Alte Clans als neue Ordnungsmacht in Gaza

Eine Hinwendung zu den alten Regeln der Clans wäre nicht westlich oktroyiert, sondern kulturell vertraut. Solche Abwendung von der Todesideologie der Hamas halten Kenner für die einzig reale Möglichkeit, den Konflikt langfristig zu befrieden. Clan-Ordnung plus Abraham Accords stießen bei friedfertigen Arabern in den USA auf große Zustimmung.

Screenshot / https://www.ynetnews.com/article/bjozxeybxx

Der Clan von Yasser Abu Shabab, Teil des großen Tarabin-Beduinenstamms mit Einfluss in Gaza, der Sinai-Halbinsel, der Negev-Wüste und Jordanien soll seit etlichen Wochen einen Bereich im Süden von Gaza östlich von Rafah bei Kerem Shalom sichern. Das Gebiet soll völlig frei von Hamas sein. Die israelische Armee (IDF) unterstützt den Clan inoffiziell mit Waffen. Mit der Gaza Humanitarian Foundation (GHF) organisiert der Clan Essensverteilung.  Abu Shabab – wie andere Clans auch  – lehnt das „pay-for-slay“-Schema ab. Dieses Programm der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) und der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) ist als „Märtyrerfonds“ bekannt: lebenslange Zahlungen an Palästinenser, die in Israel wegen Gewalttaten, einschließlich Terrorismus, inhaftiert sind, sowie an die Familien von Personen, die bei solchen Handlungen getötet oder verletzt wurden.

Die Hamas lockte vor Wochen eine Gruppe des Clans in einen Hinterhalt und ermordete sie. Abu Sharab wird massiv bedroht, weil er und sein Clan der Terror-Ideologie nicht folgen. Die Hamas droht ihm als Verräter mit dem Tod. Mittlerweile stellen auch andere Clans Gebietsansprüche und wollen der Hamas die Macht abnehmen:

Dem öffentlichen Aufruf von Abu Sharab zu seinen “Popular Forces” sollen 6.000 Gazaner gefolgt sein, 3.000 zu zivilen Aufgaben wie Bauen, Medizin, Schulen. 21.000 Gaza-Familien mit rund 80.000 Mitgliedern wollen in die vom Abu Shabab-Clan gesicherten Gebiete in Rafah umziehen. Die Etablierung der Hilfsorganisation GHF (finanziert durch USA und Israel) der kostenlosen Ausgabe von Lebens- und Hilfsmitteln an die Bevölkerung kommt voran. Bewaffnete Bewacher mit Jeeps sind meist US-Veteranen mit Combat-Erfahrung im Auftrag von US-Sicherheitsfirmen, die selbst von IDF-Drohnen bewacht werden, um bei Hamas-Gefahr schnell Bomber rufen zu können.

Davor hatte die Hamas Lieferungen durch UNRWA oder Rotes Kreuz beschlagnahmt und zu deftigen Preisen an die Bevölkerung weiter verkauft. Vom Erlös bezahlte sie Mitglieder und kaufte Waffen. Dieses Geschäftsmodell ist die GHF am zerstören. Die Hamas reagierte mit Drohungen gegen Gazaner, die zu den Ausgabestellen gehen, und scheute vor Gewaltmaßnahmen wie Folterungen nicht zurück. Dabei gab es auch Erschießungen, die Hamas der IDF anhängen wollte. Zwei Amerikaner wurden durch Granaten aus iranischer Produktion verletzt. Abu Shahabs Miliz soll der Sahem Unit – Schlägertruppen und Killerkommandos der Hamas –  Terrain abnehmen.

Vor diesem Hintergund ist naheliegend, dass Netanjahu hinter dem Oval Office versucht, Trump von einem Waffenstillstand abzuhalten, in dem sich die Hamas erholen und Gegner wie die Beduinen-Clans ungestört vernichten könnte, weil die IDF abziehen müsste, die den Clans den Rücken frei hält, indem Israels Luftwaffe (IAF) Terrorzellen der Hamas bombt, die sich dort anpirschen wollen. Ein Waffenstillstand würde die Chance auf eine langfristige friedliche Kooperation zwischen Arabern und Juden vertun durch die Rückkehr der Jahrhunderte in ihrer Art bewährten Clanstrukturen zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung.

