Tichys Einblick
Trump und Habeck

Bei Lanz: Zwischen „Schwachkopf“ und Größenwahn

Bei Lanz geht es um Trumps Griff nach der Kontrolle über den Panama-Kanal und Habecks Heroisierung auf dem Siegestor in der bayrischen Hauptstadt. Beide werden des Größenwahns beschuldigt.

Screenprint: ZDF / Lanz

Nach seiner Rückkehr aus dem Winterschlaf wurde den Gästen bei Markus Lanz schon am Dienstagabend nur schwer verdauliche Kost serviert. Elon Musk empfiehlt, die AfD zu wählen. Skandal. Lanz fragte Kristina Dunz vom Redaktions-Netzwerk Deutschland, ob es einen solchen Aufschrei auch gegeben hätte, wenn Musk die Grünen empfohlen hätte. Frechheit, so eine Frage zu stellen. Eine Antwort konnte Dunz aber nicht geben. Am Mittwochabend geht es also bei Lanz mit den USA und den Grünen in die zweite Runde.

„Make Greenland great again“

Als wäre das Blut der staatlich finanzierten Journalisten nicht schon genug in Wallung, setzte Trump am Dienstag noch eins drauf. Die Äußerungen des neuen US-Präsidenten Donald Trump in einem Pressestatement, einen Anspruch auf Grönland nicht auszuschließen, sorgt für Empörung. Dass Trump auch militärische und wirtschaftliche Mittel nicht ausschließen würde – ein Zeichen seines Größenwahns. Zusätzlich liebäugelt er mit einer Fusionierung mit Kanada und fordert von den Nato-Mitgliedstaaten, ihre Verteidigungsausgaben auf fünf Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen.

Lanz sagt dazu nur: „Das ist doch Gaga!“, und stützt sich für die Einordnung auf seinen Kollegen, den ZDF-Korrespondenten Elmar Theveßen. Dieser weiß natürlich, dass es für Trump darum geht „sicherzustellen, dass die Wirtschaftsinteressen Amerikas berücksichtigt werden“. Also niedrigere Durchfahrtgebühren für den Panama-Kanal oder den Zugang zu Rohstoffen wie Lithium und Kupfer. Außerdem handelt es sich auch um ein strategisches Vorgehen. Wie schon so oft in der Geschichte, geht es darum, wer die Oberhand dieser Handelsroute sicherstellen kann. Die Nordostpassage ist sehr viel kürzer und war von Anbeginn des Handels ein Grund zum Wettbewerb für Großmächte.

Taktik oder doch Neo-Imperialismus?

Sollte diese Route von China oder Russland dominiert werden, könnte „die nationale Sicherheit“ in Gefahr sein, so Trump. Theveßen weiß aber nicht genau, ob seine Äußerungen einfach nur „das System so richtig schön in Aufregung versetzen [sollen], um, ja, das weiß man bei Donald Trump nicht genau, vielleicht eher seine wirtschaftlichen und innenpolitischen Ziele durchzusetzen“. Aber andererseits sei Trumps Ziel, in Grönland die amerikanische Aufsicht wiederherzustellen, mit Putins Annexion von der Krim gleichzusetzen. Schon in der Vergangenheit hatte Theveßen kein Problem damit, Trump als Faschisten zu titulieren, und schreckt auch dieses Mal nicht zurück, ihm „Imperialismus“ vorzuwerfen und ihm eine „Putin“-Maske überzustülpen.

Der Publizist Wolfram Weimer sieht es ebenso: „Donald Trump kündigt den Multilateralismus auf und wir fallen zurück ins 19.Jahrhundert. Neo-Nationalismus, Neo-Imperialismus und das ist katastrophal.“ Er betont, wie wichtig eine geeinte europäische Reaktion wäre, aber eben nicht, „dass der Kanzler nun Proteste erhebt oder die Außenministerin Solidarität zeigt“. Ein Wunschgedanke. Schlagen sich die Bürger doch schon die Hände über dem Kopf zusammen, wenn sie nur den Mund aufmacht, und sie auf das nächste „Kobold – wo kommt das eigentlich her?“ warten.

