Der amerikanische Präsident Trump und der israelische Regierungschef Netanyahu feierten im Weißen Haus den Erfolg im Zwölf-Tage-Krieg gegen den Iran. Es sollte während des Treffens aber auch um eine langanhaltende Waffenruhe zwischen der Hamas und Israel gehen. Lanz interpretiert die Szene und kommt zu dem Schluss, dass Netanyahu auf Trump angewiesen ist und daher einen „Schleimteppich“ ausbreite. Lanz erkennt dies daran, dass Netanyahu Trump einen Brief an das Nobelpreiskomitee reichte, welcher die Empfehlung Trumps für den Friedensnobelpreis enthält. Der CNN-Korrespondent Frederik Pleitgen sieht dagegen in den aktuellen Entwicklungen eine echte Chance auf einen anhaltenden Waffenstillstand. Er gesteht Trump zu, bezüglich dieser Entwicklung eine besondere Rolle zu spielen – eine Abwechslung im ÖRR.
Pleitgen erkennt Trumps Wirken im Nahen Osten an und verweist in diesem Zusammenhang auf das sogenannte Abraham-Abkommen, das einen signifikanten Erfolg darstellt. Aber wer, wenn nicht die taz-Journalistin Anna Lehmann, findet den „Kardinalfehler“: In dem Abkommen habe man ja die palästinensische Frage ausgeklammert. Pleitgen bleibt bei seinem Standpunkt und erklärt Lehmann, dass das Abkommen nie zustande gekommen wäre, wenn man diese Frage berücksichtigt hätte. „Man fängt ja sehr klein an, also dass ein Abkommen überhaupt hält. Das ist ja schon mal was, was man da in der Region nicht so oft sieht.“ Selbst Lanz bringt das ÖRR-Herz zum Aussetzen: „Und vielleicht muss man an der Stelle auch mal ehrlicherweise sagen, Trump hat, was das angeht, durchaus das ein oder andere erreicht.“
Doch den Friedensnobelpreis möchte die Runde dafür nicht gleich zücken, und überhaupt glaubt der Migrationsexperte und Sozialwissenschaftler Gerald Knaus, dass das norwegische Nobelpreiskomitee sicher nicht auf Netanyahu hören werde – auf einen vom Internationalen Strafgerichtshof gesuchten Verbrecher.
Eine Nobelpreisverleihung für Politiker sieht vor allem der CSU-Generalsekretär Martin Huber kritisch. Er erinnert an Barack Obama, welcher bereits früh in seiner Amtszeit den Friedensnobelpreis erhalten hat für „außergewöhnliche Bemühungen“.
Bemüht an diesem Abend ist besonders Lanz, der versucht aus der Union schlau zu werden. Ein immer schwereres Unterfangen.
Explizit geht es Lanz um eine Sache: Der Besuch von Bundesinnenminister Dobrindt in Israel. Doch Huber rechtfertigt das Treffen: „Es geht natürlich auch um Dinge der inneren Sicherheit, auch die Dinge, die wir lernen können.“ Lanz übernimmt wieder das Ruder und spricht aus, was er aus Huber nicht herauskitzeln konnte. „Geht es da auch darum sozusagen, Klarpositionen zu beziehen als CSU in Abgrenzung zur CDU?“ Huber stellt klar, dass die CSU hinter Israel steht und erinnert daran, dass Israel ständig von seinen Nachbarn bedroht wird, und dass dem Land das Existenzrecht abgesprochen wird – Dinge die der ÖRR immer wieder verdrängt.
So wird auch wieder der Vorwurf unterbreitet, Israel handle völkerrechtlich illegitim. Wieder erinnert Huber daran, dass die Hamas diese Bilder provoziert, wenn sie ihre eigene Zivilbevölkerung als Schild benutzt und Knappheit von Hilfeleistungen selbst verursacht. Lanz fordert Huber heraus und fragt ihn, ob die 80.000 Tote Frauen und Kinder gerechtfertigt sind. Dabei sind alle Argumente, die Huber für das Recht der Selbstverteidigung von Israel hervorbringt, für Lanz nicht einleuchtend. Nach der dritten Nachfrage wird er schließlich deutlich: „Natürlich sind diese Bilder etwas, die einen beschäftigen und dieses Leid, das dort auch passiert. Gleichwohl muss man natürlich auch immer die Situation sehen, dass Israel in einem permanenten Kampf ums eigene Überleben ist und dass die Hamas natürlich schon auch den Schlüssel in der Hand hat, den Konflikt zu beenden, indem sie die Geiseln freilässt und sich selbst auch zu einer Friedenslösung mit Anerkennung des Existenzrechts Israel bereit erklärt.“
„Geht’s ganz ohne Moral?“ lässt Lanz nicht locker. „Das ist immer ein Punkt, der in der Vergangenheit eine große Rolle gespielt hat bei der feministischen Außenpolitik. Wo man gedacht hat, man kann mit dem moralischen erhobenen Zeigefinger durch die Welt reisen und was bewegen. Ich glaube, entscheidend sind Gespräche auf Augenhöhe und die Dinge dort auch anzusprechen.“ Dann wird er aber auch schon unterbrochen und das Schnauben der taz-Journalistin ist fast erwartbar. Der Seitenhieb gegen Annalena Baerbock stößt auch Lanz auf. Aber Huber setzt noch eins drauf: „Ich würde mir wünschen, dass wir das Völkerrecht nicht nur heranziehen, wenn es darum geht, was macht Israel, wenn es sich verteidigt? Sondern dass wir das Völkerrecht auch dann heranziehen, wenn Israel angegriffen wird. Denn wenn Israel angegriffen wird, wird seltsamerweise kaum über das Völkerrecht diskutiert.“ Aber alle Versuche von Huber laufen ins Leere.
Was Huber nicht weiß, ist, dass er noch seine eigene Partei verteidigen muss – und diese Aktion ist dann doch sehr wagemutig. So schimpft Lehmann gegen die Abschiebungen nach Afghanistan und das Vorhaben der Union, die Einreise von Afghanen über Pakistan auszusetzen. In diesem Punkt kommen Huber Knaus und Lanz zur Hilfe, indem sie Lehmann über die „Ortskräfte“ aufklären und eine Abschiebung von Straftätern nach Afghanistan als sehr sinnvoll einstufen. Doch der Widerspruch bleibt bestehen – denn die Flieger erreichen weiterhin deutschen Boden. Huber bietet hierzu nur Floskeln, die allesamt mit „Wir möchten“ anfangen.
Weiter geht es mit dem neuen gebrochenen Wahlversprechen der Union – keine Stromsenkungen für alle. Huber versucht wieder zu erklären, aber scheitert kläglich. Die neue Koalition gönnt sich ein enormes Schuldenpaket aber für dieses Wahlversprechen muss erst noch gespart werden bis 2027. Aber keine Panik, die Senkung kommt doch, beschwichtigt Huber – nur eben für das produzierende Gewerbe. Nach dem Motto: Immerhin sind wir auf dem Weg – vielleicht – unser Wahlversprechen einzuhalten, versucht sich Huber in einer erbärmlichen Weise herauszureden. Lanz fragt ihn schließlich: „Aber die Frage derer, die gerade zuschauen an Sie ist, was werden Sie tun, damit es passiert?“ Die Antwort steht geradezu symbolisch für die neue Bundesregierung: „Ich bin guter Dinge, dass es uns gelingen wird.“