesamtgesellschaftlichen Bewusstseins für die Wechseljahre der Frau“ Unterzeichnet von Friedrich Merz, Alexander Dobrindt und CDU-Fraktion.

Da fühlt sich doch jede Frau über 55 Jahren umarmt und geschützt und gehätschelt und geht gleich viel lieber ihrer Werktätigkeit nach. Oder sie fragt sich, was es eigentlich die CDU-CSU und den Bundestag angeht, wie sie mit sich und ihren Vorzügen und Nachteilen umgeht. Schon die jahrelange Menstruation war gewiss kein Zuckerschlecken, aber sie zeigte immerhin Fruchtbarkeit an. Wir waren es jedenfalls nicht, die gefordert haben, dass auf jeder Toilette Tamponspender angebracht werden müssen. Und vielleicht menstruiert Frau ja in überirdischer Mission? Manch Frauenbewegte haben das Blutvergießen mit allerhand magischen Ritualen verklärt, unklar, ob es was genutzt hat.

Egal. Wenigstens hat die Union nun glasklare objektive Gründe dafür angeführt, warum sie sich ums Frauenelend kümmern möchte. Nicht aus Mitleid, nein. Das würden sich die meisten von uns Menopausierenden auch verbitten. Die Union aus CDU und CSU schätzt vielmehr das Menopausenleid als volkswirtschaftlich hoch brisant ein.

Das wäre richtig, sollten die Zahlen im Antrag stimmen: 9 Millionen Frauen leben in der Bundesrepublik, die in den Wechseljahren sein dürften. Laut einer Befragung möchten 10 Prozent von ihnen früher in Rente gehen, bei den über 55jährigen sind es 20 Prozent. Fast ein Viertel habe wegen Wechseljahresbeschwerden Arbeitsstunden reduziert oder unbezahlten Urlaub genommen.

Doch im betrieblichen Arbeitskontext sei das noch immer ein Tabuthema. Dabei sei das Thema angesichts wachsenden Fachkräftemangels und des demografischen Wandels von großer Bedeutung: Im Jahre 2030 sei schätzungsweise ein Viertel der weiblichen Weltbevölkerung in den Wechseljahren. Das habe gesamtgesellschaftliche Relevanz.

So weit kann man folgen. Und was kann man tun? Arbeitgeber könnten rücksichtsvoller sein, Ärzte sollten nicht Burnout attestieren, wenn es sich um Folgen der Menopause handelt. Solidarität ist gefragt!

Wie passend, dass die Union der Ampelregierung vorwerfen kann, diesbezüglich nichts getan zu haben. Auch die Männergesundheit wird sie demnächst zum Thema machen. Dazu braucht es Sensibilisierung, Forschung, Beratung, Aufklärung.

Gut so. Denn das generiert in all diesen Gebieten viele neue Jobs, auch für Frauen über 55 Jahren, die sich über einen Ruheraum freuen dürfen. Also keine Drückebergerei mit vorgezogener Verrentung mehr!

Mal gespannt, wie die Debatte über diesen Antrag im Bundestag ausgehen wird. Stefan Homburg fordert schon mal auf Twitter: „‘Tag der Menopause‘ als zusätzlicher bezahlter Feiertag!“ Gute Idee. Doch da geht noch mehr.


Das neue Buch von Cora Stephan, „Über alle Gräben hinweg. Roman einer Freundschaft“ ist am 8. Februar bei Kiepenheuer & Witsch erschienen:

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