Tichys Einblick
Blick zurück – nach vorn

Blackbox KW 7 – Los Wochos Americanos

Nach dem Besuch des US-Vizepräsidenten Vance in Schland weiß unsere Polit-Elite: So fühlt sich also moralische Außenpolitik aus der Sicht einer Bananenrepublik an ...

Wie es nach den Wahlen weitergeht? Die Millionen Zuschauer des Kanzlerduells wissen, dass sie sich keine Sorgen machen müssen. Es bleibt alles, wie es ist. Darauf gaben Merz & Scholz ihr Ehrenwort. So können die Wähler nach Sympathie entscheiden. Ein Kreuz für Stupp oder eins für Schmal, wie der Kölner sagt. Sicher ging es hoch her. Legten sich letztes Jahr 100.000 neue Einwanderer in die soziale Hängematte oder 240.000? Was sagen die Faktenchecker? Abgeschoben wurden ganze 4.000, da herrscht Einigkeit.

♦ Nur bei einem Thema wollten Sandra und Maybrit, die Damen vom Funk, dann doch Klarheit vom Herausforderer Merz: Distanziert er sich von diesem Trump, der festlegte, in den USA gebe es nur noch zwei Geschlechter? Auf diese Fangfrage ist Merz dummerweise hereingefallen, indem er sagte, diese Trump-Entscheidung könne er nachvollziehen. Weshalb das ZDF entschied, Scholz habe das „Duell“ gewonnen.

♦ Im diplomatischen Gewerbe ist es üblich, dass der Gastgeber zunächst ein paar freundliche Worte an den Gast richtet, aber weil der Gast JD Vance, Vizepräsident der USA, „ein anderes Weltbild hat als wir, eines, das keine Rücksicht nimmt auf etablierte Regeln, auf gewachsene Partnerschaft und Vertrauen“, setzte unser Genosse Präsident Frank-Walter bei der Münchner Sicherheitskonferenz auf Zuspitzung statt Deeskalation, eine Vorgehensweise, die Historiker den deutschen Diplomaten vor dem ersten Weltkrieg bis heute zur Last legen. Nun gut, Frank-Walter ist schon lange raus aus dem diplomatischen Dienst. Außerdem mussten er und Seinesgleichen zuvor die eigene Medizin schlucken, die man inzwischen weltweit als Baerbocksche Frontal-Diplomatie bezeichnet: Außenpolitik als moralischer Vortrag.

♦ Nur dass wir diesmal die belehrte Bananenrepublik waren, deren Führung sich den Vorwurf gefallen lassen muss, ihr Volk mit strenger Zensur und harten Strafen auf Kurs zu halten. „Politiker in Europa“, so Vance, „benutzen Vokabular aus der Sowjetzeit wie Falschinformation, um unliebsame Standpunkte zu diskreditieren.“ Auch die Annullierung von Wahlen wie in Rumänien seien für die freiheitsliebenden Amerikaner „ein Schock“.

♦ Nur Friedrich Merz genoss jeden Augenblick der „Münchner Sicherheitskonferenz“, flitzte wie ein Teenager beim Speed-Dating über die Flure des Bayerischen Hofs, von Tête-à-Tête zu One on one, und nahm jeden Händedruck wohl zugleich als Gratulation zum Wahlsieg wahr. Wenn dieser Vance nur nicht gesagt hätte, er müsse mit der AfD zusammenarbeiten! Egal, Frank-Walter hat das Ansinnen bereits zurückgewiesen, und am Abend ist der Vance auch wieder weg.

♦ Amazon, Alphabet, Apple, Invidia, Meta, Netflix, X und Künstliche Intelligenz? Oder nur SPD, Grüne, Schwarze, ARD, ZDF, Linkspresse und EU-Kommission? In Paris machte JD Vance der EU-Elite klar, wohin die Reise bei der künstlichen Intelligenz geht. Nix mit Überwachungsstaat 2.0, wie unsere Sozialisten träumen. Wer zensiert, verbietet und drangsaliert, wird abgeklemmt und kann schon mal sein uraltes Nokia Handy suchen gehen.

♦ Will Donald Trump allein mit Putin über Frieden in der Ukraine verhandeln? Da macht der „mutigste Staatschef der Welt“ (Bild) natürlich nicht mit. Weil Trump in den Gesprächen nicht nur auf ihn, sondern auch auf die europäischen Regierungschefs und Ursel von der Leine verzichten will, sah Selenskyj eine Chance, noch ein wenig Öl ins Feuer zu gießen. Mit einem herzhaften „Wo ist Europa?“ fordert er die gedemütigten 27 auf, sich gegen Trumps Friedensinitiative zu erheben.

♦ In amerikanischen Medien steht zu lesen, dass ein großer Teil der an die Ukraine gelieferten Waffen verschwindet und bei mexikanischen Drogenkartellen wieder auftaucht. Und der reichweitenstarke Tucker Carlson berichtet fassungslos, dass er in einem Luxusskiort in den Alpen („womöglich der teuerste Ort der Welt“) fast nur Ukrainer angetroffen habe, „die Hermès stürmen“. Gut, dass man bei uns nix hört, und umso geschickter, dass Selenskyj zwecks Nachschlags stets ein wenig abgerissen bei unseren Eliten vorbeischaut. Jede weitere Milliarde an die Ukraine wird in der EU zudem mit einem Unbedenklichkeitssiegel der europäischen „Qualitätspresse“ versehen. Gehört die Meldung, dass die EU 132,82 Millionen Euro an Medienunternehmen ausgeschüttet hat, hierher? Oder vielleicht eher nicht.

