Tichys Einblick
Selbstwiderlegung in drei Graphiken

Der tiefe Fall des ifo-Instituts: Scheinstudie zu Zuwanderung und Kriminalität

Welcher Teufel hat das ifo-Institut für Wirtschaftsforschung geritten, solch eine Scheinstudie herauszugeben? Zusätzliche Zuwanderung von stärker kriminellen Ausländern soll laut den Autoren die Kriminalitätsrate nicht verändern. Dabei beginnen sie mit einer Graphik, die keine Fragen mehr offen lässt.

Symbolbild

picture alliance/dpa | Arne Dedert

Seit eine bestimmte Art Kriminalität sich in Deutschland verbreitet, weiß man, dass „Autos in Menschenmengen fahren“ (ohne dass gesagt wird, wer sie steuert), dass Personen bei einer „Schießerei“, einer „Messerstecherei“, vielleicht sogar in einem schlichten „Streit“ sterben können – ohne dass gesagt wird, wer geschossen, zugestochen oder zugeschlagen hat. Erst jüngst starb ein bekannter Hamburger Türsteher durch einen gewaltbereiten Mülleimer. So könnte man das Thema irgendwo zwischen Sarkasmus und Zynismus weiterspinnen.

Seit der neuen Studie des früher angesehenen ifo-Instituts wissen wir zudem: Auch die Wahl des Wohnorts macht kriminell, zumindest wenn einer als Zuwanderer das Unglück hat, in einem Ballungsraum zu wohnen. Diese Behauptung, dieses statistische Gespinst ist das Hauptargument der neuen Studie von Jean-Victor Alipour und Joop Age Harm Adema im Auftrag des Münchner ifo-Instituts.

Das Schöne (wie auch Gute und Wahre) ist: Die Studienautoren haben auf X selbst eine Graphik hinterlegt, die eigentlich für jedermann klar und deutlich zeigt, worum es sich handelt. Ausländer – auch die mit inländischem Wohnsitz – sind unter den Tatverdächtigen der Polizeilichen Kriminalstatistik signifikant überrepräsentiert, und das über die Jahre hinweg. So gab es 2023 pro 1000 Einwohner mit deutschem Pass 19 Tatverdächtige, doch 57 pro 1000 Ausländer und immer noch 52 pro 1000 in der Gruppe der Ausländer mit deutschem Wohnsitz. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Ausländer, der hier wohnt, zum Tatverdächtigen wird, ist also fast dreimal so hoch im Vergleich mit deutschen Einwohnern, womit wie immer Passdeutsche gemeint sind. Auch Einwohner mit Migrationshintergrund gehören also in diese Gruppe mit insgesamt geringerem Anteil an Tatverdächtigen.

Kleiner Fehler und Update vom ifo-Blogger

Der X-Blogger des ifo-Instituts, der die hilfreiche Graphik gepostet hatte, bemerkte seinen ‚Fehler‘ bald auch selbst und fügte ein „Update“ hinzu. Das bestand aus zwei Klecks-Graphiken, die den Zusammenhang zwischen einer Zunahme der ausländischen Bevölkerung und der Zahl der Straftaten an einem Ort darstellen. Jeder Klecks besteht aus vielen Einzelpunkten, von denen jeder für einen Landkreis oder eine kreisfreie Stadt, also ein konkretes Fallbeispiel, steht. Die Verteilung der Punkte ist dann aber doch nicht ganz zufällig.

Das Fazit aus dieser Graphik lautet eindeutig: Je mehr Ausländer an einem Ort leben, umso mehr Straftaten geschehen dort. Doch dann haben die Autoren noch eine andere Klecks-Graphik erzeugt, bei der sie den „Einfluss von regionalen Unterschieden“, also etwa Unterschiede bei der Altersstruktur und beim Männeranteil, aber auch andere „ortsspezifische Faktoren“ herausgerechnet haben. Dazu sollen etwa auch die lokale Inländer-Tatverdächtigenrate und die Arbeitslosenquote gehören. Botschaft: Der Ausländeranteil hat keine Auswirkung auf die Kriminalitätsrate, wenn man „ortsspezifische Faktoren“ einbezieht.

Und das ist das zentrale Problem dieser ifo-Studie. Hier liegt offenbar ein Zirkelschluss vor. Denn die lokale Arbeitslosenquote hängt offenbar auch von der Zahl der Ausländer ab, die oft keiner Beschäftigung nachgehen. Auch ein höherer Jungmänneranteil wird durch den Zuzug der jungen Afghanen und Syrer erst hergestellt.

