Warum Polen attraktiver als Deutschland ist

Deutschland verliert. Nicht nur an Wettbewerbsfähigkeit, sondern auch an Menschen, die sich ihren Lebensunterhalt selbst verdienen wollen. Immer mehr Polen kehren Deutschland den Rücken. Polen holt nicht nur wirtschaftlich auf.

Imago/ Imagebroker

Die neuesten Migrationszahlen des Statistischen Bundesamts offenbaren, was viele schon längst spüren. Deutschland verliert an Attraktivität für Menschen, die sich durch Arbeit ihren Lebensunterhalt selbst verdienen wollen. Zum ersten Mal seit Jahren ist die Migrationsbilanz gegenüber Polen negativ. Immer mehr Polen nach Polen kehren in ihr Land zurück. Und dafür gibt es jetzt bereits viele gute Gründe und die deutsche Politik schafft jeden Tag noch weitere Gründe Deutschland zu verlassen.

Andrzej Kubisiak, Vizedirektor des Polnischen Wirtschaftsinstituts, bringt es auf den Punkt. Deutschland wird zunehmend unattraktiv. Wirtschaftliche Stagnation, Deindustrialisierung, hohe Energiepreise und eine vernachlässigte und mittlerweile verwahrloste Infrastruktur. Dazu kommen hohe Steuern und Sozialabgaben und eine sich täglich verschlechternde öffentliche Sicherheit. All das wären schon alleine Gründe über einen Wegzug nachzudenken, zusammen machen sie das Hierbleiben zunehmend unattraktiv. Polen während Deutschlands Abstieg nicht nur relativ, sondern auch absolut aufgeholt. Wirtschaftlich, sozial und strukturell. Wer heute Warschau oder Krakau besucht, sieht ein Land im Aufbruch. Modern, sicher und zukunftsfähig.

Was Polen betrifft, spielen auch die guten Arbeitsmarktdaten eine Rolle. „In den letzten Jahren haben sich die Beschäftigungsbedingungen nominal verbessert, die Löhne sind so schnell gestiegen wie seit dem EU-Beitritt nicht mehr. Diese Einkommenslücke nach dem Kaufkraftparitätsmaßstab beginnt sich einfach zu verringern. Noch im Jahr 2004 lag das BIP pro Kopf in Polen im Vergleich zu Deutschland bei 42%, und im Jahr 2024 liegt es bereits bei fast 70%“, erklärt Kubisiak. „Polen holt nicht nur zu Deutschland auf, sondern auch zu Japan oder der Schweiz.

Darauf hat kürzlich Premierminister Donald Tusk hingewiesen. All dies zusammen könnte dazu führen, dass die Entscheidungen über die Auswanderung nicht mehr so einfach und offensichtlich sind wie vor 15 oder 20 Jahren“, sagt Kubisiak.

screenshot: polenjournal.de

Kubisiak hebt einen weiteren Aspekt hervor. “Polen gehört zu den sichersten Ländern in Europa und hat eine der niedrigsten Kriminalitätsraten. Die Bürger fühlen sich einfach sicher bei uns“. Deutschland betrübt stattdessen mit Reformstau, überbordender Bürokratie und einem politischen Kurs, der sich hauptsächlich mit Regulierung und Verhinderung von Wirtschaftswachstum beschäftigt. Die Ampel verspricht zwar Investitionen, doch zwischen Ankündigung und Umsetzung liegen bekanntlich Verfahrensvorschriften, Einsprüche und Planungschaos. Und ist, was Politiker Investition nennen, nichts anders als Konsum.

Polen bietet derweil das, was Deutschland einst auszeichnete. Möglichkeiten, Rechtssicherheit und wirtschaftliche Dynamik. Wer zurückkehrt, bringt Kapital, Erfahrung und Unternehmergeist mit. Und nicht selten die Überzeugung, dass das Leben in Deutschland, mit all seiner vorgeblichen sozialen Gerechtigkeit und Solidarität, in Wirklichkeit eine Sachgasse ist.

Die Rückkehrer sind ein stilles Votum gegen Stillstand und Bevormundung. Also gegen eine Politik, die statt zu befähigen sich im Belehren verliert.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 54 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

54 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Stefan Rapp
19 Tage her

Momentan sieht die Entwicklung von Polen sehr gut aus, langfristig ist aber auch hier die demografische Entwicklung entscheidend. Und wenn selbst so ein konservatives Land es nicht schafft seine Geburtenrate zu erhöhen, aktuell haben sie etwa 1,2 Kinder pro Frau, dann wird es auch dort zukünftig enorme Probleme geben. Man kann nur hoffen, dass die technologische Entwicklung hier vieles auffängt, aber eine Zukunft ohne Kinder ist auch dort keine.

