Es geht auf das Ende zu – nicht nur bei der Sendung von Markus Lanz, sondern anscheinend auch mit dem Frieden. Jetzt, wo die Sommerpause von Lanz so unmittelbar bevorsteht, geht dem Sender wohl langsam die Luft aus. Also wird ein Thema aufgewärmt, welches immer den emotionalen Triggerpunkt des ÖRR-Publikums trifft: Krieg.
Besonders der anhaltende Ukraine-Krieg rückt die Angst vor einem Weltkrieg in den Mittelpunkt – ein deutsches Phänomen, stellt der Militärhistoriker Sönke Neitzel fest. Denn die anderen Nato-Staaten seien keineswegs so hysterisch wie Deutschland. Es werde vielmehr mit „regionalen Konflikten“ gerechnet, welche „schlimm genug“ wären, aber eben kein Holocaust, Kalter Krieg oder Atomkrieg. Und schon gar kein Argument für Staatsverschuldung.
Auch der Journalist und Russe Andrey Gurkov erklärt, wie es in Russland von Propaganda nur so wimmelt. Heldenepos in Schulbüchern und Filmen seit den 90er Jahren. „Russland ist immer der Sieger“ und „der Sieg rechtfertigt die Opfer“, nennt Gurkov Beispiele. Diesen „Kult“ oder auch das „Religiöse“ daran sei mit Putin in Russland aufgeblüht. Alles unter dem Deckmantel der „Befreiung von Faschismus“ oder Entnazifizierung. Babys werden nach dem Entbinden mit Militärmützen fotografiert und Kinder werden in Uniformen gesteckt – unvorstellbar in Deutschland.
Oder vielleicht auch nicht: Der 27-jährige Ole Nymoen, Autor und Linken-Mitglied, erinnert an einen Tagesschau-Beitrag, in dem genau das der Fall gewesen sein soll. Am Tag der deutschen Bundeswehr seien Kinder mit Waffen und Uniformen gezeigt worden – ohne Einordnung! Ein unvorstellbarer Skandal, findet Nymoen. Um sich aus dem Kriegsdienst herauszuwinden, muss wohl auch die Tagesschau dran glauben. Doch nicht nur „Linke oder Antimilitaristen“ würden darüber nachdenken, sondern auch immer mehr junge Leute.
Lanz fragt skeptisch, woher diese Kriegsmüdigkeit kommt und ob Ole unter keinen Umständen sein Land verteidigen würde. Aber Ole steht fest zu seinem Motto: „Lieber besetzt als tot.“ Mit den Bürgern des deutschen Staates sieht er keine Gemeinschaft und auch keine nationale Identität. Lanz versucht, ihm ein wenig Kampfgeist zu entlocken, aber es ist nichts zu machen. Wenn also nicht einmal diejenigen, die die Deutschlandfahne mit der Regenbogenfahne austauschen, in den Krieg ziehen wollen, wer bleibt dann noch übrig? Da muss die Tagesschau wohl noch ihre Kriegspropaganda ausbauen.