Tichys Einblick
Hohldrehen bei Lanz:


„Ist Amerika unser 
systemischer Gegner?“

Das ZDF scheute weder Kosten noch Mühen, den in Deutschland nach Selenskyj und den Klitschkos bekanntesten Ukrainer zuzuschalten: den ehemaligen Botschafter Andrij Melnyk. Der mochte klugerweise nicht über die USA schimpfen, seit Elon Musk auch über das Geschwätz im deutschen Fernsehen informiert wird.

Screenprint: ZDF / Markus Lanz

Grundsätzlich ist es vollkommen gleichgültig, was Elmar Theveßen oder die Politologin Jana Puglierin zum Ukraine-Konflikt sagen. ZDF-Elmar lag bisher bei seinen Einschätzungen und Vorhersagen (Kamala Harris’ Wahlsieg, Ukraine-Krieg) stets zuverlässig daneben, und Jana Puglierin war lange parlamentarische Mitarbeiterin von CDU-Wüterich Kiesewetter, da weiß man schon, was kommt.

„Wir Europäer haben es vermasselt“, so ZDF-Elmar, weil wir keine Truppen geschickt haben. Donald Trump träume davon, einen Deal mit Russland hinzukriegen auch in Richtung nuklearer Abrüstung, dafür opfert er die Ukraine. Vielleicht schützt er die Rest-Ukraine, wenn er die Bodenschätze kriegt. Deshalb hätte man den Ukrainern auch schon in Washington einen entsprechenden 500-Milliarden-Dollar-Vertrag vorgelegt, weiß der ZDF-Mann. Das empört ihn übrigens mehr als die US-Öl-Deals nach dem Irak-Krieg – überhaupt weiß das Mitglied der Atlantik-Brücke, wo die Amis all ihre Freunde in Politik und Medien versammeln, um eine „wirtschafts-, finanz-, bildungs- und militärpolitische Verbindung zwischen Deutschland und den USA zu schlagen“, nicht mehr, wo ihm der Kopf steht.

Das muss man erklären: Als die amerikanischen Eliten mit Clinton, Obama und Biden scharf nach links rückten, zogen ihre deutschen Anhänger begeistert mit. Klima, Gender, LGBTQ+ und allerlei undemokratische Umtriebe – so wie die „Demokraten“ wussten, was gut für sie und das Klima ist, gab es fortan auch bei uns nur noch „demokratische Parteien“ und der Rest war Nazi. Nun hat das amerikanische Volk den Schwindel erkannt und die Alternative gewählt, und der deutsche Musterschüler ist verzweifelt, weil eine neue Leitung das Internat übernommen hat.

Laut Theveßen stellt man sich „auf den Fluren“ von Brüssel schon die verzweifelte Frage: „Ist Amerika noch unser Verbündeter oder unser systemischer Gegner?“

Kennen Sie den Botschafter der Ukraine? Natürlich nicht. Deshalb scheute das ZDF weder Kosten noch Mühen, den in Deutschland nach Selenskyj und den Klitschkos bekanntesten Ukrainer aus Brasilien zuzuschalten, den ehemaligen Botschafter in Schland: Andrij Melnyk. Der mochte klugerweise nicht über die USA schimpfen, seit Elon Musk auch über das Geschwätz im deutschen Fernsehen informiert wird, und „er tarnt sogar seine Verzweiflung über die Gipfel in Paris“ (interpretierte Lanz) mit der Beschwörung unserer „demokratischen Parteien“ (Melnyk), Putin nicht zu trauen. „Migration und Kriminalität ist wichtig“, aber 5 Prozent des BIP für die Verteidigung sind wichtiger.

Dass wir das nochmal sagen würden! Ein ZDF-Mann – Ulf Röller, Leiter des ZDF-Studios in Brüssel –, traf mit allem, was er sagte, den Nagel auf den Kopf. Trump hatte recht, die EU hatte viele Jahre Zeit, für Sicherheit zu sorgen, aber die Rasselbande kriegte nix auf die Kette. Röller erkennt jetzt eine Doppel-Strategie der EUronen: Die Kommission versucht, die Stimmung mit Vance zu glätten, und alle EU-Staaten kratzen die letzten Pennys zusammen für 7 Milliarden Ukraine-Soforthilfe. Haben wir „alle“ verstanden? Natürlich machen längst nicht alle 27 mit, am Ende soll eine „Koalition der Willigen“ die Kosten übernehmen.

Die EU liefert ein Bild des Jammers, so wie die Bundeswehr, nachdem Ursel von der Leyen mit ihr fertig war. Vom Ebro bis zum Kalixälven sind gerade mal „25.000 Mann der EU kampfbereit“, dafür sind ihre Kommandeure umso motivierter. Allen voran Macron, die lahme Ente von der Seine.

Selenskyj hatte schon vorgeschlagen, die kampferprobten Ukrainer könnten eine EU-Armee anführen, aber alle waren sich am Ende doch einig: Ohne die Amis geht es nicht. Armes Europa! Apropos. Die Ukraine, „die seit Jahrzehnten funktionierende Demokratie“ (Melnyk), als neues EU-Mitglied ist der neueste Klatsch in Brüssel, obwohl Trump soeben deren Führer Selenskyj als Diktator mit gerade mal 4-Prozent-Zustimmung verhöhnte.

Das stimmt nicht, sagte Melnyk, die Zustimmung für Wolodymyr sei „sehr hoch“, das sagen auch seine Mutter und seine Schwiegereltern. Das konnte Lanz bestätigen, der vor zwei Jahren als Gast in Kiew war. Außerdem, sprang Lanz Melnyk bei, sei schon die „schlichte Organisation“ einer Wahl „sehr, sehr schwer“, wie wir gerade im eigenen Land erleben.

Die Politologin Jana Puglierin gab zu bedenken, dass „Russland die Ukraine nicht in der EU will“. Da können wir korrigieren. Russlands Lawrow sagte soeben: Die Ukraine könnt ihr gerne aufnehmen. Schließlich muss ja jemand für alles bezahlen. Einen schnellen Beitritt hält wiederum Röller für „eine Illusion“. Anscheinend sind die in Brüssel nicht so dumm, sich selber aufzuhängen.


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