Das Urteil über CO2 und die damit verbundene Industrie ist längst gefällt: schädlich, gefährlich, abzustellen. Es ist immer wieder erstaunlich, dass vergessen wird, dass CO2 der Baustoff des Lebens ist und das trotz aller möglichen negativen Auswirkungen die Erträge an Nahrungsmitteln, wie etwa Weizen und Reis, durch das gestiegene CO2 um etwa 15 % erhöht worden sind. Wer sagt es den Schülerinnen und Schülern von Fridays for Future, dass wir ohne den CO2-Anstieg ganz gewiss zu wenig Nahrungsmittel hätten, um die Welt satt zu machen? Allein 15 % weniger Reis, Weizen und Soja wären auf Dauer für die Weltbevölkerung nicht erträglich. Das alles spricht CO2 nicht frei und auch nicht uns Menschen, die in 150 Jahren einerseits durch Entfaltung der Industriegesellschaft die Lebensbedingungen für alle Menschen auf der Erde verbessert haben, andererseits die CO2- Konzentration von 0,028 % auf 0,041 % „hoch“getrieben haben. Was wir nicht hinreichend genau wissen, ist, wie stark dieser und ein weiterer Anstieg das Klima verändern wird.
Dass die Staatengemeinschaft im Verlaufe dieses Jahrhunderts reagieren und den CO2 Ausstoß reduzieren muss, darüber besteht kein Zweifel. Die fehlerhaften Klimamodelle dürfen aber hierfür nicht zur Grundlage gemacht werden. Sie laufen um 50 % zu heiß gegenüber der Realität. Das heißt, wir haben doppelt so viel Zeit. Nicht 2050 sondern 2100 müssen wir uns weitgehend von fossilen Brennstoffen verabschiedet haben.
CO2-arme Technologien müssen auf jeden Fall entwickelt werden. Und da spielt Deutschland eine miserable Rolle. Alles, was jenseits von Windenergie und Solarenergie den Energiehunger der Welt nachhaltig befriedigen könnte, findet nicht statt. Jedes Jahr stellen die Grünen im Haushaltsausschuss den Antrag die Fördermittel für die Fusionsforschung einzustellen, die Erforschung inhärent sicherer Kernkraftwerke ist in Deutschland verboten, fossile Kraftwerke mit CO2-Abscheidung (CCS) sind ebenfalls untersagt.
Wenn die Klimareaktion auf das CO2 bei einer Klimasensitivität (die Erwärmung bei Verdoppelung der CO2-Konzentration in der Luft) von 1,5-2 Grad liegt, wird die Erwärmung bis 2100 etwa 2 Grad Celsius nicht übersteigen. Dann haben wir bis 2100 Zeit, um das vorindustrielle Emissionsniveau erreicht zu haben. Dabei ist es unerheblich, ob Deutschland und Europa 2050 oder 2100 auf Netto-Null kommen. Entscheidend ist: Was macht die Welt, und vor allem, was macht China?
Zu glauben, dass China, wie in Paris versprochen, bis 2030 die CO2-Emissionen von 8,9 Milliarden Tonnen auf (nur!) 12,5 Milliarden Tonnen ansteigen lassen wird, um diese hernach in 20 Jahren auf Null zu senken, wäre schon arg naiv. Chinas Regierung selbst rechnet in 2050 mit den gleichen Emissionen wie heute, was schon eine gewaltige Anstrengung voraussetzt. Oder entspricht es etwa der europäischen Logik, dass wir unsere Industriegesellschaft zerstören, damit China richtig aufblühen kann?
1600 Kohlekraftwerke werden zurzeit weltweit in 62 Ländern gebaut, die meisten übrigens durch chinesische Firmen und mit Hilfe chinesischer Kredite. Insgesamt wird die Kohlekraftwerkskapazität weltweit nicht reduziert, sondern um 43 Prozent erweitert. Das ist keine theoretische Modellrechnung, sondern die Realität. Und wir steigen bis 2022 aus der Kernenergie und bis 2038 aus der heimischen Braunkohle aus.
Katastrophen-Warnungen gab es schon viele. Die Warnung vor der kleinen Eiszeit in den 70- er Jahren, die Warnungen des Club of Rome, dass uns 2000 die Rohstoffe ausgehen, das Ende des deutschen Waldes um 2000. Oft kam es auch ganz anders, als man dachte. Das naheliegendste Szenarium aber wäre zurzeit: die Welt stellt sich bis 2100 langsam um und Deutschland stürzt in zehn Jahren ab, wenn die Infantilisierung der Politik auf dem Niveau von Fridays for Future weiter um sich greift.
Es ist nicht zu erwarten, dass neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu einer Änderung der Politik führen. Zuviel Wohlstandsverluste wurden und werden von den Menschen mit einer Politik der Angst vor der Klimakatastrophe abverlangt, zu viel wurden 100%ige Wahrheiten verkündet, als dass man offen sein könnte für Kurskorrekturen. Und wenn es denn so sein sollte, dass die Notstandssituationen nicht gerechtfertigt waren, die Klimaprognosen in sich zusammenbrechen, weil sich ein Teil der Erwärmung als natürliche Entwicklung herausstellt, und CO2 weniger stark erwärmend wirkt als angenommen, hat nicht nur die Klimawissenschaft, sondern die Politik insgesamt ein schwerwiegendes Glaubwürdigkeitsproblem.
Mehr zu Thema: Vahrenholt/Lüning, Unerwünschte Wahrheiten. Was Sie über den Klimawandel wissen sollten. Langen Müller Verlag, 398 Seiten mit zahlreichen Abbildungen, 25,00 €.
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