Außenminister ohne Kompass: Wer ist Wadephul?

Wer ist Wadephul? Ein Außenminister, der Verlässlichkeit verspricht und den Kurs seiner grünen Vorgängerin im Amt liefert. Zwischen Israelkritik, Distanz zur CDU-Linie und fragwürdiger Vergangenheit als Beiratsmitglied bei Israelfeinden lässt sich nur eines klar sagen: Über einen Kurs verfügt er nicht.

IMAGO/Funke Foto Services

Der neue Außenminister Johann Wadephul hat bislang davon profitiert, dass er nicht Annalena Baerbock ist, ähnlich wie es Boris Pistorius nützt, dass er keine Frau ist. Doch vielleicht hätte man sich rechtzeitig bei der CDU umhören sollen, warum Wadephul dort „Sleepy Joe“ genannt wird. Doch es wird nicht besser, wenn er augenscheinlich wach ist.

Außenminister oder schon Auslaufmodell?
Wadephul war Beiratsmitglied bei der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft
Was er über die Konfliktlage im Nahen Osten sagt, klingt jedenfalls alles andere als aufgeweckt. „Zwangssolidarität“ mit Israel lehnt er ab, der deutsche Einsatz für „das Existenzrecht Israels“ dürfe „nicht instrumentalisiert werden für die Kampfführung, die derzeit im Gaza-Streifen betrieben wird“.  Auch verwahrt er sich gegen einen „völkerrechtswidrigen“ Siedlungsbau und befürwortet eine „Zweistaatenlösung“. Ein Kenner der Lage müsste wissen, dass keine der beiden Seiten das will. Es ist längst klar, dass im Gazastreifen mit und ohne die Hamas eine militante Bevölkerung überwiegt, die auch die arabischen Nachbarn nicht aufnehmen wollen. Warum wohl? Wird Wadephul also demnächst dafür sorgen, dass die Bewohner des Gazastreifens in Deutschland angesiedelt werden? Er scheint ja auch willens zu sein, Baerbocks Afghanen einfliegen zu lassen.

Wadephul war ab 2017 zusammen mit anderen Bundestagsabgeordneten Mitglied im Beirat der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft (DPG). Die Organisation distanzierte sich zwar vom Hamas-Massaker am 7. Oktober, unterstützt aber offen die vom Verfassungsschutz als Verdachtsfall geführte BDS-Bewegung – laut Bundestagsbeschluss antisemitisch. Die DPG spricht von einem „Konstrukt der zionistischen Lobby“ und einer „zunehmend rassistischen“ israelischen Elite. Wann Wadephul aus der DPG austrat, sagt sein Büro nicht. Nur, dass er „seit Jahren“ kein Beiratsmitglied mehr sei. Die Frage bleibt: War seine Äquidistanz gegenüber Israel und Iran womöglich nie politisches Kalkül – sondern Überzeugung?

Fehlbesetzung mit Ansage
Neuer Außenminister, alte Fehler – Wie Wadephul (CDU) Baerbocks Linie fortsetzt
Oder strebt Wadephul den Schulterschluss mit Frankreich an? Gestern wurden fünf Stände israelischer Rüstungsunternehmen auf der französischen Luftfahrtmesse in Bourget geschlossen. Die Begründung: dort hätten Waffen ausgestellt werden sollen, die in Gaza zum Einsatz kämen. (Immerhin vertagt Frankreich die Anerkennung eines palästinensischen Staates.)

Auch, was Wadephul nun zum Krieg zwischen Israel und dem Iran äußert, ist wenig hilfreich. Er warnt vor einen „Flächenbrand“. Fordert Israel und Iran „zur Deeskalation und zu einer Rückkehr an den Verhandlungstisch“ und meint: „Ich gehe nicht davon aus, dass es die Intention Israels ist, dieses Regime zu stürzen.“

Mal ehrlich: was denn sonst? Und wann, wenn nicht jetzt? Nicht nur ein großer Teil der iranischen Bevölkerung würde es äußerst begrüßen, wenn Israels Angriff das Mullahregime endlich beendete. Und nicht nur die geknechtete und unterdrückte Bevölkerung, auch Nachbarn wie Saudi-Arabien wären heilfroh, keine Atommacht Iran mehr fürchten zu müssen.