„Europa ist eigentlich der Kontinent, der nicht die eigenen Rohstoffe hat“

Auch wenn die Vertreter der deutschen Außenpolitik am besten in Abwesenheit glänzen, fordert die  Ökonomin Veronika Grimm von ihnen, dass sich Europa mehr für Handelsbeziehung öffnet. Die „Wirtschaftsweise“ Grimm kassierte in der Vergangenheit mit ihren Forderungen, wie der Rückkehr zur Kernkraftenergie und atomarer Nachrüstung, bei vielen ein Naserümpfen – so auch bei Lanz. Über ihren Kommentar, dass die „Grünen noch in der Wirtschaftspolitik der 70er Jahre“ feststecken, ist der Grünen-Chef Felix Banaszak gar nicht glücklich.

Durch Lanz’ Nachbohren über die Möglichkeit, mit Fracking in Deutschland zu beginnen, rebelliert Banaszak gewaltig. Auch wenn die Kosten für die deutsche Energie deutlich gesenkt werden könnten, würde er in diesem Fall „seine Ideologie nicht über Bord werfen“. Weiter lobt er seinen Kanzlerkandidaten Robert Habeck für all seine Bemühungen, die Deutschland unabhängiger gemacht hätten. Ja, der Robert Habeck, der nach Katar gereist ist, um mit Kniefall um Öl zu bitten.

Habeck auf dem Siegestor „war eine blöde Idee“

Ohne Erfolg, aber auch ohne große Bemühung gab sich Lanz gegen Banaszak geschlagen. Aber nicht, ohne später einen erneuten Angriff durch die Hintertür zu probieren. „Ich muss kurz raus aus dem roten Faden“, beginnt er plötzlich. Die Kritik: die geschmacklose Projektion von Robert Habeck auf das Münchener Siegestor, welche die Polizei schließlich beendete.

Diese Aktion konnte auch Banaszak nicht entschuldigen und gesteht pharisäisch: „Es war eine blöde Idee.“ Dennoch lässt er es sich nicht nehmen, seinen Kanzlerkandidaten in Schutz zu nehmen. Dieser hätte davon ja gar nichts gewusst. Als Weimer kontert, dass Habeck ein Grund für drei Jahre Rezession sei, wirft sich Banaszak heldenmütig vor Habeck: „In der Debatte zur Vertrauensfrage war Robert Habeck der Einzige, der selbstkritisch formuliert hat.“

„Schwachkopf“ und weitere 800 Anzeigen

Weimer lässt aber nicht locker und schreckt nicht davor zurück, die Mängel der Grünen in ihrer ganzen Vielfältigkeit auszubreiten. Dass die Grünen in diesem Wahlkampf stärker bedrängt werden, liege unter anderem an dem veränderten Zeitgeist. Die Herausforderung: Migration und Wirtschaft sind die Themen, die die Wähler interessieren – aber eben nicht die Grünen.

Weimer belässt es aber nicht beim Parteiprogramm. Denn „dann passiert etwas wie dieser Schwachkopf-Skandal. Also, dass die führenden Politiker der Grünen vorgehen, gegen Menschen, die sie kritisieren.“ Das Image der Grünen wird zu wehleidigen Politikern, die Menschen Hausdurchsuchungen auf den Hals hetzen. Bedauerlich, findet Weimer, denn einst standen die Grünen für Nonkonformismus.

Lanz fragt Banaszak darauf, wie die Partei mit diesem Thema umgeht. Wieder gibt sich dieser gänzlich unberührt. Er findet es wichtig, „dass wir in dieser Debatte die Grautöne“ beachten, denn der bekannte Kampf gegen Hass und Hetze steht bei den Grünen ganz oben. Nur nennt es Banaszak „die Verrohung der Kultur“. Auf gut Deutsch stinkt es den Grünen, wenn Bürger ihren Unmut über ihre Politik aussprechen. Weimer bleibt bei seiner Haltung.

Gegen diese Kritik protestieren natürlich sofort der ZDF-Korrespondent und Studioleiter aus Singapur Johannes Hano und auch Lanz. Hano betont, dass die Debatte angesichts der aktuellen Probleme „völlig, total bedeutungslos“ ist, und Lanz wirft die These ein, dass die Grünen doch gar „nicht empfindlich sind, sondern einfach nur ganz besonders hart angegangen werden“. Nur Weimer scheint das Ausmaß an Arbeit für Behörden und die Gefahr für die Demokratie durch Anzeigen dieser Art zu verstehen. Doch das kümmert die ZDF-Angestellten nicht. Diese beginnen im Anschluss an die Debatte, in den letzten Minuten die neue Reportage von Johannes Hano anzupreisen.

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