Eine solche Hinwendung zu den alten Regeln der Clans wäre für die Gazaner nicht westlich oktroyiert, sondern kulturell vertraut. Eine so ermöglichte Abwendung von der Todesideologie der Hamas halten Kenner für die einzige reale Möglichkeit, den Konflikt langfristig zu befrieden und Stabilität herzustellen. Clan-Ordnung plus Abraham Accords stießen bei den friedfertigen Arabern in den USA auf große Zustimmung. Gleichzeitig würden die lokalen und weltweiten Terrorunterstützer der sunnitischen Muslimbruderschaft und der Jihadisten der Mullah-Schiiten geschwächt. Die Clan-Ordnung schlösse nahtlos am erfolgreichen De-Radikalisierungsprogramm der Saudis an.

Der woken  Demogemeinde in Europa und America würde der Propaganda-Boden entzogen. Qatar und Türkei hier und Iran dort würden weltweit politischen Einfluss verlieren, wenn ihnen das Medienfutter ausgeht.

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Kommentare ( 27 )

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Westfale
27 Tage her

Aussagen: „Der Clan von Yasser Abu Shabab, Teil des großen Tarabin-Beduinenstamms …“ „Die israelische Armee (IDF) unterstützt den Clan inoffiziell mit Waffen.“ „Bewaffnete Bewacher mit Jeeps sind meist US-Veteranen mit Combat-Erfahrung im Auftrag von US-Sicherheitsfirmen, die selbst von IDF-Drohnen bewacht werden, um bei Hamas-Gefahr schnell Bomber rufen zu können.“ Erkenntnis: Wenn das eine israelische Strategie sein soll, ist es eine aberwitzige. Hamas raus – Clankrieger rein! Es wird so kommen wie es kommen muß: Israels 7,3 Millionen jüdische Einwohner werden untergehen im umgebenden 360 Millionen Einwohner fassenden arabisch-muslimischen Ozean. Der Pegelstand steigt unaufhörlich. Nuklearwaffen sind sinn- und zwecklos. Nur geeignet… Mehr

kb
27 Tage her

Ein Versuch ist es wert. Oder hat jemand eine andere Idee?

horrex
27 Tage her

Ich bin nun wirklich kein Experte! Aber wenn man „Laurenz of Arabia“ in der Langfassung mehr als einmal und mit Verstand gesehen und „Hadsch“ von Leon Uris sorgfältig gelesen hat, wenn man seit Jahren hier im Lande sieht was ganz offensichtlich „tribale“ und Clan-Strukturen so alles zustande bringen, wenn einem klar ist was Picot und Sykes angerichtet haben mit ihren „kühnen“ Linien auf der Landkarte, dann ist einem zumindest klar was Clan-Struktur bedeutet/bedeutenkann! Ich wage kaum zu hoffen, dass neu belebte ARCHAISCHE Clan-Strukturen nun Rettung nach all der Einmischung von … Änderung bringen kann. Aber ich bin kein Experte für… Mehr

a.stricker
27 Tage her

WAs das sehr eindeutig zeigt: In den meisten Staaten in Arabien und Afrika gibt es Institutionen, die an westliche Staatsformen erinnern. Das ist aber nicht einmal der Lack. Die tatsächlichen Entscheidungslinien und Machtverhältnisse unter der dünnen Oberfläche sind ganz andere. Deswegen ist ein Festhalten an der formalen Ordnung zum Scheitern verdammt, Ob eine Horde archaischer Clans auf Dauer Frieden sichern kann, ist allerdings fraglich, von Wohlstand und Entwicklung ganz zu schweigen.

Kraichgau
27 Tage her

mal ganz jenseits der „versuchten“ Gaza-Befriedung…es ist ein Fakt,das Ägypten den Sinai erst nach Jahren nach 2011 befrieden konnte und erst dann,als die Jihadisten dort lokale Führungskräfte der Stämme dort angriffen und sich dadurch die Feindschaft derselben zuzogen.
Als das geschehen war,ging das Auffinden der Jihadisten schnell,denn die Stämme wussten genau,wo die Killer Ihre Unterschlupfe hatten.
Die Stämme riefen die ägyptische Armee,die diese auslöschten
Andererseits darf man nicht vergessen,das die beduinischen Stämmejahrzehntelang sehr gut mit Schmuggel auch nach Gaza rein verdient haben,ich würde ihnen nur sehr bedingt vertrauen

Last edited 27 Tage her by Kraichgau
Fieselsteinchen
27 Tage her

Man hat wenigstens verstanden, dass es nicht sinnvoll ist, gegen den Willen der Bevölkerung eine weitere Demokratiesimulation, mit deren Hilfe die Hamas a die Macht kam, zu installieren. Nun soll es das alte Clanwesen richten. Nun ja!