CDU-Außenminister Wadephul als Baerbock 2.0
Aufnahme weiterer Afghanen angeblich „rechtlich verbindlich“
„Iran predigt täglich die Vernichtung des ‚Kleinen Satans‘ Israel und hatte vor der israelischen Offensive das Atomprogramm noch beschleunigt“, schreibt Josef Joffe. Die arabischen Potentaten „mögen den Judenstaat verabscheuen, aber den ausgreifenden Iran um eine Größenordnung mehr, weil der die Region zu unterwerfen sucht.“ Wenn Israel gewinnt, kriegt die Welt eine Atempause.
Das Zutrauen der Bevölkerung zum Mullah-Regime scheint derweil nicht allzu groß zu sein. Der Rat von Donald Trump, Teheran sofort zu verlassen, sorgte für eine Massenflucht aus der Stadt.

Nur der deutsche Außenminister träumt noch immer von einer Verhandlungslösung. Der Iran sei „gefordert, jetzt vertrauensbildende Maßnahmen zu ergreifen.“ „Wir müssen jetzt schnell sehen, dass diese Feindseligkeiten, dieses kriegerische Tun ein Ende bekommt.“

Ja, das wäre schön, wenn die Mullahs feierlich davon Abstand nehmen würden, Israel auszulöschen. Das würde ihnen allerdings niemand abnehmen.
Wadephul sieht nichts. Wie viele andere unsere Politiker. „Sie vermögen keinen Blick zu werfen in die Abgründe des Islamismus“, schreibt Leon de Winter. „Was wollen die Mullahs? Tod und Verderben. Uns unsere Eliten? Sie sehen nichts. Weil sie schweigen, sind sie längst Teil des Bösen geworden.“

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Kommentare ( 58 )

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WandererX
1 Monat her

So wie W. spricht nunmal ein Diplomat. Diese wollen sich immer alle Türen offen halten und sind zudem auch nur die Diener des Kanzlers! Mehr nicht, auch nicht als Minister.

DDRforever
1 Monat her

Der Mann ist genau das wofür Rentner verurteilt werden.

Ohanse
1 Monat her

Muss man als Beiratsmitglied einer anti-jüdischen Organisation nicht auch selbst wenigstens ein bißchen Antisemit sein? Ich meine, wegen der Qualifikation für diese Tätigkeit. Oder gibt es da noch andere Kriterien?

Mausi
1 Monat her

Ist es nicht merkwürdig: Zwangssolidarität mit Israel will er nicht, Zwangssolidarität mit deutschen Bürgern, die sich vor Messern in Acht nehmen müssen, ist in der neuen Regierung auch nicht in Sicht. Ein Unterschied: Wir Kartoffeln sollen stillhalten und Toleranz üben, an den Palästinensern und den Iranern werden Menschenrechtsverletzungen begangen.

DDRforever
1 Monat her
Antworten an  Mausi

Die wollen Zwangssolidarität mit ukrainischen Oligarchenn und allen Mullahs der Welt. Das muss reichen.

Rob Roy
1 Monat her

Der einzige Unterschied zu Scholz‘ Gruselkabinett ist, dass Merz‘ Minister nicht ganz so die Klappe aufreißen und eher verborgen agieren.
In Sachen Inkompetenz, Ehren- und Eierlosigkeit tun sich sich aber keine Abbruch im Vergleich mit ihren Vorgängern im Amt.

