Tichys Einblick
Rumeiern, Rumeiern und – Rumeiern

Bei Miosga: Eierlaufen mit Hendrik Wüst

Es ist wirklich ermüdend, die Redebeiträge eines Hendrik Wüst wiederzugeben. Schon das Zuhören gleicht einer Mischung aus Nervenstress und Einschlafbooster. Wer nach harten Inhalten sucht, stellt fest: Gegen einen Wüst wirkt gestocktes Ei wie Stahlbeton, Gelatine wie Panzerglas. Von Michael Plog

picture alliance / HMB Media | Uwe Koch

Wir möchten mit einem legendären Zitat beginnen: Hier kommt der Eiermann von Klaus und Klaus. Wieso kommt uns das jetzt in den Sinn? Nun, es ist Miosga-Time. Und Hendrik Wüst is in da House! Es gibt daher eine gute Nachricht: Wir brauchen schonmal kein Melatonin mehr. Einschlafen war nie einfacher.

Wüst versucht krampfhaft, das vermeintlich glorreiche Erbe einer Angela Merkel im faden Schein einer dünnen Petroleumlampe hochzuhalten. Und zugleich will er Friedrich Merz in allen seinen Aussagen rechtfertigen, obwohl der sich permanent selbst widerspricht. Keine Frage: Das schafft nur einer, der Rückgrat für irgendein Rad hält, das sich ständig dreht. Willkommen bei Miosga: Hendrik Wüst.

Friedrich Merz reißt die Brandmauer zur AfD ein. Dann wieder nicht. Dann wieder doch. Dann nicht, dann doch, dann…was eigentlich? Das in etwa waren die verwirrenden News der vergangenen Tage. Der Wähler ist verwirrt. Gerade eben von der staatlich verordneten Demo gegen Rechts heimgekommen, fragt er sich: Ja, was denn nun?

Keine Bange, Hendrik Wüst weiß Rat. Denn er hat den Durchblick. Spoiler: Gelingt ihm nur so mittelgut.

Wüsts Lobhudelei auf Angela Merkel: „Dass sie uns durch viele große Krisen erfolgreich durchgeführt hat und trotzdem manches auch an Themen übriggeblieben ist“, lobpreist er mittelscharf. Das also soll seine Bilanz der Merkel-Ära sein, die uns die aktuell überbordende Migrationskrise beschert hat? Na dann mal gute Nacht. Die Schlafmaske liegt bereit.

Doch es kommt noch schlimmer. Sehen Sie es uns bitte nach, wenn wir nach dieser Nacht einfach noch a bisserl ausschlafen. Wir müssen uns erholen. Diese Talksendung war einfach ultraharter Tobak.

„Wir wollen nicht die Stimmen der AfD“, posaunt Wüst und merkt vermutlich nicht einmal, dass der Kurs seiner Partei exakt darauf hinausläuft. Wer die Stimmen, die Argumente, die Gesetzesvorschläge der AfD 1:1 kopiert, hat eigentlich schlechte Karten. Dies als eigene Strategie zu verkaufen, ist an sich schon ein Husarenstück. Wüst versucht es trotzdem. Und Miosga lässt ihn gewähren. Denn besser lässt sich teure Sendezeit kaum füllen. Der Zuschauer wird es schon nicht bemerken.

Oder doch?

Es ist einfach zu offensichtlich, wie Wüst an diesem Abend versagt. Er versucht, die Fans der AfD abzugreifen, sie gleichzeitig zu verunglimpfen und am Ende noch selbst als Saubermann dazustehen, der mit den Entwicklungen der vergangenen 15 Jahre seit der migrantischen Maueröffnung 2015 rein gar nichts zu tun haben will. Wer Wüst diese akrobatische Volte abnimmt, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen.

Einen kurzen Moment lang lässt er durchblicken, in welchem Dilemma sich die Union gerade befindet. Sie versucht, ihre – offenkundig bei der AfD entliehenen – Ziele, mit Linken durchzusetzen, was nach menschlichem Ermessen unmöglich erscheint. Wüst: „Ich glaube , dass sich Rot und Grün dann nicht mehr bewegen können. Vielleicht sind sie auch zu schwach in Umfragen, um die Freiheit zu haben, sich zu bewegen.“ Seine eigenen Beweggründe gibt er unverhohlen preis: „Warum sollen wir jetzt, 30 Tage vor der Wahl, jetzt noch sagen: okay ist uns irgendwie doch nicht so ernst. Nein es ist uns ernst.“

Die ARD fährt noch ein paar Protagonisten auf, um ihre Thesen zu untermauern: Ronan Steinke von der untergehenden Zeitung SZ lobt die „Weitsicht“ einer Angela Merkel und behauptet, Grenzen könne man nicht schließen. Flüchtlinge würden „mit schlotternden Knien“ zu uns kommen, und man solle nicht „unsere Wut an solchen Leuten abreagieren“. Zeit-Redakteurin Vanessa Vu konstatiert, es sei „politisch gewollt, dass es Menschen schlecht geht“. Hunderttausende seien „vor Gewalt geflohen“, und sie würden auch keinesfalls kommen, „um das Sozialsystem auszunutzen“. Man solle „nicht über Schwarzfahren sprechen“, denn Fakt sei: „Wir können unsere Alten nicht pflegen.“

Irre.

Kurze Ergänzung: Dass ein Afgahne ein zweijähriges Kind und einen zu Hilfe geeilten Betreuer zu Tode gemessert hat, gerät für einen ganz kleinen Moment in den Hintergrund.

Thomas Jung, Oberbürgermeister der hessischen Stadt Fürth, berichtet aus der Praxis: Ein türkischer Asylbewerber habe nach einer Vergewaltigung allen Ernstes nur ein Arbeitsverbot bekommen. „Das ist natürlich lächerlich“, sagt Jung und ergänzt: In Migrantenkreisen sei „die Empörung darüber, wie der Staat mit diesen Leuten umgeht, riesengroß“.

Dafür hat Wüst sicher eine, äh, Moment, gähn, äh, eine Erklärung.

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