MeHere
27 Tage her

Diese Zustände könnten auf Deutschland auch in 20-30 Jahren zukommen … Bosnien war es ähnlich …
Schon komisch, dass es immer nur um diese eine, ideologisch vergrillte Scheinre@ geht …

Moses
27 Tage her

Sie kehren zu der Art und Weise zurück, wie sie vor tausend Jahren lebten, bevor die Europäer künstliche Staaten für sie erfanden. Das Wort Clan ist hier nicht ganz richtig, da es sich um einen gewöhnlichen Tribalismus handelt. Innerhalb des Clans gibt es keine kriminellen Strukturen, es sei denn, man gibt ihnen, wie in Berlin, die Möglichkeit, sich zu entwickeln. Außerdem ist der Clan ein Phänomen der arabischen Stadtkultur, und die Ghazawats sind Beduinen. Natürlich wäre es besser, sie alle in ihren Herkunftsländern anzusiedeln, aber die anderen Araber sind dagegen. In einer solchen Situation ist die Option der VAE gar… Mehr

Berlindiesel
27 Tage her
Antworten an  Moses

Bei den Emiraten hilft der Ölreichtum zweifellos, Widersprüche und die totale Abhängigkeit von außen zu überdecken, aber ansonsten stellt die Monarchie die einzige für Arabien brauchbare Staatsform da – sofern der Monarch nicht von außen inthronisiert wird

RiverHH
27 Tage her

Dann sollten wir umgehend mit der Abschiebung der in Deutschland lebenden Clan-Mitglieder beginnen. Die werden jetzt in Gaza gebraucht.

Haba Orwell
28 Tage her

> Die israelische Armee (IDF) unterstützt den Clan inoffiziell mit Waffen.

Ich versuche es zu verstehen: Clan-Herrschaft in Nahost – gut, Clan-Herrschaft in Buntschland – schlecht? Ich habe in unabhängigen Medien Artikel gelesen mit Behauptungen, zeitweise habe Mossad Hamas unterstützt – damals waren es die Guten?

Ein Leser aus Franken
27 Tage her
Antworten an  Haba Orwell

„Teile und herrsche.“ Nach der Machtübernahme der Hamas herrschte in Gaza erstmal Bürgerkrieg. Das Kalkül Israels war auch, dass eine radikal-islamistische Führung weniger Sympathie im westlichen Ausland finden würde als die säkulare PLO.

Mausi
27 Tage her
Antworten an  Haba Orwell

Ja, sicher. Das ist doch kein Widerspruch. Was beim einen gut ist, kann für den nächsten schlecht sein. Unsere Kultur ist keine Clan- oder Stammeskultur. Die im Nahen Osten schon.
Könnten Sie bitte einen Link zu Ihrem letzten Satz geben? Dankeschön.

Haba Orwell
27 Tage her
Antworten an  Mausi

> Könnten Sie bitte einen Link zu Ihrem letzten Satz geben? Zum Beispiel hier: https://uncutnews.ch/wie-israel-die-hamas-im-kampf-gegen-die-plo-unterstuetzte/ > „… Tatsächlich wurde die Hamas seit ihrer Gründung Ende der 1980er Jahre im Wesentlichen von Israel gefördert. Damals nutzte die israelische Regierung die Gruppe als Gegenkraft zur Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) von Jassir Arafat, die sich gefährlicherweise dem internationalen Konsens der Zwei-Staaten-Lösung des Konflikts angeschlossen hatte. …“ Und es geht noch weiter: „… Die erhöhte Bedrohung durch Terroranschläge gegen israelische Zivilisten war schon immer ein Preis, den die israelischen Führer bereit waren zu zahlen, um die Bedrohung des Friedens zu bekämpfen, die ein Hindernis für… Mehr