Zwei alte, linke Männer erzählen sich Anekdoten. Über die guten alten Zeiten und die schlechten alten Zeiten, über den Krieg, den Kalten Krieg und den Mauerbau. Da ist es immerhin schlüssig, dass mit Gregor Gysi ein Vertreter der alten Mauerschützenpartei dabei ist. Von Brunhilde Plog

An Ödnis ist dieser Abend kaum zu überbieten. Vier Köpfe, kein Thema, eine Stunde Laberei um keinen Brei, von heiß gar nicht zu sprechen. Wenn man bedenkt, dass Markus Lanz allein für die Moderation dieser dreimal wöchentlichen Talk-Sendung pro Jahr satte 1,9 Millionen Euro einstreicht, kann man solch eine „Talg“-Show, wie sie gestern Abend abgeliefert wurde, im Grunde nur als bodenlose Frechheit bezeichnen.
Lanz kündigt die lahme Ente, die er da im Ofen hat, ganz ungeniert an: Man wolle „ausnahmeweise mal nicht über harte Tagespolitik sprechen“, droht er. Damit ist das Maß der intellektuellen Verhohnepiepelung allerdings nicht einmal ansatzweise beschrieben.
Zu Gast: Franz Müntefering, 85 Jahre alt, SPD-Grande, Ex-Parteichef und Ex-Vizekanzler. Ein Parteikader, der bekanntermaßen noch nie in seinem Leben von irgendeiner besonderen Vision belästigt worden wäre. Einer aus der Riege jener, die maßgeblich das Parteiensystem von heute geprägt haben: ein Apparat, der Rückgratlosigkeit belohnt und sich seine angepassten Nullkompetenz-Funktionäre wie Zombies selbst heranzüchtet. Eigener Charakter, eigener Kopf, eigene Ideen – alles nicht mehr gefragt. Spur halten, ducken, hochdienen.
Er soll sogar aus seiner eigenen Kindheit als Dreijähriger (!) erzählen. Der Mann ist 85. Ach ja, und Oskar Lafontaine darf er selbstverständlich auch zerlegen. Der habe vor zwanzig (!) Jahren die SPD so nachhaltig beschädigt, dass die Partei bis heute darunter leide („hat das Ding systematisch zerstört“).
Spätestens zu diesem Zeitpunkt beschleicht einen das Gefühl, dass man bei dieser lahmen Lanz-Latenight-Ente wohl der letzte verbliebene Zuschauer sein könnte. Nach Fußballverlängerung und einem um 45 Minuten auf weit nach Mitternacht verspäteten Ausstrahlungsbeginn gäbe es – mittlerweile nachts um Eins – jede Menge, was man lieber erledigen möchte. Rasenmähen vielleicht. Oder mal die Haare aus dem Duschabfluss zubbeln.
Mit Themen wie aufkeimender Kriegsangst oder dem schlechten Wahlergebnis des neuen SPD-Co-Chefs Lars Klingbeil täuscht Lanz zumindest einen Hauch von Aktualität vor. Halbherzige Versuche, die bei einem Müntefering ohnehin ins Leere laufen. Der Mann lebt längst in seiner eigenen Welt. Unbehagen kann er nirgendwo ausmachen: „Dass wir Angst vor dem Krieg haben, würde ich nicht sagen. Das wäre ein bisschen zu hoch gegriffen.“ Und wenn Klingbeil mit spektakulär schlappen 64,9 Prozent aus den eigenen SPD-Reihen abgestraft wird, dann ist das einem Müntefering doch völlig schnuppe: „Wenn man mehr als die Hälfte hat, dann ist man gewählt.“
Dass dann noch Gregor Gysi mit in der Runde hockt, gibt der Sendung endgültig den Rest. Der Mann, der so gern redet, dass er schon antwortet, bevor überhaupt eine Frage gestellt wurde, darf heute noch mehr Gas geben. Völlig ungebremst kommt er vom Hölzchen aufs Stöckchen, kritisiert „den Neoliberalismus, den Tony Blair und Gerhard Schröder eingeführt haben“, Trump und Putin und die EU („leider ist Europa im Moment kein wirklicher Machtfaktor“). Den Geist von einer angeblich riesigen, rechtsextremen Bedrohung lässt er selbstverständlich auch mal wieder aus der Flasche. Lanz erlaube Flasche leer.
Eine Sendung wie aus einem Paralleluniversum, in dem Käpt’n Körk gerade gegen die Delirium-Konföderation verliert. Der ultimative Schuss aus dem Stern der tödlichen Langeweile: Gysi beamt uns in alte Schwarzweiß-Zeiten. „Ich weiß noch, als Marlene Dietrich das erste Mal nach West-Berlin kam, wurde sie als Vaterlandsverräterin beschimpft.“ Okay, wir geben auf.
