Tichys Einblick
Nach 505 Tagen: 6 israelische Geiseln frei

Hamas: Quälen und Foltern als Prinzip

In der 20-Uhr-Tagesschau am Tag der Leichen-Übergabe ist es die fünfte Meldung. Aufmacher ist die angeblich verbesserte Luftqualität, die in deutschen Städten auf die Kommastelle gemessen wird. Für menschenverachtende Details aus Nahost gibt es offenbar kein Messgerät.

IMAGO / Middle East Images

Das Wechselbad der Gefühle, das Israel in 48 Stunden durchlebt, ist selbst für Leidgeprüfte schwer zu ertragen. Zuerst übergibt die Terror-Organisation Hamas vier Leichen Ermordeter, darunter zwei Kleinkinder. Kurz danach kehren sechs Geiseln unter dem Jubel der Familien, ihrer Freunde und des ganzen Landes nach Hause zurück. Das Prinzip der Hamas: Lebende quälen und foltern. Die Ehre der Toten mit Füßen treten. Selbst der Moderator der Skynews Australien weint beim Verlesen der Nachrichten.

Es sind Details der Grausamkeiten, die den Lebenden, aber auch den Toten und ihren Hinterbliebenen angetan werden, die die Zweifel bestärken: Ein nachbarschaftliches Zusammenleben oder gar Frieden in Gaza wird es in den nächsten 100 Jahren nicht geben. Pathologen und Rechtsmediziner, die in ihrem Berufsleben viele Untaten menschlichen Handelns in ihren abartigen Exzessen untersuchen, stehen vor den sterblichen Überresten zweier Kinderleichen, die Kfir und Ariel heißen. Kfir wurde nicht einmal ein Jahr alt. Ariel, von dem ein Video als lebenslustiger „Batman“ stundenlang als Informationsschleife auf vielen TV-Kanälen läuft, war bei seiner Entführung im Kindergarten-Alter. Im ersten forensischen Bericht steht: Beide Kinder sind spätestens seit November 2023 tot. Sie weisen keine Schusswunden auf. Sie wurden mit bloßen Händen kaltblütig ermordet. So verkündet es der Sprecher der israelischen Verteidigungsarmee (IDF). Der Abschlussbericht der Pathologen soll auch internationalen forensischen Instituten zugänglich gemacht werden.

Die 32-jährige Mutter Shiri, eine Hausfrau, die am 7. Oktober 2023 mit ihren rothaarigen Kindern im Arm herumgestoßen und entführt wurde – Hamas-Videos bestätigen es – war angeblich in einem der Särge. Die DNA-Überprüfung ergibt, dass es sich um eine fremde Frau aus Gaza handelt. Erst in der darauffolgenden Nacht werden die Leichen ausgetauscht.

Die vier Särge – darunter auch der des 84-jährigen Oded Lifschitz, ebenfalls während der Gefangenschaft ermordet – sind verschlossen. Hamas übergibt Schlüssel, die nicht passen. Am Tag nach der Freilassung tauchen Fotos zweier Geiseln auf, die aus der Distanz zuschauen mussten, wie ihre Mithäftlinge nach Hause geschickt wurden. Keine schmutzige Form des Wehtuns von Körper und Seele des Feindes wird ausgelassen.

Die Übergabe wird, wie schon sechsmal vorher seit dem Waffenstillstand vom 19. Januar, von der Terror-Organisation Hamas und ihren Komplizen visuell vor laufenden Kameras ausgeweidet. Schwarze Kisten stehen vor einem hauswandhohen Plakat, das Ministerpräsident Netanyahus Konterfei als Vampir verzerrt. Blut läuft ihm aus dem Mund.

Im Begleittext wird der Eindruck erweckt, Israels „Nazi-Armee“ sei für den Tod der vier Geiseln verantwortlich. Tausende Gaza-Bewohner jubeln, Väter halten Kinder im Arm, deren Finger das V-Zeichen in die Luft strecken. Die nächste „Generation 7. Oktober“ treibt seine abartigen Blüten.

Bei der schwer erträglichen Schau der Freilassung der noch Lebenden zwingt ein Hamas-Terrorist eine abgemagerte Geisel, die Stirn zweier bewaffneter Terroristen zu küssen. Die Niedertracht wird in die Wohnzimmer der arabischen Welt live übertragen. In der muslimischen Kultur ist das Küssen der Stirn eine Geste der ehrvollen Dankbarkeit für einen Sohn gegenüber seinem Vater.

Bilder wie diese laufen bereits seit Stunden über TV-Kanäle weltweit, da verkündet Deutschlands Noch-Außenministerin Annalena Baerbock bei einer Wahlkampfveranstaltung in Hamburg: „Manche haben mich aufgefordert, die Hilfe für GAZA einzustellen und ich habe gesagt, eher trete ich zurück, als dass ich die humanitäre Hilfe einstelle.“ „Humanitäre Hilfe an Gaza“? Wo ist Humanität in Gaza?
Seit 16 Monaten ist kein Protest aus der Zwei-Millionen-Bevölkerung gegen die Barbarei des Mordens, Entführens und Vergewaltigens zu sehen. Israel hatte eine Fünf-Millionen-Dollar-Prämie für einen erfolgreichen Hinweis auf eine Geisel ausgelobt. Keine Reaktion ist aus Gaza bekannt geworden.

Seit langem ist offen erkennbar, dass Steuergelder aus Deutschland – eine knappe Milliarde Euro in drei Jahren – an Terror-Organisationen geflossen sind. Terror-unabhängige Einrichtungen gibt es in Gaza seit Jahren nicht mehr. Die Hilfsorganisation UNRWA unterstützt nachweislich die rücksichtslose Gewalt der Hamas.

Bundeskanzler Scholz hat pflichtgemäß kondoliert, ebenso Präsidenten vieler Staaten. Medien üben sich im Weglassen und Verdrängen der Fakten. Allen voran die öffentlich-rechtliche ARD, die ein eigenes redaktionelles System der Wichtigkeit von Nachrichten entwickelt. In der 20-Uhr-Tagesschau am Tag der Leichen-Übergabe ist es die fünfte Meldung. Aufmacher ist die angeblich verbesserte Luftqualität, die in deutschen Städten auf die Kommastelle gemessen wird. Für menschenverachtende Details aus Nahost gibt es offenbar kein Messgerät.

Als am Samstag sechs Geiseln lebendig freikommen, ist der Tagesschau die Bedeutung einer Demonstration zum Thema Migration und der Ausbau einer Kerosin-Pipeline der Nato vordringlicher als Menschen, die nach 505 Tagen Geiselhaft zu ihren Familien zurückkehren. t-online, laut Digital News Report 2024 die zweitwichtigste Informationsquelle, erwähnt die Übergabe der toten oder lebendigen Geiseln auf ihrer Frontseite voller Tagesnachrichten mit keinem Wort. Es ist Wahlkampf in Deutschland. Wo ist das Mitgefühl für ein Land, dessen „Sicherheit deutsche Staatsräson ist“?

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