Ulrich
1 Monat her

Hallo Frau Stephan, mit dem „Wunsch“ der Iraner nach einem Regimewechsel, von außen orchestriert, wäre ich vorsichtig. Wohin der führt, kann man im Irak,Libyen und Syrien bewundern. Seltsamerweise gibt es in den betroffenen Ländern keine aktuellen Umfragen nach dem Grad der Freude über den Wechsel, auch keine westlichen Mutmaßungen. Im Übrigen strebte auch der Schah (interessanterweise auch nach einem „regime change“ durch GB und USA an die Macht gekommen) nach Atomwaffen. Das hatte ihm aber der „Wertewesten“ nicht übelgenommen. Der Zwist zwischen dem schiitischen Iran und dem sunnitisch dominierten arabischen Staaten ist uralt, da existierte noch kein Israel, aber sehr… Mehr

Marcel Seiler
1 Monat her

Meine Vermutung ist, dass Minister Wadephul schlichtweg überfordert ist. Er hat vermutlich einfach kein tiefes Verständnis von Außenpolitik und sondert deshalb einfach die Phrasen ab, die man in der medialen deutschen Echokammer so absondert, wenn man nicht anecken will.

Er wäre damit ein weiterer Politiker, der sich zwar im System „Partei“ erfolgreich hocharbeitete, ohne dadurch Kompetenz zur Übernahme von fachlich anspruchsvollen Ämtern zu erwerben. Ein weiteres Beispiel dafür, dass das politische System dabei versagt, Amtskompetenz zu erzeugen; es erzeugt nur Überlebenskompetenz im Haifischbecken „politische Partei“.

GefanzerterAloholiker
1 Monat her

Am folgenden Beispiel erkennt man, dass schwarzer Reiter, weißer Reister gespielt wird. Der Außenminister ist der weiße Reiter. Bundeskanzler Friedrich Merz lobte öffentlich Israels Militärschläge gegen den Iran und erklärte, die israelische Regierung und Armee hätten die „Drecksarbeit“ im Auftrag der westlichen Nationen mutig übernommen. -> Kommentar: dem Kanzler ist dabei entgangen, das China und die russ Föderation nicht an der Arbeitssitzung teilnahmen, bei der er kommentierte. Zur Erinnerung: China ist preisbereinigt 4-5 mal so groß, wie die USA und die russ Föderation preisbereinigt noch vor der BRD. „Das ist die Drecksarbeit, die Israel für uns alle erledigt. Auch wir… Mehr

Last edited 1 Monat her by GefanzerterAloholiker
Nibelung
1 Monat her

Er hat schon einen Kompaß, der allerdings nicht mit dem normalen Verständnis von konservativen Gedanken übereinstimmt und nun mal schwarz-grün ist und damit sind wir vom Regen in die Traufe gekommen, denn die sind überall und ähneln dem Märchen vom Wettlauf zwischen Hase und Igel, wo in einem großangelegten Täuschungsmanöver über ein Doppelspiel, mit dem Ausruf, ich bin schon da, des Hasen Sieg vereitelte und in der Situation befinden sich derzeit alle aufrechten Patrioten, die wacker am Ball bleiben müssen, bis dieses unglückselige und rechtlose System am Ende ist, deren Auswirkungen derzeit nicht in vollem Umfang noch nicht erfaßt werden… Mehr

Mike
1 Monat her

Keiner hätte sich vorstellen können, dass es noch schlechter werden könnte als unter Baerbock. Aber genau das ist passiert. Wo kriegt man all diese inkompetenten Figuren her? Es scheint ein unerschöpfliches Reservoir an Leuten in der Politik zu geben, die nicht nur für das, was sie tun sollen, völlig inkompetent sind. Sie sind darüberhinaus auch mit einem brüllenden Sendungsbewusstsein ausgestattet, an dessen Stelle man sich ein bisschen mehr Intelligenz gewünscht hätte. Aber die müsste ja irgendwann irgendwo zu sichtbaren Ergebnissen führen. Stattdessen überall Verfall, Rückbau, Niedergang und triumphierende Dummheit, die sich dadurch zeigt, dass nichts richtig funktioniert. Und die, die… Mehr