Was ist eigentlich mit dem Abfluss in der Gäste-Dusche? Da sind doch sicher auch noch Haare drin.
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Hätte das Lanz den Genossen Gysi nicht mal fragen können, wohin er mit Bartsch die SED Mrd verbracht hat ? Die würden seinen doch soooo dolle von ihm vertretenen Arbeiter – und Bauern gut zustehen. Widerliche Typen, die nur noch durch die SED Schutz Truppe Union übertroffen werden.
Müntefering – Kriegsangst: „Das wäre ein bisschen zu hoch gegriffen.“
Stimmt genau ! Der kleine Bürger muß im Falle eines Krieges immer tief nach unten fassen, nämlich in die Sch … .
Gysi…. da wird mir seit 1989 regelmäßig übel. Der größte Verräter, Lügner und Denunziant! Setzt sich fett und bräsig in die Errungenschaften des Kapitalismus und spielt den „ good boy“.
Ein riesengroßes Rätsel für mich ist und bleibt so ein
Männeken wie Müntefering ….
Wie kann so eine Null . wie er , so “ hoch “ kommen ?
Muss irgendwie bei der SPD systemimmanent sein !
Ach so :
ARD und ZDF habe ich Dummerle doch glatt vergessen .
CDU / CSU , GRÜNE etc. auch !
Die Liste ist einfach zu groß .
Och, immerhin gibt’s nach der Sendung und Rezession hier einen Erkenntnisgewinn: der Münte lebt noch. War mir ganz entfallen. Aber fällt das unter „nützliches Wissen“? Bin unsicher! 🙂
Der gebürtige Südtiroler Markus Lanz ist für mich ein völlig hinterlistiger, ungustiöser Schleimer, mit dem Potential zum Vorsitzenden aller Schleimer im gesamten deutschsprachigen Raum. Ich kenne ja im linksradikalen Spektrum zahllose Schleimer, allerdings ist dieser Lanz mit weitem Abstand der Erfolgreichste und Schlimmste zugleich. Wer seine Sprache analysiert, seine Körpersprache bzw. seinen immer wieder gebeugten und nach links drehenden Kopf betrachtet, seine hinterlistigen und hinterfotzigen Blicke und sein meist hämisches Grinsen beobachtet, kann nur zu dem einen Schluss kommen – Lanz ist ein von den linken Eliten hochbezahlter Agitator und Manipulator, ein moderner Moderator der links-linken Transformations-Agenda in diesem Failed… Mehr
Hätten Sie doch nur Misik nicht erwähnt; jetzt fühle ich mich schlecht.
Was mich immer wieder bei Lanz fasziniert ist dieses Vorstellungsritual, das mit maschinenhafter Präzision abläuft, erst das Tippen auf die Karte, dann mit zwei Fingern anheben der Karte und Wippen zweimal, dann die Karte wieder zurücklegen. Dieses läuft mit einer Routine ab, die man schon als Tic- oder Zwangsstörung bezeichnen kann. Erinnert mich an das Aufschlagsritual eines bekannten ehemaligen spanischen Grand Slam Tennisspieler.
Mit anderen Worten vollkommen überflüssig. Ist auch meine unwichtige Meinung. Näheres zu den „Gästen“ auch unwichtig. Was wir erleben durften war mal wieder die vollkommene Sinnlosigkeit die nur Geld kostet, unser Geld.
Richtig. Oskar und Sahra runden das Bild noch ab. Am besten noch die neue Freundin Alice aus dem Wunderland dazunehmen, dann können sie an ihrer Koalition basteln. Die Mädels verstehen sich ja schließlich immer besser.
Es soll vernünftige Menschen in allen Lagern gehen. Hat man am 20.Juli 1944 gesehen.
Ordentlich satirisch gewürzt und informativ zugleich, sowas liest man gerne!
Launige Besprechung. Es soll sogar Zuschauer geben, die – abseits beruflich bedingter Nachbesprechungsaufgaben – diesen Mist regelmäßig (ich wiederhols nochmal: regelmäßig!) konsumieren. Quotenmeter(.de) zur gestrigen Sendung: „Weil es Verlängerung gab, war erst um 00.10 Uhr die Bühne für «Markus Lanz» und seine gleichnamige Sendung aus Hamburg frei. 1,40 Millionen Menschen sahen Frank Müntefering (SPD), Gregor Gysi (Die Linke) und Politologin Andrea Römmele, der Marktanteil wurde auf 24,0 Prozent taxiert. Beim jungen Publikum wurden 0,25 Millionen geholt, der Marktanteil belief sich auf 19,6 Prozent.“ Überschaubare Reichweite. Die Alt-68er Oberstudienräte a.D. (heute 80+) können ja ausschlafen… Aber Rasenmähen nachts um eins würde… Mehr