Die „Leidmedien“ sind es zufrieden

Und zuletzt gibt es auch noch eine weitere Graphik (Abb. 2.D in dem Aufsatz), die zeigen soll, dass Ausländer unglücklicherweise in Kreisen mit höherer Inländerkriminalität wohnen und schon deshalb (so muss man offenbar wieder annehmen) auch selbst krimineller werden. Es könnte aber durchaus noch andere Kausalitäten und Zusammenhänge geben. Man denke nur an die vermutlich höhere Kriminalität vieler Passdeutscher und vielleicht auch an den Ansteckungseffekt durch die Herausbildung krimineller Milieus.

Die Studie sitzt also immer wieder ihrem eigenen Gedankenkonstrukt auf beziehungsweise versucht uns an der Nase herumzuführen: Hatte sie zuvor postuliert, dass Ausländer nur wegen ihrer Wohnsituation in Ballungsräumen krimineller seien als Deutsche, dann rechnet sie jetzt genau diese ortsspezifischen Faktoren heraus und findet – oh, Wunder! – heraus, dass es gar keinen Unterschied mehr zwischen der frisch zugewanderten und der deutschen Bevölkerung gibt. Das ist der Zirkelschluss par excellence in dieser ‚Studie‘, die keine ist, sondern eine Pirouette um die eigene Gehirnsubstanz.

Überflüssig zu sagen, dass die bekannten Leid- und Lückenmedien begierig auf den vom ifo-Institut gezimmerten Wagen aufgesprungen sind. Und das lohnt kaum die Blütenlese. Hübsch scheint aber die Zeile des Deutschlandfunks: „Ifo-Institut: Mehr Ausländer erhöhen nicht die Kriminalitätsrate“. Man könnte nun ergänzen: Es waren vorher schon genügend da. Von ähnlicher Qualität ist die Überschrift der Zeit: „Mehr Migration erhöht nicht die Kriminalitätsrate in Deutschland“. Dabei könnte man durchaus annehmen, dass die erhöhte Kriminalität irgendwann auch aus den von ihr besetzten „Hellholes“ heraussickert und das größere Ganze infiziert. Auch das dürfte schon der Fall sein.

Ist es verinnerlichte Angst oder doch die Akademikerschwemme?

Zum Schluss muss noch der eine fatale Gedanke hier erwähnt werden: Hat etwa die verinnerlichte Furcht vor dem Fachkräftemangel dieses einst renommierte Wirtschaftsforschungsinstitut in die Sackgasse eines Papiers geführt, das sich selbst ad absurdum führt? Immerhin kritisiert das Institut in diesen Tagen auch den „öffentlichen Sektor“, der dem privaten Sektor durch seine Ineffizienz Arbeitskräfte entziehe. Hier muss man auch auf die ausufernde Asylindustrie zu sprechen kommen, die natürlich eben dies tut und dabei auch selbst zum Teil dem öffentlichen Sektor zuzurechnen ist.

Bis in die englischsprachige Welt und in der Folge nach Dänemark hat sich die ‚Studie‘ herumgesprochen und erntet von Kundigen überall nur Kopfschütteln. Bemüht wird auch der Everest-Trugschluss, der besagen soll, dass, wenn man den Unterschied der Höhenmeter herausrechnet, der Everest gar nicht mehr so hoch sei. Und tatsächlich: „Wenn man bedenkt, dass Neukölln eben Neukölln ist, hat Migration kein[en] Effekt“, wie ein anderer Nutzer auf X schreibt.

Richtig und wichtig zu erwähnen ist zuletzt auch, dass nicht alle Delikte uns gleichermaßen „belasten und den sozialen Frieden erodieren“, wie ein Nutzer feststellt. Gemeint ist damit natürlich auch: Die Zahlen bei Gewalt- und Sexualdelikten sind noch einmal ungünstiger für Ausländer im Vergleich mit Deutschen. Ein anderer Kommentar trifft einen weiteren Nagel auf den Kopf: „Peinlich. Akademikerschwemme mal wieder illustriert.“

Zum Schluss: TE hat es schon lange gewusst und auch breit darüber berichtet. Zuletzt hat auch BKA-Chef Holger Münch ausdrücklich auf den Zusammenhang zwischen Migration, vor allem Asylmigration, und Kriminalität hingewiesen.

Mehr zum Thema >>>

Anzeige
Die mobile Version verlassen