Tichys Einblick
Nächster Charismat betritt Politarena:

Internet-Größe will nationalistische Männer-Partei gründen und britischer Premier werden

Während in vielen westlichen Ländern charismatische Populisten bereits das Ruder übernommen haben, ist die Situation in Großbritannien ähnlich vertrackt wie in Deutschland. Doch nun möchte Männerguru Andrew Tate sich zum britischen Premier aufschwingen. Unterhaltung garantiert!

picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Andreea Alexandru

Das Zeitalter woker Schlangenölverkäufer ist zu Ende, lang leben populistische Charismatiker! Nach Donald Trump in den USA möchte nun der ehemalige Kickboxer, Zuhälter und Motivator junger Männer, Andrew Tate, die britische Politik auf Vordermann bringen.

Inmitten der Aufregung um den Skandal der Vertuschung rund um Grooming-Gangs, der Labour-Chef Keir Starmer massiv unter Druck setzt, meldete sich der populäre Internetguru Tate zu Wort und verkündete seinen Plan, eine eigene Partei zu gründen, um Großbritannien wieder auf Vordermann zu bringen.

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Tate ist bekannt für seine – freundlich formuliert – unverblümte Art und Weise, die Dinge beim Namen zu nennen. So versprach er auch diesmal, dass BRUV, Britain Restoring Underlying Values, ein Wortspiel mit dem Slangwort für „Bruder“, unter anderem eine radikale Nulltoleranzpolitik in Fragen illegaler Migration einführen würde, Boxunterricht verpflichtender Bestandteil des Schulunterrichts sein sollte, und dass er weder Zionisten, noch Islamisten dienen würde. Darüber hinaus forderte er den Aufbau einer nationalen Bitcoin-Reserve.

All dies würde Tate nach eigener Aussage umsetzen, wenn er Premierminister würde. Er kritisierte dabei auch die Verantwortungslosigkeit der Berufspolitikerkaste und versprach, wieder zurückzutreten, falls er seine Versprechen nicht nach 45 Tagen eingelöst haben würde.

Was sich zunächst nach einer typischen Provokation des umstrittenen Männergurus anhörte, scheint sich immer mehr als reale Absicht zu entpuppen. Tate hat bereits eine Webseite für seine Partei mit Darlegungen einiger seiner zentralen Forderungen erstellt. Wie viele mögliche Wähler seine BRUV-Partei tatsächlich sammeln könnte, steht vorläufig in den Sternen. Was allerdings deutlich ist: Tate hat eine enorme Reichweite und gilt als Macher. So kontrovers er auch erscheinen mag, viele seiner Forderungen dürften bei weiten Teilen der Bevölkerung auf Resonanz stoßen.

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Mit der gegenwärtigen Regierungskrise in Großbritannien, die von den darauf Bezug nehmenden Kommentaren von Elon Musk weiter angefacht wird, dürfte deutlich sein, dass Tate den Zeitpunkt zur Parteigründung wohl erwogen hat und in ein Vakuum innerhalb der politischen Landschaft Großbritanniens stößt. Während Tate bereits durchschimmern ließ, die inhaltliche und politische Nähe zu Donald Trump zu suchen, scheint man in dessen Team eher auf ein anderes britisches Pferd setzen zu wollen. Elon Musk, der zunehmend zum soft-power Sprachrohr Trumps wird, kritisierte unlängst zwar Nigel Farage als zu schwach, um Großbritannien wieder auf Kurs zu bringen, allerdings wird ihm nachgesagt Tommy Robinson als Frontmann für Großbritannien zu bevorzugen.

Ob Tate also beim transatlantischen großen Bruder auf Gehör stößt, bleibt abzuwarten. Ein Zeichen der Zeit ist es dennoch, wenn ein halbschwarzer, muslimischer Kickboxer sich zum selbsternannten Retter des weißen Großbritanniens emporschwingt. Kein Soldatenkaiser im klassischen Sinne, aber ein weiterer eindrücklicher Beleg dafür, dass die klassische Politcharade sich dem Ende ihres Lebenszyklus zuneigt.

Man muss Tate nicht mögen, aber es lohnt auf jeden Fall, schon einmal Popcorn einzulagern. Denn sollte Tate mit seinen politischen Ambitionen ernst machen, versprechen die kommenden Monate, zumindest äußerst unterhaltsam zu werden.

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