Ein Mensch
19 Tage her

Ich war kürzlich zweimal in Polen, jeweils verlängertes WE. Ich kann diesen Artikel voll und ganz bestätigen. Ein Land im Aufbruch, wo natürlich noch nicht alles Gold ist was glänzt. Aber man dort sicher leben und das ist der große Pluspunkt.

giesemann
20 Tage her

Polen hat unsäglich gelitten unter Deutschen und Russen, wenn sich die Polen langsam daraus befreien können, dann spricht das sehr für sie. Es hat sie ein Jahrhundert gekostet. Polen hatte übrigens die „erste Demokratie“ in Europa, https://www.demokratiegeschichten.de/die-polnische-verfassung-von-1791/. Natürlich nicht ganz im Sinne unserer heutigen Vorstellungen, aber immerhin.

eschenbach
20 Tage her

Ein Punkt ist vergessen worden. Die katholischen Polen sind, sagen wir, eher islamskeptisch. In einem Land, in dessen Einkaufszonen Sie mittlerweile oft mehr Ganzkörpermuslimas vorfinden als europäisch gekleidete Frauen, fühlen sich Polen traditionell weniger wohl. Das haben sie mit mir übrigens gemeinsam.

Klaus Uhltzscht
20 Tage her

Die Polen sind zu 71,4 % römisch-katholischen Glaubens (Volkszählung 2021). Für sie sind Länder wie Namibia, die BRD und Ägypten, wo Christen ihren Glauben nicht öffentlich ausleben dürfen, wenig attraktiv.
Meine polnischen Bekannten erhofften sich auch eine solide deutsche Schulbildung für ihre in der BRD aufwachsenden Kinder. Die sie dort aber nicht mehr bekommen.

Aegnor
20 Tage her

In Polen läuft vieles besser als in Deutschland – allerdings auch nicht alles, wenn man sich den EU-finanzierten Putsch von Tusks linksradikaler Regierung ansieht. Das wird langfristig nicht ohne Folgen für die Wirtschaft bleiben. Darüber hinaus gilt für Polen was auch für China gilt: Es vergreist bevor es reich wird. Die polnische Geburtenrate ist seit 30 Jahren viel zu niedrig – sogar noch deutlich niedriger als die Deutsche. Mittlerweile ist man bei 1,1 Kindern pro Frau angelangt (2024). D.h. Polen wird innerhalb weniger Jahre demografisch kollabieren. Zusammen mit der linksradikalen Regierung von Tusk wird das dem Land den Rest geben.… Mehr

CasusKnaxus
20 Tage her
Antworten an  Aegnor

Nein geh ich ganz&gar nicht von aus. Die Präsidentenwahl hats gezeigt. Ich denke, die Konservativen, die sich auch noch viel mehr wehren als hier, kommen wieder ran. Tusk ist bald weg.

nella
20 Tage her

Ich war vor 2 Wochen in Polen im Urlaub. Dort herrscht eine richtige Goldgräberstimmung. Überall wird gebaut, wenn man auf der Autobahn fährt, sieht man viele deutsche Firmen, die dort eine Niederlassung haben. Ich hoffe, Sie machen nicht die gleichen Fehler wie wir. In der Hohen Tatra haben wir zwei Frauen mit Burka gesehen.

Klaus Uhltzscht
20 Tage her
Antworten an  nella

Dort in der Hohen Tatra können das aber auch zwei Burka-Ehefrauen zweier reicher arabischer Touristen gewesen sein. Oder eines reichen arabischen Touristen. Sieht man in den Edel-Flaniermeilen in München auch oft.

eschenbach
20 Tage her
Antworten an  nella

In manchen Stadtteilen in im Ruhrpott können Sie froh sein, wenn Sie zwei Frauen o h n e Burka sehen.

H. Priess
20 Tage her

Letztens las ich einen Artikel in dem beschrieben wurde wie Deutsche jetzt täglich nach Polen pendeln um dort in einem Amazonlager zu arbeiten. Unterm Strich geht es denen dort besser als hier in DL. Mittagessen für 20 Cent, kostenloser Fahrdienst zur Arbeit und zurück uvm. machen die Arbeit dort attraktiv. Die Löhne gleichen sich immer mehr den unseren an aber es gibt viel mehr Vergünstigungen für z.B. Mitarbeiter die Kinder haben. Von der allgemeinen Lebensqualität ganz zu Schweigen. Viele Polen gehen von hier auch wieder zurück wenn das Häuschen dort abbezahlt ist. Arbeits gibts dort genug und die Polen sind… Mehr

Ben Clirsek
20 Tage her

Polen erhält aus dem Kohäsionsfonds der EU 76 Mrd. Euro zwischen 2021-2027. Dazu noch einmal 60 Mrd. Corona Hilfen. Ich gönne den Polen jeglichen wirtschaftlichen Aufschwung, aber irgendwann muss es mit der Unterstützung auch gut sein. Jeder 4. Euro dafür stammt aus Deutschland aber scheinbar hat man den Länderfinanzausgleich a la Deutschland bereits auf EU Ebene installiert. Nur haben das die meisten wohl so nicht gewollt. Es reicht ja schon das dysfunktionale Bundesländer wie Berlin oder Bremen mit Steuergeldern gepampert werden.

humerd
20 Tage her

der angebliche Fachkräftemangel in Deutschland ist in Wahrheit die positive, wirtschaftliche und auch politische Entwicklung der osteuropäischen Länder Polen, Tschechien, Ungarn …