Da versammeln sich eingebildete Staatenlenker wie Macron, Scholz und von der Leyen in der Brüsseler EU-Tintenburg, um zu einer gemeinsamen Stimme gegen Trumps Zollpolitik zu kommen. Erstens spricht die EU nie mit einer Stimme. Wenn das mal auf dem Papier so aussieht, gelingt ihr nie, so etwas in die Tat umzusetzen. Außerdem braucht Trump neben Italiens Meloni und Ungarns Orbán keine Stimme aus Brüssel.
Zweitens findet da Kabarett statt. Denn Trump macht gar keine Zollpolitik. Er setzt die Androhung von Zöllen als Hebel ein, um erst den, dann den anderen Staat, erst diesen Präsidenten und dann jene Ministerpräsidentin dazu zu bringen, seiner – Trumps – Regierung Forderungen in ganz anderen als Zoll-Angelegenheiten nachzugeben. Ist es um die Berufsfunktionärsversammlung in Brüssel noch schlimmer bestellt, als ich bisher den Eindruck hatte? Es tut halt nicht gut, immer nur im eigenen Saft herumzusimmern.
Als erstes knickte Kolumbiens Gustavo Petro ein und erklärte sich bereit, seine irregulären Einwanderer zurückzunehmen.
Bei Venezuelas Präsident Nicolás Maduro reichte der Besuch von Trumps Sondergesandten Richard Grenell, damit dieser mit sechs inhaftierten US-Bürgern nachhause flog, und die Zusage mitbrachte, dass Venezuela alle seine irregulären Einwanderer zurücknimmt, einschließlich der Bandenmitglieder von Tren de Aragua.
Mit Mexikos Claudia Sheinbaum vereinbarte Trump telefonisch, wie die gemeinsame Grenze auch auf der Mexikanischen Seite abgeriegelt wird.
Mit Kanadas angeblich zuücktretendem, immer noch lavierendem Justin Trudeau kam Trump ebenfalls telefonisch überein, die künftigen Beziehungen zu verhandeln.
In allen Fällen hatten die genannten Staatschefs auf Trumps Forderungen zunächst mit markigen Worten geantwortet. Trumps Zolldrohungen führten auf der Stelle zu Bewegungen, die dem US-Präsidenten gefallen.
Auch wenn es die üblichen Verdächtigen in der EU nicht kapieren, Trump geht es gar nicht um einen Krieg der Zölle. Sondern darum, Regierungen mit Zolldrohungen bei verschiedenen, ähnlichen und identischen Fragen verhandlungsbereit zu machen – so, wie man früher Festungen mit Belagerungsmaschinen sturmreif geschossen hat.
Das gilt auch bei China, wo 10 Prozent Strafzölle keine Belagerungsmaschine sind, sondern ein Anklopfgerät, um bei Trump wichtigen Frage in Peking gehört zu werden. China geht auch davon aus, dass die Zölle ein Verhandlungsinstrument sind. Trump und Xi Jinping wollen diese Woche telefonieren.
Panamas José Raúl Mulino versprach US-Außenminister Marco Rubio, Chinas Einfluss auf den Panamakanal zu beenden.
Auch Dänemarks Mette Frederiksen dreht nach großer Geste bei. Sie hat am Montag angeboten, dem US-Militär die Verstärkung seiner Präsenz auf Grönland zu erlauben, um dem chinesischen Einfluss in der Arktis entgegenzuwirken.
Sollte es bei der EU – wie zu erwarten – zu keinem gemeinsamen Handeln kommen, werden sich Trump und die Regierungschefs von bestimmten EU-Staaten in diesen und jenen Fragen bilateral verständigen. Die Unverständigen könnten dann erstmal mit wirklichen Zöllen zu tun kriegen, bis sie gesprächsbereit sind. Die Frage der Militärausgaben geht die EU sowieso nichts an, sondern findet in der NATO statt.
Brüssel bringt den Kauf von Flüssigerdgas aus den USA ins Gespräch, einige Staats- und Regierungschefs schlagen den Kauf amerikanischer Waffen vor. Aber was tut die EU, wenn Trump sie im Wettbewerb mit Peking auf Seiten der USA sehen will?
Wundern muss sich unsereiner wirklich, dass nahezu alle Figuren des polit-medialen Komplexes Trumps Aktivitätenserie vom ersten Amtstag an für einen Ausfluss seiner „Unberechenbarkeit“ halten, mit einem sonst bei „Staatsmännern“ nicht üblichen Charakterzug verwechseln. Das mag für seine äußere Form gelten. Aber überhaupt nicht für seine Ziele und Wege. Trump geht nach einem präzise vorbereiten Plan der Heritage Foundation vor. Er ist strategisch absolut berechenbar. Taktik ist dazu da, um strategische Ziel zu erreichen. Dieses uralte Rezept ist nur Politikern und Journalisten, meist auch „Experten“ und Funktionären von Organisationen und leitenden Angestellten von Unternehmen (irreführend Manager genannt) nicht vertraut. Weshalb diese permanent Taktik und Strategie verwechseln.
Die maßgeblichen Leute in Moskau und Peking, vielen anderen asiatischen Ländern, in Israel und den Golfstaaten sind garantiert gut auf Trump vorbereitet – ganz im Gegensatz zur Laienschar in EU-Europa.
Trump richtet die geopolitische Rolle der USA vorwärts zum Kampf um die Führungsrolle und leitet die multilateralen Verirrungen zurück in die Verantwortung von nationalen Regierungen. Woke is over. Die Globarchen sortieren sich neu.