Tichys Einblick
Stephans Spitzen:

„Provokationsfigur“ gegen kulturelle Aneignung: So soll das sein

Marla-Svenja Liebich ist laut Selbstbestimmungsgesetz eine Frau. Daran gibt es nichts zu rütteln. Linke regen sich nun darüber auf, dass das von ihnen erkämpfte Gesetz auch für Rechtsextreme gilt. Tja.

picture alliance/dpa | Hendrik Schmidt

Endlich! Ich habe lange darauf gewartet, dass ein menschliches Wesen von unserem freiheitlichen „Selbstbestimmungsgesetz“ Gebrauch macht, ganz ohne vorherige Verrenkungen wie Ganzkörperrasur, Schädeltätowierung, Echthaarperücke oder Verkleidung mit Kostümchen und Stöckelschuhen. Ein Wesen, das auch auf die blutige Entsorgung des primären Geschlechtsorgans verzichtet, was im übrigen gar nicht nötig ist, wissen wir doch dank Person Ganserer, dass ein Penis „nicht per se ein männliches Sexualorgan“ ist.

Also! Endlich hat sich ein stark Bebärteter bzw. deutlich Unrasierter offen zu seinem Frausein bekannt und ließ beim zuständigen Standesamt im sächsischen Schkeuditz Ende vergangenen Jahres Personenstand und Vornamen ändern. Nun heißt Liebich Marla-Svenja. Was für eine mutige Entscheidung! Da steht wer zu seiner Schizophrenie!

Doch warum regen sich die üblichen Verdächtigen darüber so auf? Da macht einer, was ihm nun offiziell erlaubt ist: „Trans-, intergeschlechtliche und nichtbinäre Personen, die ihren Geschlechtseintrag und ihren Vornamen zum 1. November 2024 ändern wollen, können dies ab sofort beim Standesamt anmelden“, ganz ohne die bisher notwendigen Gutachten, ärztlichen Bescheinigungen oder richterlichen Beschlüsse. Es reicht eine Erklärung gegenüber dem Standesamt, das kostet in Sachsen-Anhalt schlappe 40 Euro. Und jetzt schimpfen sie alle, die das vorher doch so wunderbar fanden.

Liegt die Empörung am Bart? Meine Güte! Wer wird denn so intolerant sein? Ein Bart ist ein sekundäres Geschlechtsmerkmal, und wenn schon der primäre Penis nicht notwendigerweise auf Männlichkeit schließen lässt, dann muss man auch einen Bart in die Frauenumkleide lassen. Hat nicht bereits vor einiger Zeit schon ein anderer mit Primärmerkmalen versucht, sich in einen Frauenfitnessclub einzuklagen? Laura Hannah Holstein, ein Wesen, das man übrigens weiterhin als Mann bezeichnen darf, als so einer wurde es nämlich geboren, begehrte, in Erlangen in einem Fitnessclub für Frauen zu trainieren. Die Betreiberin lehnte ab. „Laura“ fand indes Unterstützung bei Ferda Ataman, Diskriminierungsbeauftragte der Bundesregierung, die der sich weigernden Studioleiterin ein Strafgeld abverlangen wollte.

Was sagt unsere Gleichstellungsbeauftragte Ataman nun zum Shitstorm gegen Marla-Svenja Liebich, die wir auch hier so nennen wollen, sonst wird’s teuer? Bislang nichts. Liebich scheint nicht zu jenen Personen zu gehören, die man vor Diskriminierung schützen muss. Sie hat sich offenbar ja noch nicht einmal die Haare wachsen lassen oder eine Perücke aufgezogen. Und Kostüm trägt die Dame auch nicht, jedenfalls öffentlich nicht bekannt.

Ganz ehrlich: ich finde es herrlich, wie die taz sich mit abgespreiztem kleinen Finger vor der „rechtsextremistische[n] Provokationsfigur“ Liebich krümmt. Wie rechtsextrem die Figur tatsächlich ist, erschließt sich nicht ganz, heute ist so vieles rechtsextrem. Auch weiß ich nicht, ob es schon als Beweis gilt, wenn „die von Liebich organisierten Demonstrationen (…) wiederholt zu Gegenprotesten führten, bei denen Personen der Zivilgesellschaft, Kirchen und antifaschistische Gruppen auf die Straße gingen.“ Die gehen ja mittlerweile auf Zuruf „gegen rechts!“ auf die Straße. Liebich, ganz cool: „Nennen Sie mich von mir aus Nazibraut, aber bei falschem Pronomen hören Sie von meinem Anwalt!“

Gewiss, zu den gewöhnlichen taz-Lesern zählt Liebich sicher nicht. Und was ebenfalls stimmt: er provoziert. Und das ist auch gut so.

Während sich Kinder längst nicht mehr als Indianer verkleiden dürfen, weil das „kulturelle Aneignung“ sei, müssen es Frauen dulden, wenn sich Männer als Frauen mit schlechtem Geschmack geben und fast jedes Klischee bedienen, das einem so zu Frauen einfällt. Da bin ich Indianer: ich mag das nicht. Es beleidigt mich.
Doch es braucht offenbar eine „rechtsextremistische Provokationsfigur“, um zu enthüllen, was jeder vernünftige Mensch weiß: Du kannst die Biologie nicht per Selbstentscheid abschaffen. Der Nebeneffekt der „Selbstbestimmung“ ist wünschenswert deutlich: Wenn ein Mann lieber Frau sein will und so auftritt wie „Georgine“ Kellermann, so unterstreicht er damit, dass es nur zwei Geschlechter gibt, Mann und Frau. Das ist nicht transphob, sondern ganz das Gegenteil.

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