♦ Hat Putin wirklich eine Kanzlerin Baerbock verhindert, wie unsere Annalena fest glaubt? Und wenn ja, wie können wir ihm danken?

♦ „Schlimme Nachrichten“ aus München, twittert die Grünen-Spitze im Chor, da hatte die Sicherheitskonferenz noch nicht mal begonnen. Muss man mehr wissen als „abgelehnter, geduldeter, polizeibekannter“ Afghane? Vielleicht noch „Auto“ statt „Messer“. Und „Ver.di-Demonstration“ statt Weihnachtsmarkt. Der Täter „muss das Land verlassen“, meint Scholz richtig, aber zu spät. Zunächst muss er aber erst einmal „die maximale Härte des Rechtsstaats“ spüren (Faeser), allerdings nicht so streng wie die Umstürzler der Rollator-Gang. Nicht, dass er noch traumatisiert wird. Vielleicht entpuppt er sich im Prozess ja auch als „netter, junger Mann“, der einen „positiven Eindruck macht“, wie die Anwälte ihren Mandanten Sulaiman A. beschrieben, der den jungen Polizisten Rouwen L. in Mannheim abstach. Am Ende wünschte auch diesmal wieder die gesamte politische Verantwortungsgemeinschaft den Opfern des Anschlags „gute Besserung!“

♦ Hat Philosoph Habeck seinen Kant gelesen? Schopenhauer? Oder nur Antoine de Saint-Exupéry? Hat er in seiner Doktorarbeit schlampig gearbeitet, getäuscht, oder haben „zum Zeitpunkt des Schreibens seiner Doktorarbeit im Jahr 2000 andere Zitier-Vorschriften gegolten“ (Habeck)? Jedenfalls hat der Plagiatsforscher Stefan Weber, dessen Arbeit manchen Politiker zum Erstellen neuer Visitenkarten (ohne „Dr.“) veranlasste, nun Robert Habeck aufs Korn genommen. Noch vor der Veröffentlichung der Vorwürfe sprang Habeck der Paläoklimatologe Haug von der Leopoldina-Stiftung bei, der zwar mit der Literaturwissenschaft nicht vertraut ist, dafür aber schon mal zu einem „grünen Sommerfest“ geladen war. Auch die FAZ versucht, die ernsthaft akademischen Gemüter zu beruhigen. Habeck habe einen Persilschein von der Universität Hamburg. Dabei kannten die dortigen Professoren die neuen Vorwürfe noch gar nicht …

♦ Der böse Wolf in Grimms Märchen hat sich deutlich mehr Mühe gegeben als die „Transperson“ Heike* (*Name geändert und gegendert) vor den Richtern im Homeland NRW, trotzdem aber mit geringerem Erfolg. Während der Wolf mit verstellter Stimme den Geißlein vorgaukeln wollte, er sei ihre Mutter, machte Heike* vielen Richtern ohne große Mühe klar, dass 240 Bewerbungen als Bürokauffrau nicht am Ausbildungsmangel oder grundsätzlich fehlender Eignung gescheitert seien, sondern wegen „Transsexualität“. Dafür musste Heike* weder Kreide fressen noch einen Anwalt bemühen. Geschätzte 250.000 Euro bekam Heike* auf diese Art von Gerichten als Entschädigung für die erlittenen Qualen zugesprochen. Netto (außer Fahrtkosten zum Gericht). Womit Heike* die bestbezahlte Kauffrau im Homeland sein dürfte.

♦ So soll es sich zugetragen haben: „Ein aufgekratzter Kanzler, das Glas Weißwein in der Hand“ (Focus), habe auf einer Geburtstagsparty wieder einmal die Schwarzen (CDU/CSU) als Faschisten beschimpft, als Berlins CDU-Kultursenator Joe Chialo (seine Eltern stammen aus Tansania) nachfragte, ob er die Unionisten wirklich für Rassisten halte. Er, Chialo, sei doch nicht mehr als ein Feigenblatt für die Rechten, klärte ihn Scholz dann auf. „Jede Partei hat ihren Hofnarren.“ Hätte ein AfDler einen Schwarzen (farblich gemeint) als Hofnarren bezeichnet, läge hier juristisch einwandfrei ein schwerer Fall von Rassismus vor, der zudem zwingend Hausdurchsuchungen, Aufmärsche der Anständigen und Debatten über ein Parteiverbot zur Folge hätte. Bei einem Spezialdemokraten trifft all das selbstverständlich nicht zu. Trotzdem soll ein Medienanwalt mit Namen Scherz verhindern, dass Chef Olaf in der Presse Rassist genannt wird.

♦ Der US-Vizepräsident trifft Alice Weidel zu einem längeren persönlichen Gespräch als Friedrich Merz, Chef Olaf will er gar nicht sehen. Ja, die AfD hat einen Lauf. Logisch, dass sie wegen der zu erwartenden neuen Verhältnisse nach der Bundestagswahl schon mal den „Otto-Wels“-Sitzungssaal im Berliner Reichstagsgebäude ins Auge fasst (Rheinische Post). Der Raum wäre für die neue SPD viel zu groß und für die AfD gerade richtig. Über den Namen kann man sich ja einigen.

Schönen Sonntag!


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